Kritische Edition des deutschen Libretto-Drucks Augsburg [1780]       Diplomatische Übertragung des deutschen Libretto-Drucks Augsburg [1780] 
ERSTER AUFZUG
 
F
Erster Aufzug.
Ein angenehmer Garten im Schloss des Amtshauptmanns.
 
Erster Auftritt
 
Erster Auftritt.
 
Ein angenehmer Garten im Schloß des
Amtshauptmanns.
Der Amtshauptmann, der Ritter Ramiro und Serpetta; Sandrina und Nardo, welche letztere mit Arbeit beschäftiget sind.
 
Der Amtshauptmann, der Ritter Ramiro,
und Serpetta; Sandrina und Nardo, welche
letztere mit Arbeit beschäfftiget sind.
Alle
 
Alle
    Welches Vergnügen,
 
    Welches Vergnügen,
welch froher TageDichterische Lizenz für "Tag",
 
welch froher Tage?
welch schöne Gegend,
 
Welch schöne Gegend,
welch schöne Lage!
 
welch schöne Lage?
Wonne und Liebe
 
Wonne und Liebe
verbreiten sich hier.
 
verbreiten sich hier!
Ramiro
 
Ramiro.
    Verborgnes Leiden macht mich verzagen,
 
    Verborgnes Leiden, macht mich verzagen!
mein Herz empfindet stets neue Plagen,
 
Mein Herz empfindet stets neue Plagen,
Freud und Zufriedenheit fliehen von mir.
 
Freud und Zufriedenheit, fliehen von mir.
Amtshauptmann
 
Amtshpt.
    Wer kann dies Mädchen genugsam schätzen?
 
    Wer kann dieß Mädchen genugsam schätzen?
An ihrem Reize sich satt ergötzen?
 
An ihrem Reitze sich satt ergötzen?
Für sie allein sei mein Herz aufbewahrt.
 
Für sie allein sey mein Herz aufbewahrt.
Sandrina
 
Sand.
    Ach! welche Schwermut drückt meine Seele!
 
    Ach! welche Schwermuth drückt meine Seele!
Ich noch die Ursach davon verhehle.
 
Ich noch die Ursach davon verheele.
Verfolgt das Schicksal wohl jemand so hart?
 
Verfolgt das Schicksaal, wohl jemand so hart?
Nardo
 
FNard.
(auf Serpetta deutend)
 
    Sie denkt nicht einmal, mich anzuschauen.
 
    Sie denkt nicht einmal mich anzuschauen.
Auf Weibertreue ist nicht zu bauen;
 
Auf Weiber Treue ist nicht zu bauen;
der falsche Wechselbalg hat mich zum Spott.
 
Der falsche Wechselbalg hat mich zum Spott.
Serpetta
 
Serp.
(auf den Amtshauptmann deutend)
 
    In dieses Affeng'sicht ist er vernarret:
 
    In dieses Affeng'sicht ist er vernarret:
steht unbeweglich da und fast erstarret.
 
Steht Unbeweglich da, und fast erstarret.
Betrügt der Falsche mich, quäl ich ihn tot.
 
Betrügt der Falsche mich, quäl ich ihn Tod.
Ramiro
 
Ramiro.
    Mein bittres Leiden muss ich verhehlen.
 
    Mein bittres Leiden muß ich verheelen.
Amtshauptmann
 
Amtsh
Gutes Sandrinchen! nichts soll dich quälen.
 
Gutes Sandrinchen! nichts soll dich quälen.
Sandrina
 
Sand
So vieler Gütigkeit bin ich nicht wert.
 
So vieler Gütigkeit bin ich nicht werth.
Ramiro
 
Ram
    Wann wird sich enden dies herbe Leiden?
 
    Wann wird sich enden dieß herbe Leiden?
Amtshauptmann
 
Amt.
Von dieser Schönheit kann mich nichts scheiden.
 
Von dieser Schönheit kann mich nichts scheiden.
Serpetta
 
Serp
Der Männer Falschheit ist ganz unerhört.
 
Der Männer Falschheit ist ganz unerhört.
Alle
 
Alle.
    Welches Vergnügen, welch froher TageDichterische Lizenz für "Tag",
 
    Welches vergnügen etc.
welch schöne Gegend, welch schöne Lage!
 
Wonne und Liebe verbreiten sich hier.
 
Amtshauptmann
 
Amt.
Ha! es lebe der gute Geschmack meiner artigen Gärtnerin! Wie hübsch sie meinen Garten herausgeputzt hat! Doch sie selbst ist wohl die schönste Blume darin? Flosculus Amoris. Nicht wahr, Ritter?
 
Ha! es lebe der gute Geschmack meiner arti=
gen Gärtnerinn! wie hübsch sie meinen Garten heraus=
geputzt hat! Doch sie selbst ist wohl die schönste Blu=
me darinn? Flosculus Amoris. nicht wahr Ritter?
Ramiro
 
Ramiro.
Sicher! doch so vortrefflich dieser Garten auch immer ist, so kann er mich doch nicht ganz von meiner Schwermut heilen.
 
Sicher! doch so Vortrefflich dieser Gar=
ten auch immer ist, so kann er mich doch nicht ganz
von meiner Schwermuth heilen.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Eh! das ist Thorheit! Aber Sandrinchen! warum machst du denn so betrübte Gesichter?
 
Ey! das ist Thorheit! aber Sandrin=
chen! warum machst du denn so betrübte Gesichter?
Serpetta
 
Serp.
(für sich)
 
(für sich)
Wenn sie nur beim Henker wäre! – Seitdem dies Fratzengesicht hier im Hause ist, (auf den Amtshauptmann deutend) sieht mich der Alte nicht einmal mehr an.
 
Wenn sie nur beym Henker
wäre! – seit dem dieß Frazengesicht hier im Hauße
ist, sieht mich der Alte nicht einmal mehr an.
 
Nardo
 
Nardo.
(zu Serpetta)
 
(zu Serp.)
Gibst du mir heute keinen Blick?
 
Giebst du mir heute kei=
nen Blick?
Serpetta
 
Serp.
Lass mich zufrieden.
 
Laß mich zufrieden;
Amtshauptmann
 
Amtsh.
(zu Sandrina)
 
(zu Sand.)
Nun, wo fehlt's denn, mein Liebchen?
 
nun wo fehlts denn mein
Liebchen.?
Serpetta
 
Serp.
(Mir scheint, sie hat Herzweh!)
 
Mir scheint sie hat Herzweh!
Sandrina
 
Sand.
Ich bin Ihrer Güte nicht wert: Es überfällt mich zuweilen eine gewisse Schwermut, die mich niederschlägt und mir alle Fröhlichkeit raubt.
 
Ich bin ihrer Güte nicht werth: Es über=
fält mich zuweilen eine gewiße Schwermuth, die mich
niederschlägt und mir alle Fröhlichkeit raubt.
Nardo
 
Nardo.
(zu Serpetta)
 
(zu Serp.)
Aber bedenke doch, mein Kind!
 
Aber bedenke doch mein
Kind!
Serpetta
 
FSerp.
(Mir vergeht alle Geduld.)
 
Mir vergeht alle Geduld
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Ritter, Sandrina! munter! aufgeräumt! Ich erwarte alle Augenblicke meine Nichte, die Braut des Grafen Belfior. Sie kann keine traurigen Gesichter leiden. Fort! was zum Henker soll dies melancholische Wesen zu einer Zeit, da alles tanzen, springen und lustig sein soll. Gaudeamus, laetemur!
 
Ritter, Sandrina! munter! aufgeräumt!
ich erwarte alle Augenblicke meine Nichte, die Braut
des Grafen Belfior. Sie kann keine traurigen Gesichter
leiden. Fort! was zum Heuker soll dieß melancholische
Wesen, zu einer Zeit, da alles Tanzen, Springen und Lus=
tig seyn soll. Gaudeamus laetemur!
Sandrina
 
Sand.
(Dazu werd ich sehr wenig aufgelegt sein.)
 
Dazu werd ich sehr wenig aufgelegt seyn.
Ramiro
 
Ram.
(Mich kann nichts erheitern.)
 
Mich kann nichts erheitern.
Amtshauptmann
 
Amtsh
Freund, ich fürchte immer, die Liebe hat Ihnen einen schlimmen Streich gespielt. Amor ludificus proditor.
 
Freund ich fürchte immer, die Liebe hat
ihnen einen schlimmen Streich gespielt. Amor Ludifi=
cus Proditor
Ramiro
 
Ram
Nur allzuwahr, Freund! Ich seufze um eine Ungetreue, eine Undankbare.
 
Nur allzuwahr Freund! ich seufze um eine
Ungetreue, eine Undankbare,
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Lächerlich! ha ha ha! – Wie lächerlich, sich um ein Frauenzimmer zu kränken! sich das Leben um sie verkürzen! Folgen Sie meinem Rat: Schenken Sie Ihr Herz einer andern. Vis vi repellatur! Die Liebe hat Sie verwundet, die Liebe soll Sie wieder heilen.
 
Lächerlich! ha ha ha! – wie lächerlich,
sich um ein Frauenzimmer zu kränken! sich das Leben
um sie verkürzen! folgen sie meinem Rath: schenken
sie ihr Herz einer andern. Vis vi repellatur! Die
Liebe hat sie verwundet, die Liebe soll sie wieder
heilen.
Ramiro
 
Ram.
Dafür bewahre mich der Himmel! Ich sollte mir neuerdings Fesslen anlegen? Nein nein! nie soll mir wieder ein solcher Gedanke kommen.
 
Dafür bewahre mich der Himmel! ich sollte
mir neuerdings Feßlen anlegen? nein nein! nie soll mir
wieder ein solcher Gedanke kommen.
    Die Lerche, die von Maschen
 
    Die Lerche die vom Maschen
sich einmal losgedrungen,
 
Sich einmal losgedrungen
lässt sich nicht zweimal haschen,
 
Läßt sich nicht Zweymal haschen
sie nimmt sich wohl in acht.
 
Sie nimmt sich wohl in acht.
    Da es mir jetzt gelungen,
 
Da es mir jetzt gelungen
mich aus dem Netz zu ziehen,
 
Mich aus dem Netz zu ziehen,
will ich in Zukunft fliehen
 
Will ich in Zukunft fliehen
Amors betrogne Macht.
 
Amors betrogne Macht
(geht ab)
 
Zweiter Auftritt
 
F
Zweyter Auftritt.
Der Amtshauptmann, Sandrina, Serpetta, Nardo.
 
