Kritische Edition des vertonten Textes in deutscher Sprache       Diplomatische Übertragung der Abschrift D 
ERSTER AUFZUG
 
stage001x{[403.Ein angenehmer Garten im Schloss des Amtshauptmanns.]}
 
[403.Erster Auftritt]
 
stage002x{[403.Der Amtshauptmann, der Ritter Ramiro und Serpetta; Sandrina und Nardo, welche letztere mit Arbeit beschäftiget sind.]}
 
N° 1 Introduzione
 
Introduzione
Alle
 
Sandrina/Serpetta/Ramiro/Podestà/Nardo
    Welches Vergnügen,
 
Welches Vergnügen!
welch froher TageDichterische Lizenz für "Tag",Variante in Quelle D:
Welches Vergnügen! O frohe Tage!
 
welch froher Tageo frohe Tage!
welch schöne Gegend,
 
welch schönereizende Gegend
welch schöne Lage!Variante in Quelle D:
Reizende Gegend! Herrliche Lage!
 
reizendeherrliche Lage!
Wonne und Liebe
 
Wonne und liebe
verbreiten sich hier.
 
verbreiten sich hier!
Ramiro
 
Ramiro
    Verborgnes Leiden macht mich verzagen,
 
Verborgnes Leiden macht mich verzagen
mein Herz empfindet stets neue Plagen,
 
mein Herz empfindet stets neue Plagen,
Freud und Zufriedenheit fliehen von mir.
 
freud und Zufriedenheit fliehen von mir
Amtshauptmann
 
Podesta
    Wer kann dies Mädchen genugsam schätzen?
 
wer kann dies Mädchen genugsam schätzen
Die schönste Zofe soll mich ergötzen:Variante in Quelle D (entspricht Libretto-Druck Augsburg [1780]):
An ihrem Reize sich satt ergötzen?
 
an ihrem Reitze sich satt ergötzen?
Nur für Sandrinen mein Herz ist bewahrt.Variante in Quelle D (entspricht Libretto-Druck Augsburg [1780]):
Für sie allein ist mein Herz aufbewahrt.
 
für sie allein ist mein Herz aufbebewahrt
Sandrina
 
Sandrina
    Ach welche Schwermut drückt meine Seele!
 
ach welche Schwermuth drückt meine Seele!
Davon die Ursach ich jetzt noch verhehle.Variante in Quelle D:
Davon die Ursach ich noch verhehle.
 
davon die Ursach ich noch verhehle
Verfolgt das Schicksal wohl jemand so hart?
 
verfolgt daß Schicksal wohl jemand so hart?
Nardo
 
(Nardon)
stage003x{(auf Serpetta deutend)}
 
    Sie denkt nicht einmal, mich anzuschauen.
 
Sie denkt nicht einmal mich anzuschauen
Auf Weibertreue ist nicht zu bauen;Variante in den Wiederholungen:
nein, ist nicht zu bauen;
 
auf Weiber Treue ist nicht zu bauen
der falsche Wechselbalg hat mich zum Spott.Variante in Quelle D:
Die falsche Schlange die quält mich zu Tod.
 
Der falsche Wechselbalg hat mich zum Spott.
Serpetta
 
Serp:
stage004x{(auf den Amtshauptmann deutend)}
 
    In dieses AffengesichtNMA:
Affeng'sicht
ist er vernarret:
 
in dieses Affengesicht ist er vernarret,
steht unbeweglich und fast erstarret.
 
steht unbeweglich und fast erstarret,
Sollt er betrügen mich, quäl ich ihn tot.Variante in Quelle D (entspricht Libretto-Druck Augsburg [1780]):
Betrügt der Falsche mich, quäl ich ihn tot.
 
sollt erbetrügt der falsche mich quäl ich ihn Tod,
Ramiro
 
(Ramiro)
    Mein bittres Leiden muss ich verhehlen.
 
Mein bittres Leiden muß ich verhehlen
Amtshauptmann
 
Podes.
Gutes Sandrinchen! nichts soll dich quälen.
 
Gutes Sandrinchen nichts soll dich quälen.
Sandrina
 
(Sand:)
So vieler Gütigkeit bin ich nicht wert.
 
So vieler Gütigkeit bin ich nicht werth
Ramiro
 
(Ramiro)
    Wird sich wohl enden mein herbes Leiden?
 
wird sich wohl enden, mein herbes Leiden
Amtshauptmann
 
Podesta:
Von dieser Schönheit kann ich nicht scheiden.
 
Von dieser Schönheit kann ich nicht scheiden,
Serpetta
 
(Serp:)
Der Männer Falschheit ist ganz unerhört.
 
der Männer Falschheit ist ganz unerhört,
Alle
 
Sand:/Serpetta/Ramiro/Podesta/et Nardo
    Welches Vergnügen, welch froher TageDichterische Lizenz für "Tag",Variante in Quelle D:
Welches Vergnügen! O frohe Tage!
 
Welches Vergnügen welch frohero frohe Tage!
welch schöne Gegend, welch schöne Lage!Variante in Quelle D:
Reizende Gegend! Herrliche Lage!
 
reizende Gegend herrlichereizende Lage!
Wonne und Liebe verbreiten sich hier.
 
Wonne und Liebe verbreiten sich hier
Dialog
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Ha! es lebe der gute Geschmack meiner artigen Gärtnerin! Wie hübsch sie meinen Garten herausgeputzt hat! Doch sie selbst ist wohl die schönste Blume darin? Flosculus Amoris. Nicht wahr, Ritter?]
 
[403.Ramiro]
 
[403.Sicher! doch so vortrefflich dieser Garten auch immer ist, so kann er mich doch nicht ganz von meiner Schwermut heilen.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Eh! das ist Thorheit! Aber Sandrinchen! warum machst du denn so betrübte Gesichter?]
 
[403.Serpetta]
 
stage005a{(auf Sandrina deutend)}stage005c{}
 
[403.Wenn sie nur beim Henker wäre! – Seitdem dies Fratzengesicht hier im Hause ist, stage005b{(auf den Amtshauptmann deutend)} sieht mich der Alte nicht einmal mehr an.]
 
 
[403.Nardo]
 
stage006a{[403.(zu Serpetta)]}
 
[403.Gibst du mir heute keinen Blick?]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Lass mich zufrieden.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
stage006b{[403.(zu Sandrina)]}
 
[403.Nun, wo fehlt's denn, mein Liebchen?]
 
[403.Serpetta]
 
[403.(Mir scheint, sie hat Herzweh!)]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Ich bin Ihrer Güte nicht wert: Es überfällt mich zuweilen eine gewisse Schwermut, die mich niederschlägt und mir alle Fröhlichkeit raubt.]
 
[403.Nardo]
 
stage007x{[403.(zu Serpetta)]}
 
[403.Aber bedenke doch, mein Kind!]
 
[403.Serpetta]
 
[403.(Mir vergeht alle Geduld.)]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Ritter, Sandrina! munter! aufgeräumt! Ich erwarte alle Augenblicke meine Nichte, die Braut des Grafen Belfior. Sie kann keine traurigen Gesichter leiden. Fort! was zum Henker soll dies melankolische Wesen zu einer Zeit, da alles tanzen, springen und lustig sein soll. Gaudeamus, laetemur!]
 
[403.Sandrina]
 
[403.(Dazu werd ich sehr wenig aufgelegt sein.)]
 
