CPY:Kritische Edition des vertonten Textes der Wiener Fassung (Partitur Wien)   Kritische Edition der Libretto-Vorlage Wien 1764 (Vorlage)  
Erster Auftritt
Erster Auftritt
Die Schaubühne ist ein Dorf mit der Aussicht ins Feld.
Die Schaubühne ist ein Dorf mit der Aussicht ins Feld.
Bastienne allein.
Bastienne (allein).
No. 1 Aria
Bastienne
    Mein liebster Freund hat mich verlassen,
    Mein liebster Freund hat mich verlassen,
mit ihm ist Schlaf und Ruh dahin;Variante in den Textwiederholungen:
mit ihm ist Schlaf und Ruh dahin.
mit ihm ist Schlaf und Ruh dahin;
ich weiß vor Leid mich nicht zu fassen,
ich weiß vor Leid mich nicht zu fassen,
der Kummer schwächt mir Aug und Sinn.
der Kummer schwächt mir Aug und Sinn.
Vor Gram und Schmerz
Vor Gram und Schmerz
erstarrt das Herz
erstarrt das Herz
und diese Not
und diese Not
bringt mir den Tod.
bringt mir den Tod.
Recitativo
Du fliehest von mir, Bastien? Du verlässest deine Geliebte? Oh, das ist keine Art. Deine Treue gehöret mir. Ich habe dein Wort; und du vergisst dein Versprechen? Mein Bastien verlässt mich? Ich rufe ihn ohne Unterlass, aber vergebens. So oft ich an ihn denke, muss ich weinen; und ich denke an nichts als an ihn. Der Treulose! Um eines hübschern Gesichtes willen kehrt er mir den Rücken? O Schmerz! Arme Liebe … gute Nacht!
Du fliehest von mir, Bastien? Du verlässest deine Geliebte? Oh, das ist keine Art. Deine Treue gehöret mir. Ich habe dein Wort; und du vergisst dein Versprechen? Mein Bastien verlässt mich? Ich rufe ihn ohne Unterlass, aber vergebens. So oft ich an ihn denke, muss ich weinen; und ich denke an nichts als an ihn. Der Treulose! Um eines hübschern Gesichtes willen kehrt er mir den Rücken? O Schmerz! Arme Liebe … gute Nacht!
No. 2 Aria
(Air: Chaque jour dans la Prairie.)
Bastienne
    Ich gehe itzt auf die Weide,
    Ich geh jetzt auf die Weide,
betaubt und ganz gedankenleer,
betäubt und ganz gedankenleer.
denn ich seh dort zur Freude
Denn ich seh dort zur Freude
nichts als mein Lämmerheer.
nichts als mein Lämmerheer.
Ach! ganz allein
Ach! ganz allein
voller Pein
voller Pein
stets zu sein,
stets zu sein,
ist kein Spaß
ist kein Spaß
im grünen Gras.
im grünen Gras.
    Kehr ich bei dunkeln Schatten
ins Dorf, so wird die Zeit mir lang,
denn ich find keinen Gatten
zum Tanz und zum Gesang.
Ach! ganz allein
voller Pein
stets zu sein,
bringt der Brust
sehr schlechte Lust.
Zweiter Auftritt
Zweiter Auftritt
Bastienne, Colas.
Bastienne, Colas.
(Colas kömmt von einem Hügel und spielet auf dem Dudelsacke.)
(Colas kömmt von einem Hügel und spielet auf dem Dudelsacke.)
No. 4 Aria
(Air: Quand un tendron vient)
Colas
Colas
    Befraget mich ein zartes Kind
    Befraget mich ein zartes Kind
um das zukünft'ge Glücke,
um das zukünft'ge Glücke,
les ich das Schicksal ihm geschwind
les ich das Schicksal ihm geschwind
aus dem verliebten Blicke.
aus dem verliebten Blicke.
Ich seh, dass bloß des Liebsten Gunst
Ich seh, dass bloß des Liebsten Gunst
kann zum Vergnügen taugen;
kann zum Vergnügen taugen;
und so steckt meine Zauberkunst
und so steckt meine Zauberkunst
in zwei entflammten Augen.
in zwei entflammten Augen.
    Lisett schaut Petern seufzend an
    Lisett schaut Petern seufzend an
und klagt, dass ihr was fehlet;
und klagt, dass ihr was fehlet;
er lacht und schweigt, der Tumrian,
er lacht und schweigt, der Tumrian,
errät nicht, was sie quälet.
errät nicht, was sie quälet.
Ich sag ihm gleich: „Du kannst als Mann
Ich sag ihm gleich: „Du kannst als Mann
vom Seufzen sie befreien."
vom Seufzen sie befreien."
Sie dankt; der Handel ist getan
Sie dankt; der Handel ist getan
ohn alle Hexereien.
ohn alle Hexereien.
Recitativo
Bastienne
Bastienne
Guten Morgen, Herr Colas! Wolltest du mir wohl einen Gefallen erweisen?
Guten Morgen, Herr Colas! Wolltest du mir wohl einen Gefallen erweisen?
Colas
Colas
Ja, mit Freuden, mein Herzchen. Lass hören, was verlangst du von mir?
Ja, mit Freuden, mein Herzchen. Lass hören, was verlangst du von mir?
Bastienne
Bastienne
Ich wünsche ein Mittel wider den Verdruss, der mich naget. Du als ein Zauberer kannst mir dasselbe ohnfehlbar erteilen.
Ich wünsche ein Mittel wider den Verdruss, der mich naget. Du als ein Zauberer kannst mir dasselbe ohnfehlbar erteilen.
Colas
Colas
Ja, ganz gewiss. Du hättest dich an keinen Bessern wenden können. O potz Stern! Ich besitze wunderbare Geheimnisse, zwei schönen Augen gutes Glück zu prophezeien.
Ja, ganz gewiss. Du hättest dich an keinen Bessern wenden können. O potz Stern! Ich besitze wunderbare Geheimnisse, zwei schönen Augen gutes Glück zu prophezeien.
Bastienne
Bastienne
Aber, Herr Colas, ich habe kein Geld. Du musst dich schon mit diesen Ohrbuckeln befriedigen, die ich dir schenke. Sie sind von klarem Golde.