Der Amtshauptmann, Sandrina, Ser=
petta, Nardo
Amtshauptmann
 
Amtshpt.
Serpetta! Nardo! geschwind, hurtig! Seht zu, dass bei der Ankunft der Brautleute alles prächtig und in guter Ordnung sei.
 
Serpetta! Nardo! geschwind hurtig!
seht zu, daß bey der Ankunft der Brautleute alles
prächtig, und in guter Ordnung sey.
Serpetta
 
Serpetta.
(Haha! wir sind ihm hier ungelegen! Er will mit seinem Gärtnermädchen allein sein.)
 
Haha! wir sind ihm hier ungelegen!
er will mit seinen Gärtnermädchen allein seyn.
Nardo
 
Nardo.
Gehen wir, Serpetta.
 
Gehen wir Serpetta. (geht ab)
(geht ab)
 
Serpetta
 
Serp.
Geh, brich dir den Hals, Dummkopf.
 
Geh brich dir den Halß Dumkopf (sie
geht bis in Grund des Theaters, verbirgt
sich, und lauret auf)
(Sie geht bis in Grund des Theaters, verbirgt sich und lauret auf.)
 
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Endlich sind wir allein! Nun wollen wir näher miteinander sprechen. Sandrinchen! deine Schönheit, dein Reiz, dein artiges, einnehmendes Wesen hat mich völlig bezaubert. Der Blitz deiner schönen Augen hat mein Herz in Brand gesteckt. Comburor ab intus! Und wenn du nicht löschen hilfst, so wird der ganze Palast meines Körpers zu Asche verbrennen.
 
Endlich sind wir allein! nun wollen wir
näher miteinander sprechen. Sandrinchen! deine Schön=
heit, dein Reitz, dein artiges einnehmendes Wesen
hat mich völlig bezaubert. Der Blitz deiner schönen
Augen, hat mein Herz in Brand gestekt. Comburor ab
intus!
und wenn du nicht löschen hilfst, so wird der
ganze Palast meines Körpers zu Asche verbrennen.
Sandrina
 
Sand
Was sagen Sie, mein Herr? Ein armes Baurenmädchen.
 
Was sagen sie mein Herr? ein Armes Bau=
renmädchen.
Serpetta
 
Serpet.
(hervor)
 
(her vor)
Soll Sandrina nicht auch helfen?
 
Soll Sandrina nicht auch
helffen?
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Was willst du? Apage! Sandrina soll hier bleiben. Heu impudentem!
 
Was willst du? apage! Sandrina soll
hier bleiben. Heu impudentem!
Serpetta
 
Serpetta
Wie Sie befehlen. (für sich) Die verdammte Hexe!
 
Wie sie befehlen. (für sich) Die Ver=
dammte Hexe? (geht ab.)
(geht ab)
 
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Nun, Sandrinchen! du balsamisches oleum popoleum meines Herzens! Was meinst du? Sprich!
 
Nun Sandrinchen! du balsamisches O=
leum popoleum
meines Herzens! was meinst du? sprich!
Sandrina
 
Sand.
Aber erwägen Sie einmal! Ihr Stand und der meinige; welcher Unterschied!
 
Aber erwegen sie einmal! Ihr Stand und
der meinige; welcher Unterschied!
Amtshauptmann
 
Amtsh
Ei was Unterschied! Die Liebe kennt keinen.
 
Ey was unterschied! die Liebe kennt keinen.
Sandrina
 
Sand
Aber kann ein ehrbares Mädchen zugeben, dass Ihr ansehnliches Haus durch sie entehrt werde?
 
Aber kann ein Ehrbares Mädchen zugeben,
daß ihr ansehnliches Haus durch sie entehrt werde?
Serpetta
 
FSerpet.
(kehrt zurück wie zuvor)
 
Verzeihen Sie, Herr Amtshauptmann, wenn ich Sie störe.
 
Verzehien sie Herr Amtshauptmann,
wenn ich sie störe.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Was zum Teufel schon wieder?
 
Was zum Teufel schon wieder?
Serpetta
 
Serpet.
Wo soll ich der Braut ihren Putztisch hinstellen?
 
Wo soll ich der Braut ihren Putztisch
hinstellen.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
(zornig)
 
zornig:
He! in die Stube, in den Keller, ins Kamin, auf den Heuboden – wohin du willst.
 
he! in die Stube – in den Keller –
ins Kamin – auf den Heuboden – wohin du willst.
Serpetta
 
Serpet.
Ich bitte um Vergebung.  (für sich) Das Affengesicht!
 
Ich bitte um Vergebung.  (für sich)
das Affengesicht!
(geht zürück)
 
(Geht zürück)
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Heus molestam! – Genug, mein Schatz! Deine Schönheit entehrt keineswegs, sondern erhebt vielmehr den Glanz meines hochansehnlichen Hauses.
 
heus molestam! – Genug mein Schatz!
deine Schönheit entehrt keineswegs, sondern erhebt
vielmehr den Glanz meines hochansehnlichen Hauses.
Sandrina
 
Sand.
Was verlangen Sie denn also?
 
Was verlangen sie denn also?
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Dich zu meinem süßen Weibchen zu machen.
 
Dich zu meinem süßen Weibchen zu
machen.
Serpetta
 
Serpet.
(wie zuvor)
 
Was werden Sie wohl denken, wenn ich – –
 
Was werden sie wohl denken, wenn ich
– –
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Dass du ein unverschämtes, boshaftes und nasenweises Ding bist, die – –
 
Daß du ein unverschämtes, boshaftes,
und nasenweises Ding bist, die – –
Serpetta
 
Serpet.
Erlauben Sie nur ein paar Worte –
 
Erlauben sie nur ein paar Worte –
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Geh zum Henker, du Überlästige.
 
Geh zum Henker du Ueberlästige,
Serpetta
 
Serpet.
Geduld, Geduld! ich gehe schon (für sich) Warte, Mensch! du sollst es mir entgelten.
 
Geduld, Geduld! ich gehe schon für sich
Warte Mensch! du sollst es mir entgelten Geht ab.
(geht ab)
 
Sandrina
 
Sand.
Mit Dero Erlaubnis, mein Herr!
 
Mit dero Erlaubniß mein Herr! (will
fort)
(will fort)
 
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Wohin, mein Herzchen? Warte, höre mich! Ach! wenn du wüßtest – (Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht.) Alles geht bei mir drunter und drüber. Mein Herz schlägt mir, ich weiß nicht, ist's Freude, Furcht oder Hoffnung.
 
Wohin mein Herzchen? warte, höre mich!
Ach! wenn du wüßtest – ich weiß nicht, wo mir der
Kopf steht. Alles geht bey mir drunter und d'rüber.
Mein Herz schlägt mir, ich weiß nicht, ist Freude,
Furcht oder Hoffnung.
    In meiner Brust erhallet
 
    In meiner Brust erhallet.
ein liebliches Ertönen
 
Ein liebliches Ertöhnen.
der Flauten und der Oboe.
 
Der Flauten und der Oboe:
    Die Lust mein Herz durchwallet.
 
Die Lust mein Herz durchwallet.
Kann ich die Freud gewöhnen?
 
Kann ich die Freud gewöhnen?
Ich weiß nicht, wo ich steh!
 
Ich weiß nicht wo ich steh!
    Doch wie! was muss ich hören?
 
FDoch wie! was muß ich hören?
Welch schwarze Harmonie,
 
Welch schwarze Harmonie,
die mich erzittern macht.
 
Die mich erzittern macht.
    Es sind hier die Bratschisten,
 
Es sind hier die Bratschisten,
mit düstrer Melodie,
 
Mit düstrer Melodie,
die mich in Angst gebracht.
 
Die mich in Angst gebracht.
    Jetzt kömmt ein großes Lärmen
 
Jetzt kömmt ein großes Lermen
von Pauken und Trompeten,
 
Von Pauken und Trompeten,
von Bässen und Fagotten,
 
Von Bäßen, und Fagotten,
das mich fast närrisch macht.
 
Das mich fast närrisch macht.
(geht ab)
 
Dritter Auftritt
 
Dritter Auftritt.
Sandrina, hernach Nardo.
 
Sandrina, hernach Nardo.
Sandrina
 
Sand.
Grausames Schicksal! wie lange wirst du mich noch verfolgen? Von dem einzigen Gegenstande, der mir so teuer ist, aus blinder Eifersucht verwundet und dann verlassen, muss ich meinen Stand verleugnen und unter erborgter Kleidung bei niedriger Arbeit meine Täge hinweinen. Und doch wollte ich alles vergessen, könnte ich den Undankbaren nur noch einmal sehen –
 
Grausames Schicksal! wie lange wirst du
mich noch verfolgen? Von dem einzigen Gegenstande,
der mir so theuer ist, aus blinder Eifersucht verwun=
det, und dann verlassen, muß ich meinen Stand ver=
läugnen, und unter erborgter Kleidung bey niedriger
Arbeit, meine Täge hinweinen. Und doch – wollte
ich alles vergessen, könnte ich den Undankbaren nur
noch einmal sehen –
Nardo
 
Nardo.
Gnädige Frau! –
 
Gnädige Frau! –
Sandrina
 
Sand.
Unvorsichtiger, schweige! Wenn dich jemand hörte –
 
Unvorsichtiger schweige! wenn dich jemand
hörte –
Nardo
 
Nardo.
Wer soll uns hören? Wir sind ja allein.
 
Wer soll uns hören? wir sind ja allein.
Sandrina
 
Sand
Du weißt, dass heute die Jahrszeit jener traurigen Nacht ist, wo der unwürdige Graf Belfior, aus toller Eifersucht gereizt, auf mich den Degen zog, mir eine tödliche Wunde versetzte, und, als er mich tot glaubte, eilfertig die Flucht nahm?
 
Du weist, daß heute die Jahrszeit jener
traurigen Nacht ist, wo der Unwürdige Graf Belfior
aus toller Eifersucht gereizt, auf mich den Degen zog,
mir eine tödtliche Wunde versetzte, und, als er mich
Tod glaubte, eilfertig die Flucht nahm?
Nardo
 
Nardo.
O des abscheulichen Zufalls! Ich muss weinen, so oft ich daran denke.
 
