Kritische Edition des Librettos Prag 1773       Diplomatische Übertragung des Librettos Prag 1773 
Fünfter Auftritt
 
Fünfter Auftritt.
Die Vorigen. Thamos. Pheron.
 
Die Vorigen. Thamos. Pheron.
(Der König und Pheron kommen aus der königlichen Burg.)
 
(Der König und Pheron kommen aus der Kö=
niglichen Burg.
Thamos
 
Thamos.
(zu dem Phanes)
 
(zu dem Phanes)
Es ist mir lieb, dass ich dich antreffe. Ich hatte nach dir geschickt! – Phanes, Sethos, Pheron, alle meine Freunde beisammen! – (zu dem Sethos) Was sagst du, ehrwürdiges Oberhaupt der Diener der Gottheit! zu dem Kunstgriffe der Aufrührer? Ohne Zweifel hast du von den Zetteln gehört, die diese Nacht angeheftet worden sind?
 
Es ist mir lieb, daß ich dich antreffe. Ich hatte nach dir ge=
schickt! – Phanes, Sethos, Pheron, alle
meine Freunde beysammen! – (zu dem Sethos)
Was sagst du, ehrwürdiges Oberhaupt der Die=
ner der Gottheit! zu dem Kunstgriffe der Auf=
rührer? Ohne Zweifel hast du von den Zetteln
gehört, die diese Nacht angeheftet worden sind?
 
 
 
Sethos
 
Sethos.
Ja, Herr! – Auch die Türen des Tempels haben die Boshaften damit zu entheiligen keine Scheu getragen.
 
Ja, Herr! – Auch die Thüren
Fdes Tempels haben die Boshaften damit zu ent=
heiligen keine Scheu getragen.
Phanes
 
Phanes.
Finsternis bedeckt noch ihr schwarzes Gewebe. Doch oft zündet ein Funken Licht an. Die Erdichtung von des Menes Tochter verrät den Plan des Aufruhrs, vielleicht auch bald den Aufrührer.
 
Finsterniß bedeckt noch ihr schwar=
zes Gewebe. Doch oft zündet ein Funken Licht
an. Die Erdichtung von des Menes Tochter
verräth den Plan des Aufruhrs; vielleicht auch
bald den Aufrührer.
Thamos
 
Thamos.
Wohl sagst du: die Erdichtung. Denn lebte sie wirklich, die Erbin des Reichs, ganz Ägypten würde ihr zurufen: "Gegen den Thamos braucht die Tochter des Menes keine andern Waffen als die Beweise ihrer Geburt." Bekannte ich nicht freimütig bei der Verteidigung meines Vaters vor dem schrecklichen Totengerichte2Wem ist unbekannt, was Diodor von der Anklage und Verteidigung der Verstorbenen bei ihrer Beerdigung erzählet. das dem Menes zugefügte Unrecht? Unverstellte Tränen begleiteten den Wunsch, seiner Nachkommenschaft Ägyptens Szepter zurückstellen zu können. – Noch jetzt denkt Thamos so. Seine Gesinnung wird sich nie ändern, solange ihm die Götter ihr kostbarstes Geschenk, ein edles Herz, lassen. (lebhaft) Doch, meine Freunde! beschuldiget mich darum nicht einer Zaghaftigkeit. Nein! Thamos wird das Recht, das ihm nach Erlöschung des Stammes des Menes Geburt und Einstimmung des Volkes gab, bis auf den letzten Blutstropfen zu behaupten wissen.
 
Wohl sagst Du: die Erdichtung.
Denn lebte sie wirklich, die Erbin des Reichs,
ganz Egypten würde ihr zurufen: Gegen den
Thamos braucht die Tochter des Menes keine
andern Waffen, als die Beweise ihrer Geburt.
Bekannte ich nicht freymüthig, bey der Verthei=
digung meines Vaters vor dem schrecklichen
Todtengerichte, (*)Wem ist unbekannt, was Diodor von der An=
klage und Vertheidigung der Verstorbenen bey
ihrer Beerdigung erzählet.
das dem Menes zugefügte
Unrecht? Unverstellte Thränen begleiteten den
Wunsch, seiner Nachkommenschaft Egyptens
Scepter zurückstellen zu können. – Noch jetzt
denkt Thamos so. Seine Gesinnung wird sich
nie ändern, so lange ihm die Götter ihr kostbar=
stes Geschenk, ein edles Herz, lassen. (lebhaft)
Doch, meine Freunde! beschuldiget mich dar=
um nicht einer Zaghaftigkeit. Nein! Tha=
mos wird das Recht, das ihm, nach Erlöschung
Fdes Stammes des Menes, Geburt und Ein=
stimmung des Volkes gab, bis auf den letzten
Blutstropfen zu behaupten wissen.
 
