Kritische Edition des vertonten Textes KV 384 (Partiturtext KV 384)   Kritische Edition des Librettos (Libretto)   Kritische Edition der Libretto-Vorlage (Vorlage)  
Dritter Auftritt
Dritter Auftritt
Dritter Auftritt
Belmonte allein.
Belmonte allein.
Belmonte allein.
Belmonte
O Konstanze, Konstanze! wie schlägt mir das Herz! Je näher der Augenblick kommt, desto ängstlicher zagt meine Seele; ich fürchte und wünsche, bebe und hoffe. O Liebe, sei du meine Leiterin!
O Konstanze, Konstanze! wie schlägt mir das Herz! Je näher der Augenblick kommt, desto ängstlicher zagt meine Seele; ich fürchte und wünsche, bebe und hoffe. O Liebe, sei du meine Leiterin!
O Konstanze, Konstanze! wie schlägt mir das Herz! Je näher der Augenblick kommt, desto ängstlicher zagt meine Seele; ich fürchte und wünsche, lebe und hoffe. O Liebe, sei du meine Leiterin!
N° 17 Aria
(Er singt und akkompagniert die Mandoline dazu.)
Belmonte
    Welch ängstliches Beben,
welch sehnliches Streben,
welch feurig Verlangen
zittert durch mein ganzes Blut!
    Wie vom Sturm daher geschleudert,
fürcht und hoff ich Tod und Leben;
o! wer kann mir Ruhe geben;
ach! wer lindert meinen Schmerz?
    Welch ängstliches Beben,
welch sehnliches Streben,
welch feurig Verlangen
zittert durch mein ganzes Blut!
    Ich baue ganz auf deine Stärke,
    Ich baue ganz auf deine Stärke,
vertrau, o Liebe! deiner Macht!
vertrau, o Liebe! deiner Macht!
Denn ach! was wurden nicht für Werke
Denn ach! was wurden nicht für Werke
schon oft durch dich zustand gebracht!
schon oft durch dich zustand gebracht!
Was aller Welt ohnmöglich scheint,
Was aller Welt unmöglich scheint,
wird durch die Liebe doch vereint.
wird durch die Liebe doch vereint.
Vierter Auftritt
Vierter Auftritt
Vierter Auftritt
Belmonte und Pedrillo.
Belmonte und Pedrillo.
Pedrillo, Belmonte.
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
Alles liegt auf dem Ohr; es ist alles so ruhig, so stille als den Tag nach der Sündflut.
Alles liegt auf dem Ohr; es ist alles so ruhig, so stille als den Tag nach der Sündflut.
    Alles ruhig, alles stille;
jeder liegt auf seinem Ohre,
und die Wach ist schon hinein.
Belmonte
Belmonte
Belmonte
Nun, so lass uns sie befreien. Wo ist die Leiter?
Nun, so lass uns sie befreien. Wo ist die Leiter?
Ha! so komm, sie zu erretten,
denn geängstet wie in Ketten
schlägt mein krankes Herz für sie.
    Komm, lass uns eilen!
Pedrillo
Nicht so geschwinde!
Belmonte
Sie zu erretten.
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
Nicht so hitzig. Ich muss erst das Signal geben.
Nicht so hitzig. Ich muss erst das Signal geben.
Nur nicht so hitzig!
Belmonte
Bester Pedrillo!
Pedrillo
Ah, nur gemach!
    Erst sing ich mein Liedchen,
hm! – hust ich darein;
dann hol ich die Leiter,
husch! sind wir hinein.
Belmonte
Belmonte
Belmonte
Was hindert dich denn, es nicht zu tun? Mach fort.
Was hindert dich denn, es nicht zu tun? Mach fort.
    Zaudre nicht länger!
Pedrillo
Ah, nur gemach!
Belmonte
Gib mir die Leiter.
Pedrillo
Ah, nur gemach!
Belmonte
    Lass mich, lass mich sie befrein!
Pedrillo
Lieber Herr, das kann nicht sein.
Pedrillo
Pedrillo
(sieht nach der Uhr)
(sieht nach der Uhr)
(sieht nach der Uhr)
Eben recht, Schlag zwölfe. Gehen Sie dort an die Ecke, und geben Sie wohl Acht, dass wir nicht überrascht werden.