[403.Ramiro]
 
[403.(Mich kann nichts erheitern.)]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Freund, ich fürchte immer, die Liebe hat Ihnen einen schlimmen Streich gespielt. Amor ludificus proditor.]
 
[403.Ramiro]
 
[403.Nur allzuwahr, Freund! Ich seufze um eine Ungetreue, eine Undankbare.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Lächerlich! ha ha ha! – Wie lächerlich, sich um ein Frauenzimmer zu kränken! sich das Leben um sie verkürzen! Folgen Sie meinem Rat: Schenken Sie Ihr Herz einer andern. Vis vi repellatur! Die Liebe hat Sie verwundet, die Liebe soll Sie wieder heilen.]
 
[403.Ramiro]
 
[403.Dafür bewahre mich der Himmel! Ich sollte mir neuerdings Fesslen anlegen? Nein nein! nie soll mir wieder ein solcher Gedanke kommen.]Variante in Quelle C:
Dafür bewahre mich der Himmel! Ich sollte mir neuerdings Fesseln anlegen? Nie soll mir wieder so ein Gedanke kommen.
 
N° 2 Aria
 
Ramiro
 
    Die Lerche, die von Maschen
 
sich einmal freigewunden,
 
lässt sich nicht zweimal haschen,
 
sie nimmt sich wohl in acht.
 
    Da es mir itzt gelungen,
 
mich aus dem Netz zu ziehen,
 
will ich in Zukunft fliehen
 
Amors betrogne Macht.
 
stage008x{(geht ab)}
 
[403.Zweiter Auftritt]
 
stage009x{[403.Der Amtshauptmann, Sandrina, Serpetta, Nardo.]}
 
Dialog
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Serpetta! Nardo! geschwind, hurtig! Seht zu, dass bei der Ankunft der Brautleute alles prächtig und in guter Ordnung sei.]
 
[403.Serpetta]
 
[403.(Haha! wir sind ihm hier ungelegen! Er will mit seinem Gärtnermädchen allein sein.)]
 
[403.Nardo]
 
[403.Gehen wir, Serpetta.]
 
stage010a{[403.(geht ab)]}
 
[403.Serpetta]
 
[403.Geh, brich dir den Hals, Dummkopf.]
 
stage010b{[403.(Sie geht bis in Grund des Theaters, verbirgt sich und lauret auf.)]}
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Endlich sind wir allein! Nun wollen wir näher miteinander sprechen. Sandrinchen! deine Schönheit, dein Reiz, dein artiges, einnehmendes Wesen hat mich völlig bezaubert. Der Blitz deiner schönen Augen hat mein Herz in Brand gesteckt. Comburor ab intus! Und wenn du nicht löschen hilfst, so wird der ganze Palast meines Körpers zu Asche verbrennen.]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Was sagen Sie, mein Herr? Ein armes Baurenmädchen.]
 
[403.Serpetta]
 
stage011x{[403.(hervor)]}
 
[403.Soll Sandrina nicht auch helfen?]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Was willst du? Apage! Sandrina soll hier bleiben. Heu impudentem!]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Wie Sie befehlen. stage012a{}stage012c{(für sich)} Die verdammte Hexe!]
 
 
stage012b{[403.(geht ab)]}
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Nun, Sandrinchen! du balsamisches oleum popoleum meines Herzens! Was meinst du? Sprich!]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Aber erwägen Sie einmal! Ihr Stand und der meinige; welcher Unterschied!]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Ei was Unterschied! Die Liebe kennt keinen.]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Aber kann ein ehrbares Mädchen zugeben, dass Ihr ansehnliches Haus durch sie entehrt werde?]
 
[403.Serpetta]
 
stage013x{(kehrt zurück wie zuvor)}
 
[403.Verzeihen Sie, Herr Amtshauptmann, wenn ich Sie störe.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Was zum Teufel schon wieder?]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Wo soll ich der Braut ihren Putztisch hinstellen?]
 
[403.Amtshauptmann]
 
stage016a{[403.(zornig)]}
 
[403.He! in die Stube, in den Keller, ins Kamin, auf den Heuboden – wohin du willst.]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Ich bitte um Vergebung. stage014a{} stage014c{(für sich)} Das Affengesicht!]
 
 
stage014b{[403.(geht zurück)]}
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Heus molestam! – Genug, mein Schatz! Deine Schönheit entehrt keineswegs, sondern erhebt vielmehr den Glanz meines hochansehnlichen Hauses.]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Was verlangen Sie denn also?]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Dich zu meinem süßen Weibchen zu machen.]
 
[403.Serpetta]
 
stage015x{(wie zuvor)}
 
[403.Was werden Sie wohl denken, wenn ich – –]
 
[403.Amtshauptmann]
 
 
[403.Dass du ein unverschämtes, boshaftes und nasenweises Ding bist, die – –]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Erlauben Sie nur ein paar Worte –]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Geh zum Henker, du Überlästige.]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Geduld, Geduld! ich gehe schon stage016b{(für sich)} Warte, Mensch! du sollst es mir entgelten.]
 
 
stage017x{[403.(geht ab)]}
 
[403.Sandrina]
 
[403.Mit Dero Erlaubnis, mein Herr!]
 
stage018x{[403.(will fort)]}
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Wohin, mein Herzchen? Warte, höre mich! Ach! wenn du wüßtest – (Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht.) Alles geht bei mir drunter und drüber. Mein Herz schlägt mir, ich weiß nicht, ist's Freude, Furcht oder Hoffnung.]Variante in Quelle C:
Wohin, wohin! Mein Herzchen, warte! Höre mich! Ach! wenn du wüßtest – (Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht.) Alles geht bei mir drunter und drüber. Mein Herz schlägt mir, ich weiß nicht ist's Freude, Furcht, oder Hoffnung.
 
N° 3 Aria
 
Amtshauptmann
 
    In meiner Brust erschallet
 
ein liebliches ErtönenVariante in den Wiederholungen:
ein Ertönen
 
der Flaute und der Hoboe.
 
    Die Lust mein Herz durchwallet.
 
Kann ich die Freud gewöhnen?
 
Ich weiß nicht, wo ich steh!Variante in den Wiederholungen:
ich weiß nicht, wo ich steh, wo, wo, wo, wo?
 
    Doch wie! was muss ich hören?
 
Welch schwarze Harmonie,
 
die mich erzittern macht.
 
    Es sind hier die Bratschisten,
 
mit düstrer Melodie,
 
die mich in Angst gebracht.
 
    Itzt kömmt ein großes Lärmen
 
von Pauken und Trompeten,Variante in den Wiederholungen:
von Pauken, Trompeten,
 
von Bässen und Fagotten,
 
das mich fast närrisch macht.
 
stage019x{(geht ab)}
 
[403.Dritter Auftritt]
 
stage020x{[403.Sandrina, hernach Nardo.]}
 
Dialog
 
[403.Sandrina]
 
[403.Grausames Schicksal! wie lange wirst du mich noch verfolgen? Von dem einzigen Gegenstande, der mir so teuer ist, aus blinder Eifersucht verwundet und dann verlassen, muss ich meinen Stand verleugnen und unter erborgter Kleidung bei niedriger Arbeit meine Täge hinweinen. Und doch wollte ich alles vergessen, könnte ich den Undankbaren nur noch einmal sehen –]
 
[403.Nardo]
 
[403.Gnädige Frau! –]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Unvorsichtiger, schweige! Wenn dich jemand hörte –]
 
[403.Nardo]
 
[403.Wer soll uns hören? Wir sind ja allein.]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Du weißt, dass heute die Jahrszeit jener traurigen Nacht ist, wo der unwürdige Graf Belfior, aus toller Eifersucht gereizt, auf mich den Degen zog, mir eine tödliche Wunde versetzte, und, als er mich tot glaubte, eilfertig die Flucht nahm?]
 
