Kritische Edition des vertonten Textes in deutscher Sprache       Diplomatische Übertragung der Abschrift E 
Dreizehnter Auftritt
 
Nardo, hernach Ramiro und der Amtshauptmann, zuletzt Serpetta.
 
Dialog
 
Nardo
 
O ich armer Tropf! was soll ich anfangen? Ich kann meine Gebieterin nirgends finden. Mir wird angst und bange – – Wer weiß! – Doch vielleicht hat sie sich dem Grafen entdeckt – Aber nein! das kann auch nicht sein! Weil sie mir ausdrücklich verboten hat, mich ihm zu erkennen zu geben. Still! ich sehe Leute kommen – Ich will sie behorchen, vielleicht bekomme ich leicht –
 
(Er verbirgt sich im Grund.)
 
Ramiro
 
Sie muss authentisch beweisen, dass sie Violante sei –
 
Amtshauptmann
 
 
Das versteht sich! aber sie sprach so zuverlässig, dass ich fast wetten wollte –
 
Ramiro
 
Nur die Beweise! und ich bin zufrieden.
 
Serpetta
 
(mit verstellter Angst)
 
O Himmel, welch ein Unglück! Sandrina hat die Flucht genommen.
 
Amtshauptmann
 
Proh dolor! weh mir! was sagst du?
 
Nardo
 
(versteckt)
 
Die Flucht?
 
Ramiro
 
Das begreife ich nicht.
 
Amtshauptmann
 
Haud mora! ihr nachgeeilt!
 
Serpetta
 
Aber es fängt schon an, Nacht zu werden.
 
Amtshauptmann
 
Quid ad rem! Nacht hin, Nacht her! nehmt Licht, nehmt Facklen. Man muss ihr auf allen Straßen nachschicken. Kommen Sie, Ritter! wir wollen selbst mit. Sequere me!
 
(Beide gehen ab.)
 
Vierzehnter Auftritt
 
Serpetta, Nardo versteckt.
 
Serpetta
 
Lauft nur, lauft nur! diesmal seid ihr gefoppt! – Das dumme Gartnermensch! sich für eine Gräfin auszugeben! Arminda hat sie aber für diese Verwegenheit, für ihren Stolz schon gezüchtigt. Sie hat sie mit Gewalt in den nächsten Wald stecken lassen – Dort kann sie unter den Wölfen die Dame spielen.
 
Nardo
 
(Himmel! was hab ich gehört! Geschwind zum Grafen.)
 
(Er läuft geschwind ab.)
 
Serpetta
 
Ich möchte den Amtshauptmann zerreißen, dass er mir das alberne Frazeng'sicht vorzieht, und vor Galle bersten; und doch darf ich mich nichts merken lassen, ich muss meinen Zorn in mich beißen, sonst würde man mich nur auslachen und mit meiner Liebe gegen ihn aufziehen. Geduld! Ein Mädchen muss zurückhaltend, fein und schlau sein, und wenn sie auch Cupido bis auf das Blut getroffen hat, so muss sie es doch nicht gestehn.Variante in Quelle A (Eintrag fremder Hand):
Ein Mädchen muss zurückhaltend und schlau sein, und wenn sie auch Cupido getroffen hat, so muss sie es doch nicht gestehn.
 
N° 20 Aria
 
Serpetta
 
    Wer will die Welt genüßen,
 
der schweig zu allem still!
 
Er lass sich nichts verdrüßen,
 
es komme, wie es will.
 
    Die Mädchen sollten redlich
 
und gute Herzen haben,
 
aufrichtig sein und ehrlich.Variante in den Wiederholungen:
aufrichtig und ehrlich.
 
Doch nützen diese Gaben
 
bei Männern nun nicht mehr.
 
    Itzt muss man sein verschlagen,
 
gleichgiltig alles tragen,
 
sich dumm und sittsam stellen,
 
die Narren wacker prellen,
 
sie foppen hin und her.
 
    Von allen diesen Pflichten
 
muss man sich unterrichten
 
und nützen jede Lehr.
 
(geht ab)
 


Es ist Nacht. Ein finsterer Wald mit Felsen und Höhlen.
 
Fünfzehnter Auftritt
 
Sandrina. Man sieht etliche Baurenkerl von ihr laufen.
 
N° 21 Aria
 
Sandrina
 
    Ach haltet! Barbaren!Varianten in den Wiederholungen:
Ach, haltet! o Gott!
Ach, haltet! o Himmel!
 
Wie könnt ihr mich verlassen?Variante in den Wiederholungen:
Wie könnt ihr mich verlassen!
 