Eben recht, Schlag zwölfe. Gehen Sie dort an die Ecke, und geben Sie wohl Acht, dass wir nicht überrascht werden.
Ha! just ist es Mitternacht,
stellen Sie sich auf die Wacht
dort im Rosmaringesträuche,
damit niemand uns beschleiche.
Belmonte
Belmonte
Zaudre nur nicht!
Zaudre nur nicht!
(geht ab)
(geht ab)
(Belmonte entfernt sich.)
Nun, du liebe Mutter Nacht!
nimm mich unter deinen Mantel,
geht es schief mit unserm Handel,
husch ich wie ein Blitz davon.
Sollte man uns attrapieren,
ging es an ein Strangulieren,
hälf gar kein Kapitulieren.
(Er lauscht.)
    O weh! o weh!
was rührt sich da?
(Belmonte nähert sich.)
O mach geschwind!
Pedrillo
Dort rauschte was.
Belmonte
Es war der Wind.
Frisch zum Signale!
Pedrillo
Jetzt fang ich an.
Belmonte
Alles ist ruhig.
Pedrillo
Jetzt fang ich an.
Pedrillo
Pedrillo
Belmonte
(indem er seine Mandoline hervorholt)
(indem er seine Mandoline hervorholt)
Es ist doch um die Herzhaftigkeit eine erzläppische Sache. Wer keine hat, schafft sich mit aller Mühe keine an! Was mein Herz schlägt! Mein Papa muss ein Erzpoltron gewesen sein. (fängt an zu spielen) Nun, so sei es denn gewagt!
Es ist doch um die Herzhaftigkeit eine erzläppische Sache. Wer keine hat, schafft sich mit aller Mühe keine an! Was mein Herz schlägt! Mein Papa muss ein Erzpoltron gewesen sein. (fängt an zu spielen) Nun, so sei es denn gewagt!
    Quälest mein klopfendes Herze so sehr!
Pedrillo
Vorsicht ist nötig: Nun hör ich nichts mehr.
(singt und akkompagniert sich)
(singt und akkompagniert sich)
N° 18 Romance
Romanze
Romanze
(Er akkompagniert sich zugleich auf der Mandoline.)
Pedrillo
N° 1
1.
1.
    In Mohrenland gefangen war
    In Mohrenland gefangen war
    In Mohrenland gefangen war
ein Mädel hübsch und fein;
ein Mädel hübsch und fein;
ein Mädel hübsch und fein;
sah rot und weiß, war schwarz von Haar,
sah rot und weiß, war schwarz von Haar,
sah rot und weiß, war schwarz von Haar,
seufzt' Tag und Nacht und weinte gar;
seufzt' Tag und Nacht und weinte gar;
seufzt' Tag und Nacht und weinte gar;
wollt gern erlöset sein.
wollt gern erlöset sein.
wollt gern erlöset sein.
N° 2
2.
2.
    Da kam aus fernem Land daher
    Da kam aus fremdem Land daher
    Da kam aus fernem Land daher
ein junger Rittersmann;
ein junger Rittersmann;
ein junger Rittersmann,
den jammerte das Mädchen sehr;
den jammerte das Mädchen sehr;
dem jammerte das Mädchen sehr;
"Jach", rief er, "wag ich Kopf und Ehr,
"Jach", rief er, "wag ich Kopf und Ehr,
"Jach", rief er, "wag ich Kopf und Ehr,
wenn ich sie retten kann."
wenn ich sie retten kann."
wenn ich sie retten kann."
Pedrillo
Noch geht alles gut, es rührt sich noch nichts.
Noch geht alles gut, es rührt sich noch nichts.
Noch rührt sich nichts, noch geht es gut.
Belmonte
Belmonte
Belmonte
(kommt hervor)
(kommt hervor)
Mach ein Ende, Pedrillo.
Mach ein Ende, Pedrillo.
Ende, ach ende!
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
An mir liegt es nicht, dass sie sich noch nicht zeigen. Entweder schlafen sie fester als jemals, oder der Bassa ist bei der Hand. Wir wollen's weiter versuchen. Bleiben Sie nur auf Ihrem Posten.
An mir liegt es nicht, dass sie sich noch nicht zeigen. Entweder schlafen sie fester als jemals, oder der Bassa ist bei der Hand. Wir wollen's weiter versuchen. Bleiben Sie nur auf Ihrem Posten.
