Kritische Edition der deutschen Übersetzung des Librettos für J. C. Bach       Diplomatische Übertragung der deutschen Übesetzung des Librettos für J. C. Bach 
Zwote Abhandlung
 
Zwote Abhandlung.
Spaziergang vor einem großen Hof.
 
Erster Auftritt
 
Erster Auftritt.
 
Spaziergang vor einem großen Hof.
Silla, Aufid, Wache.
 
Silla, Aufid, Wache.
Aufid
 
Aufid
Herr! Befehle, dass der Senat sich versammle. In seinem Angesicht müsse dir Junia ihre Hand reichen. Ein verstellter Eifer, die alte Feindschaft zu vergessen, wird dieser Handlung allen Schein der Gewalt und des Zwangs benehmen. Sollten sich aber dennoch Gegner finden, so werden zahlreiche Haufen auserlesener Kriegsvölker zu deiner Hilfe bereit sein.
 
Herr! Befehle daß der Senat sich versammle. In seinem Angesicht müße dir Junia ihre Hand reichen. Ein verstellter Eifer, die alte Feindschaft zu vergeßen, wird dieser Handlung allen Schein der Gewalt und des Zwangs benehmen. Sollten sich aber dennoch Gegner finden; so werden zahlreiche Hauffen auserlesener Kriegsvölker zu deiner Hilfe bereit seyn.
Silla
 
Silla
Alles gut, Freund! Allein ich kann dir meine Schwachheit nicht verbergen. Mich foltert ein unruhiges Gewissen.
 
Alles gut, Freund! Allein ich kann dir meine Schwachheit nicht verbergen. Mich foltert ein unruhiges Gewissen.
Aufid
 
Aufid
Unterdrucke solches und folge getrost meinem Rat. Junia kann dir auf solche Weise nicht entgehen.
 
Unterdrucke solches, und folge getrost meinem Rath. Junia kann dir auf solche Weiße nicht entgehen.
    Ein Kriegsmann, ob ihn gleich
 
    Ein Kriegsmann, ob ihn gleich
der Waffenblitz erschrickt,
 
Der Waffen-Bliz erschrickt,
bezeig sich nur nicht feig,
 
Bezeig sich nur nicht feig,
wann er den Feind erblickt.
 
Wann er den Feind erblickt.
    Dannsinket da sein Mut,
 
    Dann sinket da sein Muth,
lässt da die Hoffnung nach,
 
Läßt da die Hofnung nach,
so opfert er sein Blut:
 
So opfert er sein Blut:
Er gibt sich selbst den Schlag.
 
Er giebt sich selbst den Schlag.
(geht ab)
 
(geht ab.)
Zweiter Auftritt
 
Zweiter Auftritt.
Silla, hernach Celia.
 
Silla, hernach Celia.
Silla
 
Silla
So seie dann das Äußerste beschlossen. Widersetzet sich Rom, so findet es hier einen starken Arm.
 
So seye dann das Aeuserste beschlossen. Widersezet sich Rom, so findet es hier einen starken Arm.
Celia
 
Celia
Alles, Bruder! hab ich versuchet. Junia lässt sich weder durch Bitten noch Drohungen bewegen.
 
Alles, Bruder! hab ich versuchet. Junia läßt sich weder durch Bitten noch Drohungen bewegen.
Silla
 
Silla
Und dennoch wird sie heut die Meine.
 
Und dennoch wird sie heut die Meine.
Celia
 
Celia
Die Deine? Und wie?
 
Die Deine, und wie?
Silla
 
Silla
Das wirst du erfahren. Auch Celia soll mit dem Cinna heut sich verbinden.
 
Das wirst du erfahren. Auch Celia soll mit dem Cinna heut sich verbinden.
Celia
 
Celia
O, möchten deine Wünsche erfüllet werden; allein ich zweifle…
 
O möchten deine Wünsche erfüllet werden; allein ich zweifle…
Silla
 
Silla
Du befürchtest vielleicht auch eine abschlägliche Antwort? Ich weiß, wie sehr das einen beunruhiget.
 
Du befürchtest vielleicht auch eine abschlägliche Antwort? Ich weiß, wie sehr das einen beunruhiget.
    Auch wegen einer Undankbaren
 
    Auch wegen einer Undankbaren
geschieht's, dass mir die Ruh gebricht:
 
Geschiehts, daß mir die Ruh gebricht:
Ich lasse nichts an Bitten sparen,
 
Ich laße nichts an Bitten sparen,
und doch erhöret sie mich nicht.
 