Aber, Herr Colas, ich habe kein Geld. Du musst dich schon mit diesen Ohrbuckeln befriedigen, die ich dir schenke. Sie sind von klarem Golde.
Colas
Colas
Geh, meine Tochter, mit deinen Ohrbuckeln.
Geh, meine Tochter, mit deinen Ohrbuckeln.
Bastienne
Bastienne
Wie? du willst sie verschmähen?
Wie? du willst sie verschmähen?
Colas
Colas
Bei einem so hübschen Kinde, wie du bist, nehme ich mit ein paar Busserln fürlieb.
Bei einem so hübschen Kinde, wie du bist, nehme ich mit ein paar Busserln fürlieb.
(Er will sie umarmen.)
(Er will sie umarmen.)
Bastienne
Bastienne
Nicht, nicht, Herr Colas! Alle meine Busserl sind für den Bastien aufgehoben. Sei so gut und erlaube, dass ich von meiner Heurat mit dir rede. Was ratest du mir? Soll ich sterben?
Nicht, nicht, Herr Colas! Alle meine Busserl sind für den Bastien aufgehoben. Sei so gut und erlaube, dass ich von meiner Heurat mit dir rede. Was ratest du mir? Soll ich sterben?
Colas
Colas
Sterben, so jung? Ei beileibe nicht; das wäre ewig schade.
Sterben, so jung? Ei beileibe nicht; das wäre ewig schade.
Bastienne
Bastienne
Aber alle Leute sagen, dass mich Bastien verlassen hat.
Aber alle Leute sagen, dass mich Bastien verlassen hat.
Colas
Colas
Ei, mach dir deswegen keinen Kummer.
Ei, mach dir deswegen keinen Kummer.
Bastienne
Bastienne
Sollte es möglich sein? O Glück! So hält er mich noch für schön?
Sollte es möglich sein? O Glück! So hält er mich noch für schön?
Colas
Colas
Er liebt dich vom Grunde der Seele.
Er liebt dich vom Grunde der Seele.
Bastienne
Bastienne
Und doch ist er mir ungetreu?
Und doch ist er mir ungetreu?
Colas
Colas
Dein Bastien ist nur ein wenig flatterhaft. Sei ohne Sorgen, mein liebes Kind! Deine Schönheit hält ihn fest.
Dein Bastien ist nur ein wenig flatterhaft. Sei ohne Sorgen, mein liebes Kind! Deine Schönheit hält ihn fest.
Bastienne
Bastienne
Aber wenn er einmal mein Mann werden sollte? Oh, zum Geier, so will ich mit keiner andern teilen, weißt du das?
Aber wenn er einmal mein Mann werden sollte? Oh, zum Geier, so will ich mit keiner andern teilen, weißt du das?
Colas
Colas
Sei ruhig! Dein geliebter Gegenstand ist gar nicht ungetreu. Er liebt nur den Aufputz.
Sei ruhig! Dein geliebter Gegenstand ist gar nicht ungetreu. Er liebt nur den Aufputz.
Bastienne
Bastienne
Den Aufputz? Hat ihn wohl jemand besser ausstaffieret als ich?
Den Aufputz? Hat ihn wohl jemand besser ausstaffieret als ich?
No. 5 Aria
(Air: Autrefois à sa Maitresse)
Bastienne
    Wenn mein Bastien im Scherze
    Wenn mein Bastien im Scherze
mir ein Blümchen sonst entwand,
mir ein Blümchen sonst entwand,
drang mir selbst die Lust durchs Herze,
drang mir selbst die Lust durchs Herze,
die er bei dem Raub empfand.
die er bei dem Raub empfand.
Warum wird er von Geschenken
Warum wird er von Geschenken
einer andern itzt geblendt?
einer andern jetzt geblendt?
Alles, was nur zu erdenken,
Alles, was nur zu erdenken,
ward ihm ja von mir gegönnt.
ward ihm ja von mir gegönnt.
MeiereienHier "Landgüter". Der Meier war der oberste Verwalter einer Gutswirtschaft. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 12, Leipzig 1885, Sp. 1904f. (Art. "MEIEREI")., Feld und Herden
MeiereienHier "Landgüter". Der Meier war der oberste Verwalter einer Gutswirtschaft. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 12, Leipzig 1885, Sp. 1904f. (Art. "MEIEREI")., Feld und Herden
bot ich ihm mit Freuden an;
bot ich ihm mit Freuden an;
itzt soll ich verachtet werden,Variante in den Textwiederholungen:
soll ich nun verachtet werden,
jetzt soll ich verachtet werden,
da ich ihm so viel getan?
da ich ihm so viel getan?
    Hat jemals am Kirchweihfeste
    Hat jemals am Kirchweihfeste
jemand so wie er gestutzt?
jemand so wie er gestutzt?
Sein Hut ward von mir aufs Beste
Sein Hut ward von mir aufs Beste
mit viel Maschen aufgeputzt.
mit viel Maschen aufgeputzt.
Nie wird mich die Mühe reuen,
Nie wird mich die Mühe reuen,
denn ich bin noch jetzt ihm hold.
denn ich bin noch jetzt ihm hold.
Seine Flöten und Schalmeien
Seine Flöten und Schalmeien
zierten Bänder voller Gold.
zierten Bänder voller Gold.
Ja, den Falschen recht zu schmücken,
Ja, den Falschen recht zu schmücken,
ward mein Mieder nicht geschont;
ward mein Mieder nicht geschont;
und jetzt darf er mich berücken,
und jetzt darf er mich berücken,
da ich ihn so wohl belohnt?
da ich ihn so wohl belohnt?
Revitativo
Colas
Colas
Oh, die Edelfrau vom Schlosse weiß ihn noch besser zu verpflichten. Um ihn an sich zu ziehen, erwidert sie seine Höflichkeiten mit den köstlichsten Geschenken. Kann es uns wohl an Liebhabern fehlen, wenn man die Gewogenheiten bezahlt?
Oh, die Edelfrau vom Schlosse weiß ihn noch besser zu verpflichten. Um ihn an sich zu ziehen, erwidert sie seine Höflichkeiten mit den köstlichsten Geschenken. Kann es uns wohl an Liebhabern fehlen, wenn man die Gewogenheiten bezahlt?