Nur auf der Hut!
(Belmonte geht wieder fort.)
(Belmonte geht wieder fort.)
(Belmonte entfernt sich wieder.)
Pedrillo
N° 3
3.
3.
    "Ich komm zu dir in finstrer Nacht,
    "Ich komm zu dir in finstrer Nacht,
    "Ich komm zu dir in finstrer Nacht,
lass, Liebchen, husch mich ein!
lass, Liebchen, husch mich ein!
lass, Liebchen, husch mich ein!
Ich fürchte weder Schloss noch Wacht;
Ich fürchte weder Schloss noch Wacht;
Ich fürchte weder Schloss noch Wacht;
holla! horch auf! um Mitternacht
holla! horch auf! um Mitternacht
holla! horch auf! um Mitternacht
sollst du erlöset sein."
sollst du erlöset sein."
sollst du erlöset sein."
N° 4
4.
4.
    Gesagt, getan; Glock zwölfe stand
    Gesagt, getan; Glock zwölfe stand
    Gesagt, getan; Glock zwölfe stand
der tapfre Ritter da;
der tapfre Ritter da;
der tapfre Ritter da;
sanft reicht sie ihm die weiche Hand;
sanft reicht sie ihm die weiche Hand,
sanft reicht sie ihm die weiche Hand;
früh man die leere Zelle fand;
früh man die leere Zelle fand;
früh man die leere Zelle fand;
fort war sie, hopsasa!
fort war sie, hopsasa!
fort war sie, hopsasa!
(Pedrillo hustet einige Mal, Konstanze öffnet das Fenster.)
(Pedrillo hustet einige Mal, Konstanze öffnet das Fenster.)
(Pedrillo hustet einige Mal, Konstanze öffnet das Fenster.)
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
Sie macht auf, Herr! Sie macht auf.
Sie macht auf, Herr! Sie macht auf.
    Sie öffnet, sie öffnet!
(winkt Belmonte)
Belmonte
Belmonte
Belmonte
Ich komme, ich komme!
Ich komme, ich komme!
Ich komme, ich komme!
Konstanze
Konstanze
Konstanze
(oben am Fenster)
(oben am Fenster)
(am Fenster)
Belmonte!
Belmonte!
Belmonte, Belmonte!
Belmonte
Belmonte
Belmonte
Konstanze! hier bin ich! Hurtig die Leiter!
Konstanze! hier bin ich! Hurtig die Leiter!
Konstanze, Konstanze!
(Pedrillo stellt die Leiter an Konstanzens Fenster, Belmonte steigt hinein; Pedrillo hält die Leiter.)
(Pedrillo stellt die Leiter an Konstanzens Fenster, Belmonte steigt hinein; Pedrillo hält die Leiter.)
(Pedrillo stellt die Leiter an Konstanzens Fenster, Belmonte steigt hinein; Pedrillo hält die Leiter.)
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
Was das für ein abscheuliches Spektakel macht. (hält die Hand aufs Herz) Es wird immer ärger, weil es nun ernst wird. Wenn sie mich hier erwischten, wie schön würden sie mit mir abtrollen zum Kopfabschlagen, zum Spießen oder zum Hängen. Je nu! der Anfang ist einmal gemacht, itzt ist's nicht mehr aufzuhalten, es geht nun schon einmal aufs Leben oder auf den Tod los.
Was das für ein abscheuliches Spektakel macht. (hält die Hand aufs Herz) Es wird immer ärger, weil es nun ernst wird. Wenn sie mich hier erwischten, wie schön würden sie mit mir abtrollen zum Kopfabschlagen, zum Spießen oder zum Hängen. Je nu! der Anfang ist einmal gemacht, itzt ist's nicht mehr aufzuhalten, es geht nun schon einmal aufs Leben oder auf den Tod los.
    Welches Zittern, welches Zagen!
Kriegte man mich jetzt beim Kragen,
ging's dem Hehler
wie dem Stehler,
wär das bisschen Kopf dahin.
(Belmonte kommt mit Konstanzen unten zur Türe heraus.)
(Belmonte kommt mit Konstanzen unten zur Türe heraus.)
(Belmonte kommt mit Konstanzen unten zur Türe heraus.)