[403.Nardo]
 
[403.O des abscheulichen Zufalls! Ich muss weinen, so oft ich daran denke.]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Du weißt, mein treuer Robert, dass ich bloß in der Absicht, meinen Geliebten aufzusuchen, mich in diese Kleider gestecket, und mit dir, den man für meinen Vetter hält, mich unerkannt in die Welt gewagt habe. Nun bin ich kaum eine kurze Zeit hier und schon droht mir ein neues Ungewitter.]
 
[403.Nardo]
 
[403.Ungewitter? Wo soll das herkommen? Wir sind in guten Händen. Der Herr Amtshauptman liebt Sie ja, und er –]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Eben seine Liebe ist's, die mich zwingt, auf meine Abreise zu denken. Wie kann ich die ewigen Seufzer und die unaufhörlichen Zudringlichkeiten eines ungestümen, lächerlichen Liebhabers länger aushalten, ohne – –]
 
[403.Nardo]
 
[403.Ei zum Henker! wer kann Sie denn zwingen, ihn zu lieben? Machen Sie es wie andere Frauenzimmer: Schmeichlen Sie ihm zum Scheine! verstellen Sie sich – bohren Sie ihm den Narren! wie es jetzt bei den Weibern Mode ist! –]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Diese Mode ist nicht für mich! Und ich wollte auch selbst zum Zeitvertreib es nicht wagen, mich in eine neue Liebe einzulassen. Ich kenne zu sehr die Gefahr, die man bei Männern läuft! Ich will sie alle fliehen –]
 
stage021x{[403.(will gehen)]}
 
[403.Vierter Auftritt]
 
stage022a{[403.Ramiro, Vorige.]}
 
[403.Ramiro]
 
stage022b{[403.(der die letzten Worte mit angehört und Sandrinen aufhält)]}
 
[403.Lieben müssen Sie die Männer, nicht fliehen.]
 
[403.Nardo]
 
[403.Das war ein gescheides Wort.]
 
[403.Ramiro]
 
[403.Was für Grund haben Sie denn, die Männer zu hassen?]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Ihre Untreue, Eifersucht und Falschheit.]
 
[403.Ramiro]
 
[403.Und doch gibt es Männer, die alle diese Fehler nicht haben. Ich selbst darf mich darunter zählen: Ich liebte eine junge, reizende Person von Stande, mit dem reinesten, aufrichtigsten Herzen. Die Zeit unsrer Verbindung war da; doch (unglückliche Erinnerung!) statt ihre Hand mir zu reichen, vergaß sie Ehre, Pflicht und Schwüre, verließ mich beschimpft, verraten, und – –]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Da haben wir es! Wir armen Mädchen müssen die Schuld tragen! Wir sind der Ursprung allen Übels. Armes Frauenzimmer! wie hart ist doch unser Schicksal! Weder Schönheit noch Verstand kann uns glücklich machen.]Variante in Quelle C:
Da haben wir's, wir armen Mädchen müssen die Schuld tragen, wir sind der Ursprung allen Übels. Armes Frauenzimmer! wie hart ist doch unser Schicksal! Weder Schönheit noch Verstand kann uns glücklich machen.
 
N° 4 Aria
 
Sandrina
 
    Wir armen, guten Mädchen,
 
wie sind wir nicht geschoren!
 
Kaum da wir sind geboren,
 
fängt unser Leiden an.Variante in den Wiederholungen:
fängt, ach, unser Leiden an.
 
    Unwissend in der Kindheit,
 
geplagt in unsrer Jugend,
 
sind in der Jahre Blüte,
 
die Wilden und die Schönen,
 
von der verwünschten Liebe
 
zu Asche fast verbrannt.Variante in den Wiederholungen:
zu Asche verbrannt.
 
    Ach arme, gute Mädchen,
 
wär es nicht besser für uns,
 
wir wären nicht auf der Welt!
 
stage023a{(geht ab)}
 
Dialog
 
[403.Ramiro]
 
[403.Hätte ich nie eine Arminda gekannt, so wäre ich ruhig und glücklich!]
 
stage023b{(geht ab)}
 
[403.Fünfter Auftritt]
 
stage024x{[403.Nardo.]}
 
Dialog
 
[403.Nardo]
 
[403.Zum Henker! meine Gräfin will schon wieder Reißaus nehmen? Der verdammte Streich! Ha, vielleicht! – ja, nichts vielleicht! – ich bin selbst verlegner als sie. Serpetta hat mir das rechte Gift gegeben! Ich möchte vor Liebe krepieren, und doch ist die Unbarmherzige so hart, so unempfindlich wie ein Klotz, immer weicht sie mir aus. Was soll ich doch tun, um sie in mich verliebt zu machen? – Ich will bitten, seufzen, weinen, dass es – Aber was wird es helfen? Heutzutage hat das Weibsvolke Herzen wie Marmor, Stahl und Eisen.]Variante in Quelle C:
Ich will bitten, seufzen, weinen, dass es – Aber was wird's helfen! Heutzutage hat das Weibsvolk Herzen von Marmor.
 
N° 5 Aria
 
No: 5:
Nardo
 
Nardo
    Der Hammer zwingt das Eisen,
 
der Hammer zwingt daß eißen
erweicht durch Feuershitze.
 
erweicht durch Feüer Hitze,
Der Marmor lässt sich formen
 
der Marmor läßt sichläßt sichsich formenformen
durch scharfer Meißel Spitze.
 
durch scharfer Meißel Spitze
Doch wer kann mir erweisen,
 
doch wer kan mir erweißen
dass Hammer oder Eisen,
 
daß Hammer oder eißen
dass selbst das Liebesfeuer
 
daß selbst daß Liebesfeüer
hab jemals überwunden
 
hab' jemals überwunden
der Weiber Eigensinn?Variante in den Wiederholungen:
den Eigensinn?
 
der Weiber eigen sinn
    Sind wir nicht alle Narren,
 
sind wir nicht alle Narren
recht blinde, dumme Narren,
 
nicht blinde dumme Narren
betrogen von der Weiberlist?
 
betrogen von der Weiber list?
Verachtet sie, verspottet sie,
 
verachtet sie verspottet sie
verlachet sie und fliehet sie.
 
verlachet sie und fliehet sie
Sie sind kein Teufel wert.Variante in Quelle D:
Sie sind kein Teufeldie Treu nicht wert.

Varianten in den Wiederholungen der Quelle D:
Sie sind kein Teufelunsere Treu nicht wert.
Sie sind kein Teufelkeine Treue wert.
 
sie sind kein Teufeldie Treu' nicht werth
stage025x{(geht ab)}
 


stage026x{[403.Saal im Schloss des Amtshauptmanns.]}
 
[403.Sechster Auftritt]
 
stage027x{[403.Der Amtshauptmann, Arminda, hernach Serpetta.]}
 
Dialog
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Nun, liebe Nichte! ruhen Sie hier ein wenig aus. Ich hoffe, Ihr Bräutigam wird bald eintreffen.]
 