Bastienne
No. 6 Aria
(Air: Si je voulois être un tantot coquette)
Bastienne
    Würd ich auch, wie manche Buhlerinnen,
    Würd ich auch wie manche Buhlerinnen
fremder Schmeicheleien niemals satt,
fremder Schmeicheleien niemals satt,
wollt ich mir ganz leicht das Herz gewinnen
wollt ich mir ganz leicht das Herz gewinnen
von den schönsten Herren aus der Stadt.
von den schönsten Herren aus der Stadt.
Doch nur Bastien reizt meine Triebe
Doch nur Bastien reizt meine Triebe
und mit Liebe
und mit Liebe
wird ein andrer nie belohnt.
wird ein andrer nie belohnt.
„Geht! geht! geht!“, sag ich, „geht! und lernt von meiner Jugend,
„Geht!“, sag ich, „und lernt von meiner Jugend,
dass die Tugend
dass die Tugend
auch in Schäferhütten wohnt.“
noch in Schäferhütten wohnt.“
    Gegen Abend, nächst, ging bei dem Holze
    Gegen Abend, nächst, ging bei dem Holze
ein vornehmer Junker auf mich los
ein vornehmer Junker auf mich los
und verhieß, mit größtem PrachtNoch bis Ende des 18. Jhdts. finden sich Belege für maskulines "Pracht"; das feminine Genus war aber schon längst vorherrschend. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 13, Leipzig 1889, Sp. 2042f. (Art. "PRACHT"). und Stolze
und verhieß, mit größtem PrachtNoch bis Ende des 18. Jhdts. finden sich Belege für maskulines "Pracht"; das feminine Genus war aber schon längst vorherrschend. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 13, Leipzig 1889, Sp. 2042f. (Art. "PRACHT"). und Stolze
mich sogleich zu führen in sein Schloss.
mich sogleich zu führen in sein Schloss.
Er versprach mir Gold und viele Taler,
Er versprach mir Gold und viele Taler,
doch dem Prahler
doch dem Prahler
ward sein Wünschen schlecht belohnt.
ward sein Wünschen schlecht belohnt.
„Geht!“, sagt ich, „und lernt von meiner Jugend,
„Geht!“, sagt ich, „und lernt von meiner Jugend,
dass die Tugend
dass die Tugend
noch in Schäferhütten wohnt.“
noch in Schäferhütten wohnt.“
    „Schönstes Kind, Ihr seid recht zum Charmieren!“,
    „Schönstes Kind, Ihr seid recht zum Charmieren!“,
schwur mir ein geschmückter Herzensdieb,
schwur mir ein geschmückter Herzensdieb,
„Kommt mit mir! Ihr sollt mein Haus regieren,
„Kommt mit mir! Ihr sollt mein Haus regieren,
ich hab Euch mehr als mich selbstens lieb.“
ich hab Euch mehr als mich selbstens lieb.“
Aber ich erkannte gleich den Schmeichler
Aber ich erkannte gleich den Schmeichler
und dem Heuchler
und dem Heuchler
ward sein Hoffen nicht belohnt.
ward sein Hoffen nicht belohnt.
„Geht!“, sagt ich, „und lernt von meiner Jugend,
„Geht!“, sagt ich, „und lernt von meiner Jugend,
dass die Tugend
dass die Tugend
noch in Schäferhütten wohnt.“
noch in Schäferhütten wohnt.“
Recitativo
Colas
Colas
Gib dich zufrieden! Ich bin Bürge für deinen Wetterhahn. Er wird zurückekehren, ich stehe dir dafür. Aber du musst dir eine andre Art angewöhnen. Du musst ein wenig arglistig, spaßhaft und leichtsinnig werden. Ein Liebhaber wird zur Beständigkeit nicht leichter als durch Scherz und Fopperei gebracht.
Gib dich zufrieden! Ich bin Bürge für deinen Wetterhahn. Er wird zurückekehren, ich stehe dir dafür. Aber du musst dir eine andre Art angewöhnen. Du musst ein wenig arglistig, spaßhaft und leichtsinnig werden. Ein Liebhaber wird zur Beständigkeit nicht leichter als durch Scherz und Fopperei gebracht.
Bastienne
Bastienne
Das wird schwer halten. Wenn ich ihn sehe, verliere ich gleich Sprache und Stimme. Ich schau nur, ob meine Ärmel weiß sind, ob das Krösel recht in die Falten gelegt und das Mieder gerad eingeschnüret ist, ob mein Rock sich wohl ausbreitet und ob Schuh und Strümpfe sauber sind.
Das wird schwer halten. Wenn ich ihn sehe, verliere ich gleich Sprache und Stimme. Ich schau nur, ob meine Ärmel weiß sind, ob das Krösel recht in die Falten gelegt und das Mieder gerad eingeschnüret ist, ob mein Rock sich wohl ausbreitet und ob Schuh und Strümpfe sauber sind.
Colas
Colas
Das taugt nichts, mein Kind. Einen Unbeständigen zurechte zu bringen, muss man selbst ein wenig flatterhaft scheinen. Man muss sich stellen, vor dem Liebsten zu fliehen, wenn man sich gleich herzlich nach ihm sehnt. Schau, das ist die rechte Art; so machen es die Damen in der Stadt.
Das taugt nichts, mein Kind. Einen Unbeständigen zurechte zu bringen, muss man selbst ein wenig flatterhaft scheinen. Man muss sich stellen, vor dem Liebsten zu fliehen, wenn man sich gleich herzlich nach ihm sehnt. Schau, das ist die rechte Art; so machen es die Damen in der Stadt.
No. 7 Duetto
(Bastienne und Colas)
Colas
    Auf den Rat, den ich gegeben,
    Auf den Rat, den ich gegeben,
sei, mein Kind, mit Fleiß bedacht.
sei, mein Kind, mit Fleiß bedacht.
Bastienne
Bastienne
Ja, ich werde mich bestreben,
Ja, ich werde mich bestreben,
dass man ihn zu Nutzen macht.
dass man ihn zu Nutzen macht.