Ach! reichet Hilf mir Armen!Variante in den Wiederholungen:
Ach, mir Armen!
 
Wie wird es mir ergehn?
 
Ach Himmel! ach, Erbarmen!
 
es ist um mich geschehn.
 
RecitativoDie vier Recitativi accompagnati zu Nr. 19, 21, 22 im zweiten Akt und zu Nr. 27 im dritten Akt hat Mozart für die deutsche Singspielfassung 1779/80 nachkomponiert, um sie den deklamatorischen und rhythmischen Gegebenheiten des deutschen Texts anzupassen (vgl. Rudolph Angermüller und Dietrich Berke, "Vorwort" zu La finta giardiniera (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/8), Bd. 1, Kassel 1978, S. XIV und XX).
Von ihnen sind nur die zwei Rezitative zu Nr. 19 und 27 in der autographen Partitur enthalten, wobei Mozart nur die Singstimme und den Bass niederschrieb (vgl. Dietrich Berke, Kritischer Bericht (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/8), Kassel 2004, S. 11-12 sowie 126 und 129). In den Abschriften C, D, E sind beide Rezitative in vollständiger Partitur überliefert: Offensichtlich oblag es dem Kopisten, die von Mozart neu komponierte Singstimme mit dem dazugehörigen Bass an Ort und Stelle in die Orchesterpartitur der ursprünglich italienischen Rezitative zu integrieren.
Die nachkomponierten Rezitative zu Nr. 21 und 22 sind hingegen nur in den Abschriften D und E überliefert (in vollständiger Partitur); sie fehlen sowohl in der autographen Partitur als auch in Abschrift C. Möglicherweise hat Mozart auch für diese zwei Rezitative eine heute verschollene Fassung für Singstimme und instrumentalen Bass geschrieben, die dann vom Kopisten in die volle Partitur integriert wurde (vgl. Dietrich Berke, Kritischer Bericht (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/8), Kassel 2004, S. 127).

Für die kritische Edition des vertonten Textes in den Rezitativen zu Nr. 21 und 22 diente in Ermangelung autographer Quellen die Abschrift D als Referenzquelle. Als weitere Quelle wurde dazu die Abschrift E herangezogen, die anders als Quelle D eine durchgängige sprachliche Bearbeitung des ursprünglichen deutschen Textes des Librettos und der autographen Partitur darstellt.
Der Text aus Quelle D ist im Haupttext ediert, Abweichungen in Quelle E in den Kommentaren.

In der autographen Partitur wurde über die Singstimme des Recitativo accompagnato zu Nr. 21 eine deutsche Übersetzung des italienischen Textes von fremder Hand eingetragen, die vom ursprünglichen Text des Libretto-Erstdrucks Augsburg [1780] bzw. der Abschriften D und E stark abweicht und wahrscheinlich später hinzugefügt wurde:

Wo bin ich? Welcher Zufall!
Hat man mich hierhergezwungen,
meinen Tod zu erwarten?
Ach, gütige Gottheit,
wenn Euch meine Tränen, mein Schmerz rührt,
ach, ach, leitet meinen Schritt.
Doch Himmel! Wo? Was ich empfinde
ist Schröck, Angst und Fürcht,
tödlicher Schmerz.
 
Recitativo
Sandrina
 
Wo bin ich, wie wird mir's gehen?
 
wo bin ich, wie wird mirs gehen
Hat man mich nur denn hergeschleppt,Variante in Quelle E:
Hat man mich denn hierhergebracht,
 
hat man mich denn hier hergebracht,
um elend hier zu sterben?
 
um Elend hier zu sterben
Gütige Götter,
 
gütige Götter
wenn euch mein Elend, wenn euch meine Wehmut rührt,
 
wenn euch mein Elend, wenn euch meine Wehmuth rührt
o so leitet meine Schritte.
 
O so leitet meine Schritte
Doch wohin in dieser Wüste,Variante in Quelle E:
Doch wohin in dieser Wildnis
 
doch wohin in dieser Wildniß
wohin soll ich mich wenden?
 
wohin soll ich mich wenden
Wo ich gehe, wo ich stehe, seh ich nichts als
 
wo ich gehe wo ich stehe seh ich nichts als
mein Unglück,
 
mein unglück
höre nur allein
 
höre nur allein
die Stimme meiner Qual
 
die Stimme meiner qual
und meiner Pein.
 
und meiner Pein
N° 22 Cavatina
 
Cavatina
Sandrina
 
    Ach vor Tränen, Schluchzen, Seufzen,
 
kann ich kaum mehr Atem fassen.
 
Sprach und Stimme mich verlassen!
 
und es schwindet alle Kraft.
 