O des abscheulichen Zufalls! ich muß
weinen, so oft ich daran denke
Sandrina
 
Sand
Du weißt, mein treuer Robert, dass ich bloß in der Absicht, meinen Geliebten aufzusuchen, mich in diese Kleider gestecket, und mit dir, den man für meinen Vetter hält, mich unerkannt in die Welt gewagt habe. Nun bin ich kaum eine kurze Zeit hier und schon droht mir ein neues Ungewitter.
 
Du weist mein treuer Robert; daß ich blos
in der Absicht meinen Geliebten aufzusuchen, mich in
diese Kleider gestecket, und mit dir, den man für mei=
nen Vetter hält, mich unerkannt in die Welt gewagt
Fhabe. Nun bin ich kaum eine kurze Zeit hier, und
schon droht mir ein neues Ungewitter.
Nardo
 
Nardo.
Ungewitter? Wo soll das herkommen? Wir sind in guten Händen. Der Herr Amtshauptman liebt Sie ja, und er –
 
Ungewitter? wo soll das herkommen? wir
sind in guten Händen. Der Herr Amtshauptman liebt
sie ja, und er –
Sandrina
 
Sand.
Eben seine Liebe ist's, die mich zwingt, auf meine Abreise zu denken. Wie kann ich die ewigen Seufzer und die unaufhörlichen Zudringlichkeiten eines ungestümen, lächerlichen Liebhabers länger aushalten, ohne – –
 
Eben seine Liebe ists, die mich zwingt
auf meine Abreise zu denken. Wie kann ich die ewi=
gen Seufzer und die unaufhörlichen Zudringlichkeiten
eines ungestümmen, lächerlichen Liebhabers länger aus=
halten, ohne – –
Nardo
 
Nardo.
Ei zum Henker! wer kann Sie denn zwingen, ihn zu lieben? Machen Sie es wie andere Frauenzimmer: Schmeichlen Sie ihm zum Scheine! verstellen Sie sich – bohren Sie ihm den Narren! wie es jetzt bei den Weibern Mode ist! –
 
Ey zum Henker! wer kann sie denn zwin=
gen, ihn zu lieben? machen sie es wie andere Frauen=
zimmer – schmeichlen sie ihm zum Scheine! verstellen
sie sich – bohren sie ihm den Narren! wie es jetzt bey
den Weibern Mode ist! –
Sandrina
 
Sand.
Diese Mode ist nicht für mich! Und ich wollte auch selbst zum Zeitvertreib es nicht wagen, mich in eine neue Liebe einzulassen. Ich kenne zu sehr die Gefahr, die man bei Männern läuft! Ich will sie alle fliehen –
 
Diese Mode ist nicht für mich! und ich
wollte auch selbst zum Zeitvertreib, es nicht wagen,
mich in eine neue Liebe einzulassen. Ich kenne zu sehr
die Gefahr, die man bey Männern läuft! ich will sie
alle fliehen – (will gehen)
(will gehen)
 
Vierter Auftritt
 
Vierter Auftritt
Ramiro, Vorige.
 
Ramiro vorige.
Ramiro
 
Ramiro.
(der die letzten Worte mit angehört und Sandrinen aufhält)
 
(Der die letzten Worte mit
angehört, und Sandrinen aufhält)
Lieben müssen Sie die Männer, nicht fliehen.
 
Lieben müssen sie die Männer nicht fliehen.
Nardo
 
Nardo.
Das war ein gescheides Wort.
 
Das war ein gescheides Wort.
Ramiro
 
Ramiro.
Was für Grund haben Sie denn, die Männer zu hassen?
 
Was für Grund haben sie denn die
Männer zu haßen?
Sandrina
 
Sand.
Ihre Untreue, Eifersucht und Falschheit.
 
Ihre Untreue, Eifersucht, und Falschheit.
Ramiro
 
Ramiro.
Und doch gibt es Männer, die alle diese Fehler nicht haben. Ich selbst darf mich darunter zählen: Ich liebte eine junge, reizende Person von Stande, mit dem reinesten, aufrichtigsten Herzen. Die Zeit unsrer Verbindung war da; doch (unglückliche Erinnerung!) statt ihre Hand mir zu reichen, vergaß sie Ehre, Pflicht und Schwüre, verließ mich beschimpft, verraten, und – –
 
Und doch giebt es Männer, die alle
diese Fehler nicht haben. Ich selbst darf mich darunter
zehlen. – Ich liebte eine junge reitzende Person von
Stande, mit dem reinesten, aufrichtigsten Herzen Die
Zeit unsrer Verbindung war da! doch, unglückliche Er=
innerung! Statt ihre Hand mir zu reichen, Ver=
Fgaß sie Ehre, Pflicht, und Schwüre; verließ mich be=
schimpft, verrathen, und – –
Sandrina
 
Sand.
Da haben wir es! Wir armen Mädchen müssen die Schuld tragen! Wir sind der Ursprung allen Übels. Armes Frauenzimmer! wie hart ist doch unser Schicksal! Weder Schönheit noch Verstand kann uns glücklich machen.
 
Da haben wir es! wir armen Mädchen
müßen die Schuld tragen! wir sind der Ursprung al=
les Uebels. Armes Frauenzimmer! wie hart ist doch
unser Schicksal! weder Schönheit noch Verstand kann
uns glücklich machen.
    Wir arme, gute Mädchen,
 
    Wir arme gute Mädchen,
wie sind wir nicht geschoren!
 
Wie sind wir nicht geschoren!
Kaum da wir sind geboren,
 
Kaum da wir sind geboren,
fängt unser Leiden an.
 
Fängt unser Leiden an.
    Unwissend in der Kindheit,
 
Unwissend in der Kindheit,
geplagt in unsrer Jugend,
 
Geplagt in unsrer Jugend.
sind in der Jahre Blüte,
 
Sind in der Jahren blühte,
die Wilde wie die Schöne,
 
Die Wilde wie die Schöne,
von der verwünschten Liebe
 
Von der verwünschten Liebe,
zu Asche fast verbrennt.
 
Zu Asche fast verbrennt.
    Ach! arme, gute Mädchen,
 
Ach! Arme gute Mädchen,
wär es für uns nicht besser,
 
Wär es für uns nicht besser,
wir wären nicht auf der Welt!
 
Wir wären nicht auf der Welt!
(geht ab)
 
Ramiro
 
Ram.
Hätte ich nie eine Arminda gekannt, so wäre ich ruhig und glücklich!
 
Hätte ich nie eine Arminda gekannt, so
wäre ich ruhig, und glücklich!
(geht ab)
 
Fünfter Auftritt
 
F
Fünfter Auftritt.
Nardo.
 
Nardo.
Zum Henker! meine Gräfin will schon wieder Reißaus nehmen? Der verdammte Streich! Ha, vielleicht! – ja, nichts vielleicht! – ich bin selbst verlegner als sie. Serpetta hat mir das rechte Gift gegeben! Ich möchte vor Liebe krepieren, und doch ist die Unbarmherzige so hart, so unempfindlich wie ein Klotz, immer weicht sie mir aus. Was soll ich doch tun, um sie in mich verliebt zu machen? – Ich will bitten, seufzen, weinen, dass es – Aber was wird es helfen? Heutzutage hat das Weibsvolke Herzen wie Marmor, Stahl und Eisen.
 
Zum Henker! meine Gräfinn will schon wie=
der Reißaus nehmen? der verdamte Streich! Ha
vielleicht! – ja, nichts vielleicht! – ich bin selbst
verlegner als sie. Serpetta hat mir das rechte Gift
gegeben! ich möchte vor Liebe krepieren, und doch ist
die Unbarmherzige so hart, so unempfindlich wie ein
Klotz, immer weicht sie mir aus Was soll ich doch
thun, um sie in mich verliebt zu machen? – ich will
bitten, seufzen, weinen – daß es – aber was wird
es helfen? heut zu Tage hat das Weibsvolke Herzen
wie Marmor, Stahl, und Eisen.
    Der Hammer zwingt das Eisen,
 
F    Der Hammer zwingt das Eisen,
erweicht durch Feuershitze.
 
Erweicht durch Feuershitze.
Der Marmor lässt sich formen
 
Der Marmor läßt sich formen,
durch scharfe Meißelspitze.
 
Durch scharfe Meißelspitze.
Doch wer kann mir erweisen,
 
Doch wer kann mir erweisen,
dass Hammer oder Eisen,
 
Das Hammer oder Eisen,
wohl selbst der Liebe Feuer
 
wohl selbst der Liebe Feuer,
hab jemals überwunden
 
Hab jemals überwunden,
der Weiber Eigensinn?
 
Der Weiber Eigensinn.
    Sind wir nicht alle Narren,
 
Sind wir nicht alle Narren,
recht blinde, dumme Narren,
 
Recht blinde dumme Narren?
betrogen durch der Weiber List?
 
Betrogen durch der Weiberlist.
Verlachet sie, verspottet sie,
 
Verlachet sie, verspotet sie.
verachtet sie und fliehet sie.
 
Verachtet sie, und fliehet sie.
Sie sind kein Teufel wert!
 
Sie sind kein Teufel werth!
(geht ab)
 


Saal im Schloss des Amtshauptmanns.
 
Sechster Auftritt
 
Sechster Auftritt.
 
Saal im Schloß des Amtshauptm.
Der Amtshauptmann, Arminda, hernach Serpetta.
 
Der Amtshauptmann, Arminda hernach
Serpetta.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Nun, liebe Nichte! ruhen Sie hier ein wenig aus. Ich hoffe, Ihr Bräutigam wird bald eintreffen.
 
Nun liebe Nichte! ruhen sie hier ein wenig
aus. Ich hoffe, ihr Bräutigam wird bald eintreffen.
Arminda
 
Arm.
Das ist in der Tat wider allen Wohlstand, dass er mich auf sich warten lässt.
 
Das ist in der That wider allen Wohlstand,
daß er mich auf sich warten läßt.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Vielleicht weiß er noch nicht –
 
Vielleicht weiß er noch nicht –
Arminda
 
Arm.
Er weiß freilich noch nicht, dass ich sehr empfindlich bin und meine eigne Grillen habe.
 
Er weiß freylich noch nicht, daß ich sehr
empfindlich bin, und meine eigne Grillen habe.
Amtshauptmann
 
Amth.
Sein Sie nicht böse, liebste Nichte! Es lässt sich alles mit guter Art richten. Patientia, moderatio!
 
Seyn sie nicht böse, Liebste Nichte!
es läßt sich alles mit guter Art richten.
Patientia, moderatio!
Arminda
 
Arm.
Setzen wir uns!
 