Colas
Colas
Wirst du mir auch dankbar leben?
Wirst du mir auch dankbar leben?
Bastienne
Bastienne
Ja, mein Herr, bei Tag und Nacht.
Ja, mein Herr, bei Tag und Nacht.
Colas
Colas
O die Unschuld! Dir zum Glücke
(O die Unschuld!) Dir zum Glücke
meide itzt die finstern Blicke!
meide jetzt die finstern Blicke!
Nimm ein muntres Wesen an!Variante in den Textwiederholungen:
Nimm ein muntres Wesen an.
Nimm ein muntres Wesen an!
Bastienne
Bastienne
Gut, ich tu, so viel ich kann.
Gut, ich tu, so viel ich kann.
Dritter Auftritt
Dritter Auftritt
Colas (allein).
Colas (allein).
Dialog
Dieses Liebhaber-Paar ist wahrlich ein rechtes Wunderwerk. Dergleichen Unschuld wird man schwerlich anderswo als auf dem Lande finden. In der Stadt ist man schon im WeisbändelBand, an dem Kinder geführt wurden. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 28, Leipzig 1955, Sp. 1011 (Art. "WEISBAND"). witziger und die Tochter weiß oft mehr als die Mutter. Doch da kömmt unser Liebhaber, dieser angenehme Gegenstand, welchen man den Junkern vorziehet. Ihr eingebildeten Herzensbezwinger! Ihr gespreizten Jungfernknechte! das ist eine treffliche Lektion für euch. Eure Schönen laufen den Bauern nach, da man euch, gnädige Herren, kaum über die Achsel anschauet.
Dieses Liebhaber-Paar ist wahrlich ein rechtes Wunderwerk. Dergleichen Unschuld wird man schwerlich anderswo als auf dem Lande finden. In der Stadt ist man schon im WeisbändelBand, an dem Kinder geführt wurden. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 28, Leipzig 1955, Sp. 1011 (Art. "WEISBAND"). witziger und die Tochter weiß oft mehr als die Mutter. Doch da kömmt unser Liebhaber, dieser angenehme Gegenstand, welchen man den Junkern vorziehet. Ihr eingebildeten Herzensbezwinger! Ihr gespreizten Jungfernknechte! das ist eine treffliche Lektion für euch. Eure Schönen laufen den Bauern nach, da man euch, gnädige Herren, kaum über die Achsel anschauet.
Vierter Auftritt
Vierter Auftritt
Colas, Bastien.
Colas, Bastien.
Bastien
No. 8 Aria
(Air de m'avoir instruit de mon bien.)
Bastien
    Großen Dank dir abzustatten,
    Großen Dank dir abzustatten,
Herr Colas, ist meine Pflicht;
Herr Colas, ist meine Pflicht;
du zerteilst des Zweifels Schatten
du zerteilst des Zweifels Schatten
durch den weisen Unterricht.
durch den weisen Unterricht.
Ja, ich wähle die zum Gatten,
Ja, ich wähle die zum Gatten,
die des Lebens Glück verspricht.
die des Lebens Glück verspricht.
In den angebotnen Schätzen
In den angebotnen Schätzen
ist für mich kein wahr Ergötzen;
ist für mich kein wahr Ergetzen;
Bastiennes Lieblichkeit
Bastiennens Lieblichkeit
macht mich mehr als Gold erfreut.
macht mich mehr als Gold erfreut.
Dialog
Colas
Colas
Es freuet mich, dass du endlich zu dir selber kommst; dass du der leeren Schmeicheleien satt bist und mein Zureden einmal stattfinden lässest"stattfinden lassen" bedeutet hier "erhören". Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 17, Leipzig 1919, Sp. 986 (Art. "STATT").. Doch du folgest meinem Rate zu spät; das Weinlesen ist schon vorbei.
Es freuet mich, dass du endlich zu dir selber kommst; dass du der leeren Schmeicheleien satt bist und mein Zureden einmal stattfinden lässest"stattfinden lassen" bedeutet hier "erhören". Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 17, Leipzig 1919, Sp. 986 (Art. "STATT").. Doch du folgest meinem Rate zu spät; das Weinlesen ist schon vorbei.
Bastien
Bastien
Wie? das Weinlesen ist vorbei? Was will das sagen?
Wie? das Weinlesen ist vorbei? Was will das sagen?
Colas
Colas
Man hat dir den Abschied gegeben.
Man hat dir den Abschied gegeben.
Bastien
Bastien
Geh! du hast Lust, mich zu foppen. Meine Bastienne sollte mir ihr kleines liebes Herz entziehen? Nein, dazu ist sie zu zärtlich. Sie gibt es gewiss keinem andern.
Geh! du hast Lust, mich zu foppen. Meine Bastienne sollte mir ihr kleines liebes Herz entziehen? Nein, dazu ist sie zu zärtlich. Sie gibt es gewiss keinem andern.
Colas
Colas
Wenn sie es nicht gibt, so lässt sie sich's doch nehmen.
Wenn sie es nicht gibt, so lässt sie sich's doch nehmen.
Bastien
No. 9 Aria
(Air: bon, bon, vous me contes une fable.)
Bastien
    Geh! du sagst mir ein Fabel;
    Geh! du sagst mir eine Fabel;
Bastienne trieget nicht.
Bastienne trieget nicht.
Nein, sie ist kein falscher Schnabel,
Nein, sie ist kein falscher Schnabel,
welcher anders denkt als spricht.
welcher anders denkt als spricht.
Wenn mein Mund sie herzig nennet,
Wenn mein Mund sie herzig nennet,
hält sie mich gewiss für schön,
hält sie mich gewiss für schön,
und wenn sie vor Liebe brennet,
und wenn sie vor Liebe brennet,
muss die Glut von mir entstehn.
muss die Glut von mir entstehn.
    Ihre Gunst mir zu entdecken,
spart sie keine Neckerei,
schlieft bald hinter Zaun und Hecken,
schreckt mich dann durch ihr Geschrei;
oder wirft mit kleinen Steinen
oder stößt mich in den Teich
oder zwickt mich bei den Beinen.
Sag! ist das kein Liebesstreich?