[403.Arminda]
 
[403.Das ist in der Tat wider allen Wohlstand, dass er mich auf sich warten lässt.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Vielleicht weiß er noch nicht –]
 
[403.Arminda]
 
[403.Er weiß freilich noch nicht, dass ich sehr empfindlich bin und meine eigne Grillen habe.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Sein Sie nicht böse, liebste Nichte! Es lässt sich alles mit guter Art richten. Patientia, moderatio!]
 
[403.Arminda]
 
[403.Setzen wir uns!]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.He! wo bleiben denn die Stühle, werden sie bald kommen?]
 
[403.Serpetta]
 
stage028x{[403.(bringt Sessel)]}
 
[403.Hier sind sie, hier sind sie! Das ist ein Geschrei, als wenn man taub wär.]
 
[403.Arminda]
 
[403.Wer ist sie?]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Kammerjungfer, Wirtschafterin, was Sie wollen.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Iuris utriusque.]
 
[403.Arminda]
 
[403.Und Ihr beobachtet nicht Eure Schuldigkeit? Ihr kömmt nicht, mir die Hand zu küssen?]
 
[403.Serpetta]
 
stage029x{[403.(will ihr die Hand küssen)]}
 
[403.Eben wollt ich es tun.]
 
[403.Arminda]
 
stage030x{}
 
[403.Gut, gut!]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Geh nur.]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Wie Sie befehlen.]
 
stage031a{}
 
[403.Arminda]
 
stage031b{}
 
[403.He! Mädchen!]
 
[403.Serpetta]
 
stage031c{}
 
[403.(Hier wird es Geduld brauchen!) Was befehlen Euer Gnaden?]
 
[403.Arminda]
 
[403.Hast du noch nichts von meinem Bräutigam gesehen?]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Nein, Ihro Gnaden! aber ich glaube –]
 
[403.Arminda]
 
[403.Geh nur!]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Ja, geh nur!]
 
[403.Serpetta]
 
stage031d{}
 
[403.(Wir zwei werden nicht gut miteinander auskommen.)]
 
stage032x{[403.(geht ab)]}
 
[403.Arminda]
 
[403.Sagen Sie mir, Herr Oheim! ist mein Bräutigam schön, artig, wohlerzogen?]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.O was das betrifft – –]
 
[403.Serpetta]
 
stage033x{(zurücklaufend)}
 
[403.Geschwind! Euer Gnaden! Eben ist ein Wagen angekommen.]
 
stage034x{}
 
[403.Arminda]
 
[403.Das wird wohl der Graf sein!]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Ich will ihm entgegen gehen. Holla! he! wo sind meine Leute, dass jeder seine Schuldigkeit beobachte – stage035a{(zu Arminda)} Hören Sie, Nichte! – stage035b{(zu Serpetta)} Rufe Kammerdiener, Laquaien und alle –]Variante in Quelle C:
Ich will ihm entgegen gehen! Holla he! wo sind meine Leute, dass jeder seine Schuldigkeit beobachte. Hören Sie, Nichte! Rufe Kammerdiener, Laquaien und alle.
 
 
 
[403.Serpetta]
 
[403.Hier kömmt schon der Herr Bräutigam.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Zum Teufel! meine Leute! – Nun muss ich mir ein Ansehen geben.]
 
[403.Siebenter Auftritt]
 
stage036x{[403.Graf Belfior, Vorige.]}
 
N° 6 Cavatina
 
No: 6:
Belfiore
 
Contino Belfiore
    Welche Pracht, welch seltne Schönheit!
 
Welche Pracht, welch seltne Schönheit,
Welcher Glanz, ihr großen Götter!
 
welcher Glanz, ihr großen Götter
Selbst die Sonne muss ihr weichen,
 
Selbst die Sonne muß ihr weichen
kann ihr Feuer nicht erreichen,
 
kann ihr Feuer nicht erreichen
das mein Herz zu Asche brennt.
 
das mein Herz zu Asche brennt,
Dialog
 
[403.Belfiore]
 
[403.Arminda! meine englische Braut! der Graf Belfior wirft sich der aufgehenden Sonne seiner künftig glücklichen Tage in Ehrfurcht zu Füßen.]
 
[403.Arminda]
 
stage037a{}
 
[403.Englischer Graf! stehen Sie auf! Sie sollen einen Platz in meinem Herzen finden. (Ein artiges Närrchen: Er gefällt mir nicht übel.)]
 
stage037b{}
 
[403.Amtshauptmann]
 
stage037c{[403.(ganz gravitätisch)]}
 
[403.Illustrissime nec non venerandissime comes ac futurissime nepos. Empfangen Sie in dieser Umarmung die Versicherung meiner Hochachtung und Freundschaft.]
 
stage038x{[403.(Er will ihn umarmen, der Graf entschlüpft ihm.)]}
 
[403.Belfiore]
 
stage039x{(zu Arminda)}
 
[403.Erlauben Sie, schönste Braut, dass ich auf diese schneeweiße Alabasterhand – stage040x{(zum Amtshauptmann)} Ach verzeihen Sie, ich irrte mich, ich, ich – die Schuldigkeit erfordert, dass ich – stage041a{(zu Serpetta)} Artiges Mädchen! ich bin Ihr – stage041b{(Er läuft hin und her.)} Englisches Fräulein – mein Herr – hübsches Kind – ich bin – ganz – verwirrt –! Ich weiß nicht, was ich sagen soll!]
 
 
 
 
[403.Serpetta]
 
[403.(Ich muss von Herzen über den Narren lachen.)]
 
[403.Amtshauptmann]
 
stage042x{(zu Belfiore)}
 
[403.Nun, Herr Graf! wie gefällt Ihnen meine Nichte?]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Unvergleichlich! ein Meisterstück der Natur! eine hohe Stirne, blitzende Augen, rosenfarbe Wangen, eine majestätische Nase! Ach sie beschämt Lilien und Rosen.]
 
[403.Arminda]
 
[403.Und Sie sind eine Sonnenblum, ein Wetterhahne, der sich nach allen Winden dreht.]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Wie meinen Sie das, meine Göttin?]
 
[403.Arminda]
 
[403.Ich meine, dass Sie leichtsinnig und flatterhaft sind. stage043a{(zum Amtshauptmann)} Was sagen Sie, Herr Oheim?]
 
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Erlauben Sie mir doch, ein wenig Ihr Gesicht zu sehen. Secundum lineamenta zu urteilen, halte ich ihn für einen Getreuen.]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Sagen Sie: für den Getreuesten –]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Beständigen und Standhaften –]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Standhaftesten Liebhaber! Gleich einem Felsen, welcher – oder vielmehr einem Schiffe, das vom heftigsten Sturm an eine Klippe geworfen, in Stücke zerschmettert – nein, nein, das aller Gefahr trotzet und den brausenden Wellen entwischt. Sie werden dieses schöne Gleichnis verstehen.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Wenn es auf Gleichnisse ankömmt, so könnte man dem Ihrigen andere entgegen setzen! Exempli gratia: Sie sind ein stürmender Nordwind – oder melius ein feuerspeiender Vesuvius – ein Wirbelwind – ein Orkan – nein, nein! ein sanft säuslender Zephir. Das ist das schönste Gleichnis.]
 