Setzen wir uns!
Amtshauptmann
 
Amtsh.
He! wo bleiben denn die Stühle, werden sie bald kommen?
 
He! wo bleiben den die Stühle, wer=
den sie bald kommen?
Serpetta
 
Serpet.
(bringt Sessel)
 
(bringt Sessel)
Hier sind sie, hier sind sie! Das ist ein Geschrei, als wenn man taub wär.
 
Hier sind sie, hier
sind sie! das ist ein geschrey, als wenn man Taub wär.
Arminda
 
Arm.
Wer ist sie?
 
Wer ist sie.?
Serpetta
 
FSerp.
Kammerjungfer, Wirtschafterin, was Sie wollen.
 
Kammerjungfer, Wirthschaffterinn, was
sie wollen.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Iuris utriusque.
 
Juris utriusque.
Arminda
 
Arm.
Und Ihr beobachtet nicht Eure Schuldigkeit? Ihr kömmt nicht, mir die Hand zu küssen?
 
Und ihr beobachtet nicht eure Schuldigkeit?
ihr kömmt nicht mir die Hand zu küßen?
Serpetta
 
Serp.
(will ihr die Hand küssen)
 
Eben wollt ich es tun.
 
Eben wollt ich es thun. (will ihr die
Hand küßen)
Arminda
 
Arm.
 
Gut, gut!
 
Gut gut!
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Geh nur.
 
Geh nur.
Serpetta
 
Serpet.
Wie Sie befehlen.
 
Wie sie befehlen.
 
Arminda
 
Arm.
 
He! Mädchen!
 
He! Mädchen!
Serpetta
 
Serpet.
 
(für sich)
(Hier wird es Geduld brauchen!) Was befehlen Euer Gnaden?
 
Hier wird es Geduld brau=
chen! – was befehlen Euer Gnaden?
Arminda
 
Arm.
Hast du noch nichts von meinem Bräutigam gesehen?
 
Hast du noch nichts von meinem Bräutigam
gesehen?
Serpetta
 
Serpet.
Nein, Ihro Gnaden! aber ich glaube –
 
Nein Ihro Gnaden! aber ich glaube –
Arminda
 
Arm.
Geh nur!
 
Geh nur!
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Ja, geh nur!
 
Ja geh nur!
Serpetta
 
Serpet.
 
(für sich)
(Wir zwei werden nicht gut miteinander auskommen.)
 
Wir zwey werden nicht gut
miteinander auskommen. (geht ab)
(geht ab)
 
Arminda
 
Arm.
Sagen Sie mir, Herr Oheim! ist mein Bräutigam schön, artig, wohlerzogen?
 
Sagen sie mir Herr Oheim! ist mein Bräu=
tigam schön, artig, wohlerzogen?
Amtshauptmann
 
Amtsh.
O was das betrifft – –
 
O was das betrift – –
Serpetta
 
Serpet.
(zurücklaufend)
 
Geschwind! Euer Gnaden! Eben ist ein Wagen angekommen.
 
Geschwind! Euer Gnaden! eben ist ein
Wagen angekommen.
 
Arminda
 
Arm
Das wird wohl der Graf sein!
 
Das wird wohl der Graf seyn!
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Ich will ihm entgegen gehen. Holla! he! wo sind meine Leute, dass jeder seine Schuldigkeit beobachte – (zu Arminda) Hören Sie, Nichte! – (zu Serpetta) Rufe Kammerdiener, Laquaien und alle –
 
Ich will ihm entgegen gehen. holla! he!
wo sind meine Leute, daß jedes seine Schuldigkeit be=
obachte – (zu Arm.) hören sie Nichte! –
(zu Serpet.) rufe Kammerdiener, Laquaien
und alle –
Serpetta
 
Serpet
Hier kömmt schon der Herr Bräutigam.
 
Hier kömmt schon der Herr Bräutigam.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Zum Teufel! meine Leute! – Nun muss ich mir ein Ansehen geben.
 
Zum Teufel! meine Leute! – nun
muß ich mir ein Ansehen geben.
Siebenter Auftritt
 
F
Siebenter Auftritt.
Graf Belfior, Vorige.
 
Graf Belfior. Vorige.
Belfiore
 
Belf.
    Welche Pracht, welch seltne Schönheit!
 
    Welche Pracht, welch seltne Schönheit!
Welcher Glanz! ihr große Götter!
 
Welcher Glanz! ihr große Götter!
Selbst die Sonne muss ihr weichen,
 
Selbst die Sonne muß ihr weichen,
kann ihr Feuer nicht erreichen,
 
Kann ihr Feuer nicht erreichen,
das mein Herz zu Asche brennt.
 
Das mein Herz zu Asche brennt.
Arminda! meine englische Braut! der Graf Belfior wirft sich der aufgehenden Sonne seiner künftig glücklichen Tage in Ehrfurcht zu Füßen.
 
Arminda! meine englische Braut! der Graf Belfior
wirft sich der aufgehenden Sonne seiner künftig glückli=
chen Tage in Ehrfurcht zu Füßen.
Arminda
 
Arm.
 
Englischer Graf! stehen Sie auf! Sie sollen einen Platz in meinem Herzen finden. (Ein artiges Närrchen: Er gefällt mir nicht übel.)
 
Englischer Graf! stehen sie auf! sie sollen
einen Platz in meinem Herzen finden (für sich) ein
artiges Närchen: er gefält mir nicht übel.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
(ganz gravitätisch)
 
(ganz gravitätisch)
Illustrissime nec non venerandissime comes ac futurissime nepos. Empfangen Sie in dieser Umarmung die Versicherung meiner Hochachtung und Freundschaft.
 
Illustrissime
nec non venerandissime Comes, ac futurissime Nepos.

(Er will ihn umarmen, der Graf entschlüpft
ihm)
Empfangen sie in dieser Umarmung die Versi=
cherung meiner Hochachtung und Freundschaft.
(Er will ihn umarmen, der Graf entschlüpft ihm.)
 
Belfiore
 
Belf
(zu Arminda)
 
Erlauben Sie, schönste Braut, dass ich auf diese schneeweiße Alabasterhand – (zum Amtshauptmann) Ach verzeihen Sie, ich irrte mich, ich, ich – die Schuldigkeit erfordert, dass ich – (zu Serpetta) Artiges Mädchen! ich bin Ihr – (Er läuft hin und her.) Englisches Fräulein – mein Herr – hübsches Kind – ich bin – ganz – verwirrt –! Ich weiß nicht, was ich sagen soll!
 
Erlauben sie schönste Braut, daß ich auf diese
schneeweise Alabaster Hand – (zum Amtshpt)
ach verzeihen sie ich irrte mich, ich, ich – die Schul=
digkeit erfordert, daß ich – (zu Serpet) artiges
Mädchen! ich bin ihr – er läuft hin und her)
Englisches Fräulein – mein Herr – hübsches Kind –
ich bin – ganz – verwirrt – ! ich weiß nicht, was
ich sagen soll!
Serpetta
 
Serpet
(Ich muss von Herzen über den Narren lachen.)
 
Ich muß von Herzen Uber den Narren
lachen.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
(zu Belfiore)
 
Nun, Herr Graf! wie gefällt Ihnen meine Nichte?
 
Nun Herr Graf! wie gefällt ihnen meine
Nichte?
Belfiore
 
Belf
Unvergleichlich! ein Meisterstück der Natur! eine hohe Stirne, blitzende Augen, rosenfarbe Wangen, eine majestätische Nase! Ach sie beschämt Lilien und Rosen.
 
Unvergleichlich! ein Meisterstück der Natur!
eine hohe Stirne, blizende Augen, rosenfarbe Wangen,
eine majestätische Nase! ach sie beschämt Lilien und
Rosen
Arminda
 
Arm.
Und Sie sind eine Sonnenblum, ein Wetterhahne, der sich nach allen Winden dreht.
 
Und sie sind eine Sonnenblum, ein Wetter=
hane, der sich nach allen Winden dreht.
Belfiore
 
FBelf
Wie meinen Sie das, meine Göttin?
 
Wie meinen sie das meine Göttinn?
Arminda
 
Arm.
Ich meine, dass Sie leichtsinnig und flatterhaft sind. (zum Amtshauptmann) Was sagen Sie, Herr Oheim?
 
Ich meine, daß sie leichtsinnig und flater=
haft sind. Was sagen sie Herr Oheim?
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Erlauben Sie mir doch, ein wenig Ihr Gesicht zu sehen. Secundum lineamenta zu urteilen, halte ich ihn für einen Getreuen.
 
Erlauben sie mir doch ein wenig ihr Ge=
sicht. Secundum Lineamenta zu urtheilen! halte ich
ihn für einen Getreuen.
Belfiore
 
Belf.
Sagen Sie: für den Getreuesten –
 
Sagen sie für den Getreuesten –
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Beständigen und Standhaften –
 
Beständigen und standhaften –
Belfiore
 
Belf.
Standhaftesten Liebhaber! Gleich einem Felsen, welcher – oder vielmehr einem Schiffe, das vom heftigsten Sturm an eine Klippe geworfen, in Stücke zerschmettert – nein, nein, das aller Gefahr trotzet und den brausenden Wellen entwischt. Sie werden dieses schöne Gleichnis verstehen.
 
Standhaftesten Liebhaber! gleich einem
Felßen, welcher – oder vielmehr einem Schiffe, das
vom heftigsten Sturm an eine Klippe geworfen, in Stü=
cke zerschmettert – Nein nein das aller Gefahr trotzet,
und den brausenden Wellen entwischt. Sie werden
dieses schöne Gleichniß verstehen.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Wenn es auf Gleichnisse ankömmt, so könnte man dem Ihrigen andere entgegen setzen! Exempli gratia: Sie sind ein stürmender Nordwind – oder melius ein feuerspeiender Vesuvius – ein Wirbelwind – ein Orkan – nein, nein! ein sanft säuslender Zephir. Das ist das schönste Gleichnis.
 
Wenn es auf gleichniße ankömmt! so kön=
te man dem ihrigen andere entgegen setzen! Exempli.
gratia
: Sie sind ein stürmender Nordwind – oder melius
ein Feuerspeyender Vesuvius – ein Wirbelwind –
ein Orkan – Nein nein! ein sanft säußlender Zephir.
Das ist das schönste Gleichniß.
Arminda
 
Arm
Gut, es wird sich zeigen. Nun, Graf! sagen Sie mir! lieben Sie mich?
 