    Wenn wir manchmal Plumpsack spielen,
klopft sie keinen so wie mich.
Bald muss ich Haarrüpfel fühlen,
bald trifft mich ein Nadelstich;
bald stiehlt sie mir Kramp und Hacke,
bald erwischt sie mich beim Ohr.
Leucht aus so viel Schabernacke
nicht die helle Liebe vor?
Dialog
Colas
Colas
Das kann sein; aber genug, dass deine Geliebte einen andern Anbeter hat. Er ist höflich, artig, reich und liebenswürdig.
Das kann sein; aber genug, dass deine Geliebte einen andern Anbeter hat. Er ist höflich, artig, reich und liebenswürdig.
Bastien
Bastien
Ei der Henker! Wie sollte das zugegangen sein? Und woher weißt du das?
Ei der Henker! Wie sollte das zugegangen sein? Und woher weißt du das?
Colas
Colas
Aus meiner Kunst.
Aus meiner Kunst.
Bastien
Bastien
Aus deiner Kunst?
Aus deiner Kunst?
Colas
Colas
Freilich.
Freilich.
Bastien
Bastien
Soll ich es glauben? Ist das wahr?
Soll ich es glauben? Ist das wahr?
Colas
Colas
Leider! es ist nur allzu wahr. Armer Nachbar! du wirst es schon erfahren.
Leider! es ist nur allzu wahr. Armer Nachbar! du wirst es schon erfahren.
Bastien
Bastien
O potztausend! wie bin ich so unglücklich!
O potztausend! wie bin ich so unglücklich!
Colas
Colas
Da siehest du, dass es nicht allezeit gut ist, ein schöner Knabe zu sein. Man will Liebsten und Reichtümer, alles im Überflusse haben; und ein einziger guter Tag ziehet oft hundert böse nach sich.
Da siehest du, dass es nicht allezeit gut ist, ein schöner Knabe zu sein. Man will Liebsten und Reichtümer, alles im Überflusse haben; und ein einziger guter Tag ziehet oft hundert böse nach sich.
Bastien
Bastien
[502.Der Zufall ist schrecklich für mich. Ich bin CU533darüber aus mir selbst – – Liebster Herr Colas! weißt du kein Geheimnis, meine geliebte Bastienne wiederzubekommen?
Der Zufall ist schrecklich für mich. Ich bin darüber aus mir selbst – – Liebster Herr Colas! weißt du kein Geheimnis, meine geliebte Bastienne wiederzubekommen?
Colas
Colas
Arme Kinder! ihr dauert mich. Ich sehe nichts lieber, als wenn die Leute gut miteinander verstanden sind. Warte einen Augenblick! Ich will mich in meinem Zauberbuche nach deinem Schicksale erkundigen.
Arme Kinder! ihr dauert mich. Ich sehe nichts lieber, als wenn die Leute gut miteinander verstanden sind. Warte einen Augenblick! Ich will mich in meinem Zauberbuche nach deinem Schicksale erkundigen.
(Er ziehet aus seinem Schnappsacke ein Buch hervor und machet im währenden Lesen allerhand Gaukeleien, worüber Bastien in Furcht gerät.)
(Er ziehet aus seinem Schnappsacke ein Buch hervor und machet im währenden Lesen allerhand Gaukeleien, worüber Bastien in Furcht gerät.)
No. 10 Aria
Colas
    Diggi, daggi,
    Tätzel, Brätzel,
schuri, muri,
Schober, Kober,
horum, harum,
Indig, Windig,
lirum, larum,
Kuffer, Puffer,
Raudi, Maudi,
Firfar, Kirkar!
giri! gari! pohito
Hosper, Hiper, ho, hi, to!
besti! basti! Saronfroh
Mirlar Bistan li, la, lo!
Fatto matto quid pro quo.
Darlar Bußlan quid pro quo.
Dialog
Bastien
Bastien
(furchtsam)
(furchtsam)
Ist die Hexerei zu Ende?
Ist die Hexerei zu Ende?
Colas
Colas
Ja, tritt nur näher! Tröste dich! Du wirst deine Schäferin wiedersehen.
Ja, tritt nur näher! Tröste dich! Du wirst deine Schäferin wiedersehen.
Bastien
Bastien
Aber darf ich sie auch anrühren?
Aber darf ich sie auch anrühren?
Colas
Colas
Ohne Zweifel, wenn du kein Hackstock bist. Geh! und nimm dein wahres Glück besser in Acht als bisher.
Ohne Zweifel, wenn du kein Hackstock bist. Geh! und nimm dein wahres Glück besser in Acht als bisher.
Fünfter Auftritt
Fünfter Auftritt
Bastien (allein).
Bastien (allein).
No. 11 Aria
(Air: Je vais donc, de ma Brunette.)
Bastien
    Meiner Liebste schöne Wangen
    „Meiner Liebste schöne Wangen
will ich froh aufs Neue sehn:
„will ich froh aufs Neue sehn;
Bloß ihr Reiz stillt mein Verlangen,
„bloß ihr Reiz stillt mein Verlangen,
Gold kann ich um sie verschmähn.
„Gold kann ich um sie verschmähn.
Weg mit Hoheit! weg mit Schätzen!
„Weg mit Hoheit! weg mit Schätzen!
Eure Pracht wirkt nicht bei mir;
„Eure Pracht wirkt nichts bei mir;
nur mein Mädchen kann ergötzen,
„nur mein Mädchen kann ergötzen,
hundertmal noch mehr als ihr.
„hundertmal noch mehr als ihr.
    „Wuchrer, die bei stolzen Trieben
„bloß das Seltne sonst entzückt,
„würden ihre Unschuld lieben,
„schätzten sich durch sie beglückt.
„Doch umsonst! Hier sind die Grenzen,
„sie ist nur für mich gemacht;
„und mit kalten Reverenzen
„wird der Reichtum hier verlacht.
Sechster Auftritt
Sechster Auftritt
Bastien, Bastienne.
Bastien, Bastienne.
Dialog
Bastien
Bastien
Da ist sie … Soll ich ihre Blicke fliehen? … Nein, wenn ich davonlaufe, verliere ich sie ganz und gar.