[403.Arminda]
 
[403.Gut, es wird sich zeigen. Nun, Graf! sagen Sie mir! lieben Sie mich?]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Ob ich Sie liebe? Gleich beim ersten Anblicke hat mich das Feuer Ihrer Augen entzündet, bezaubert, be – be –]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Bene.]
 
[403.Arminda]
 
[403.Geduld! Kennen Sie schon mein Temperament?]
 
[403.Belfiore]
 
[403.O Sie sind die Allerliebste – –]
 
[403.Arminda]
 
[403.Ich bin wunderlich, eigensinnig, empfindlich – –]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Das ist mir lieb!]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Optime!]
 
[403.Arminda]
 
[403.Ich bin freundlich, gutherzig, habe aber auch gute Hände –]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Optimissime! stage043b{(zu Belfiore)} Gratulor ex animo!]
 
 
[403.Arminda]
 
[403.Die Sie für jede Untreu züchtigen wird.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Welch edle Offenherzigkeit! Da siehet man wohl, dass sie meine Nichte ist. Non procul a stipite pomum!]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Schön brav! Zum Entzücken! Welcher Geist! welche Grazie! Ich bin ganz hingerissen.]
 
[403.Arminda]
 
[403.Sie wissen jetzt, woran Sie sind. Ich werde Sie lieben! Aber weh Ihnen, wenn ich Sie auf einer Untreue ertappe! Sie bekommen es mit mir zu tun, und wenn es mitten auf der Straße wäre.]Variante in Quelle C:
Sie wissen jetzt, woran Sie sind. Ich werde Sie lieben; aber wehe Ihnen, wenn ich Sie auf einer Untreue ertappe. Sie bekommen Schläge, und wenn es mitten auf der Straße wäre.
 
N° 7 Aria
 
No: 7:
Arminda
 
arminda
    Wenn die Männer sich verlieben,
 
Wenn die Männer sich verlieben
schwören Sie ganz leicht die Treu;
 
schwören sie ganz leicht die Treü
und durch schmeichelndes Entzücken
 
und durch schmeichelndes Entzücken
läßt ein Mädchen sich berücken,
 
läßt ein Mädchen sich berücken
glaubt geschwind, dass es so sei.
 
glaubt geschwind daß es so seÿ,
    Doch bei mir geht es nicht so:
 
doch beÿ mir geht es nicht so
Vor muss alles richtig stehen,Variante in Quelle D (entspricht Libretto-Druck Augsburg [1780]):
Erst muss alles richtig stehen,
 
erst muß alles richtig stehen,
eh ich sag ja oder nein.
 
eh ich sag ja oder neinnein
    Sie allein nur sind mein Leben,Variante in den Wiederholungen:
Sie sind mein Leben,
 
Sie alllein nur sind mein Leben
Ihnen will ich mich ergeben.
 
ihnen will ich mich ergeben
Wenn Sie aber mich belügen,Variante in Quelle D:
Wenn Sie aber mich betrügen,
 
wenn sie aber mich betrügen,
nach der Mode mich betrügen,Variante in Quelle D:
nach der Mode mich belügen,
 
nach der Mode mich betrlügen
räch ich mich mit eigner Hand.Varianten in den Wiederholungen:
räch ich mich mit eigner Hand, ja, ja!.
räch ich mich mit eigner Hand, ja, ja, gewiss!
 
Räch' ich mich mit eigner Hand
stage044x{(geht ab)}
 
[403.Achter Auftritt]
 
stage045x{[403.Graf Belfior, der Amtshauptmann, hernach Serpetta.]}
 
Dialog
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Nun, Herr Graf, was halten Sie von meiner Nichte?]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Ihr Feuer reißt mich hin! Welch Glück für mich, ein Frauenzimmer wie sie gefunden zu haben! Doch, was sage ich? sie ist eine Göttin, die an Witz, Verstand, Schönheit und Reiz von keiner Sterblichen übertroffen wird. Kurz, sie ist das achte Weltwunder.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Ich sollte es zwar nicht sagen, weil ich ihr Oheim bin, doch hat sie in der Tat ganz was außerordentliches. Es ist eine Freude, sie zu hören. Ihre Reden sind Sentenzen und Machtsprüche! Sie ist ein zweiter Cicero.]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Ja, das ist die Wahrheit! Und damit Sie es nur wissen: Ich verliebte mich schon in ihren Verstand, ehe ich sie kannte. Glauben Sie gewiss: Ich habe mehr als hundert der schönsten Mädchen wegen ihr den Korb gegeben.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Haud minimum dubito.]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Seien Sie versichert: An allen Orten, wo ich immer war, sind mir die Frauenzimmer in Menge nachgeloffen, um die Schönheit und Majestät meines Gesichts zu bewundern. Denn Sie müssen wissen, ich bin wirklich ein schöner Mann.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Certissime! Ich bewundere Sie ordentlich, Herr Graf. Ein zweiter Narzissus! profecto!]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Ich bin ein Kavalier von großem Geist, reich und vornehm. stage046a{} Mein Blut fließt aus den Adern der ältesten Geschlechter griechisch- und römischer Helden. Ich bin mit den größten Monarchen der Welt versippschaftet. Hier, hier sehen Sie den unumstößlichen Beweis! meinen Stammbaum.]
 
stage046a{}
 
stage046b{[403.(Er zieht einen ziemlich großen Stammbaum hervor.)]}
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Mit Dero gütigster Erlaubnis – Heus obstupesco! – dürfte ich wohl meiner Nichte die unbeschreibliche Freude machen, ihr solchen sogleich ad inspiciendum zu übersenden?]
 
[403.Belfiore]
 
[403.Ich will ihr die Gnad erweisen.]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.He, Serpetta! Serpetta!]
 
[403.Serpetta]
 
stage046c{}
 
[403.(Immer muss man laufen.) Was befehlen Sie?]
 
[403.Amtshauptmann]
 
[403.Hier, bringe meiner Nichte das glorreiche testimonium ihres zukünftigen großen Glückes, das preiswürdige Stammenregister ihres hochadelichen Herrn Bräutigams – stage046d{(Serpetta will damit fort.)} Doch warte! ich will dir die Sache erst ein bisschen erklären, damit du die wichtige Wichtigkeit dieser Legation einsiehst, mit der man dich als eine respektive Abgeordnete honoriert. stage046e{(Er eröffnet den Stammbaum und haltet ihr denselben vor.)} Verbeuge dich und neige dich. – Erige aures, Pamphile! – Öffne deine Augen, spitze die Ohren und erstaune.]Variante in Quelle C:
ich will dir die Sache ein wenig erklären, damit du die Wichtigkeit des Auftrags einsiehest, mit dem man dich, als eine respektive Abgeordnete bezahlt. Verbeuge und neige dich. Öffne deine Augen, spitze deine Ohren und erstaune!
 
 
 
N° 8 AriaIm Haupttext ist die Fassung für die Rolle des Grafen Belfiore nach Quelle C ediert. Die Arie fehlt in Quelle D.