Belmonte
Belmonte
Belmonte
Nun, holder Engel! nun hab ich dich wieder, ganz wieder; nichts soll uns mehr trennen.
Nun, holder Engel! nun hab ich dich wieder, ganz wieder; nichts soll uns mehr trennen.
    Nun, holder Engel!
hab ich dich wieder.
Konstanze
Konstanze
Konstanze
Wie ängstlich schlägt mein Herz! Kaum bin ich imstande, mich aufrecht zu halten; wenn wir nur glücklich entkommen.
Wie ängstlich schlägt mein Herz! Kaum bin ich imstande, mich aufrecht zu halten; wenn wir nur glücklich entkommen.
Zagend und ängstlich
beben die Glieder.
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
Nur fort! nicht geplaudert! Sonst könnt es freilich schiefgehen, wenn wir da lange Rat halten und seufzen. (stößt Belmonten und Konstanzen fort) Nur frisch nach dem Strande zu! Ich komme gleich nach.
Nur fort! nicht geplaudert! Sonst könnt es freilich schiefgehen, wenn wir da lange Rat halten und seufzen. (stößt Belmonten und Konstanzen fort) Nur frisch nach dem Strande zu! Ich komme gleich nach.
Frisch nach dem Strande!
Ich folge gleich.
(Belmonte und Konstanze ab)
(Belmonte und Konstanze ab)
(Belmonte und Konstanze ab)
Nun, Cupido, du mächtiger Herzensdieb, halte mir die Leiter und hülle mich samt meiner Gerätschaft in einen dicken Nebel ein! (Er hat unter der Zeit die Leiter an Blondens Fenster gelegt und ist hinaufgestiegen.) Blondchen, Blondchen! mach auf ums Himmels Willen, zaudre nicht! Es ist um Hals und Kragen zu tun.
Nun, Cupido, du mächtiger Herzensdieb, halte mir die Leiter und hülle mich samt meiner Gerätschaft in einen dicken Nebel ein! (Er hat unter der Zeit die Leiter an Blondens Fenster gelegt und ist hinaufgestiegen.) Blondchen, Blondchen! mach auf ums Himmels Willen, zaudre nicht! Es ist um Hals und Kragen zu tun.
Lieber Cupido,
halt mir die Leiter!
(Er steigt an Blondens Fenster.)
Blondgen, ach Blondgen!
öffne das Fenster,
hurtig mach auf!
(Es wird das Fenster geöffnet, er steigt hinein.)
(Es wird das Fenster geöffnet, er steigt hinein.)
(Das Fenster wird geöffnet, er steigt hinein.)
Fünfter Auftritt
Fünfter Auftritt
Fünfter Auftritt
Osmin und ein schwarzer Stummer öffnen die Türe von Osmins Hause, wo Pedrillo hineingestiegen ist. Osmin noch halb schlaftrunken hat eine Laterne. Der Stumme gibt Osmin durch Zeichen zu verstehen, dass es nicht richtig sei, dass er Leute gehört habe usw.
Osmin und ein schwarzer Stummer öffnen die Türe von Osmins Hause, wo Pedrillo hineingestiegen ist. Osmin noch halb schlaftrunken hat eine Laterne. Der Stumme gibt Osmin durch Zeichen zu verstehen, dass es nicht richtig sei, dass er Leute gehört habe usw.
Osmin und ein schwarzer Stummer öffnen die Türe von Osmins Hause, wo Pedrillo hineingestiegen ist. Osmin noch halb schlaftrunken hat eine Laterne. Der Stumme gibt Osmin durch Zeichen zu verstehen, dass es nicht richtig sei, dass er Leute gehört habe usw.
Osmin
Osmin
Osmin
Lärmen hörtest du? Was kann's denn geben? Vielleicht Schwärmer? Geh, spioniere, bringe mir Antwort.
Lärmen hörtest du? Was kann's denn geben? Vielleicht Schwärmer? Geh, spioniere, bringe mir Antwort.
    Du hörtest Lärmen? –
Vermutlich schwärmen
Dieb und Mörder um das Haus. –
Geh, marschiere,
spioniere
hurtig, hurtig sie mir aus!
(Der Stumme lauscht ein wenig herum; endlich wird er die Leiter an Osmins Fenster gewahr, erschrickt und zeigt sie Osmin, der wie im Taumel mit der Laterne in der Hand an seine Haustüre gelehnt steht und nickt.)