RecitativoDie vier Recitativi accompagnati zu Nr. 19, 21, 22 im zweiten Akt und zu Nr. 27 im dritten Akt hat Mozart für die deutsche Singspielfassung 1779/80 nachkomponiert, um sie den deklamatorischen und rhythmischen Gegebenheiten des deutschen Texts anzupassen (vgl. Rudolph Angermüller und Dietrich Berke, "Vorwort" zu La finta giardiniera (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/8), Bd. 1, Kassel 1978, S. XIV und XX).
Von ihnen sind nur die zwei Rezitative zu Nr. 19 und 27 in der autographen Partitur enthalten, wobei Mozart nur die Singstimme und den Bass niederschrieb (vgl. Dietrich Berke, Kritischer Bericht (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/8), Kassel 2004, S. 11-12 sowie 126 und 129). In den Abschriften C, D, E sind beide Rezitative in vollständiger Partitur überliefert: Offensichtlich oblag es dem Kopisten, die von Mozart neu komponierte Singstimme mit dem dazugehörigen Bass an Ort und Stelle in die Orchesterpartitur der ursprünglich italienischen Rezitative zu integrieren.
Die nachkomponierten Rezitative zu Nr. 21 und 22 sind hingegen nur in den Abschriften D und E überliefert (in vollständiger Partitur); sie fehlen sowohl in der autographen Partitur als auch in Abschrift C. Möglicherweise hat Mozart auch für diese zwei Rezitative eine heute verschollene Fassung für Singstimme und instrumentalen Bass geschrieben, die dann vom Kopisten in die volle Partitur integriert wurde (vgl. Dietrich Berke, Kritischer Bericht (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/8), Kassel 2004, S. 127).

Für die kritische Edition des vertonten Textes in den Rezitativen zu Nr. 21 und 22 diente in Ermangelung autographer Quellen die Abschrift D als Referenzquelle. Als weitere Quelle wurde ferner Abschrift E herangezogen, die anders als Quelle D eine durchgängige sprachliche Bearbeitung des ursprünglichen deutschen Textes des Librettos und der autographen Partitur darstellt.
Der Text aus Quelle D ist im Haupttext ediert, Abweichungen in Quelle E in den Kommentaren.
 
Recit.
Sandrina
 
Doch es hört mich hier keine Seele.Variante in Quelle E:
Doch es hört und sieht mich hier keine Seele.
 
doch es hört und sieht mich hier keine Seele
Ich bebe, es wird mir bange.
 
ich bebe es wird mir bange
Die Kräften schwinden. O Himmel,
 
die Kräften schwinden o Himmel
welch ein Geräusch!
 
welch ein geräusch
Es ist, alsVariante in Quelle E:
Mich dünkt,
 
mich dünkt
säh ich im GebüscheVariante in Quelle E:
ich sehe im Gebüsche
 
ich sehe im Gebüsche
die abscheulichste Schlange,Variante in Quelle E:
eine fürchterliche Schlange.
 
eine fürchterliche Schlange
die mit ihrem Gezische – O Gott! wo verberg ich mich?Variante in Quelle E:
Horcht, horcht, welch ein Gezische – O Gott! wo verberg ich mich?
 
horcht horcht welch ein Gezische O gott wo verberg ich mich,
Wohin fliehe ich? Was soll ich tun? Hier! nein, dort!
 
wohin fliehe ich was soll ich thun hier nein dort
Ach ich betrüg mich nicht! – eine Höhle:Variante in Quelle E:
Ach, betrüg ich mich vielleicht? – eine Höhle:
 
ach betrüg ich mich vieleicht eine höhle
Dies sei der Schutzort
 
dies seÿ der Schutzort
meiner elenden Tage;Variante in Quelle E:
meiner qualvollen Lose;
 
meiner qualenvollen Loose
dahinein will ich mich begeben.Variante in Quelle E:
bei den Schrecken, die mich umschweben,
 
beÿ den Schrecken die mich umschweben
Und du, gütiger Himmel, schütze mein armes Leben.Variante in Quelle D:
Und du, o gütiger Himmel, schütze mein armes Leben.

Variante in Quelle E:
erhalte, gütiger Himmel, schütze mir nur mein Leben.
 
erhalte gütiger Himmel schütze mir nur mein Leben.
(geht in die Höhle)
 
Sechszehnter Auftritt
 
Belfior, Nardo, nach und nach kommen Sandrina, Arminda, der Amtshauptmann, Serpetta und letztlich Ramiro mit Leuten, welche Facklen tragen.
 