Alternativfassung für die Rolle des Amtshauptmanns nach Quelle E (entspricht Libretto-Erstdruck Augsburg 1780):

AMTSHAUPTMANN
Hier von Osten bis nach Westen, [Variante in den Wiederholungen: Hier von Osten bis zu Westen,
dort von Süden bis zu Norden
ist schon längst bekannt geworden
sein hochadeliges Haus.
Er hat Güter, Lehenträger,
Städte, Dörfer, große Schwäger,
Fürsten, Grafen, Generale,
Kaiser, König, Admirale. [Variante in den Wiederholugen: König, Kaiser, Admirale.]
Diktatoren, Bürgermeister,
Helden Roms und schöne Geister
zählt sein Stammbaum ohne Zahl.
Doch zum Teufel! warum lachst du?
Welcher Zweifel? willst du sie sehen?
Hier ist Numa, dort ist Scipio,
Marc Aurel und Marc Agrippa,
Mutio Scaevola und der Cato.
Auch der große Alexander
ist sein nächster Anverwandter.
Mit der größten Ehrfurcht bücke dich, [Varianten in den Wiederholugen: Tief bücke dich, / Tiefer bücke dich, / tief verbücke dich,]
verbeuge dich und neige dich [Varianten in den Wiederholungen: verneige dich, verbeuge dich / verneige dich und neige dich / tief verneige dich / tief verbeuge dich]
und küsse dieses Heiligtum!

Vgl. Rudolph Angermüller und Dietrich Berke, "Vorwort" zu La finta giardiniera (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/8), Bd. 1, Kassel 1978, S. XXI; Dietrich Berke, Kritischer Bericht (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/8), Kassel 2004, S. 43–45.
 
Amtshauptmann
 
    Hier von Osten bis zu Westen,
 
dort von Süden bis zu Norden
 
ist schon längst bekannt geworden
 
mein hochadeliges Haus.
 
Ich hab Güter, Lehenträger,
 
Städte, Dörfer, große Schwäger,
 
Fürsten, Grafen, Generalen,
 
Kaiser, König, Admiralen.Variante in den Wiederholungen:
König, Kaiser, Admiralen.
 
Dikatatores, Bürgermeister,
 
Helden Roms und große Geister
 
zählt mein Stamme ohne Zahl.
 
    Doch zum Teufel! warum lacht Ihr?
 
Welcher Zweifel? wollt Ihr sie sehen?
 
Hier ist Numa, dort ist Scipio,
 
Marc Aurel und Marc Agrippa,
 
Mutio Scaevola und der Cato.
 
Auch der große Alexander
 
ist mein nächster Anverwandter.
 
Mit der größten Ehrfurcht bücket Euch,Variante in den Wiederholungen:
Tief bücket Euch,
 
verbeuget Euch und neiget EuchVariante in den Wiederholungen:
verbeuget Euch
 
nur geschwind bald hin, bald her!
 
stage047x{}
 
stage048a{(Der Graf und der Amtshauptmann gehen ab.)}
 
[403.Neunter Auftritt]
 
stage049x{[403.Serpetta], hernach Nardo[403..]}
 
Dialog
 
[403.Serpetta]
 
[403.Wer zum Geier sollte nicht lachen? – text001x{Ha! es leben alle die Herrn Stukkatoren, Bürgermeister,} text002x{Zipio und alle die großen Parücken des hochadelichenStammenbaums! –} text003x{Das ist ein wahrer Spaß mit solchen Narren. –} Bei allem dem ist es, wenns so fortgeht, in diesem Haus nicht mehr auszuhalten. Seitdem diese Braut angekommen, ist weder Rast noch Ruhe. Alle Augenblicke ruft sie, schreit sie, klingelt, zanket, befiehlt! Wo bist du? warum kömmst du nicht? wo bleibst du? tu dies! mach das! geh fort! bleib hier! Alles in einem Atem. – Da müßt' ich meine Füße gestohlen haben und mich zu Tod laufen. Nein, das ist nicht für mich! ]Variante in Quelle C:
Ha! Hier kommt Nardo! Der wird mir wohl wieder sein Liebe vorseufzen. Ich will tun, als wenn ich ihn nicht sähe, und zum Spaße ein Liedchen singen, daraus er merken kann, dass er von mir nichts zu hoffen hat.
 
stage050a{}
 
N° 9a Cavatina
 
Serpetta
 
    Das Vergnügen in dem Ehstand
 
möcht ich gerne bald erfahren!
 
Doch ein Mann, der schon bei Jahren,
 
taugt in Wahrheit nicht für mich.
 
stage050b{}
 
Dialog
 
[403.Nardo]
 
stage050c{[403.(der die ganze Arie ruckwärts mit angehört hat, für sich)]}
 
[403.Schau! schau! sie stichelt mit ihrem Liedchen auf mich. Aber Geduld! ich will ihr durch ein anders auch meine Meinung sagen.]
 
N° 9b Cavatina
 
Nardo
 
    Das Vergnügen in dem Ehstand
 
wünschest du bald zu erfahren?
 
Doch ein Mann, der jung von Jahren,
 
taugt in Wahrheit nicht für dich.
 
Dialog
 
[403.Serpetta]
 
[403.Vortrefflich, Herr Spaßmacher! Wer hat dir die Erlaubnis gegeben, mir so nahe zu kommen?]
 
[403.Nardo]
 
[403.Liebstes Serpettchen! nimm mir es nicht übel! Ich fand die Türe offen und da ging ich herein.]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Wenn du den gnädigen Herrn suchst, so geh nur dort hinüber, dort wirst du ihn finden. Geh, geh fort!]
 
[403.Nardo]
 
[403.Jagst mich schon wieder fort, und bist mir doch so tief ins Herz gewachsen.]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Ich habe dir schon oft gesagt, du bist nicht für mich. Soll ich es nochmal wiederholen?]
 
[403.Nardo]
 
[403.Nein, nein! ich verlang es nicht mehr zu hören. Serpettchen!]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Nun?]
 
[403.Nardo]
 
[403.Sei doch nicht so grausam!]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Und du nicht so überlästig! Ein für allemal! du bist kein Mann für mich.]
 
[403.Nardo]
 
[403.Aber bin ich denn nicht ebensowohl eine Mannsperson wie ein anderer?]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Du gefällst mir nicht.]
 
[403.Nardo]
 
[403.Ruh, nur Geduld! du wirst noch einmal froh sein, mich zu kriegen.]
 
[403.Serpetta]
 
stage051x{}
 
[403.Ha! ha! ha!]
 
[403.Nardo]
 
[403.Du lachst?]
 
[403.Serpetta]
 
[403.Ja, ich muss lachen, weil der Narr glaubt, dass man auf ihn anstehen wird. Dummkopf! Männer kann ich genug haben: Ich darf nur die Hand ausstrecken, so laufen sie zu ganzen Haufen, nur um sie zu küssen.]
 
N° 10 Aria
 
Serpetta
 
    Sobald sie mich sehen,
so sind sie gefangen,
 
sie rennen und laufen,
mein Herz zu erlangen.
 
Von Liebe erhitzet,
der schnaubet und schwitzet.
 
Es ruft einer da und ein anderer dort:Variante in den Wiederholungen:
So rufen sie alle.
 
    Bewundert die Augen des englischen Kindes,
 
wie artig, wie lebhaft
ihr Anstand und Farbe;Variante in den Wiederholungen:
wie artig! wie lebhaft!
 
mich rühret die Schöne, wenn ich sie betracht.
 