(Der Stumme lauscht ein wenig herum; endlich wird er die Leiter an Osmins Fenster gewahr, erschrickt und zeigt sie Osmin, der wie im Taumel mit der Laterne in der Hand an seine Haustüre gelehnt steht und nickt.)
(Der Stumme lauscht ein wenig herum; endlich wird er die Leiter an Osmins Fenster gewahr, erschrickt und zeigt sie Osmin, der wie im Taumel mit der Laterne in der Hand an seine Haustüre gelehnt steht und nickt.)
Osmin
Osmin
Osmin
Gift und Dolch! Was ist das? Wer kann ins Haus steigen? Das sind Diebe oder Mörder.
Gift und Dolch! Was ist das? Wer kann ins Haus steigen? Das sind Diebe oder Mörder.
Gift und Dolch! ich bin verloren;
o man hat mir Tod geschworen:
Ach, man steigt mir gar ins Haus!
(Er tummelt sich herum; weil er aber noch halb schlaftrunken ist, stößt er sich hier und da etc.)
(Er tummelt sich herum; weil er aber noch halb schlaftrunken ist, stößt er sich hier und da etc.)
(Er tummelt sich herum; weil er aber noch halb schlaftrunken ist, stößt er sich hier und da etc.)
    O weh! o weh!
Hurtig, hole die Wache! Ich will unterdessen lauren.
Hurtig, hole die Wache! Ich will unterdessen lauren.
Hurtig die Wache!
Geh, geh, geh, geh!
Rühr dich und mache
alles darnieder:
Komm dann bald wieder,
schlag alles tot!
(Der Stumme ab.)
(Der Stumme ab; Osmin setzt sich auf die Leiter mit der Laterne in der Hand und nickt ein. Pedrillo kömmt rückwärts wieder zum Fenster herausgestiegen und will die Leiter wieder herunter. Blonde oben am Fenster wird Osmin gewahr und ruft Pedrillo zu.)
(Der Stumme ab; Osmin setzt sich auf die Leiter mit der Laterne in der Hand und nickt ein. Pedrillo kömmt rückwärts wieder zum Fenster herausgestiegen und will die Leiter wieder herunter. Blonde oben am Fenster wird Osmin gewahr und ruft Pedrillo zu.)
Osmin setzt sich auf die Leiter mit der Laterne in der Hand und nickt ein. Pedrillo kommt rückwärts wieder zum Fenster herausgestiegen und will die Leiter wieder herunter. Blonde oben am Fenster wird Osmin gewahr und ruft Pedrillo zu.)
Blonde
Blonde
Blonde
O Himmel, Pedrillo! wir sind verloren.
O Himmel, Pedrillo! wir sind verloren.
    Himmel, Pedrillo!
wir sind verloren.
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
(sieht sich um, und so wie er Osmin gewahr wird, stutzt er, besieht ihn und steigt wieder zum Fenster hinein)
(sieht sich um, und so wie er Osmin gewahr wird, stutzt er, besieht ihn und steigt wieder zum Fenster hinein)
(sieht sich um, und so wie er Osmin gewahr wird, stutzt er, besieht ihn und steigt wieder zum Fenster hinein)
Ah! welcher Teufel hat sich wider uns verschworen.
Ah! welcher Teufel hat sich wider uns verschworen.
Ah! welcher Teufel
hat sich verschworen.
Osmin
Osmin
Osmin
(auf der Leiter dem Pedrillo nach, ruft)
(auf der Leiter dem Pedrillo nach, ruft)
(auf der Leiter dem Pedrillo nach, ruft)
Blondchen! Blondchen!
Blondchen! Blondchen!
Blonde! Blonde!
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
(im Hineinsteigen zu BlondchenBlonde)
(im Hineinsteigen zu BlondchenBlonde)
(im Hineinsteigen zu Blonden)
Zurück, nur zurück!
Zurück, nur zurück!
Zurück, nur zurück!
Osmin
Räuber! Räuber!
Blonde
Verwünschtes Geschick!
Osmin
Osmin
Osmin
(steigt wieder zurück)
(steigt wieder zurück)
(steigt wieder zurück)
Wart, Spitzbube, du sollst mir nicht entkommen. Hilfe! Hilfe! Wache, hurtig, hier gibt's Räuber! Herbei, herbei!