Und doch erhöret sie mich nicht.
    Die Treue wird zuletzt ermüd't,
 
    Die Treue wird zulezt ermüdt,
und die Beständigkeit verschwind't,
 
Und die Beständigkeit verschwindt,
wann man sie nicht belohnet sieht,
 
Wann man sie nicht belohnet sieht,
und niemals Gegenliebe find't.
 
Und niemahls Gegenliebe findt.
(geht ab)
 
(geht ab.)
Dritter Auftritt
 
Dritter Auftritt.
Celia und Cinna.
 
Celia und Cinna.
Wollte der Himmel… Ha, Cinna kommt… Wie verdoppelt mein Herz seine Schläge. Cinna! suchest du meinen Bruder? Er wünschet, dich zu sprechen.
 
Wollte der Himmel… Ha Cinna kommt… Wie verdoppelt mein Herz seine Schläge. Cinna! suchest du meinen Bruder? Er wünschet, dich zu sprechen.
Celia
 
Celia
Cinna
 
Cinna
Was verlangt er?
 
Was verlangt er?
Celia
 
Celia
Vernimm… (Ach! ich besorge, dass der Grausame mich nicht liebe.)
 
Vernimm (Ach! ich besorge, daß der grausame mich nicht liebe.)
Cinna
 
Cinna
Erkläre dich.
 
Erkläre dich.
Celia
 
Celia
(O Himmel! ich kann nicht eine Silbe vorbringen, so gern ich wollte.)
 
(O Himmel! ich kann nicht eine Sylbe vorbringen, so gern ich wollte.)
Cinna
 
Cinna
Ich verstehe deine unterbrochene Reden nicht.
 
Ich verstehe deine unterbrochene Reden nicht.
Celia
 
Celia
(Welch eine Verstellung!) Spricht nicht dein Herz selbst für mich? Was kann ich sagen? Mein Stillschweigen zeiget dir genug an.
 
(Welch eine Verstellung!) Spricht nicht dein Herz selbst für mich? Was kann ich sagen? Mein Stillschweigen zeiget dir genug an.
    Nur dieser blöde Mund
 
    Nur dieser blöde Mund
getraut sich nicht,
 
Getraut sich nicht,
dir frei zu machen kund,
 
Dir frei zu machen kund
was mich anficht.
 
Was mich anficht.
Allein die Augen hier,
 
Allein die Augen hier,
die prüfe nur:
 
Die prüfe nur:
Dann diese zeigen dir
 
Dann diese zeigen dir
die wahre Spur.
 
Die wahre Spur.
(geht ab)
 
(geht ab.)
Vierter Auftritt
 
Vierter Auftritt.
Cinna.
 
Cinna
Cinna
 
Cinna
Nun verstehe ich das Geheimnis. Der Tyrann wird durch ein Ehebündnis zwischen seiner Schwester und mir meiner Treue sich versichern wollen. So schwach ist Cinna nicht. Auch hat er beschlossen, in dem offentlichen Senat mit der Junia heute sich trauen zu lassen; allein er denkt wohl nicht daran, dass eben dieses der Augenblick seines Sturzes und der allgemeinen Rache sein könne.
 
Nun verstehe ich das Geheimnis. Der Tyrann wird durch ein Ehebündniß zwischen seiner Schwester und mir meiner Treue sich versichern wollen. So schwach ist Cinna nicht. Auch hat er beschloßen, in dem offentlichen Senat mit der Junia heute sich trauen zu laßen; allein er denckt wohl nicht daran, daß eben dieses der Augenblick seines Sturzes und der allgemeinen Rache seyn könne.
    In diesem Augenblick,
 
    In diesem Augenblick,
der sich allmählig naht,
 
Der sich allmählig naht,
erfüll der Römer Glück
 
Erfüll der Römer Glück
die Rache mit der Tat.
 
Die Rache mit der That.
    Schon hat ein starker Arm,
 
    Schon hat ein starker Arm,
durch diesen Streich beglückt,
 
Durch diesen Streich beglückt,
in dem getreuen Schwarm
 
In dem getreuen Schwarm
sein Schwerd auf ihn gezückt.
 
Sein Schwerd auf ihn gezückt.
(geht ab)
 
(geht ab.)
Fünfter Auftritt
 
Fünfter Auftritt.
Hangende Gärten.
 