N° 23 Finale
 
Belfiore
 
    Hier in diesen Finsternissen,
 
in die Felsen, ach, doch bitte,
 
Nardo, leite meine Schritte,
 
ich weiß nicht wo aus, wo an.
 
Nardo
 
    O wie schröcklich ist die Wildnis!
 
Nun so lasst uns sachte gehen:
 
Hier ist wohl der Ort zu sehen,
 
wo man sie noch finden kann.
 
Sandrina
 
    In der Näh dünkt mich, zu hören
 
ein Geräusch, das mich erschröcket,
 
das mir Furcht und Angst erwecket.
 
Himmel, ach, erhör mein Flehen!
 
Arminda
 
    Hier in diesen finstern Walde
 
ist gewiss mein Graf gekommen,
 
von Verzweiflung eingenommen,
 
seiner Göttin nachzugehen.
 
 
Belfiore
 
    Welch Geräusch will mich betören?
 
Sandrina
 
Nein, ich will von hier nicht weichen.
 
Ich will näher hin mich schleichen.
 
Arminda
 
Mich gedünkt, hier Leut zu hören.
 
Nardo
 
Alle vier
 
Lasst uns sehn, was hier geschieht.
 
Amtshauptmann
 
    Hier in diesen Finsternüssen
 
muss ich Schritt vor Schritte gehen
 
und die Straße nicht versehen,
 
sonst brech ich mir Hals und Bein.
 
Serpetta
 
    Heimlich hab ich mich beflissen,
 
in der Stille herzuschleichen,
 
meine Absicht zu erreichen
 
und auf meiner Hut zu sein.
 
Belfiore
 
    Wer ist da?
 
Sandrina
 
O welch ein Unglück!
 
Amtshauptmann
 
Geht hier jemand?
 
Serpetta
 
Verdammter Zufall!
 
Nardo
 
Geht nicht weiter!
 
Arminda
 
O welcher Schröcken!
 
 
Welch Getöse, welcher Lärmen,
 
wär ich doch nur weit von hier.
 
Amtshauptmann
 
(zu Arminda)
 
    Bist es du, mein lieb's Sandrinchen?
 
Arminda
 
(zum Amtshauptmann)
 
Ja, die bin ich.
 
 
(Das ist der Graf.)
 
Belfiore
 
(zu Serpetta)
 
Meine englische Sandrina?
 
Serpetta
 
(zu Belfiore)
 
Ja, die bin ich.
 
 
(Das ist der Amtmann.)
 
Nardo
 
(zu Sandrina)
 
    Sind Sie nicht meine gnäd'ge Gräfin?
 
Sandrina
 
 
(Dies ist Nardo, ich bin ruhig.)
 
 
Welche Freude, welch Entzücken!
 
Was ich suchte, ist nun mein.
 
Ramiro
 
 
    Nun, ihr Freunde, bleibt hier stehen,Variante in den Wiederholungen:
Nun, ihr Freunde, bleibt hier stehn,
 
lass von euch sich keiner sehen,
 
bis es endlich Zeit wird sein.
 
Amtshauptmann
 
    Kommen Leute?
 
Arminda
 
Wie, was hör ich!
 
Belfiore
 
Sag, wer bist du?
 
Serpetta
 
Wer verbirgt mich!
 
Nardo
 
Geh zurücke.
 
Sandrina
 
Ich bin verloren!
 
Ramiro
 
Nun wird alles aufgeklärt.
 
 
Amtshauptmann
 
(zu Arminda)
 
    Lasst uns gehen.
 
Arminda
 
Ich bin's zufrieden.
 
Belfiore
 
(zu Serpetta)
 
Gehen wir weiter.
 
Serpetta
 
Es ist gescheiter.
 
Nardo
 
Was tun wir?
 
Sandrina
 
Weh mir, ich zittre!
 
 
Ach ich möcht vor Angst vergehn,
 
länger ist's nicht auszustehn.
 
Ramiro
 
(zu allen)
 
    Holla, Freunde, lasst euch sehen,
 
kommt geschwind und hurtig her.
 
Ich erfreu mich des Vergnügens,
 
so das Glück hat euch beschert.
 
 
Belfiore
 
    Du, Serpetta?
 
Serpetta
 
Sie, der Graf?
 
Amtshauptmann
 
Meine Nichte?
 
Arminda
 
Sie sind der Amtmann?
 
Alle
 
O verwünschtes Überraschen!
 
Alle stehen wir hier beschämt.
 
Arminda
 
(zum Amtshauptmann)
 
    Hier ist ein Irrtum, dort ist die Schöne.
 
Sandrina
 
(zu Nardo)
 
Ach wie Sie scherzen, ich bin nicht jene.
 