 
 
 
 
 
Pheron
 
Pheron.
Und deine Freunde werden dir ebenso beistehen. – Lebte auch Tharsis noch, nie gäben wir zu, dass du den Thron verließest. Besteigen sollte sie ihn, aber als Gemahlin des Thamos.
 
Und deine Freunde werden dir eben
so beystehen. – Lebte auch Tharsis noch, nie
gäben wir zu, daß du den Thron verließest.
Besteigen sollte sie ihn, aber als Gemahlin des
Thamos.
Thamos
 
Thamos.
Kann es sein, Pheron? Ist dir schon entfallen, was ich dir vertraute? – Nein! Tharsis, wenn sie lebt, wähle dich, wähle einen andern, ist es nur einer aus unsern Fürsten. Thamos wird ebenso wenig ihrer Wahl als ihrem Rechte sich widersetzen.
 
Kann es seyn, Pheron? Ist dir
schon entfallen, was ich dir vertraute? – Nein!
Tharsis, wenn sie lebt, wähle dich, wähle ei=
nen andern, ist es nur einer aus unsern Für=
sten. Thamos wird eben so wenig ihrer Wahl
als ihrem Rechte sich widersetzen.
Sethos
 
Sethos.
Vergeblicher Streit! Nur zu gewiss ist Tharsis tot. Ich werde den Priestern auftragen, das Volk vor dem Betruge zu warnen, es zur Treue gegen dich anzuweisen.
 
Vergeblicher Streit! Nur zu ge=
wiß ist Tharsis todt. Ich werde den Priestern
auftragen, das Volk vor dem Betruge zu war=
nen, es zur Treue gegen dich anzuweisen.
Phanes
 
Phanes.
Und von mir haben schon die Kriegsobersten Befehl erhalten, mit ihren Völkern auf den ersten Wink fertig zu stehen.
 
Und von mir haben schon die
Kriegsobersten Befehl erhalten, mit ihren Völ=
kern auf den ersten Wink fertig zu stehen.
Thamos
 
Thamos.
Ich und die Fürsten eilen augenblicklich dorthin, wo sich Gefahr zeigt.
 
Ich und die Fürsten eilen augen=
blicklich dorthin, wo sich Gefahr zeigt.
 
 
 
Pheron
 
Pheron.
Herr! setzest du Misstrauen in uns, so versichere dich unserer Personen. Meiner am ersten, weil ich nach dir der Nächste zum Throne bin. Mit Freuden opfert Pheron der Ruhe seines Königs auch die Freiheit auf.
 
Herr! setzest du Mißtrauen in uns,
so versichere dich unserer Personen. Meiner
am ersten, weil ich nach dir der Nächste zum
FThrone bin. Mit Freuden opfert Pheron der
Ruhe seines Königs auch die Freyheit auf.
Thamos
 
Thamos.
Ich – einer eingebildeten Gefahr durch Ungerechtigkeit vorkommen? – Nein, Pheron! Dem Könige, der es nicht wagen darf, in jedes Untertanen Schoß sein Haupt zu legen, verschaffen auch zehnfache Mauern keine Sicherheit. Sieh! Eben dir trage ich heut, an dem Tage, den vielleicht die Aufrührer sich ausersehen haben, die Anstalten zur Erhaltung der Ruhe auf. Phanes wird die Hauptleute des Kriegsvolks an dich weisen.
 
Ich – einer eingebildeten Gefahr
durch Ungerechtigkeit vorkommen? – Nein,
Pheron! Dem Könige, der es nicht wagen darf,
in jedes Unterthanen Schoos sein Haupt zu le=
gen, verschaffen auch zehnfache Mauern keine
Sicherheit. Sieh! eben dir trage ich heut,
an dem Tage, den vielleicht die Aufrührer sich
ausersehen haben, die Anstalten zur Erhaltung
der Ruhe auf. Phanes wird die Hauptleute
des Kriegsvolks an dich weisen.
Pheron
 
Pheron.
(betroffen)
 
(betroffen)
Herr! ich erstaune! –
 
Herr! ich erstaune! –
Thamos
 
Thamos.
(unterbricht ihn)
 
(unterbricht ihn)
Dies sei deine Strafe, dass du von mir anders denken konntest. (zu dem Sethos und Phanes) Ihr, Freunde! folget mir.
 