Hangende Gärten.
Silla, hernach Junia.
 
Silla, hernach Junia.
Silla
 
Silla
Nun ins Kapitol zu Vollziehung des großen Vorhabens… Himmel! Junia! Welch eine Zusammenkunft!
 
Nun ins Kapitol zu Vollziehung des grossen Vorhabens… Himmel! Junia! Welch eine Zusammenkunft!
Junia
 
Junia
(Silla! schrecklicher und verhasster Anblick! Geschwinde fort von hier.)
 
(Silla! schrecklicher und verhaßter Anblick! Geschwinde fort von hier.)
Silla
 
Silla
Bleibe! ach, bleibe, Junia! O ich Unglücklicher, wann du vor mir entfliehest.
 
Bleibe! ach bleibe, Junia! O ich unglücklicher, wann du vor mir entfliehest.
Junia
 
Junia
Was willst du, Verräter? (Ich zittere für meinen Cecil.)
 
Was willst du, Verräther? (Ich zittere für meinen Cecil.)
Silla
 
Silla
Kein Tyrann. Das Herz des Silla ist der Tugend fähig. Wollte nur Junia sich ergeben.
 
Kein Tyrann. Das Herz des Silla ist der Tugend fähig. Wollte nur Junia sich ergeben.
Junia
 
Junia
Silla der Tugend fähig? Ha, Lügner!
 
Silla der Tugend fähig? Ha Lügner!
Silla
 
Silla
So höre…
 
So höre…
Junia
 
Junia
Nein.
 
Nein.
Silla
 
Silla
Willst du?
 
Willst du?
Junia
 
Junia
Ja, ich will dich verfluchen und sterben.
 
Ja: ich will dich verfluchen und sterben.
Silla
 
Silla
Sterben?
 
Sterben?
Junia
 
Junia
Mit wahrem römischem Mut.
 
Mit wahrem Römischem Muth.
Silla
 
Silla
Ist das möglich?
 
Ist das möglich?
Junia
 
Junia
Eher, als dich lieben. Fort nur…
 
Eher, als dich lieben. Fort nur…
Silla
 
Silla
So sterbe; aber nicht allein.
 
So sterbe; aber nicht allein.
    Nun weichen Erbarmen und Gnad,
 
    Nun weichen Erbarmen und Gnad,
meineidig verwegene Seel!
 
Meineidig verwegene Seel!
Verachtest du so meinen Rat,
 
Verachtest du so meinen Rath;
so schlag alle Hoffnung dir fehl.
 
So schlag alle Hofnung dir fehl.
    (Ach, aber so ist sie verloren,
 
    (Ach aber so ist sie verlohren,
wie wird mir's ums Herze so bang!
 
Wie wird mirs ums Herze so bang!
Sie, die ich zur Braut mir erkoren:
 
Sie, die ich zur Braut mir erkohren:
O allzu erschrecklicher Zwang.)
 
O allzu erschrecklicher Zwang.)
    Was sag ich? Wie nieder! Wie schwach!
 
    Was sag ich? wie nieder! wie schwach!
Wie jetzo so schimpflich gelassen!
 
Wie jetzo so schimpflich ge aßen!
Nein, grausam und tödliche Rach
 
Nein:: grausam und tödliche Rach,
treff alle, so treulos mich hassen.
 
Treff alle, so treulos mich haßen.
(geht ab)
 
(geht ab.)
Sechster Auftritt
 
Sechster Auftritt.
Junia und Cecil.
 
Junia und Cecil.
Junia
 
Junia
Was hörte ich? Ewiger Himmel! Welch ein schreckensvolles Geheimnis in seinen Reden? Sterbe; aber nicht allein… Was willst du damit sagen, Barbar? Ach, wen sehe ich? Meinen Geliebten? Was hat sich zugetragen? Woher? Warum wagest du dich so weit herein? Eben ging der Tyrann von hinnen. Fort, hier bist du nicht sicher.
 
Was hörte ich? ewiger Himmel! Welch ein schreckenvolles Geheimniß in seinen Reden? Sterbe; aber nicht allein… Was willst du damit sagen, Barbar? Ach wen sehe ich? meinen Geliebten? Was hat sich zugetragen? Woher? Warum wagest du dich so weit herein? Eben gieng der Tyrann von hinnen. Fort, hier bist du nicht sicher.
Cecil
 
Cecil
Junia
 
Junia
Nicht so furchtsam, Junia!
 