Serpetta
 
(zu Belfiore)
 
Ha, wie Sie irren! dort ist die Närrin.
 
Belfiore, Amtshauptmann, Nardo
 
Da sind wir alle schön angelaufen!Variante in den Wiederholungen:
Schön sind wir angelaufen!
 
Was ist zu machen? 's ist einmal so!
 
Arminda
 
(zu Belfiore
 
    Falscher Verräter! du mich betrügest!
 
Giftige Rache sollst du fühlen.Variante in den Wiederholungen:
die sollst du fühlen.
 
Amtshauptmann
 
(zu Sandrina)
 
Warte, Nichtswürdige, ich will dich kriegen!
 
Ja, du sollst meinen Zorn empfinden.
 
Sandrina
 
O weh, ich wanke, das Haupt mir schwindelt,
 
unter den Füßen die Erde weicht.
 
Nardo
 
(zu Serpetta)
 
    Alles dein Schmeichlen ist nun vergebens.
 
Serpetta
 
(zu Nardo)
 
Das soll dich Esel wenig besorgen.
 
Ramiro
 
(zu Arminda)
 
Ach deine Strenge kann ich nicht fassen.
 
Arminda
 
(zu Ramiro)
 
Dich werd ich fliehen und ewig hassen.
 
Sandrina, Belfiore
 
    Wie stürmt der Himmel, welch schwarze Wolken,
 
mich schaudert, ich zittere erstarre und bebe.
 
Itzt schon ergreift mich ein toller Wahn.
 
Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Nardo, Serpetta
 
Ach der Verdruss macht mich fast rasend,
 
mein Herz fängt aufzuschwellen an.
 
Sandrina
 
    Hörst du nicht, mein Thirsis, von ferne ertönen
 
die Zaubergesänge der holden Sirenen?
 
Sie laden uns ein zu erquickender Ruh.
 
Belfiore
 
    Hör, Chloris! die Leier des Orpheus sanft klingen,
 
die Felsen beweget und Bestien bezwinget.
 
Der Schiffer im Weltmeer hält still und hört zu.
 
Beide
 
O sanftes Entzücken! O himmlische Lust!
 
Amtshauptmann
 
(zu Belfiore)
 
    Herr, mit Ihnen hab ich zu sprechen:
 
Ich muss diese Unbild rächen,
 
auf Pistolen lad ich Sie.
 
Ramiro
 
(zu Belfiore)
 
    Nur geschwind, mein Herr, wir gehen,
 
warum bleiben Sie noch stehen?
 
Unsre Klingen messen wir.
 
Arminda
 
    Wo wollt ihr hin? Verbleibet doch!
 
 
Nardo, Serpetta
 
Was soll denn dieser Lärmen noch?
 
Ramiro, Amtshauptmann
 
Kaum kann ich mich enthalten
 
vor Wut und Raserei.
 
Sandrina
 
 
    Ich bin Medusa, kennt ihr mich!Variante in den Wiederholungen:
Ich bin Medusa!
 
Belfiore
 
 
Ich bin Alcide, packe dich!Variante in den Wiederholungen:
Ich bin Alzides!
 
Beide
 
Herzige Nymphen, kommet dochVariante in den Wiederholungen:
Ach, kommet doch
 
und flieht die Tyrannei.
 
Arminda
 
    Ich glaube gar, sie schwärmen.
 
Amtshauptmann
 
Ja, ja, mich dünkt, sie schwärmen.
 
Ramiro, Nardo
 
Sagt doch, was dies bedeute.
 
Sandrina
 
Nur nicht so nah, ihr Leute!Variante in den Wiederholungen:
Weg, weg, ihr Leute!
 
Belfiore
 
Holla, kein solches Lärmen,Variante in den Wiederholungen:
Kein solches Lärmen,
 
Beide
 
wollt ihr uns sehen weinen?
 
Seid doch so grausam nicht!
 
Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Nardo, Serpetta
 
    Fürwahr, sie sind von Sinnen,
 
wahnsichtig und ganz toll.
 
Ramiro
 
(zu Arminda)
 
Zu so großem Unglücke
 
hast du den Grund gelegt.
 
Sandrina, Belfiore
 
Ach ist denn niemand,
 
o Gott! ist niemand, den meine Pein bewegt?
 
 
Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Serpetta
 
    Welch seltner Zufall!
 
Welch trauriges Schicksal!
 
Der Wahnwitz, die Tollheit,
 
ergreifen sie ganz.
 
Sandrina, Belfiore
 
 
    O lachende Freuden!
 
man wird uns beneiden,
 
die lustigste Musik
 
uns locket zum Tanz.
 
 
Ende des zweiten Aufzugs.