Dies sey deine
Strafe, daß Du von mir anders denken konn=
test. (zu dem Sethos und Phanes) Ihr, Freunde!
folget mir.
 
 
 
 
 
 
Pheron
 
Pheron.
Ich bleibe noch in dem Tempel, um die Gottheit für das Wohl des besten Königs anzurufen.
 
Ich bleibe noch in dem Tempel, um
die Gottheit für das Wohl des besten Königs
anzurufen.
(Der König geht mit dem Sethos und Phanes in die königliche Burg zurück.)
 
(Der König geht mit dem Sethos und Pha=
nes in die Königliche Burg zurück.
Sechster Auftritt
 
FSechster Auftritt.
Pheron allein.
 
Pheron allein.
(sieht sich um, ob noch jemand im Tempel ist; geht hernach zu der Türe, welche in das Haus der Sonnenjungfrauen führt, und klopft dreimal an)
 
(Sieht sich um, ob noch jemand im Tempel ist, geht
hernach zu der Thüre, welche in das Haus der Son=
nenjungfrauen führt, und klopft dreymal an.)
 
 
 
Mirza wird auf das Zeichen gewartet haben. (nachdenkend) Doch Thamos ist mein Freund! Er vertraut sich mir an! – War nicht auch sein Vater, Ramesses, der Freund des Menes? Stieß er diesen darum weniger vom Throne?
 
Mirza wird auf das Zeichen gewartet haben.
(nachdenkend) Doch Thamos ist mein Freund!
er vertraut sich mir an! – War nicht auch
sein Vater, Ramesses, der Freund des Menes?
Stieß er diesen darum weniger vom Throne?
 
 
 
 
 
 
Siebenter Auftritt
 
Siebenter Auftritt.
Pheron. Mirza.
 
Pheron. Mirza.
Mirza
 
Mirza.
(aus dem Hause der Sonnenjungfrauen)
 
(aus dem Hause der Sonnenjungfrauen)
So spät, Pheron?
 
So spät, Pheron?
Pheron
 
Pheron.
Ich konnte den Thamos nicht früher verlassen. – Höre, Mirza! Ich hin heut Befehlshaber über die Stadt. Der Bürger, der Soldat gehorcht mir.
 
Ich konnte den Thamos nicht frü=
her verlassen. – Höre Mirza! ich hin heut Be=
fehlshaber über die Stadt. Der Bürger, der
Soldat, gehorcht mir.
Mirza
 
Mirza.
(freudig
 
(freudig
Welch unerwartetes Glück! Thamos liefert sich dir selbst in die Hände!
 
Welch unerwartetes Glück!
Thamos liefert sich dir selbst in die Hände!
 
 
 
Pheron
 
Pheron.
Du weißt, wie leicht er durch verstellte Offenherzigkeit zu gewinnen ist. Wir redeten von den angeschlagenen Zetteln. Phanes und Sethos waren dabei. Ihr Auge ist scharfsichtig. Ob sie schon die Nachricht von Menes' Tochter für eine Erdichtung hielten, so errieten sie doch die Absicht des Erfinders. Natürlich fiel ihr Argwohn auf einen der Fürsten. Vielleicht traf er mich. Thamos hätte ebenso denken können. – Was tat ich? Ich bat ihn, sich unserer Personen, meiner am ersten, zu versichern. – Der Leichtgläubige! Zur Strafe, dass ich so von ihm dächte, trug er mir die Anstalten zur Erhaltung der Ruhe auf.
 
Du weißt, wie leicht er durch ver=
stellte Offenherzigkeit zu gewinnen ist. Wir re=
Fdeten von den angeschlagenen Zetteln. Pha=
nes und Sethos waren dabey. Ihr Auge ist
scharfsichtig. Ob sie schon die Nachricht von
Menes Tochter für eine Erdichtung hielten,
so erriethen sie doch die Absicht des Erfinders.
Natürlich fiel ihr Argwohn auf einen der Für=
sten. Vielleicht traf er mich. Thamos hätte
eben so denken können. – Was that ich? Ich
bat ihn, sich unserer Personen, meiner am er=
sten, zu versichern. – Der Leichtgläubige! Zur
Strafe, daß ich so von ihm dächte, trug er mir
die Anstalten zur Erhaltung der Ruhe auf.
Mirza
 
Mirza.
Die Götter sind auf unserer Seite! – Stehen aber auch deine Anhänger bereit?
 