Da ist sie … Soll ich ihre Blicke fliehen? … Nein, wenn ich davonlaufe, verliere ich sie ganz und gar.
Bastienne
Bastienne
Der Undankbare! Er hat mich gesehen. Ach! wie klopft mir das Herz.
Der Undankbare! Er hat mich gesehen. Ach! wie klopft mir das Herz.
Bastien
Bastien
Potztausend! ich weiß nicht, was ich tun oder lassen soll.
Potztausend! ich weiß nicht, was ich tun oder lassen soll.
Bastienne
Bastienne
O weh! ohne dran zu denken, komme ich ihm auf den Hals."auf den Hals kommen" bedeutet hier "jemandem begegnen und den Angetroffenen(!) dabei negativ überaschen". Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 10, Leipzig 1877, Sp. 251 (Art. "HALS").
O weh! ohne dran zu denken, komme ich ihm auf den Hals."auf den Hals kommen" bedeutet hier "jemandem begegnen und den Angetroffenen(!) dabei negativ überaschen". Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 10, Leipzig 1877, Sp. 251 (Art. "HALS").
Bastien
Bastien
Es sei gewagt. Ich will frei mit ihr reden … Sieh da, bist du zugegen? Schau, ich bin auch da … Aber wie? Warum so beduft? Was fehlt dir? Was machst du für Gesichter?
Es sei gewagt. Ich will frei mit ihr reden … Sieh da, bist du zugegen? Schau, ich bin auch da … Aber wie? Warum so beduft? Was fehlt dir? Was machst du für Gesichter?
Bastienne
Bastienne
Wer bist du? Geh! ich kenne dich nicht.
Wer bist du? Geh! ich kenne dich nicht.
Bastien
Bastien
Was sagst du! Ach, Bastienne, betrachte mich doch! Kennest du denn deinen Bastien nicht mehr?
Was sagst du! Ach, Bastienne, betrachte mich doch! Kennest du denn deinen Bastien nicht mehr?
Bastienne
Bastienne
Du wärest mein Bastien? O nein, der bist du nimmer.
Du wärest mein Bastien? O nein, der bist du nimmer.
No. 12 Aria
Bastienne
    Er war mir sonst treu und ergeben,
    „Er war mir sonst treu und ergeben,
mich liebte Bastien allein;
„mich liebte Bastien allein;
mein Herze nur war sein Bestreben,
„mein Herz war einzig sein Bestreben,
nur ich, sonst niemand, nahm ihn ein.
„nur ich, sonst nahm ihn niemand ein.
Das schönste Bild gefiel ihm nicht,
„Das schönste Bild entzückt' ihn nicht,
auf mich nur ward sein Blick gericht;
„sein Blick war bloß auf mich gericht.
ich konnt vor andern allenVariante in den Textwiederholungen:
ich könnt vor andern allen
„Ich konnt vor andern allen
ihn reizen, ihm gefallen.
„ihn reizen, ihm gefallen.
Auch Damen wurden nicht geschätzt,
„Auch Damen wurden nicht geschätzt,
die oft sein Blick in Glut gesetzt;
„die oft sein Blick in Glut gesetzt;
wenn sie Geschenke gaben,
„wenn sie Geschenke gaben,
musst ich dieselben haben.
„so musst ich solche haben.
Mich liebte er, nur mich allein,
„Mich liebte Bastien allein,
doch nun will er sich andern weihn.
„doch nun will er sich andern weihn.
Vergebens ist itzt meine Liebe;
„Vergebens ist jetzt meine Liebe;
mein Liebster, der sich mir entreißt,
„mein Liebster, der sich mir entreißt,
verbittert die sonst süßen Triebe
„verbittert die sonst süßen Triebe
und wird ein Flattergeist.
„und wird ein Flattergeist.
Dialog
Bastien
Bastien
Oh, ich sehe schon, was dich verdrießt. Du glaubest, ich habe mich verändert; allein du irrest. Es war ein kleiner Hexenschuss von einem gewissen Poltergeiste; aber der wackere Colas hat ihn schon vertrieben.
Oh, ich sehe schon, was dich verdrießt. Du glaubest, ich habe mich verändert; allein du irrest. Es war ein kleiner Hexenschuss von einem gewissen Poltergeiste; aber der wackere Colas hat ihn schon vertrieben.
Bastienne
Bastienne
Leere Entschuldigung! Wenn du verhext warest, so bin ich verzaubert; und bei mir ist alle Kunst des guten Colas vergebens. Ja, Bastien, für ein Übel wie das meinige ist gar kein Mittel.
Leere Entschuldigung! Wenn du verhext warest, so bin ich verzaubert; und bei mir ist alle Kunst des guten Colas vergebens. Ja, Bastien, für ein Übel wie das meinige ist gar kein Mittel.
Bastien
Bastien
Heurate! Der Ehestand heilet alle Zaubereien. Das beste Mittel ist ein Mann.
Heurate! Der Ehestand heilet alle Zaubereien. Das beste Mittel ist ein Mann.
Bastienne
Bastienne
Ein trefflicher Rat! Der Ehestand für sich selbst macht schon lauter Sorgen. Kömmt vollends ein treuloser Mann dazu, so werden Not und Kummer unerträglich. Und das sollte ein Heilungsmittel sein? O pfui!
Ein trefflicher Rat! Der Ehestand für sich selbst macht schon lauter Sorgen. Kömmt vollends ein treuloser Mann dazu, so werden Not und Kummer unerträglich. Und das sollte ein Heilungsmittel sein? O pfui!
Bastien
Bastien
Gut; weil du so eigensinnig bist, so tue, was du willst.
Gut; weil du so eigensinnig bist, so tue, was du willst.
No. 13 Aria
1a
Bastien
    Geh hin!
    „Geh hin!
geh hin! Dein Trotz soll mich nicht schrecken;
Dein Trotz soll mich nicht schrecken;
ich lauf aufs Schloss, das schwör ich dir,
„ich lauf aufs Schloss, das schwör ich dir,
und will der Edelfrau entdecken,
„und will der Edelfrau entdecken,
mein Herz gehöre gänz'glich ihr.Variante in den Textwiederholungen:
mein Herz gehöre gänzlich ihr.