    Ich schlage die Lider
der Augen dann nieder
 
und schweige ganz züchtig mit allem Bedacht.
 
stage052x{(gehen ab)}
 


stage053x{[403.Garten.]}
 
[403.Zehnter Auftritt]
 
stage054x{[403.Sandrina, hernach Arminda.]}
 
N° 11 Cavatina
 
Sandrina
 
    Seufzend beklagt das Täubchen,
 
ferne von seinem Männchen,
 
sein trauriges Verhängnis
 
und sucht nach seiner Sprache
 
Mitleid in seinem Schmerz.
 
Dialog
 
[403.Arminda]
 
[403.(Das wird wohl das Gärtnermädchen sein, von der man so viel Wesens macht.) He! Mädchen, geh her!]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Was befehlen Sie?]
 
[403.Arminda]
 
[403.Sage mir! was fehlt dir, dass ich dich so traurig sehe?]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Mein unglückliches Schicksal –]
 
[403.Arminda]
 
[403.Ha! ich verstehe dich; du bist verliebt, und deine Seufzer gehen nach dem Amtshauptmann – –]
 
[403.Sandrina]
 
[403.O ich bitte! verschonen Sie mich – ich bin ein ehrbares Mädchen und weiß den Unterschied.]
 
[403.Arminda]
 
[403.Halts Maul, du Zofe! Bedenke, dass du mit Fräulein Arminda sprichst, die – –]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Ihro Gnaden verzeihen! Ich wusste nicht – –]
 
[403.Arminda]
 
[403.Nun gut, so wisse es jetzt, dass ich die Nichte vom Hause und die Braut des Grafen Belfiore bin –]
 
[403.Sandrina]
 
stage055x{}
 
[403.(Weh mir!) Was sagen Sie? Belfiore Ihr Bräutigam?]
 
[403.Arminda]
 
[403.Ja, ja! Belfiore mein Bräutigam, und noch heute wird unsere Vermählung vollzogen.]
 
[403.Sandrina]
 
stage056x{}
 
[403.(O Himmel, ich vergehe! Ich – fühle – den – Tod.)]
 
[403.Arminda]
 
[403.Was ist dir? Du entfärbst dich?]
 
[403.Sandrina]
 
[403.Ich weiß nicht. Ein heftiger Schmerz überfällt mich auf einmal – Er drückt mir das Herz ab – Ich werde – schwach – Der Angstschweiß – Ach ich bin – des – Todes! –]
 
stage057x{[403.(Sie wird ohnmächtig.)]}
 
[403.Arminda]
 
[403.Das arme Mädchen! He! zu Hülfe! Ist niemand da?]
 
[403.Eilfter Auftritt]
 
stage058x{[403.Belfiore, Vorige.]}
 
[403.Belfiore]
 
[403.Was gibt's? Hier bin ich.]
 
[403.Arminda]
 
[403.Hier, liebster Graf, stehen Sie diesem armen Mädchen bei! Ich laufe nach Lebensbalsam, um sie wieder zurecht zu bringen. Ich bin gleich wieder da.]Variante in Quelle C:
Hier, liebster Graf, stehen Sie diesem armen Mädchen bei. Ich laufe nach Lebensbalsam, um sie wieder zu sich zu bringen. Ich bin gleich wieder da.
 
stage059a{(Sie läuft geschwind ab.)}
 
N° 12 Finale
 
Belfiore
 
stage060x{}
 
    Himmel, welch seltner Zufall!
 
Violante! Sie lebt noch? Weh mir!
 
Ängstlich erbebt mein Herz,
 
Ach welche Pein und Schmerz!
 
Sandrina
 
stage061x{}
 
    Ach Undankbarer, komme!
 
Sehe mich aus Liebe sterben.
 
Belfiore
 
stage062x{}
 
Ihre Stimm und ihre Züge,
 
wenn ich mich nicht betrüge.
 
 
 
    Doch was soll diese Kleidung?
 
Ich könnte mich noch irren,
 
ich muss sie näher schauen.
 
stage063x{}
 
Sandrina
 
stage064x{}
 
    Ach, dass über mich Arme
 
der Himmel sich erbarme!
 
Belfiore
 
Sie ist es wirklich,
 
mir sinket Herz und Mut.
 
Sandrina
 
stage065x{}
 
Was seh ich? der Graf! o Himmel!
 
[403.Zwölfter Auftritt]
 
stage066a{[403.Arminda, Ramiro, Vorige.]}
 
stage066b{}
 
Arminda
 
    Nehmt hier Balsam Sulphuris –
 
Belfiore
 
Herr Graf, mit Ihrer Erlaubnis –
 
Arminda, Ramiro ens001x{}
 
Ramiro!|Arminda! was werd ich tun?
 
Belfiore
 
stage067a{[403.(zu Sandrina)]}
 
Sag mir, wer bist du?
 
Sandrina
 
stage067b{}
 
(Was sag ich?)
 
Ramiro
 
stage068a{[403.(zu Arminda)]}
 
Grausame!
 
Arminda
 
stage068b{}
 
(Was ist zu tun?)
 
ens002x{Alle vier}
 
    O unerhörtes Schicksal,
 
dieser verdammte Zufall
 
quälet mich fast zu Tod.
 
Belfiore
 
stage069a{(für sich)}
 
    Steh ich, geh ich oder lieg ich,
 
schlaf ich, träum ich oder wach ich?
 
Mein Gehirn ist ganz verrückt.
 
Sandrina
 
stage069b{(für sich)}
 
    Ich empfind in meinem Herzen,
 
ohnermesslich bittren Schmerz,
 
der mich weinend seufzen macht.Variante in den Wiederholungen:
der mich weinen und seufzen macht.
 
Ramiro
 
stage070x{(für sich)}
 
    Meine Sinne sind verrücket,
 
von dem Zufall unterdrücket,
 
ich verliere den Verstand.
 
Arminda
 
stage071x{(für sich)}
 
    Ich weiß nicht, was vorgegangen,
 
noch was ich itzt soll anfangen;
 
zitternd, bebend, steh ich da.
 
ens003x{Alle vier}
 
stage072x{(für sich)}
 
    Meine Seele ist ganz entkräftet!
 
Mir stockt jedes Wort im Mund.
 
[403.Dreizehnter Auftritt]
 
stage073a{[403.Der Amtshauptmann, Vorige.]}
 
Amtshauptmann
 
    Welche Stille, welche Mienen!
 
Macht ihr etwa hier Kalender?
 
Hast du deine Sprach verloren?
 
Ist der Mund dir zugefroren?
 
Nun so sprecht! was geht hier vor?
 
Sandrina
 
stage073b{}
 
    (Kann ich's sagen?)
 
Belfiore
 
stage073c{}
 
(Welche Plagen!)
 
Ramiro
 
stage073d{}
 
(Welche Frage!)
 
Arminda
 
stage073e{}
 
(Ich verzage.)
 
Amtshauptmann
 
Alles ist mir unbegreiflich!
 
Hier ist etwas vorgegangen,
 
mit der Sprache nur heraus.
 
Belfiore, Ramiro ens004x{}
 
stage074x{[403.(zu Arminda)|(zu Sandrina)]}
 
    Bist du diese?
 
