Vierzehnter Auftritt
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Der Amtshauptman, gleich hernach Serpetta und Nardo.
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Amtshauptmann
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Wo ist die Ehrfurcht, die mir gebühret?
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Mich, den Hochweisen, der alles regieret,
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lässt man hier stehen wie einen Narren?
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Gehet zum Teufel, macht mir nicht bange,
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ich will nichts wissen von Eurem Range,
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vom Nepotismus und Adelsstand.
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Serpetta
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Lustig! ich bringe recht hübsche Nachricht.
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Das Gärtnermädchen mit ihrem Grafen
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küssen und drücken unten im Garten
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mit aller Freiheit, ruhig und still.
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Amtshauptmann
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Teufel und Hölle! das sollt ich leiden?
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Nardo
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Glaubt nicht den Lügen des losen Mädchens,
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sie will Euch schicken in den April.
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Serpetta
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Hier diese Augen, hier diese Ohren
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mussten es sehen, konnten es hören.
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Nardo
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Schröckliche Lügen! Sie zu betören.
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Amtshauptmann
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Gleich überzeiget mich.
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Nardo
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Kommt nur mit mir.
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Serpetta
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(gegen Nardo)
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Er kann nur lügen.
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Nardo
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(gegen Serpetta.)
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Und sie betrügen.
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Amtshauptmann
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Quäle mich tot, widriges Schicksal!
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Sehet verspottet, seht hintergangen
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jenen berühmten Mann, den Podestà!
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Alle drei
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Wir wollen gehen und nun gleich sehen!
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Die Wahrheit zeiget sich dort oder da.
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(gehen ab)
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Ein anderer Teil des Garten. |
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Fünfzehnter Auftritt
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Sandrina, Belfior, gleich darauf der Amtshauptmann mit Serpetta und Nardo, hernach Arminda und letztlich Ramiro.
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Sandrina
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(zu Belfiore)
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Was ist denn Ihr Verlangen?
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Ich bin genug gequälet,
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Sie haben schon gewählet
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Armindens schöne Hand.
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Belfiore
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(zu Sandrina)
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Ach meine Liebe kennet
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die Sprache und die Miene:
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Sie sind Violantine,
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der ich mein Herz verpfand.
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Serpetta
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(zum Amtshauptmann, auf Sandrina und den Grafen deutend)
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Sie sehen, mit welcher Zärtlichkeit
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die Buhlerin ihm schmeichlet.
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Amtshauptmann
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Ich seh es: dass sie krepiere!
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Ich räche mich an ihr.
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Nardo
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(Der Graf! ach welcher Zufall!
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Wie helf ich ihr heraus?)
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Sandrina
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Sie sind in großer Irrung.
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Belfiore
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(Himmel, welche Verwirrung!)
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Arminda
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Ihr Hinterlist und Meineid
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hat ihren Stand entehrt.
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Ramiro
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(zu Arminda)
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Das Herz, das sie belebet,
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nur schwarze Falschheit nährt.
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Sandrina
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(entschlossen zu Belfiore)
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Grausamer, ohn Verschonen!
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Kann man so schlecht belohnen
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mein zärtlich treues Herz?
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Nenne mir mein Verbrechen,
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dann magst dich an mir rächen!
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Fühlloser ohne Ehr!
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Belfiore
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Sieh itzt nur meine Reue;
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mein Engel, mir verzeihe,
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o himmlische Violante!
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Sandrina
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Bedaure ihr hart Geschicke,
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denn nun ist Violante,
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das arme Kind, dahin.
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O Himmel! sie ist tot.
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Amtshauptmann
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Gebt mir Antwort!
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Arminda
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Sprecht nur weiter!
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Ramiro
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Graf, hübsch munter!
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Serpetta
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Nicht gezittert!
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Nardo
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(Wo will alles dies hinaus?)
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Sandrina
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(Alles muss ich schweigend dulden.)
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Belfiore
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(Ach sie büßet mein Verschulden.)
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Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Nardo, Serpetta
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Alle schweigen, was geschieht?
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Arminda
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(zu Belfiore)
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Graf! die Lieb wird Sie verzehren!
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Arminda
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(zu Sandrina)
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Solche Einfalt muss man ehren!
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Ramiro
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(zu Arminda)
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Ich erfreue mich mit Ihnen!
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Serpetta
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(zu Sandrina)
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Welche unschuldsvolle Mienen!
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Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Serpetta, Nardo
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Lebt vergnügt, verliebte Seelen,
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niemals soll ein Zwist euch quälen.
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Steigt herab, ihr Liebesflammen,
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und verbrennt zu Staub ihr Herz.
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Sandrina, Belfiore
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Über mich schlägt hier zusammen
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alles Unglück und aller Schmerz.
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Arminda
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(zu Belfiore)
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Ramiro
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(zu Arminda)
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Amtshauptmann
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(zu Sandrina)
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Kannst du meine Güte
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so wenig schätzen?
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Serpetta
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(zu Sandrina)
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Könnt ich Sie aus dem Haus
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mit Hunden hetzen!
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Nardo
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(Bei diesem Handel
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gebricht mir die Sprach.)
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Alle
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Welche Verwirrung! Ohn alle Rettung,
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der Zorn zernagt mir das Herz im Leibe,
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nichts dämpfet diese Glut, nichts hemmt die Wut.
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Ende des ersten Aufzuges.
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