Gut es wird sich zeigen. Nun Graf! sagen
sie mir! lieben sie mich?
Belfiore
 
Belf.
Ob ich Sie liebe? Gleich beim ersten Anblicke hat mich das Feuer Ihrer Augen entzündet, bezaubert, be – be –
 
Ob ich sie liebe? gleich beym ersten Anblike
hat mich das Feuer ihrer Augen entzündet, bezaubert,
be – be –
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Bene.
 
Bene.
Arminda
 
Arm
Geduld! Kennen Sie schon mein Temperament?
 
Geduld! Kennen sie schon mein Temperament?
Belfiore
 
Belf.
O Sie sind die Allerliebste – –
 
O sie sind die Allerliebste – –
Arminda
 
Arm.
Ich bin wunderlich, eigensinnig, empfindlich – –
 
Ich bin wunderlich, eigensinnig, empfindlich
– –
Belfiore
 
Belf.
Das ist mir lieb!
 
Das ist mir lieb!
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Optime!
 
optime!
Arminda
 
Arm.
Ich bin freundlich, gutherzig, habe aber auch gute Hände –
 
Ich bin freundlich, gutherzig, habe aber
auch gute Hände –
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Optimissime! (zu Belfiore)Gratulor ex animo!
 
Optimissime! (zu Belf.)Gratulor ex
animo!
Arminda
 
Arm.
Die Sie für jede Untreu züchtigen wird.
 
Die sie für jede Untreu züchtigen wird.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Welch edle Offenherzigkeit! Da siehet man wohl, dass sie meine Nichte ist. Non procul a stipite pomum!
 
Welch edle Offenherzigkeit! da siehet man
Fwohl, daß sie meine Nichte ist. non procula stipite
Pomum!
Belfiore
 
Belf.
Schön brav! Zum Entzücken! Welcher Geist! welche Grazie! Ich bin ganz hingerissen.
 
Schön braf! zum Entzücken! welcher Geist!
welche Grazin! ich bin ganz hingerissen.
Arminda
 
Arm.
Sie wissen jetzt, woran Sie sind. Ich werde Sie lieben! Aber weh Ihnen, wenn ich Sie auf einer Untreue ertappe! Sie bekommen es mit mir zu tun, und wenn es mitten auf der Straße wäre.
 
Sie wissen jetzt, woran sie sind ich
werde sie lieben! aber weh ihnen, wenn ich sie auf einer
Untreue ertappe! sie bekommen es mit mir zu thun, und
wenn es mitten auf der Straße wäre.
    Wenn die Männer sich verlieben,
 
    Wenn die Männer sich verlieben,
schwören Sie ganz leicht die Treu;
 
Schwören sie ganz leicht die Treu!
und durch schmeichlendes Entzücken
 
Und durch schmeichlendes Entzücken,
läßt ein Mädchen sich berücken,
 
Läßt ein Mädchen sich berücken,
glaubt geschwind, dass es so sei.
 
Glaubt geschwind, daß es so sey!
    Doch bei mir kann das nicht gehen:
 
Doch bey mir kann das nicht gehen,
Erst muss alles richtig stehen,
 
Erst muß alles richtig stehen,
eh ich ja sag oder nein.
 
Eh ich ja sag oder nein.
    Sie allein nur sind mein Leben,
 
Sie allein nur sind mein Leben,
Ihnen will ich mich ergeben.
 
Ihnen will ich mich ergeben.
Wenn Sie aber mich belügen,
 
Wenn sie aber mich belügen,
nach der Mode mich betrügen,
 
Nach der Mode mich betrügen,
räch ich mich mit eigner Hand.
 
Räch ich mich mit eigner Hand.
(geht ab)
 
Achter Auftritt
 
Achter Auftritt.
Graf Belfior, der Amtshauptmann, hernach Serpetta.
 
Graf Belfior, der Amtshauptmann.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Nun, Herr Graf, was halten Sie von meiner Nichte?
 
Nun Herr Graf was halten sie von meiner
Nichte?
Belfiore
 
Belf.
Ihr Feuer reißt mich hin! Welch Glück für mich, ein Frauenzimmer wie sie gefunden zu haben! Doch, was sage ich? sie ist eine Göttin, die an Witz, Verstand, Schönheit und Reiz von keiner Sterblichen übertroffen wird. Kurz, sie ist das achte Weltwunder.
 
Ihr Feuer reißt mich hin! welch Glück für
mich, ein Frauenzimmer, wie sie gefunden zu haben!
doch, was sage ich? sie ist eine Göttin, die an Witz,
Verstand, Schönheit und Reitz von keiner sterb=
lichen übertroffen wird. Kurz! sie ist das achte Welt=
wunder
Amtshauptmann
 
Amtsh.
Ich sollte es zwar nicht sagen, weil ich ihr Oheim bin, doch hat sie in der Tat ganz was außerordentliches. Es ist eine Freude, sie zu hören. Ihre Reden sind Sentenzen und Machtsprüche! Sie ist ein zweiter Cicero.
 
Ich sollte es zwar nicht sagen, weil ich ihr
Oheim bin! doch hat sie in der That ganz was auseror=
dentliches. Es ist eine Frende, sie zu hören. Ih=
re Reden sind Sentenzen und Machtsprüche! sie ist ein
zweyter Cicero.
Belfiore
 
FBelf.
Ja, das ist die Wahrheit! Und damit Sie es nur wissen: Ich verliebte mich schon in ihren Verstand, ehe ich sie kannte. Glauben Sie gewiss: Ich habe mehr als hundert der schönsten Mädchen wegen ihr den Korb gegeben.
 
Ja das ist die Wahrheit! und damit sie es
nur wissen: Ich verliebte mich schon in ihren Verstand,
ehe ich sie kannte. Glauben sie gewiß: Ich habe
mehr als hundert der schönsten Mädchen, wegen ihr
den Korb gegeben.
Amtshauptmann
 
Amt.
Haud minimum dubito.
 
Haud minimum Dubito.
Belfiore
 
Belf.
Seien Sie versichert: An allen Orten, wo ich immer war, sind mir die Frauenzimmer in Menge nachgeloffen, um die Schönheit und Majestät meines Gesichts zu bewundern. Denn Sie müssen wissen, ich bin wirklich ein schöner Mann.
 
Seyn sie versichert: An allen Orten, wo ich
immer war, sind mir die Frauenzimmer in Menge
nachgeloffen, um die Schönheit, und Majestät meines
Gesichts zu bewundern. Denn sie müssen wissen, ich
bin wirklich ein schöner Mann.
Amtshauptmann
 
Amt.
Certissime! Ich bewundere Sie ordentlich, Herr Graf. Ein zweiter Narzissus! profecto!
 
Certissime! Ich bewundere sie ordentlich
Herr Graf. Ein zweyter Narzissus! profecto!
Belfiore
 
Belf.
Ich bin ein Kavalier von großem Geist, reich und vornehm. Mein Blut fließt aus den Adern der ältesten Geschlechter griechisch- und römischer Helden. Ich bin mit den größten Monarchen der Welt versippschaftet. Hier, hier sehen Sie den unumstößlichen Beweis! meinen Stammbaum.
 
Ich bin ein Kavalier von großem Geist,
reich und vornehm. Mein Blut fließt aus den Adern
der ältesten Geschlechter griechisch- und römischer Hel=
den Ich bin mit den größten Monarchen der Welt
Versipschafftet. Hier hier sehen sie den unumstößlichen
Beweiß! meinen Stammbaum.
(Er zieht einen ziemlich großen Stammbaum hervor.)
 
(Er zieht einen zim=
lich großen Stambaum hervor)
Amtshauptmann
 
Amt.
Mit Dero gütigster Erlaubnis – Heus obstupesco! – dürfte ich wohl meiner Nichte die unbeschreibliche Freude machen, ihr solchen sogleich ad inspiciendum zu übersenden?
 
Mit dero gütigsten Erlaubniß – Heus Ob=
stupesco!
Dürfte ich wohl meiner Nichte die unbe=
schreibliche Freude machen, ihr solchen sogleich ad inspi=
ciendum
zu übersenden?
Belfiore
 
Belf.
Ich will ihr die Gnad erweisen.
 
Ich will ihr die Gnad erweisen.
Amtshauptmann
 
Amt.
He, Serpetta! Serpetta!
 
He Serpetta! Serpetta!
Serpetta
 
Serp.
 
(für sich)
(Immer muss man laufen.) Was befehlen Sie?
 
immer muß man laufen –
was befehlen sie?
Amtshauptmann
 
Amts.
Hier, bringe meiner Nichte das glorreiche testimonium ihres zukünftigen großen Glückes, das preiswürdige Stammenregister ihres hochadelichen Herrn Bräutigams – (Serpetta will damit fort.) Doch warte! ich will dir die Sache erst ein bisschen erklären, damit du die wichtige Wichtigkeit dieser Legation einsiehst, mit der man dich als eine respektive Abgeordnete honoriert. (Er eröffnet den Stammbaum und haltet ihr denselben vor.) Verbeuge dich und neige dich. – Erige aures, Pamphile! – Öffne deine Augen, spitze die Ohren und erstaune.
 
Hier bringe meiner Nichte das glorreiche
Testimonium ihres zukünftigen großen Glückes, das
preiswürdige Stammenregister ihres hochadelichen Herrn
Bräutigams – (Serpetta will damit fort)
Doch warte! ich will dir die Sache erst ein bischen er=
klären, damit du die wichtige Wichtigkeit dieser Le-
gation
einsiehst, mit der man dich als eine re-
spective
, abgeordnete HonorirtEr eröffnet den
Stambaum und haltet ihr denselben vor)

FVerbeuge dich und neige dich – erige Aures Pamphi=
le!
Oefne deine Augen, spitze die Ohren, und erstaune
    Hier von Osten bis zu Westen,
 
    Hier von Osten bis zu Westen,
dort von Süden bis zu Norden
 
Dort von Süden, bis zu Norden,
ist schon längst bekannt geworden
 
Ist schon längst bekannt geworden,
sein hochadeliches Haus.
 
Sein hochadeliches Haus.
    Er hat Güter, Lehenträger,
 
Er hat Güter, Lehenträger,
Städte, Dörfer, große Schwäger,
 
Städte, Dörfer, große Schwäger,
Fürsten, Grafen, Generalen,
 
Fürsten, Grafen, Generalen,
Kaiser, König, Admiralen.
 