Sandrina, Arminda ens005x{}
 
stage075x{[403.(zu Ramiro)|(zu Belfiore)]}
 
Bist du jener?
 
ens006x{Alle fünf}
 
Mein Gehirn ist in Verwirrung,
 
es hüpft drin bald hin, bald her.
 
stage076x{[403.(Ramiro, Belfiore, Sandrina, Arminda gehen verschiedentlich ab.)]}
 
[403.Vierzehnter Auftritt]
 
stage077a{[403.Der Amtshauptman, gleich hernach Serpetta und Nardo.]}
 
Amtshauptmann
 
    Wo ist die Ehrfurcht, die mir gebühret?
 
Mich, den Hochweisen, der alles regieret,
 
lässt man hier stehen wie einen Narrn?
 
Gehet zum Teufel, macht mir nicht bange,
 
ich will nichts wissen von Eurem Range,
 
vom Nepotismus und Adelsstand.
 
stage077b{}
 
Serpetta
 
    Lustig! ich bringe ein' hübsche Nachricht.
 
Das Gärtnermädchen mit ihrem Grafen
 
küssen und drücken unten im Garten
 
mit aller Freiheit, ruhig und still.
 
Amtshauptmann
 
    Teufel und Hölle! das sollt ich leiden?
 
stage078x{}
 
Nardo
 
Glaubt nicht den Lügen des losen Mädchens,
 
sie will Euch schicken in den April.
 
Serpetta
 
    Hier diese Augen, hier diese Ohren
 
mussten es sehen, konnten es hören.
 
Nardo
 
Schreckliche Lügen! Sie zu betören.
 
Amtshauptmann
 
Gleich überzeuget mich.
 
Nardo, Serpetta ens007x{}
 
stage079a{}
 
Kommt nur mit mir.
 
Serpetta
 
stage079b{[403.(gegen Nardo)]}
 
    Er kann nur lügen.
 
Nardo
 
stage079c{[403.(gegen Serpetta.)]}
 
Und sie betrügen.
 
Amtshauptmann
 
Quäle mich tot, widriges Schicksal!
 
Sehet verspottet, seht hintergangen
 
jenen berühmten Mann, den Podestà!
 
ens008x{Alle drei}
 
    Wir wollen gehen und nun gleich sehen!
 
Die Wahrheit zeiget sich dort oder da.
 
stage080a{(gehen ab)}
 


stage080b{[403.Ein anderer Teil des Garten.]}
 
[403.Fünfzehnter Auftritt]
 
stage081x{[403.Sandrina, Belfior, gleich darauf der Amtshauptmann mit Serpetta und Nardo, hernach Arminda und letztlich Ramiro.]}
 
Sandrina
 
stage082x{(zu Belfiore)}
 
    Was ist denn Ihr Verlangen?
 
Ich bin genug gequälet,
 
Sie haben schon gewählet
 
Armindens schöne Hand.
 
Belfiore
 
stage083a{[403.(zu Sandrina)]}
 
    Ach meine Liebe kennet
 
die Sprache und die Miene:
 
Sie sind ja Violantine,
 
der ich mein Herz verpfand.
 
Serpetta
 
stage084x{(zum Amtshauptmann, auf Sandrina und den Grafen deutend)}
 
    Sie sehn, mit welcher Zärtlichkeit
 
die Buhlerin ihm schmeichelt.
 
Amtshauptmann
 
Ich seh es: dass sie krepiere!
 
Ich räche mich an ihr.
 
Nardo
 
stage085a{}
 
(Der Graf! ach welcher Zufall!
 
Wie helf ich ihr heraus?)
 
Sandrina
 
    Sie sind in großer Irrung.
 
Belfiore
 
stage085b{}
 
(Himmel, welch eine Verwirrung!)
 
Arminda
 
Ihr Hinterlist und Meineid
 
hat ihren Stand entehrt.
 
Ramiro
 
stage086x{(zu Arminda)}
 
Das Herz, das sie belebet,
 
nur schwarze Falschheit nährt.
 
Sandrina
 
stage087x{(entschlossen zu Belfiore)}
 
    Grausamer, ohne Schonen!
 
Kann man so schlecht belohnen
 
mein zärtlich treues Herz?
 
Nenne mir mein Verbrechen,
 
dann magst dich an mir rächen!
 
Fühlloser ohne Ehr!
 
Belfiore
 
stage088x{}
 
    Alles ich itzt bereue;
 
Engel, ach, mir verzeihe,Variante in den Wiederholungen:
Ach! verzeihe,
 
himmlische Violante!
 
Sandrina
 
Ehemals man sie so nannte,
 
nun aber ist Violante,
 
das arme Kind, dahin.
 
O Himmel! sie ist tot.
 
stage089a{}
 
Amtshauptmann
 
    Gebt mir Antwort!
 
Arminda
 
Sprecht nur weiter!
 
Ramiro
 
Graf, hübsch munter!
 
Serpetta
 
Nicht gezittert!
 
Nardo
 
stage089e{}
 
(Wo will alles dies hinaus?)
 
Sandrina
 
stage089f{}
 
    (Alles muss ich schweigend dulden.)
 
Belfiore
 
stage089g{}
 
(Ach sie büßet mein Verschulden.)
 
Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Nardo, Serpetta ens009x{}
 
Alle schweigen, was geschieht?
 
Arminda
 
stage090x{(zu Belfiore)}
 
    Graf! die Lieb wird Sie verzehren!
 
Arminda
 
stage091x{(zu Sandrina)}
 
Solche Einfalt muss man ehren!
 
Ramiro
 
stage092x{(zu Arminda)}
 
Ich erfreue mich mit Ihnen!
 
Serpetta
 
stage093x{(zu Sandrina)}
 
Welche unschuldsvolle Mienen!
 
Arminda, Amtshauptmann, Serpetta ens010x{}
 
    Lebt vergnügt, verliebte Seelen,
 
ens011x{}
 
niemals soll ein Zwist euch quälen.
 
Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Nardo, Serpetta ens012x{}
 
Steigt herab, ihr Liebesflammen,
 
und verbrennt zu Staub ihr Herz.
 
Sandrina, Belfiore ens013x{}
 
Über mich schlägt hier zusammen
 
 
 
alles Unglück und aller Schmerz.
 
Arminda
 
stage094x{(zu Belfiore)}
 
Unmensch! Verräter, könnt ich dein Herz in Stücke zerreißen.
 
Ramiro
 
stage095x{(zu Arminda)}
 
Den großen Eifer und Ihre Hitze begreif ich nicht.
 
Amtshauptmann
 
stage096x{(zu Sandrina)}
 
    Kannst meine Güte
 
so wenig schätzen?
 
Serpetta
 
stage097a{(zu Sandrina)}
 
Könnt ich Sie aus dem Haus
 
mit Hunden hetzen!
 
Nardo
 
stage097b{}
 
(Bei diesem Handel
 
die Sprach mir gebricht!)
 
Sandrina
 
    Ach welches Herzeleid! Ach welches Unglück!
 
Was kann ich sagen, niedergeschlagen
 
von solchem Herzeleid und solchem Schmerz?
 
Belfiore
 
    Welch seltnes Abenteuer, welch seltne Szene!
 
Ich möchte diese, ich möchte jene,
 
da doch nur einer kann schenken mein Herz.
 
Alle
 
    Welche Verwirrung! Ohn alle Rettung,
 
der Zorn zernaget mir das Herz im Leibe,
 
nichts dämpfet diese Glut, nichts hemmt die Wut.
 
stage098x{[403.Ende des ersten Aufzuges.]}