Nicht so furchtsam, Junia!
Ach, wann du mich liebest, so kehre in deine finstere Freistätte zurück.
 
Ach wann du mich liebest, so kehre in deine finstere Freistätte zurück.
Cecil
 
Cecil
Wer wird, Geliebte! alsdenn zu deiner Beschützung vorhanden sein?
 
Wer wird, Geliebte! alsdenn zu deiner Beschüzung vorhanden seyn?
Junia
 
Junia
Der Himmel.
 
Der Himmel.
Cecil
 
Cecil
Ach, dass doch nur einmal die Götter…
 
Ach daß doch nur einmahl die Götter…
Junia
 
Junia
Was für eine blinde Wut führte dich hierher? Du bist wie angeheftet trotz meinen Ängsten. Kehre zurück. Dein Leben ist in Gefahr, Undankbarer!
 
Was für eine blinde Wuth führte dich hierher. Du bist wie angeheftet, troz meinen Aengsten. Kehre zurück. Dein Leben ist in Gefahr, Undankbahrer!
Cecil
 
Cecil
Bleibe, Junia! Ach! so verlässest du mich.
 
Bleibe, Junia! Ach! so verlässest du mich.
Junia
 
Junia
Folge mir nicht nach.
 
Folge mir nicht nach.
Cecil
 
Cecil
Eher sterben, als von dir weichen.
 
Eher sterben, als von dir weichen.
Junia
 
Junia
(O, ich verliere ihn. Was ist zu tun?)
 
(O ich verliere ihn. Was ist zu thun?)
Cecil
 
Cecil
Du weinest, mein Kind! Ach, dass diese Tränen…
 
Du weinest, mein Kind! Ach daß diese Thränen…
Junia
 
Junia
Ja, um dieser Tränen willen kehre zurück. Erhalt dein Leben.
 
Ja um dieser Thränen willen kehre zurück. Erhalt dein Leben.
Cecil
 
Cecil
Wie du mich nötigest!
 
Wie du mich nöthigest!
Junia
 
Junia
Um deine Zärtlichkeit, deine Treue zu prüfen – Was denkest du, mein Schatz?
 
Um deine Zärtlichkeit, deine Treue zu prüfen – Was denckest du, mein Schaz?
Cecil
 
Cecil
Dass man dir nicht widerstehen könne.
 
Daß man dir nicht widerstehen könne.
Junia
 
Junia
Sei indessen um mich nicht besorgt. Der Himmel beschützet die Unschuld. Nimm hier die Hand deiner getreuen Junia, welche den Tyrannen bis in den Tod verabscheuet, nimm solche zum Pfand ewiger Liebe.
 
Sey indeßen um mich nicht besorgt. Der Himmel beschützet die Unschuld. Nimm hier die Hand deiner getreuen Junia, welche den Tyrannen bis in den Tod verabscheuet, nimm solche zum Pfand ewiger Liebe.
Cecil
 
Cecil
Vielleicht zum letzten Mal diese vielgeliebte Hand.
 
Vielleicht zum leztenmahl diese vielgeliebte Hand.
Junia
 
Junia
Nein, nicht zum letzten Mal. Bleibe getreu, fliehe und hoffe.
 
Nein, nicht zum leztenmahl. Bleibe getreu, fliehe, und hoffe.
Cecil
 
Cecil
    Wann mich das Schicksal heißt,
 
    Wann mich das Schicksal heißt,
von dieser Erde scheiden;
 
Von dieser Erde scheiden;
so seie stets mein Geist
 
So seye stets mein Geist
dir, wo du bist, zur Seiten.
 
Dir, wo du bist, zur Seiten.
    Beim letzten Lebewohl,
 
    Beim lezten Lebewohl,
wollt ich mich standhaft zeigen;
 
Wollt ich mich standhaft zeigen;
allein, des Schmerzes voll,
 
Allein des Schmerzes voll,
fühl ich den Mut entweichen.
 
Fühl ich den Muth entweichen.
(geht ab)
 
(geht ab.)
Siebenter Auftritt
 
Siebenter Auftritt.
Junia.
 