„mein Herz gehöre gänzlich ihr.
Lässt sie wie sonst sich zärtlich finden,
„Lässt sie wie sonst sich zärtlich finden,
will ich mich gleich mit ihr verbinden.
„will ich mich gleich mit ihr verbinden.
2a
Bastienne
Bastienne
    Ich will,
    „Ich will
ich will mich in die Stadt begeben,
mich in die Stadt begeben,
Anbeter treff ich da leicht an;
„Anbeter treff ich da leicht an;
wie eine Dam will ich dort leben,
„wie eine Dam will ich dort leben,
die hundert Herren fesslen kann.
„die hundert Herren fesseln kann.
Und kann ich einen schönen finden,
„Und kann ich einen schönen finden,
will ich mich gleich mit ihm verbinden.
„will ich mich gleich mit ihm verbinden.
1a
Bastien
Bastien
    Ich
    Ich
werd in Gold und Silber prahlen;
werd in Gold und Silber prahlen;
und eine Liebste voller Pracht
und eine Liebste voller Pracht
wird die Gewogenheit bezahlen,
wird die Gewogenheit bezahlen,
wodurch mein Blick sie glücklich macht.
wodurch mein Blick sie glücklich macht.
Mir ihre Schätze zu verbinden,
Mir ihre Schätze zu verbinden,
soll sie mich gar nicht spröde finden.
soll sie mich gar nicht spröde finden.
2b
Bastienne
Bastienne
    Den
    Den
Schönen sind die Kostbarkeiten
Schönen sind die Kostbarkeiten
in Städten zu erwerben leicht;
in Städten zu erwerben leicht;
es braucht, um selbe zu erbeuten,
es braucht, um selbe zu erbeuten,
nichts als dass man sich freundlich neigt.
nichts als dass man sich freundlich neigt.
Mir reiche Herren zu verbinden,
Mir reiche Herren zu verbinden,
soll man mich stets sehr höflich finden.
soll man mich stets sehr höflich finden.
Dialog
(Beide tun, als wollten sie fortgehen, kommen aber immer zurück.)
(Beide tun, als wollten sie fortgehen, kommen aber immer zurück.)
Bastienne
Bastienne
Siehe da! bist du noch hier? Ich dachte, du wärest schon über alle Berge.
Siehe da! bist du noch hier? Ich dachte, du wärest schon über alle Berge.
Bastien
Bastien
Ich bin eben im Begriffe, meinen Abmarsch zu nehmen.
Ich bin eben im Begriffe, meinen Abmarsch zu nehmen.
Bastienne
Bastienne
Vermutlich kostet es dir wenig Mühe, mich zu fliehen, Treuloser!
Vermutlich kostet es dir wenig Mühe, mich zu fliehen, Treuloser!
Bastien
Bastien
Vermutlich bist du sehr vergnügt, dass ich gefasst bin, fortzugehen?
Vermutlich bist du sehr vergnügt, dass ich gefasst bin, fortzugehen?
Bastienne
Bastienne
Allerdings, mein Herr! sie können nach ihrem Belieben handeln.
Allerdings, mein Herr! sie können nach ihrem Belieben handeln.
Bastien
Bastien
Ist das dein Ernst? … Geh! sag! Soll ich ich bleiben?
Ist das dein Ernst? … Geh! sag! Soll ich ich bleiben?
Bastienne
Bastienne
Ja … Nein, nein.
Ja … Nein, nein.
Dialog
Bastien
Bastien
Dein Trotz vermehrt sich durch mein Leiden?
Dein Trotz vermehrt sich durch mein Leiden?
Wohlan! den Augenblick
Wohlan! den Augenblick
hol ich, zu deinen Freuden,
hol ich, zu deinen Freuden,
mir Messer, Dolch und Strick …Variante in den Textwiederholungen:
ja, mir Messer, Dolch und Strick …
mir Messer, Dolch und Strick …
Bastienne
Bastienne
Viel Glück!
Viel Glück!
Bastien
Bastien
Ich geh mich zu erhenken.
Ich geh mich zu erhenken
Bastienne
Viel Glück.
Viel Glück.
Bastien
Ich lauf ohn alle Gnad,
Ich lauf, ohn alle Gnad,
im Bach mich zu ertränken.
zum Bach mich zu ertränken …
Bastienne
Bastienne
Viel Glück, viel Glück zum kalten Bad!
Viel Glück zum kalten Bad!
Dialog
Bastien
Bastien
(für sich)
(für sich)
Und sollte ich wohl ein solcher Narr sein, mich ins Wasser zu sürzen?
Und sollte ich wohl ein solcher Narr sein, mich ins Wasser zu sürzen?
Bastienne
Bastienne
Was ist's? Was hält dich denn auf?
Was ist's? Was hält dich denn auf?
Bastien
Bastien
Nichts. Ich überlege nur, dass ich ein schlechter Schwimmer bin; und dann, dass ich vor meinem Ende noch mit dir reden muss.
Nichts. Ich überlege nur, dass ich ein schlechter Schwimmer bin; und dann, dass ich vor meinem Ende noch mit dir reden muss.
Bastienne
Bastienne
Mit mir reden? Nein, ich höre dich nicht mehr.
Mit mir reden? Nein, ich höre dich nicht mehr.
No. 15 Duetto
(Air: Non infidele, cours à ta belle.)
Bastienne
    Geh! geh! geh, Herz von FlandernHistorische Landschaft im äußersten Nordosten Frankreichs. Reimt wie hier häufig mit "andern" und verweist auf Treulosigkeit und Flatterhaftigkeit. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 3, Leipzig 1962, Sp. 1722 (Art. "FLANDERN").!
    Geh, Herz von FlandernHistorische Landschaft Belgiens. Reimt wie hier häufig mit "andern" und verweist auf Treulosigkeit und Flatterhaftigkeit. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 3, Leipzig 1962, Sp. 1722 (Art. "FLANDERN").!
Such nur bei andern
Such nur bei andern
zärtlich verliebt Gehör!
zärtlich verliebt Gehör!
Denn dich lieb ich nicht mehr.
Denn dich lieb ich nicht mehr.