Wart, Spitzbube, du sollst mir nicht entkommen. Hilfe! Hilfe! Wache, hurtig, hier gibt's Räuber! Herbei, herbei!
    Welch ein Getöse! –
Welch ein Geräusche! –
Hülfe, o Hülfe!
Das sind die Räuber,
hurtig, Soldaten,
kommt eilig herbei!
(Pedrillo kommt mit Blonden unten zur Haustüre heraus, sieht schüchtern nach der Leiter und schleicht sich dann mit Blonden darunter weg.)
(Pedrillo kommt mit Blonden unten zur Haustüre heraus, sieht schüchtern nach der Leiter und schleicht sich dann mit Blonden darunter weg.)
(Pedrillo kommt mit Blonden unten zur Haustüre heraus, sieht schüchtern nach der Leiter und schleicht sich dann mit Blonden darunter weg.)
Blonde, Pedrillo
Blonde, Pedrillo
Blonde, Pedrillo
(im Abgehen)
(im Abgehen)
(im Abgehen)
O Himmel steh uns bei! sonst sind wir verloren.
O Himmel steh uns bei! sonst sind wir verloren.
Himmel, o Himmel,
wären wir frei!
Osmin
Osmin
Osmin
(der sie bemerkt)
Zu Hilfe! zu Hilfe! geschwind!
Zu Hilfe! zu Hilfe! geschwind!
    Zu Hülfe! zu Hülfe!
Gewalt! Gewalt!
(Er will nach.)
(Er will nach.)
(Er will nach.)
Wache
Wache
Wache
(mit Fackeln, halten Osmin auf)
(mit Fackeln, halten Osmin auf)
(mit Fackeln, halten Osmin an)
Halt, halt! Wohin?
Halt, halt! Wohin?
Halt, halt!
Osmin
Osmin
Osmin
Dorthin, dorthin.
Dorthin, dorthin.
Dorthin, ihr Herren.
Wache
Willst du dich sperren?
Osmin
Gebt keinen Pardon!
Wache
Du sollst nicht davon.
(Sie wollen ihn fortführen.)
Osmin
    Ihr irrt euch,
Wache
Ei, nicht doch!
Osmin
Ich rief euch;
Wache
Ei, seht doch!
Osmin
(der sich immer loszumachen sucht)
Dorthin, ihr Herren!
Wache
Willst du dich sperren?
Osmin
Gebt keinen Pardon!
Wache
Du sollst nicht davon!
(Sie wollen wieder fort mit ihm.)
Osmin
Gewalt! Gewalt!
Wache
Halt! Halt!
(Der Stumme kommt zurück.)
Osmin
(zum Stummen)
    Ali, komm doch und bedeute,
diese unverschämten Leute
schleppen sonst mich selbst davon.
(Der Stumme sucht, sie zu bedeuten.)
Einer von der Wache
Ah! wenn das ist, lasst ihn gehen,
nachts kann Irrtum leicht geschehen:
Sieh, da bringen sie sie schon.
Wache
Wache
Wer bist du?
Wer bist du?
Osmin
Osmin
Nur nicht lange gefragt, sonst entkommen die Spitzbuben. Seht ihr denn nicht? Hier ist noch die Leiter.
Nur nicht lange gefragt, sonst entkommen die Spitzbuben. Seht ihr denn nicht? Hier ist noch die Leiter.
Wache
Wache
Das sehn wir. Kannst nicht du sie angelegt haben?
Das sehn wir. Kannst nicht du sie angelegt haben?
Osmin
Osmin
Gift und Dolch! Kennt ihr mich denn nicht? Ich bin Oberaufseher der Gärten beim Bassa. Wenn ihr noch lange fragt, so hilft euer Kommen nichts.
Gift und Dolch! Kennt ihr mich denn nicht? Ich bin Oberaufseher der Gärten beim Bassa. Wenn ihr noch lange fragt, so hilft euer Kommen nichts.
(Ein Teil der Wache bringt Pedrillo und Blonden zurück.)
(Ein Teil der Wache bringt Pedrillo und Blonden zurück.)
(Ein Teil der Wache bringt Pedrillo und Blonden.)
Osmin
Osmin
Osmin
Ah endlich! Gift und Dolch! Seh ich recht! Ihr beide? Warte, spitzbübischer Pedrillo, dein Kopf soll am längsten fest gestanden sein.