Die Götter sind auf unserer Seite!
– Stehen aber auch deine Anhänger bereit?
Pheron
 
Pheron.
Sie erwarten meinen Wink. Diesen Abend, in dem Augenblicke, wenn Thamos das Diadem aufsetzt, soll die Tochter des Menes erscheinen.
 
Sie erwarten meinen Wink. Die=
sen Abend, in dem Augenblicke, wenn Thamos
das Diadem aufsetzt, soll die Tochter des Menes
erscheinen.
Mirza
 
Mirza.
Versuche noch den Feldherrn und den Oberpriester zu gewinnen.
 
Versuche noch den Feldherrn und
den Oberpriester zu gewinnen.
Pheron
 
Pheron.
Mit dem Sethos darf ich es wagen. Beide zwar, Sethos und Phanes, sind eifrige Anhänger des Menes; beide, ich weiß es, erklären sich für die Sais, sobald sie in ihr die Tochter ihres geliebten Königs erkennen. Allein Phanes, der Feldherr, ist nicht mein Freund. Er wird zu verhindern suchen, dass Sais mir ihre Hand reiche.
 
Mit dem Sethos darf ich es wa=
gen. Beyde zwar, Sethos und Phanes, sind
eifrige Anhänger des Menes; beyde, ich weiß
es, erklären sich für die Sais, sobald sie in ihr
die Tochter ihres geliebten Königs erkennen: al=
lein Phanes, der Feldherr, ist nicht mein Freund.
FEr wird zu verhindern suchen, daß Sais mir
ihre Hand reiche.
Mirza
 
Mirza.
Sei unbesorgt! Einen aus den Fürsten muss sie wählen. Wen sonst als dich? – Den schon vermählten Amosis? – Den Horus, den Athos? – Beide an Jahren ihre Väter! – Etwa den Thamos, den Feind ihres Hauses? der auch schon, wie er dir gestand, andere Fesseln trägt! – Erhebst du sie nicht auf den Thron? Wagst du nicht alles für sie?
 
Sey unbesorgt! Einen aus den Für=
sten muß sie wählen. Wen sonst, als dich? –
Den schon vermählten Amosis? – Den Ho=
rus, den Athos? – Beyde an Jahren ihre
Väter! – Etwa den Thamos, den Feind ihres
Hauses? der auch schon, wie er dir gestand, an=
dere Fesseln trägt! – Erhebst Du sie nicht auf
den Thron? wagst Du nicht alles für sie?
Pheron
 
Pheron.
Und ich, Mirza! habe dir alles zu danken.
 
Und ich, Mirza! habe dir alles zu
danken.
Mirza
 
Mirza.
Den Sohn meiner Schwester über Ägypten herrschen zu sehen, war mein Plan von dem Tage an, als Ramesses mir die Geburt der Sais und seine Absicht, sie mit dem Thamos zu vermählen, entdeckte. Diese Verbindung sollte das Reich seinem Stamme versichern. Zum Glücke starb er plötzlich.
 
Den Sohn meiner Schwester über
Egypten herrschen zu sehen, war mein Plan,
von dem Tage an, als Ramesses mir die Ge=
burt der Sais und seine Absicht, sie mit dem
Thamos zu vermählen, entdeckte. Diese Ver=
bindung sollte das Reich seinem Stamme versi=
chern. Zum Glücke starb er plötzlich.
Pheron
 
Pheron.
Wenn Thamos die Sais gesehen, wenn er sie geliebt, wenn er ihre Gegenliebe gewonnen hätte!
 
Wenn Thamos die Sais gesehen,
wenn er sie geliebt, wenn er ihre Gegenliebe ge=
wonnen hätte!
Mirza
 
Mirza.
Beider Jugend hat es verhindert, solange Ramesses lebte. Als König besuchte Thamos das Haus der geheiligten Jungfrauen anfangs nur selten. Auch alsdann verlangte er nicht allzeit, die edlen Töchter Ägyptens, die bei uns erzogen werden, zu sehen. Ich stellte es dabei so an, dass Sais nicht zum Vorschein kam. Noch jetzt würde sie ihm unbekannt sein, wenn ich nicht sie dir hätte zeigen wollen. Dies konnte nicht geschehen, ohne dass auch Thamos sie sah, weil selbst den Fürsten nur im Gefolge des Königs unsere Wohnungen offenstehen. Er schien die Sais kaum zu bemerken. Und ob er schon jetzt fleißiger kömmt, so redet er doch wenig mit ihr; weit mehr mit ihrer Gespielin Myris. – Fast mutmaße ich, dass ihn diese eingenommen habe. – Ließ Thamos sich gegen dich nicht heraus?
 