Junia
Junia
 
Junia
Worüber nun wieder in so entsetzlichen Ängsten? Worüber auf einmal wieder so viele Tränen? In einem Augenblick, ach! wie vermehret sich meine Furcht! Gewiss, gewiss sind das traurige Ahndungen eines nahen Unglücks. Ja, der unvorsichtige Cecil ist dem Tyrannen vielleicht schon entdeckt… Ach, wohin bei dieser äußersten Gefahr? Gehen? Bleiben? Was machen? Elende! du vergehest.
 
Worüber nun wieder in so entsezlichen Aengsten? Worüber auf einmahl wieder so viele Thränen? In einem Augenblick, ach! wie vermehret sich meine Furcht? Gewiß, gewiß sind das traurige Ahndungen eines nahen Unglücks. Ja, der unvorsichtige Cecil ist dem Tyrannen vielleicht schon entdeckt… Ach wohin bey dieser äußersten Gefahr? Gehen? Bleiben? Was machen? Elende! du vergehest.
 
In einem Augenblick, ach! wie vermehret sich meine Furcht? Gewiß, gewiß sind das traurige Ahndungen eines nahen Unglücks. Ja, der unvorsichtige Cecil ist dem Tyrannen vielleicht schon entdeckt… Ach wohin bey dieser äußersten Gefahr? Gehen? Bleiben? Was machen? Elende! du vergehest.
    O Himmel! Die Gefahr,
 
    O Himmel! Die Gefahr,
in der mein Liebster schwebet,
 
In der mein Liebster schwebet,
stellt mir sich lebhaft dar,
 
Stellt mir sich lebhaft dar,
macht, dass mein Herze bebet.
 
Macht, daß mein Herze bebet.     
    Die Augen schwellen auf,
 
    Die Augen schwellen auf,
bei diesem Tränenbach:
 
Bei diesem Thränen-Bach:
Hemmt, Götter! ihren Lauf,
 
Hemmt, Götter! ihren Lauf,
erhört für ihn mein Ach!
 
Erhört für ihn mein Ach!
(geht ab)
 

Altes Kapitol.
 
Achter Auftritt
 
Achter Auftritt.
 
Altes Kapitol.
Silla, Aufid, der Senat, Volk, Haufen Sänger.
 
Silla, Aufid, der Senat, Volk, Hauffen Sänger.
Chor
 
Chor
    Silla, dem so manche Schlacht
 
    Silla, dem so manche Schlacht
Ehre, Ruhm und Sieg gebracht,
 
Ehre, Ruhm und Sieg gebracht,
diesen Helden, unsre Freud,
 
Diesen Helden, unsre Freud,
lohne, kröne Amor heut.
 
Lohne, kröne Amor heut.
Ein Teil des Chors
 
Ein Theil des Chors
    Deiner Braut, die du gewählet,
 
    Deiner Braut, die du gewählet,
reich die unbesiegte Hand.
 
Reich die unbesiegte Hand.
Das ganze Chor
 
Das ganze Chor
    Wann man späte Jahre zählet,
 
    Wann man späte Jahre zählet,
sei dein Ruhm noch stets bekannt.
 
Sey dein Ruhm noch stets bekannt.
Neunter Auftritt
 
Neunter Auftritt.
Junia und die Vorigen.
 
Junia, und die vorigen.
Silla
 
Silla
Väter des Vaterlands! Ich, der für Rom gestritten, gesieget, das Feuer der innern Zwietracht gedämpfet und euch den goldenen Frieden wieder gebracht, ich verlange nun dafür meine Belohnung.
 
Vätter des Vatterlands! Ich, der für Rom gestritten, gesieget, das Feuer der innern Zwietracht gedämpfet, und euch den goldenen Frieden wieder gebracht, ich verlange nun dafür meine Belohnung.
Junia
 
Junia
(Hilfe, ewige Götter!)
 
(Hilfe, ewige Götter!)
Silla
 
Silla
Euch ist der alte tödliche Hass zwischen Marius und Silla bekannt. Heute endige sich solcher auf immer. Ein unauflösliches Band verknüpfe mich mit der Tochter und versöhne den Schatten des Vaters. Silla begehret keinen andern Lohn für seine Bemühungen.
 
Euch ist der alte tödliche Haß zwischen Marius und Silla bekannt. Heute endige sich solcher auf immer. Ein unauflösliches Band verknüpfe mich mit der Tochter und versöhne den Schatten des Vatters. Silla begehret keinen andern Lohn für seine Bemühungen.
Junia
 
Junia
(Der Senat schweiget und bestätiget dadurch den Willen des Tyrannen.)
 