Ah endlich! Gift und Dolch! Seh ich recht! Ihr beide? Warte, spitzbübischer Pedrillo, dein Kopf soll am längsten fest gestanden sein.
    Ist es möglich!
Wach ich, träum ich?
Seid ihr's beide?
Hurtig, Leute,
gleich herunter mit dem Kopf!
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
Brüderchen, Brüderchen! wirst doch Spaß verstehen? Ich wollt dir dein Weibchen nur ein wenig spazieren führen, weil du heute dazu nicht aufgelegt bist. Du weißt schon, (heimlich zu Osmin) wegen des Zyperweins.
Brüderchen, Brüderchen! wirst doch Spaß verstehen? Ich wollt dir dein Weibchen nur ein wenig spazieren führen, weil du heute dazu nicht aufgelegt bist. Du weißt schon, (heimlich zu Osmin) wegen des Zyperweins.
Ich armer Tropf!
Osmin
Osmin
Osmin
Schurke, glaubst du, mich zu betäuben? Hier verstehe ich keinen Spaß; dein Kopf muss herunter, so wahr ich ein Muselmann bin.
Schurke, glaubst du, mich zu betäuben? Hier verstehe ich keinen Spaß; dein Kopf muss herunter, so wahr ich ein Muselmann bin.
    Nun kann ich mein Mütgen kühlen;
sollst nun meine Rache fühlen;
seh dich künftig ohne Kopf.
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
Und hast du einen Nutzen dabei? Wenn ich meinen Kopf verliere, sitzt deiner um so viel fester?
Und hast du einen Nutzen dabei? Wenn ich meinen Kopf verliere, sitzt deiner um so viel fester?
Ich armer Tropf!
(Ein anderer Teil der Wache, auch mit Fackeln, bringen Belmonte und Konstanze.)
(Ein anderer Teil der Wache, auch mit Fackeln, bringen Belmonte und Konstanze.)
(Ein andrer Teil der Wache, auch mit Fackeln, bringen Belmonte und Konstanze; Belmonte widersetzt sich noch.)
Belmonte
Belmonte
Belmonte
(widersetzt sich noch)
(widersetzt sich noch)
Schändliche, lasst mich los!
Schändliche, lasst mich los!
    Schändliche, lasst mich!
Wache
Wache
Wache
Sachte, junger Herr! sachte! Uns entkömmt man nicht so geschwinde.
Sachte, junger Herr! sachte! Uns entkömmt man nicht so geschwinde.
Gib dich, ergib dich!
Osmin
Haltet ihn fest!
Wache
Ha! wie verwegen.
Osmin
Osmin
Osmin
Sieh da! die Gesellschaft wird immer stärker. Hat der Herr Baumeister auch wollen spazieren gehen? O ihr Spitzbuben! Hatte ich heute nicht recht, (zu Belmonte) dass ich dich nicht ins Haus lassen wollte? Nun wird der Bassa sehen, was für sauberes Gelichter er um sich hat.
Sieh da! die Gesellschaft wird immer stärker. Hat der Herr Baumeister auch wollen spazieren gehen? O ihr Spitzbuben! Hatte ich heute nicht recht, (zu Belmonte) dass ich dich nicht ins Haus lassen wollte? Nun wird der Bassa sehen, was für sauberes Gelichter er um sich hat.
Schleppt ihn zum Bassa!
Wache
Zog er den Degen!
Osmin
Haltet ihn fest!
Belmonte
Schändliche, lasst mich!
Wache
Gib dich, ergib dich!
Osmin
Haltet ihn fest!
Belmonte
Belmonte
Konstanze, Belmonte
Das beiseite! Lass hören, ob mit euch ein vernünftig Wort zu sprechen ist? Hier ist ein Beutel mit Zechinen, er ist euer, und noch zweimal so viel; lasst mich los.
Das beiseite! Lass hören, ob mit euch ein vernünftig Wort zu sprechen ist? Hier ist ein Beutel mit Zechinen, er ist euer, und noch zweimal so viel; lasst mich los.
    Seht den Beutel voll Zechinen.
Osmin, Wache
Wie? Ihr wolltet euch erkühnen?
Konstanze, Blonde, Pedrillo, Belmonte
Ei, so lasst mich|ihn doch nur reden!