Beyder Jugend hat es verhindert,
so lange Ramesses lebte. Als König, besuchte
Thamos das Haus der geheiligten Jungfrauen
Anfangs nur selten. Auch alsdann verlangte er
Fnicht allzeit die edlen Töchter Egyptens, die bey
uns erzogen werden, zu sehen. Ich stellte es
dabey so an, daß Sais nicht zum Vorschein
kam. Noch jetzt würde sie ihm unbekannt seyn,
wenn ich nicht sie dir hätte zeigen wollen. Dies
konnte nicht geschehen, ohne daß auch Thamos
sie sah: weil selbst den Fürsten nur im Gefolge
des Königs unsere Wohnungen offen stehen.
Er schien die Sais kaum zu bemerken. Und ob
er schon jetzt fleißiger kömmt, so redet er doch
wenig mit ihr; weit mehr mit ihrer Gespielin
Myris. – Fast muthmasse ich, daß ihn diese
eingenommen habe. – Ließ Thamos sich gegen
dich nicht heraus?
Pheron
 
Pheron.
Ich wagte es, ihn zu befragen. Er versprach, meine Neugierde zu befriedigen. Zuvor müsse er die Gesinnung derjenigen erforschen, von der er als Thamos, nicht als König, geliebt sein wolle.
 
Ich wagte es, ihn zu befragen. Er
versprach meine Neugierde zu befriedigen. Zu=
vor müsse er die Gesinnung derjenigen erforschen,
von der er, als Thamos, nicht als König, geliebt
seyn wolle.
Mirza
 
Mirza.
Und ich werde ihn ausforschen. Er besucht uns diesen Morgen.
 
Und ich werde ihn ausforschen. Er
besucht uns diesen Morgen.
Pheron
 
Pheron.
Wenn wirst du der Sais ihre Geburt entdecken?
 
Wenn wirst Du der Sais ihre Ge=
burt entdecken?
Mirza
 
Mirza.
Nicht eher, als kurz vor dem Anfange der feierlichen Handlung. Dann soll sie zugleich von mir hören, was du für sie unternimmst. Dir selbst verschaffe ich Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Der entscheidende Augenblick naht heran: Alles sei jetzt gewagt!
 
Nicht eher, als kurz vor dem An=
fange der feyerlichen Handlung. Dann soll sie
zugleich von mir hören, was Du für sie unter=
nimmst. Dir selbst verschaffe ich Gelegenheit,
Fmit ihr zu sprechen. Der entscheidende Augen=
blick naht heran: Alles sey jetzt gewagt!
Pheron
 
Pheron.
Ich bekenne dir es, Mirza! Nicht ganz ohne Furcht sehe ich diesem Augenblicke entgegen. Ein Schritt, der entweder zum Throne oder zum Untergang führt! …
 
Ich bekenne dir es, Mirza! Nicht
ganz ohne Furcht sehe ich diesem Augenblicke ent=
gegen. Ein Schritt, der entweder zum Thro=
ne oder zum Untergang führt! …
Mirza
 
Mirza.
(fällt ihm in die Rede)
 
(fällt ihm in die Rede)
Nun aber geschehen ist! – Schon glimmst du den Felsen hinan, bald hast du die Spitze erreicht. Vor dir schweben Szepter und Diadem; unter deinen Füßen ist Abgrund. Aufwärts wende deinen Blick, nicht mehr hinab; sonst bist du verloren. Mirza ist ein Weib und zittert nicht. Du ein Mann: Herrsche oder stirb!
 
Nun aber ge=
schehen ist! – Schon glimmst Du den Felsen
hinan, bald hast Du die Spitze erreicht. Vor
dir schweben Scepter und Diadem; unter dei=
nen Füssen ist Abgrund. Aufwärts wende deinen
Blick, nicht mehr hinab; sonst bist Du verlohren.
Mirza ist ein Weib, und zittert nicht. Du ein
Mann: Herrsche, oder stirb!
(Mirza geht in das Haus der Sonnenjungfrauen zurück und Pheron in die Burg ab.)
 
(Mirza geht in das Haus der Sonnenjung=
frauen zurück, und Pheron in die Burg
ab.)
Ende des ersten Aufzugs
 
Ende des ersten Aufzugs.