Bastien
Bastien
Wohl, ich will sterben;
Wohl, ich will sterben;
denn zum Verderben
denn zum Verderben
zeugt mir dein Hass die Spur:
zeigt mir dein Hass die Spur:
Drum lass ich Dorf und Flur.
Drum lass ich Dorf und Flur.
Bastienne
Bastienne
Falscher! du fliehest?
Falscher! du fliehest?
Bastien
Bastien
Ja, wie du siehest.
Ja, wie du siehest.
Weil dich ein andrer nimmt,
Weil dich ein andrer nimmt,
ist schon mein Tod bestimmt.
ist schon mein Tod bestimmt.
Ich bin mir selbst zur Qual,
Ich bin mir selbst zur Qual,
kein Knecht von dem Rival.
kein Knecht von dem Rival.
Bastienne
Bastienne
Bastien! Bastien!
Bastien! Bastien!
Bastien
Bastien
Wie? du rufst mich?
Wie? rufst du mich?
Bastienne
Bastienne
Du irrest dich.
Du irrest dich.
In deinem Blick
In deinem Blick
wird nun mein Glück
wird nun mein Glück
nicht mehr gefunden.
nicht mehr gefunden.
Bastien
Bastien
Wo ist die süße Zeit,
Wo ist die süße Zeit,
da dich mein Scherz erfreut?
da dich mein Scherz erfreut?
Beide
Beide
Sie ist anjetzt verschwunden.
Sie ist anjetzt verschwunden.
Geh! geh! geh, falsche Seele!
Geh! falsche Seele!
Fort! ich erwähle
Fort! ich erwähle
für meine zarte Hand
für meine zarte Hand
ein anders Eheband.
ein andres Eheband.
Wechsel im Lieben
Wechsel im Lieben
tilgt das Betrüben
tilgt das Betrüben
und reizet, wie man sieht,
und reizet, wie man sieht,
zur Lust den Appetit.
zur Lust den Appetit.
Bastien
Bastien
Doch wenn du wolltest …
Doch wenn du wolltest …
Bastienne
Bastienne
Doch wenn du solltest …
Doch wenn du solltest …
Bastien
Bastien.
Schatz mich noch nennen …
Schatz mich noch nennen …
Bastienne
Bastienne
dies Herz erkennen …
dies Herz erkennen …
Beide
Beide
wär meine Zärtlichkeit
wär meine Zärtlichkeit
aufs Neue dir geweiht.
aufs Neue dir geweiht.
Bastien
Bastien
Ich bliebe dein allein.
Ich bliebe dein allein.
Bastienne
Bastienne
Ich würde dein auf ewig sein.
Ich würde dein auf ewig sein.
Bastien
Bastien
Gib mir, zu meinem Glück,
Gib mir, zu meinem Glück,
dein Herz zurück!
dein Herz zurück!
Umarme mich!
Umarme mich!
Nur dich lieb ich.
Nur dich lieb ich.
Bastienne
Bastienne
O Lust, o Lust
O Lust
für die entflammte Brust!
für die entflammte Brust!
Beide
Beide
Komm! nimm aufs Neue
Komm! nimm aufs Neue
Neugung und Treue!
Neigung und Treue!
Ich schwör dem Wechsel ab
Ich schwör dem Wechsel ab
und lieb dich bis ins Grab.
und lieb dich bis ins Grab.
Wir sind versöhnet.
Wir sind versöhnet.
Die Liebe krönet
Die Liebe krönet
uns nach dem bangen Streit
uns nach dem bangen Streit
durch treue Zärtlichkeit.Variante in den Textwiederholungen:
durch neue Zärtlichkeit.
durch treue Zärtlichkeit.
Siebenter Auftritt
Siebenter Auftritt
Colas, Bastienne, Bastien, Schäfer und Schäferinnen.
Colas, Bastienne, Bastien, Schäfer und Schäferinnen.
No. 16 Terzetto
(Air: mes Enfans, apres la pluye)
Colas
Colas
    Kinder! Kinder! seht, nach Sturm und Regen
    Kinder! seht, nach Sturm und Regen
wird ein schöner Tag gebracht;
wird ein schöner Tag gebracht;
euer Glück soll nichts bewegen,
euer Glück soll nichts bewegen,
dankt dies meiner Zaubermacht!
dankt dies meiner Zaubermacht!
Auf! auf! gebt euch die Hand!
Auf! auf! gebt euch die Hand!
Knüpft die Seelen und die Herzen!
Knüpft die Seelen und die Herzen!
Auf! auf! gebt euch die Hand!
Nichts von Schmerzen
Nichts von Schmerzen
werd euch je bekannt.
werd euch je bekannt.
Ein Schäfer und eine Schäferin
    Nachbarn! kommt, das Fest zu feiern,
wünscht dem Brautpaar Heil und Glück!
Bringt bei Dudelsack und Leiern
Händ und Füße ins Geschick!
Auf! auf! holet den Kranz!
Lasst uns jauchzen, lasst uns springen!
Auf! auf! holet den Kranz!
Nach dem Singen
erfolget der Tanz.
Bastienne, Bastien
Bastienne, Bastien
    Lustig! lustig! preist die Zaubereien
    Lustig! preist die Zaubereien
von Colas, dem weisen Mann!
von Colas, dem weisen Mann!
Uns vom Kummer zu befreien,
Uns vom Kummer zu befreien,
hat er Wunder heut getan.
hat er Wunder heut getan.
Auf! auf! stimmt sein Lob an!
Auf! auf! stimmt sein Lob an!
Er stift unsre Hochzeitfeier;
Er stift unsre Hochzeitfeier;
auf! auf! stimmt sein Lob an!
o zum Geier,
O zum Geier,
welch trefflicher Mann.
welch trefflicher Mann!
Bastienne, Bastien, Colas
Bastienne, Bastien, Schäfer, Schäferinnen
Auf! auf! stimmt sein Lob an!
    Auf! auf! stimmt sein Lob an!
Er stift diese Hochzeitfeier;
Er stift diese Hochzeitfeier;
auf! auf! stimmt sein Lob an!
O zum Geier,
O zum Geier,
welch trefflicher Mann!
welch trefflicher Mann!