Kaiser, König, Admiralen,
Diktatoren, Bürgermeister,
 
Diktatoren, Bürgermeister,
Helden Roms und große Geister
 
Helden Roms, und große Geister,
zählt sein Stamme ohne Zahl.
 
Zehlt sein Stamme ohne Zahl.
    Doch zum Teufel! warum lachst du?
 
Doch zum Teufel warum lachst du?
Welcher Zweifel? willst du sie sehen?
 
Welcher Zweifel? willst du sie sehen?
Hier ist Numma, dort ist Scipio,
 
Hier ist Numma, dort ist Scipio,
Marc Aurel und Marc Agrippa,
 
Mark Aurel, und Mark Agrippa,
Mutio Scaevola und der Cato.
 
Mutio Scewola, und der Kato.
Auch der große Alexander
 
Auch der große Alexander
ist sein nächster Anverwandter.
 
Ist sein nächster Anverwandter.
Mit der größten Ehrfurcht bücke dich!
 
Mit der größten Ehrfurcht, bücke dich!
Und neige dich!
 
Und neige dich!
Nur geschwind bald hin, bald her.
 
Nur geschwind bald hin bald her.
 
(Der Graf und der Amtshauptmann gehen ab.)
 
Neunter Auftritt
 
Neunter Auftritt.
Serpetta, hernach NardoIm Libretto-Druck Augsburg 1780 wurde der Auftritt Nardos zunächst separat als zehnter Auftritt gezählt. Die nachfolgende Szene (nach dem Libretto eigentlich "eilfter Auftritt") wurde in Anlehnung an die italienische Vorlage Rom 1774 wiederum als "zehnter Auftritt" gezählt..
 
Serpetta.
Serpetta
 
Wer zum Geier sollte nicht lachen? – Ha! es leben alle die Herrn Stukkatoren, Bürgermeister, Zipio und alle die großen Parucken des hochadelichen Stammenbaums! – Das ist ein wahrer Spaß mit solchen Narren. – – Bei allem dem ist es, wenn's so fortgeht, in diesem Haus nicht mehr auszuhalten. Seitdem diese Braut angekommen, ist weder Rast noch Ruhe. Alle Augenblicke ruft sie, schreit sie, klingelt, zanket, befiehlt! Wo bist du? warum kömmst du nicht? wo bleibst du? tu dies! mach das! geh fort! bleib hier! Alles in einem Atem. – Da müßt' ich meine Füße gestohlen haben und mich zu Tod laufen. Nein, das ist nicht für mich! Ha, hier kömmt Nardo. Der wird mir wohl seine Liebe wieder vorseufzen. Ich will tun, als wenn ich ihn nicht sähe, und zum Spaß ein Liedchen singen, daraus er merken kann, dass er von mir nichts zu hoffen hat.
 
Wer zum Geyer sollte nicht lachen? – Ha! es leben
alle die Herrn Stukatoren, Bürgermeister, Zipio, und
alle die großen Parucken des hochadelichen Stammen=
baums! – Das ist ein wahrer Spas mit solchen
Narren – – Bey allem dem ist es, wenns so
fort geht, in diesem Haus nicht mehr auszuhalten. Seit
dem diese Braut angekommen, ist weder Rast noch
Ruhe. Alle Augenblicke ruft sie, schreit sie, klingelt,
zanket! befiehlt, wo bist du? warum kömmst du nicht?
wo bleibst du? thu dieß; mach das! geh fort! bleib
hier! alles in einem Athem – Da müßt ich meine
FFüße gestohlen haben, und mich zu Tod laufen.
nein das ist nicht für mich! ha hier kömmt Nardo.
Der wird mir wohl seine Liebe wieder vorseufzen. Ich will
thun als wenn ich ihn nicht sähe; und zum Spas ein
Liedchen singen, daraus er merken kann, daß er von
mir nichts zu hoffen hat.
 
    Das Vergnügen in dem Ehestand
 
    Das Vergnügen in dem Ehestand
möcht ich gerne bald erfahren!
 
Möcht ich gerne bald erfahren!
Doch ein Mann, der schon bei Jahren,
 
Doch ein Mann der schon bey Jahren,
taugt in Wahrheit nicht für mich.
 
Taugt in Wahrheit nicht für mich.
 
F
Zehnter Auftrit
 
Nardo, Serpetta.
Nardo
 
Nardo
(der die ganze Arie ruckwärts mit angehört hat, für sich)
 
(Der die ganze Arie Rukwerts
mit angehört hat, für sich)
Schau! schau! sie stichelt mit ihrem Liedchen auf mich. Aber Geduld! ich will ihr durch ein anders auch meine Meinung sagen.
 
Schau! schau! sie stichelt mit ihrem Liedchen auf mich.
Aber Geduld! ich will ihr durch ein anders, auch mei=
ne Meynung sagen.
    Das Vergnügen in dem Ehestand
 
    Das Vergnügen in dem Ehestand,
wünschest du bald zu erfahren?
 
Wünschest du bald zu erfahren?
Doch ein Mann, der jung von Jahren,
 
Doch ein Mann der jung von Jahren,
taugt in Wahrheit nicht für dich.
 
Taugt in Wahrheit nicht für dich
Serpetta
 
Serpet.
Vortrefflich, Herr Spaßmacher! Wer hat dir die Erlaubnis gegeben, mir so nahe zu kommen?
 
Vortrefflich Herr Spasmacher! wer hat
dir die Erlaubniß gegeben, mir so nahe zu kommen?
Nardo
 
Nardo.
Liebstes Serpettchen! nimm mir es nicht übel! Ich fand die Türe offen und da ging ich herein.
 
Liebstes Serpettchen! nimm mir es nicht
übel! ich fand die Thüre offen, und da gieng ich her=
ein.
Serpetta
 
Serpet.
Wenn du den gnädigen Herrn suchst, so geh nur dort hinüber, dort wirst du ihn finden. Geh, geh fort!
 
Wenn du den gnädigen Herrn suchst, so
geh nur dort hinüber, dort wirst du ihn finden. Geh,
geh fort!
Nardo
 
Nardo.
Jagst mich schon wieder fort, und bist mir doch so tief ins Herz gewachsen.
 
Jagst mich schon wieder fort, und bist
mir doch so tief ins Herz gewachsen.
Serpetta
 
Serpet.
Ich habe dir schon oft gesagt, du bist nicht für mich. Soll ich es nochmal wiederholen?
 
Ich habe dir schon oft gesagt, du bist
nicht für mich. Soll ich es nochmal wiederholen?
Nardo
 
Nardo.
Nein, nein! ich verlang es nicht mehr zu hören. Serpettchen!
 
Nein, nein! ich verlang es nicht mehr,
zu hören. Serpettchen!
Serpetta
 
Serpet.
Nun?
 
Nun?
Nardo
 
FNardo.
Sei doch nicht so grausam!
 
Sey doch nicht so grausam!
Serpetta
 
Serpet.
Und du nicht so überlästig! Ein für allemal! du bist kein Mann für mich.
 
Und du nicht so überlästig! Ein für al=
lemal! du bist kein Mann für mich
Nardo
 
Nardo
Aber bin ich denn nicht ebensowohl eine Mannsperson wie ein anderer?
 
Aber bin ich denn nicht eben sowohl ei=
ne Mannsperson, wie ein anderer?
Serpetta
 
Serpet.
Du gefällst mir nicht.
 
Du gefällst mir nicht.
Nardo
 
Nardo
Ruh, nur Geduld! du wirst noch einmal froh sein, mich zu kriegen.
 
Ru, nur Geduld! du wirst noch einmal
froh seyn mich zu kriegen.
Serpetta
 
Serpet.
 
Ha! ha! ha!
 
Ha! ha! ha!
Nardo
 
Nardo.
Du lachst?
 
Du lachst?
Serpetta
 
Serpet.
Ja, ich muss lachen, weil der Narr glaubt, dass man auf ihn anstehen wird. Dummkopf! Männer kann ich genug haben: Ich darf nur die Hand ausstrecken, so laufen sie zu ganzen Haufen, nur um sie zu küssen.
 
Ja ich muß lachen, weil der Narr glaubt,
daß man auf ihn anstehen wird. Dummkopf! Män=
ner kann ich genug haben: ich darf nur die Hand
ausstrecken, so laufen sie zu ganzen Haufen, nur um
sie zu küssen.
    Sobald sie mich sehen,
so sind sie gefangen,
 
    Sobald sie mich sehen,
So sind sie gefangen,
sie rennen und flehen,
mein Herz zu erlangen.
 
Sie rennen und flehen,
Mein Herz zu erlangen.
Von Liebe erhitzet,
der schnaubet und schwitzet.
 
Von Liebe erhitzet:
Der schnaubet, und schwitzet.
Es ruft einer da und ein anderer dort:
 
Es ruft einer da, und ein anderer dort:
    Bewundert die Augen des englischen Kindes,
 
Bewundert die Augen des englischen Kindes,
wie artig, wie lebhaft,
ihr Anstand und Farbe;
 
Wie artig wie lebhaft,
Ihr Anstand und Farbe?
mich rühret die Schöne, wenn ich sie betracht.
 
Mich rühret die schöne, wenn ich sie betracht.
    Ich schlage die Lider
der Augen dann nieder
 
Ich schlage, die Lieder
Der Augen, dann nieder,
und schweige ganz züchtig mit allem Bedacht.
 
Und schweige ganz züchtig mit allem Bedacht.
(gehen ab)
 


Garten.
 
Zehnter Auftritt
 
Zehnter Auftritt.
 
Garten,
Sandrina, hernach Arminda.
 
Sandrina, hernach Arminda.
Sandrina
 
Sandrina.
    Seufzend beklagt das Täubchen,
 
    Seufzend beklagt das Täubchen,
ferne von seinem Männchen,
 
Ferne von seinem Männchen,
sein trauriges Verhängnis
 
Sein trauriges Verhängniß,
und sucht nach seiner Sprache
 
Und sucht nach seiner Sprache,
Mitleid in seinem Schmerz.
 
Mitleid in seinem Schmerz.
Arminda
 
Arm.
(Das wird wohl das Gärtnermädchen sein, von der man so viel Wesens macht.) He! Mädchen, geh her!
 
Das wird wohl das Gärtnermädchen seyn,
von der man so viel Weesen macht. He! Mädchen
geh her!
Sandrina
 
Sand.
Was befehlen Sie?
 