(Der Senat schweiget, und bestättiget dadurch den Willen des Tyrannen.)
Silla
 
Silla
Väter! Aus euerm Stillschweigen erkenne ich euere Einwilligung. Jenes innere festliche Geschrei verkündiget den Beifall des Volkes. Hin nun zum Altar.
 
Vätter! Aus euerm Stillschweigen erkenne ich euere Einwilligung. Jenes innere festliche Geschrey verkündiget den Beifall des Volkes. Hin nun zum Altar.
 
Silla
Junia
 
Junia
Weg von mir, Unwürdiger! So nieder denket Rom, der Senat? Aus knechtischer Furcht begünstiget er die schimpflichste Gewalttat eines Grausamen? Ach! hat dann nicht einer von euch ein römisches Herz?
 
Weg von mir, Unwürdiger! So nieder dencket Rom, der Senat? Aus knechtischer Furcht begünstiget er die schimflichste Gewaltthat eines Grausamen? Ach! hat dann nicht einer von euch ein Römisches Herz.
Silla
 
Silla
Junia! ergib dich.
 
Junia! ergib dich.
Aufid
 
Aufid
Ganz Rom wünschet es.
 
Ganz Rom wünschet es.
Silla
 
Silla
Folge mir.
 
Folge mir.
Junia
 
Junia
Nicht näher, oder ich durchbohre mich.
 
Nicht näher, oder ich durchbohre mich.
Silla
 
Silla
Man entwaffne sie!
 
Man entwaffne sie.
Zehnter Auftritt
 
Zehenter Auftritt.
Cecil mit dem Säbel in der Faust, die Vorigen.
 
Cecil mit dem Säbel in der Faust, die Vorigen.
Cecil
 
Cecil
Mutig, standhaft, Geliebte!
 
Muthig, standhaft, Geliebte!
Silla
 
Silla
(Wen sehe ich!)
 
(Wen sehe ich!)
Junia
 
Junia
(O Gott!)
 
(O Gott!)
Aufid
 
Aufid
(Cecil!)
 
(Cecil!)
Silla
 
Silla
So bin ich verraten? Meinem Verbot, den Gesetzen zuwider kehret Cecil nach Rom zurück und erfrechet sich, in Vereinigung mit Junia, dem Diktator nach dem Leben zu trachten? In Ketten den Übeltäter!
 
So bin ich verrathen? Meinem Verboth, den Gesezen zuwider kehret Cecil nach Rom zurück, und erfrechet sich, in Vereinigung mit Junia, dem Dictator nach dem Leben zu trachten? In Ketten den Uebelthäter
Junia
 
Junia
(Unvorsichtiger Cecil!) Ach! Gebieter…
 
(Unvorsichtiger Cecil!) Ach! Gebiether ..:
Silla
 
Silla
Keine Gnade. Morgen, Verräter! wirst du sterben.
 
Keine Gnade. Morgen, Verräther! wirst du sterben.
Eilfter Auftritt
 
Eilfter Auftriitt.
Cinna mit dem Säbel in der Faust, die Vorigen.
 
Cinna mit dem Säbel in der Faust, die Vorigen.
Silla
 
Silla
Wie? Auch Cinna mit bewaffneter Hand? Verwirrt, erschrocken…
 
Wie? auch Cinna mit bewafneter Hand? verwirrt, erschroken…
Cinna
 
Cinna
(Himmel, alles ist verloren. Man muss sich retten.) Mit Erstaunen sahe ich Cecilen mit seinem Säbel einen Weg mitten durch jene Haufen sich eröffnen. Seine Wut, seine funkelnde Augen ließen mich Verräterei befürchten. Zu deiner Beschützung eilte ich demnach bewaffnet herbei.
 
(Himmel, alles ist verlohren. Man muß sich retten.) Mit Erstaunen sahe ich Cecilen mit seinem Säbel einen Weg mitten durch jene Hauffen sich eröfnen. Seine Wuth, seine funkelnde Augen liesen mich Verrätherey befürchten. Zu deiner Beschüzung eilte ich demnach bewafnet herbei.
Silla
 
Silla
Kehre nur wieder zurück, Freund! Vielleicht sind noch mehrere Verräter…
 
Kehre nur wieder zurück, Freund! vielleicht sind noch mehrere Verräther…
Cinna
 
Cinna
Verlass dich auf meine Treue. (Fast wäre mir's übel ergangen.)
 