Was befehlen sie?
Arminda
 
Arm.
Sage mir! was fehlt dir, dass ich dich so traurig sehe?
 
Sage mir! was fehlt dir, daß ich
dich so traurig sehe!
Sandrina
 
Sand.
Mein unglückliches Schicksal –
 
Mein unglückliches Schicksal –
Arminda
 
Arm.
Ha! ich verstehe dich; du bist verliebt, und deine Seufzer gehen nach dem Amtshauptmann – –
 
Ha! ich verstehe dich; du bist verliebt,
und deine Seufzer gehen nach dem Amtshauptmann
– –
Sandrina
 
Sand.
O ich bitte! verschonen Sie mich – ich bin ein ehrbares Mädchen und weiß den Unterschied.
 
O ich bitte! verschonen sie mich – ich
bin ein ehrbares Mädchen, und weiß den Unterschied.
Arminda
 
Arm.
Halts Maul, du Zofe! Bedenke, dass du mit Fräulein Arminda sprichst, die – –
 
Halts Maul du Zoffe! bedenke daß du mit
Fräulein Arminda sprichst, die – –
Sandrina
 
Sand.
Ihro Gnaden verzeihen! Ich wusste nicht – –
 
Ihro Gnaden verzeihen! ich wußte nicht
– –
Arminda
 
Arm.
Nun gut, so wisse es jetzt, dass ich die Nichte vom Hause und die Braut des Grafen Belfiore bin –
 
Nun gut, so wisse es jetzt, daß ich die
Nichte vom Hause, und die Braut des Grafen Bel=
fiore bin. –
Sandrina
 
Sand.
 
(Weh mir!) Was sagen Sie? Belfiore Ihr Bräutigam?
 
Weh mir! was sagen sie? Belfiore ihr
Bräutigam?
Arminda
 
Arm.
Ja, ja! Belfiore mein Bräutigam, und noch heute wird unsere Vermählung vollzogen.
 
Ja, ja! Belfiore mein Bräutigam, und
noch heute wird unsere Vermählung vollzogen.
Sandrina
 
Sand.
 
(O Himmel, ich vergehe! Ich – fühle – den – Tod.)
 
O Himmel, ich vergehe! ich – fühle –
den – Tod.
Arminda
 
FArm.
Was ist dir? Du entfärbst dich?
 
Was ist dir? du entfärbst dich?
Sandrina
 
Sand.
Ich weiß nicht. Ein heftiger Schmerz überfällt mich auf einmal – Er drückt mir das Herz ab – Ich werde – schwach – Der Angstschweiß – Ach ich bin – des – Todes! –
 
Ich weiß nicht. Ein heftiger Schmerz
überfällt mich auf einmal – er drückt mir das Herz
ab. – Ich werde – schwach – der Angstschweiß –
ach ich bin – des – Todes! –
(Sie wird ohnmächtig.)
 
Sie wird ohnmächtig.
Arminda
 
Arm.
Das arme Mädchen! He! zu Hülfe! Ist niemand da?
 
Das arme Mädchen! he! zu Hülfe! ist nie=
mand da?
Eilfter Auftritt
 
Eilfter Auftritt.
Belfiore, Vorige.
 
Belfiore vorige.
Belfiore
 
Belf.
Was gibt's? Hier bin ich.
 
Was giebts? hier bin ich?
Arminda
 
Arm.
Hier, liebster Graf, stehen Sie diesem armen Mädchen bei! Ich laufe nach Lebensbalsam, um sie wieder zurecht zu bringen. Ich bin gleich wieder da.
 
Hier liebster Graf, stehen sie diesem armen
Mädchen bey! ich laufe nach Lebensbalsam, um sie
wieder zurecht zu bringen. Ich bin gleich wieder
da
(Sie läuft geschwind ab.)
 
Belfiore
 
Belf
 
    Himmel, welch seltsamer Zufall!
 
Himmel, welch seltsamer Zufall!
Violante! Sie lebt noch? Weh mir!
 
Violante! sie lebt noch? weh mir!
Zitternd schlägt mein Herz,
 
Zitternd schlägt mein Herz.
ich fühle Lust und Schmerz.
 
Ich fühle Lust und Schmerz.
Sandrina
 
Sand.
 
    Ach Undankbarer, komme,
 
Ach Undankbarer komme,
sieh mich aus Liebe sterben.
 
Sieh mich aus Liebe sterben.
Belfiore
 
Belf
 
Ihre Stimm und ihre Züge,
 
Ihre Stimm und ihre Züge;
wenn ich mich nicht betrüge.
 
Wenn ich mich nicht betrüge.
    Doch was soll diese Kleidung?
 
Doch was soll diese Kleidung?
Ich könnte mich wohl irren,
 
Ich könnte mich wohl irren,
ich muss sie näher sehen.
 
Ich muß sie näher sehen.
 
Sandrina
 
Sand.
 
    Ach, dass über mich Arme
 
Ach daß über mich Arme,
der Himmel sich erbarme!
 
Der Himmel sich erbarme!
Belfiore
 
Belf.
Sie ist es wirklich,
 
Sie ist es wirklich,
mir sinket Herz und Mut.
 
Mir sinket Herz und Muth.
Sandrina
 
Sand.
 
Was seh ich? der Graf! o Himmel!
 
Was seh ich? der Graf! o Himmel!
Zwölfter Auftritt
 
F
Zwölfter Auftritt.
Arminda, Ramiro, Vorige.
 
Arminda, Ramiro, Vorige.
 
Arminda
 
Arm.
    Nehmet hier Balsam Sulphuris –
 
Nehmet hier Balsam Sulphuris, –
Belfiore
 
Ram.
Herr Graf, mit Ihrer Erlaubnis –
 
– Herr Graf mit ihrer Erlaubniß,
Arminda, Ramiro
 
Arm/Belf.
Ramiro!|Arminda! was soll ich tun?
 
Arminda!|Ramiro! was soll ich thun?
Belfiore
 
(Belf
(zu Sandrina)
 
zu Sand.)
Sag, wer bist du?
 
Sag wer bist du?
Sandrina
 
Sand.
 
(für sich)
(Was sag ich?)
 
Was sag ich?
Ramiro
 
Ram
(zu Arminda)
 
(zu Arm.)
Grausame!
 
Grausame!
Arminda
 
Arm.
 
(für sich)
(Was soll ich tun?)
 
Was soll ich thun?
Alle vier
 
Alle vier.
    O unerhörtes Schicksal,
 
O unerhörtes Schicksal,
dieser verdammte Zufall
 
Dieser verdamte Zufall,
quälet mich fast zu Tod.
 
Quälet mich fast zu tod.
Belfiore
 
Belf.
(für sich)
 
    Steh ich, geh ich oder bleib ich,
 
Steh ich, geh ich oder bleib ich,
schlaf ich, träum ich oder wach ich?
 
Schlaf ich, träum ich, oder wach ich?
Mein Gehirn ist ganz verrückt.
 
Mein Gehirn ist ganz verrückt.
Sandrina
 
Sand.
(für sich)
 
    Ich empfind in meinem Herzen,
 
Ich empfind in meinem Herzen,
unermesslich bittren Schmerzen,
 
Unermeßlich bittren Schmerzen,
der mich weinen und seufzen macht.
 
Der mich weinen und seufzen macht.
Ramiro
 
Ram.
(für sich)
 
    Meine Sinne sind verrücket,
 
Meine Sinne sind verrücket,
von dem Zufall unterdrücket,
 
Von dem Zufall unterdrüket,
ich verliere den Verstand.
 
Ich verliere den Verstand.
Arminda
 
Arm.
(für sich)
 
    Ich weiß nicht, was vorgegangen,
 
Ich weiß nicht was vorgegangen,
noch was ich soll jetzt anfangen;
 
Noch was ich soll jetzt anfangen.
zitternd, bebend, steh ich da.
 
zitternd, bebend, steh ich da.
Alle vier
 
Alle vier.
(für sich)
 
    Meine Seel ist ganz entkräftet!
 
Meine Seel ist ganz entkräftet!
Mir starrt jedes Wort im Mund.
 
Mir starrt jedes Wort im Mund.
Dreizehnter Auftritt
 
Dreyzehnter Auftritt.
Der Amtshauptmann, Vorige.
 
Der Amtshauptmann Vorige.
Amtshauptmann
 
Amt.
    Welche Stille, welche Mienen!
 
Welche Stille, welche Minen!
Macht ihr etwa hier Kalender?
 
Macht ihr etwa hier Kalender?
Habt ihr etwa die Sprach verloren?
 
FHabt ihr etwa die Sprach Verlohren?
Ist der Mund euch zugefroren?
 
Ist der Mund euch zu gefroren?
Nun so sprecht! was geht hier vor?
 
Nun so sprecht! was geht hier vor?
Sandrina
 
Sand.
 
    (Kann ich es sagen?)
 
Kann ich es sagen?
Belfiore
 
Belf.
 
(Welche Plagen!)
 
Welche Plagen!
Ramiro
 
Ram.
 
(Welche Frage!)
 
Welche Frage!
Arminda
 
Arm.
 
(Ich verzage.)
 
Ich verzage.
Amtshauptmann
 
Amtpt.
Alles ist mir unbegreiflich!
 
Alles ist mir unbegreiflich!
Hier ist etwas vorgegangen,
 
Hier ist etwas vorgegangen
mit der Sprache nur heraus.
 
Mit der Sprache nur heraus.
Belfiore
 
Ram.
(zu Arminda)
 
(zu Arm)
    Bist du diese?
 
Bist du diese?
Ramiro
 
Belf.
(zu Sandrina)
 
(zu Sand)
    Bist du diese?
 
Bist du diese?
Arminda
 
Arm.
(zu Ramiro)
 
(zu Ram)
Bist du jener?
 
Bist du jener?
Sandrina
 
Sand.
(zu Belfiore)
 
(zu Belf)
Bist du jener?
 
Bist du jener?
Alle fünf
 
Alle fünf.
Mein Gehirn ist in Verwirrung,
 
Mein Gehirn ist in verwirrung
es hüpft drin bald hin und her.
 
Es hüpft drinn bald hin und her.
(Ramiro, Belfiore, Sandrina, Arminda gehen verschiedentlich ab.)
 
(Ram. Belf. Sand. Arm. gehen verschiedentlich
ab.)
Vierzehnter Auftritt
 
Vierzehenter Auftritt.
Der Amtshauptman, gleich hernach Serpetta und Nardo.
 
Der Amtshauptman gleich hernach
Serpetta und Nardo.
Amtshauptmann
 
Amt
    Wo ist die Ehrfurcht, die mir gebühret?
 
Wo ist die Ehrfurcht, die mir gebühret?
Mich, den Hochweisen, der alles regieret,
 
Mich den hochweißen, der alles regieret,
lässt man hier stehen wie einen Narren?
 
Läßt man hier stehen, wie einen Narren?
Gehet zum Teufel, macht mir nicht bange,
 
Gehet zum Teufel, macht mir nicht bange
ich will nichts wissen von Eurem Range,
 
Ich will nichts wissen von eurem Range,
vom Nepotismus und Adelsstand.
 
Vom Nepotismus, und Adelstand.
 
Serpetta
 
Serpetta.
    Lustig! ich bringe recht hübsche Nachricht.
 
Lustig! ich bringe recht hübsche Nach=
richt.
Das Gärtnermädchen mit ihrem Grafen
 
Das Gärtnermädchen, mit ihrem Grafen
küssen und drücken unten im Garten
 
Küssen und Drücken unten im Garten,
mit aller Freiheit, ruhig und still.
 
Mit aller freyheit, ruhig und still.
Amtshauptmann
 
Amt.
    Teufel und Hölle! das sollt ich leiden?
 
Teufel und Hölle! das sollt ich leiden?
 
Nardo
 
Nardo.
Glaubt nicht den Lügen des losen Mädchens,
 
Glaubt nicht den Lügen des losen Mädchens,
sie will Euch schicken in den April.
 
Sie will euch schicken in den Aprill.
Serpetta
 
FSerp.
    Hier diese Augen, hier diese Ohren
 
Hier diese Augen, hier diese Ohren,
mussten es sehen, konnten es hören.
 
Mußten es sehen, konnten es hören.
Nardo
 
Nardo
Schröckliche Lügen! Sie zu betören.
 
Schröckliche Lügen! sie zu bethören.
Amtshauptmann
 
Amt.
Gleich überzeiget mich.
 
Gleich überzeiget mich.
Nardo
 
Nardo.
 
Kommt nur mit mir.
 
komt nur mit mir.
Serpetta
 
Serp.
(gegen Nardo)
 
(Gegen Nardo)
    Er kann nur lügen.
 
Er kann nur lügen.
Nardo
 
Nardo.
(gegen Serpetta.)
 
(Gegen Serpetta.)
Und sie betrügen.
 
und sie betrügen.
Amtshauptmann
 
Amt.
Quäle mich tot, widriges Schicksal!
 
Quäle mich todt, wiedriges Schicksal!
Sehet verspottet, seht hintergangen
 
Sehet verspottet, seht hintergangen!
jenen berühmten Mann, den Podestà!
 
Jenen berühmten Mann den Podestà!
Alle drei
 
Alle drey
    Wir wollen gehen und nun gleich sehen!
 
Wir wollen gehen,
Und nun gleich sehen!
Die Wahrheit zeiget sich dort oder da.
 
Die Wahrheit zeiget sich dort oder da.
(gehen ab)
 




Ein anderer Teil des Garten.
 
Fünfzehnter Auftritt
 
Fünfzehenter Auftritt.
 
Ein andereer Theil des Garten:
Sandrina, Belfior, gleich darauf der Amtshauptmann mit Serpetta und Nardo, hernach Arminda und letztlich Ramiro.
 
Sandrina, Belfior, gleich darauf der
Amtshauptmann mit Serpetta und
Nardo hernach Arminda und letztlich
Ramiro.
Sandrina
 
Sand.
(zu Belfiore)
 
    Was ist denn Ihr Verlangen?
 
Was ist denn ihr verlangen
Ich bin genug gequälet,
 
Ich bin genug gequälet,
Sie haben schon gewählet
 
Sie haben schon gewählet
Armindens schöne Hand.
 
Armindens schöne Hand.
Belfiore
 
Belf.
(zu Sandrina)
 
    Ach meine Liebe kennet
 
Ach meine Liebe kennet
die Sprache und die Miene:
 
Die Sprache und die Mine
Sie sind Violantine,
 
Sie sind Violantine
der ich mein Herz verpfand.
 
Der ich mein Herz verpfand
Serpetta
 
Serp.
(zum Amtshauptmann, auf Sandrina und den Grafen deutend)
 
    Sie sehen, mit welcher Zärtlichkeit
 
Sie sehen mit welcher Zärtlichkeit
die Buhlerin ihm schmeichlet.
 
Die Buhlerinn ihm schmeichlet.
Amtshauptmann
 
Amts.
Ich seh es: dass sie krepiere!
 
Ich säh es: daß sie krepiere!
Ich räche mich an ihr.
 
Ich räche mich an ihr.
Nardo
 
Nardo.
 
(Der Graf! ach welcher Zufall!
 
Der Graf! ach welcher Zufall!
Wie helf ich ihr heraus?)
 
Wie helf ich ihr heraus?
Sandrina
 
FSand.
    Sie sind in großer Irrung.
 
Sie sind in großer Irrung
Belfiore
 
Belf.
 
(Himmel, welche Verwirrung!)
 
Himmel welche Verwirrung.
Arminda
 
Arm.
Ihr Hinterlist und Meineid
 
Ihr Hinterlist und Meineid
hat ihren Stand entehrt.
 
Hat ihren Stand entehrt.
Ramiro
 
Ram.
(zu Arminda)
 
Das Herz, das sie belebet,
 
Das Herz das sie belebet,
nur schwarze Falschheit nährt.
 
Nur schwarze Falschheit nährt
Sandrina
 
Sand.
(entschlossen zu Belfiore)
 
    Grausamer, ohn Verschonen!
 
Grausamer, ohn verschonen!
Kann man so schlecht belohnen
 
Kann man so schlecht belohnen
mein zärtlich treues Herz?
 
Mein zärtlich treues Herz?
Nenne mir mein Verbrechen,
 
Nenne mir mein Verbrechen,
dann magst dich an mir rächen!
 
Dann magst dich an mir rächen!
Fühlloser ohne Ehr!
 
Fühlloser ohne Ehr!
Belfiore
 
Belf.
 
    Sieh itzt nur meine Reue;
 
Sieh jtzt nur meine Reue,
mein Engel, mir verzeihe,
 
Mein Engel, mir verzeihe,
o himmlische Violante!
 
O himmlische Violante!
Sandrina
 
Sand.
Bedaure ihr hart Geschicke,
 
Bedaure ihr hart Geschicke,
denn nun ist Violante,
 
Denn nun ist Violante
das arme Kind, dahin.
 
Das arme Kind, dahin.
O Himmel! sie ist tot.
 
O Himmel! sie ist Todt.
 
Amtshauptmann
 
Amt.
    Gebt mir Antwort!
 
Gebt mir Antwort!
Arminda
 
Arm.
Sprecht nur weiter!
 
Sprecht nur weiter!
Ramiro
 
Ram
Graf, hübsch munter!
 
Graf hübsch munter!
Serpetta
 
Serb.
Nicht gezittert!
 
Nicht gezittert!
Nardo
 
Nardo.
 
(Wo will alles dies hinaus?)
 
Wo will alles dieß hinaus?
Sandrina
 
Sand.
 
    (Alles muss ich schweigend dulden.)
 
Alles muß ich schweigend dulden.
Belfiore
 
Belf.
 
(Ach sie büßet mein Verschulden.)
 
Ach sie büßet mein verschulden.
Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Nardo, Serpetta
 
Serp./Ram./Arm/Amt./Nardo.
Alle schweigen, was geschieht?
 
Alle schweigen
Was geschieht?
Arminda
 
Arm
(zu Belfiore)
 
    Graf! die Lieb wird Sie verzehren!
 
Graf! die Lieb wird sie verzehren!
Arminda
 
Am
(zu Sandrina)
 
Solche Einfalt muss man ehren!
 
Solche Einfalt muß man ehren!
Ramiro
 
Ram.
(zu Arminda)
 
Ich erfreue mich mit Ihnen!
 
Ich erfreue mich mit ihnen!
Serpetta
 
Serp.
(zu Sandrina)
 
Welche unschuldsvolle Mienen!
 
Welche unschuld volle Minen?
Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Serpetta, Nardo
 
FArm./Ram./Amt./Ser.
    Lebt vergnügt, verliebte Seelen,
 
Lebt vergnügt verliebte Seelen,
 
niemals soll ein Zwist euch quälen.
 
Niemal soll ein Zwist euch quälen
 
Steigt herab, ihr Liebesflammen,
 
Steigt herab ihr Liebesflammen
 
Nar./Sand.
und verbrennt zu Staub ihr Herz.
 
Und verbrennt zu Staub ihr Herz
Sandrina, Belfiore
 
Über mich schlägt hier zusammen
 
Ueber mich schlägt hier zusammen
 
Belf.
alles Unglück und aller Schmerz.
 
Alles Unglück, und aller Schmerz
Arminda
 
Arm.
(zu Belfiore)
 
Unmensch! Verräter, könnt ich dein Herz in Stücke zerreißen.
 
Unmensch! Verräther könnt ich dein Herz in
Stücke zerreißen.
Ramiro
 
Ram.
(zu Arminda)
 
Den großen Eifer und diese Hitze begreif ich nicht.
 
Den großen Eifer, und diese Hitze begreif
ich nicht.
Amtshauptmann
 
Amtsh.
(zu Sandrina)
 
    Kannst du meine Güte
 
Kannst du meine Güte
so wenig schätzen?
 
so wenig schätzen?
Serpetta
 
Serp.
(zu Sandrina)
 
Könnt ich Sie aus dem Haus
 
Könnt ich sie aus dem Hauß,
mit Hunden hetzen!
 
mit Hun=
den hetzen!
Nardo
 
Nardo.
 
(Bei diesem Handel
 
Bey diesem Handel
gebricht mir die Sprach.)
 
gebricht mir die
Sprach.
Alle
 
Alle
    Welche Verwirrung! Ohn alle Rettung,
 
Welche Verwirrung!
Ohn alle Rettung,
der Zorn zernagt mir das Herz im Leibe,
 
Der Zorn zernagt mir das Herz im Leibe
nichts dämpfet diese Glut, nichts hemmt die Wut.
 
Nichts Dämpfet diese Glut,
Nichts hemmt die Wuth.
Ende des ersten Aufzuges.
 
Ende des ersten Aufzuges.