Verlaß dich auf meine Treue. (Fast wäre mirs übel ergangen.)
Silla
 
Silla
Nun, Aufid! entwaffne jenen Treulosen.
 
Nun, Aufid! entwaffne jenen Treulosen.
Junia
 
Junia
O Gott! haltet ein.
 
O Gott! haltet ein.
Cecil
 
Cecil
So lange ich diesen Stahl in Händen habe, kommt mir keiner bei.
 
So lange ich diesen Stahl in Händen habe, kommt mir keiner bei.
Silla
 
Silla
So mutig noch?
 
So muthig noch?
Junia
 
Junia
(O Himmel!)
 
(O Himmel!)
Silla
 
Silla
Her mit dem Säbel, oder ich…
 
Her mit dem Säbel, oder ich…
Cecil
 
Cecil
So gleich nicht.
 
So gleich nicht.
Junia
 
Junia
Gib ihn, Geliebter!
 
Gib ihn, Geliebter!
Cecil
 
Cecil
Wie, zu meiner Schande?…
 
Wie, zu meiner Schande?…
Junia
 
Junia
Ach! widersetze dich nicht.
 
Ach! widersetze dich nicht.
Cecil
 
Cecil
Junia selbst verlangt?…
 
Junia selbst verlangt?…
Junia
 
Junia
…eine Probe deiner Zärtlichkeit.
 
Eine Probe deiner Zärtlichkeit.
Cecil
 
Cecil
Dein Cecil sollte?…
 
Dein Cecil sollte?…
Junia
 
Junia
…sich vielmehr auf die Hilfe des Himmels und seiner Liebsten Treue verlassen, als an beiden so sehr zweifeln.
 
Sich vielmehr auf die Hilfe des Himmels und seiner Liebsten Treue verlaßen, als an beiden so sehr zweifeln.
Cecil
 
Cecil
(Schrecklich!) Hier nimm ihn, Barbar.
 
(Schrecklich!) Hier nimm ihn, Barbar.
Silla
 
Silla
Fort nun, in das tiefste Gefängnis den Schuldigen. Die verbotene Luft soll ihm übel bekommen. Und du, Verräterin! auch du wirst deine Schandtat in schweren Banden bereuen.
 
Fort nun, in das tiefste Gefängniß den Schuldigen. Die verbothene Luft soll ihm übel bekommen. Und du, Verrätherin! auch du wirst deine Schandthat in schweren Banden bereuen.
Silla
 
    Ja, euern Eigensinn
 
    Ja euern Eigensinn
Werd ich zu beugen wissen.
 
Werd ich zu beugen wissen.
Cecil
 
Cecil
    Ich bleibe, wie ich bin,
 
    Ich bleibe, wie ich bin,
mich druckt kein bös Gewissen.
 
Mich druckt kein bös Gewißen.
Junia
 
Junia
    Nimm, Liebster! dieses Pfand,
 
    Nimm, Liebster! dieses Pfand,
an deiner Seit zu sterben.
 
An deiner Seit zu sterben.
Silla
 
Silla
    Grausame! diese Hand
 
    Grausame! diese Hand,
verdienet zu verderben.
 
Verdienet zu verderben.
Cecil, Junia
 
Cec. und Jun.
    Liebt mich mein bestes Gut;
 
    Liebt mich mein bestes Guth;
 
Jun./Cec.
so opfre ich erfreut,|und ich in Fröhligkeit,
 
So opfre ich erfreut,|Und ich in Fröligkeit.
 
Beide
Tyrann! mein junges Blut.
 
Tyrann! mein junges Blut.
zu dritt
 
zu dritt
Silla
 
Silla
    Solche Unerschrockenheit,
 
    Solche Unerschrockenheit,
solcher Mut und solche Treu,
 
Solcher Muth und solche Treu,
setzen mich in Zorn und Neid,
 
Sezen mich in Zorn und Neid,
machen Wut und Rasen neu.
 
Machen Wuth und Rasen neu.
Cecil, Junia
 
Cec. und Jun.
    Liebe und Beständigkeit,
 
    Liebe und Beständigkeit,
die wir zu einander tragen,
 
Die wir zu einander tragen,
bringen uns Zufriedenheit,
 
Bringen uns Zufriedenheit,
können alle Furcht verjagen.
 
Können alle Furcht verjagen.
 
Ende der zwote Abhandlung.