Osmin, Wache
Nicht ein Wort! nicht ein Wort!
Konstanze
Konstanze
Konstanze, Blonde, Pedrillo, Belmonte
Lasst euch bewegen!
Lasst euch bewegen!
Kann euch unser Unglück dienen?
Osmin, Wache
Wie? Ihr wolltet euch erkühnen?
Konstanze, Blonde, Pedrillo, Belmonte
Nehmt den Beutel voll Zechinen.
Osmin
Osmin
Osmin, Wache
Ich glaube, ihr seid besessen? Euer Geld brauchen wir nicht, das bekommen wir ohnehin: Eure Köpfe wollen wir. (zur Wache) Schleppt sie fort zum Bassa!
Ich glaube, ihr seid besessen? Euer Geld brauchen wir nicht, das bekommen wir ohnehin: Eure Köpfe wollen wir. (zur Wache) Schleppt sie fort zum Bassa!
Schleppt sie fort! schleppt sie fort!
Konstanze, Belmonte
    Habet Mitleid!
Osmin, Wache
Nicht ein Wort!
Konstanze, Belmonte
Konstanze, Belmonte
Blonde, Pedrillo
Habt doch Erbarmen! Lasst euch bewegen!
Habt doch Erbarmen! Lasst euch bewegen!
Habt Erbarmen!
Osmin
Osmin
Osmin, Wache
Um nichts in der Welt! Ich habe mir längst so einen Augenblick gewünschet. Fort, fort!
Um nichts in der Welt! Ich habe mir längst so einen Augenblick gewünschet. Fort, fort!
Schleppt sie fort!
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo
    Kann euch unser Unglück dienen?
Osmin, Wache
Ah, Verräter! so verwegen,
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo
Nehmt den Beutel voll Zechinen.
Osmin, Wache
uns zu drohen mit dem Degen!
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo
Habt Erbarmen!
Osmin, Wache
Marsch zum Bassa!
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo
Halt, Barbaren! nur ein Wort!
Osmin, Wache
Kein Erbarmen; schleppt sie fort!
Konstanze, Belmonte
    Lasst so vielen Schmerz euch rühren!
Blonde, Pedrillo
Lasst euch unser Unglück rühren!
(Die Wache führt Belmont und Konstanzen fort samt Pedrillo und Blonden.)
(Die Wache führt Belmont und Konstanzen fort samt Pedrillo und Blonden.)
N° 19 Aria
Osmin allein.
Osmin allein.
Osmin
Osmin
    Oh, wie will ich triumphieren!
    Oh! wie will ich triumphieren!
O wie will ich triumphieren!
wenn sie euch zum Richtplatz führen
wenn sie euch zum Richtplatz führen
und die Hälse schnüren zu;
und die Hälse schnüren zu;
hüpfen will ich, lachen, springen
hüpfen will ich, lachen, springen
und ein Freudenliedchen singen,
und ein Freudenliedchen singen,
denn nun hab ich vor euch Ruh.
denn nun hab ich vor euch Ruh.
    Schleicht nur säuberlich und leise,
    Schleicht nur säuberlich und leise,
ihr verdammten Haramsmäuse„Haram“ ist das persische Äquivalent zum türkischen „Harem“ im Sinne von „Serail“. Vgl. u. a. Karl Steuerwald, Türkisch-Deutsches Wörterbuch, Wiesbaden 2010, S. 365 und 367; Heinrich F. J. Junker und Buzurg Alawi, Persisch-Deutsch: Wörterbuch, Wiesbaden 2002, S. 246; Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart, 5 Aufl., Wiesbaden 1999, S. 155.

Das Wort „Haram“ ist im Sinne von „Serail“ auch in deutschsprachigen Quellen der Zeit mit Bezug auf Persien belegt. Vgl. u.a. Thomas Salomon und Matthias van Goch, Die heutige Historie und Geographie; oder der gegenwärtige Staat vom Königreich Persien, Flensburg und Altona 1739; Wilhelm Friedrich Hezel und Hermann Friedrich Koechel, Biblisches Real-Lexicon über biblische und die Bibel erläuternde alte Geschichte, Erdbeschreibung, Zeitrechnung, Altertümer und morgenländische Gebräuche, Naturlehre, Naturgeschichte, Religionsgeschichte, Isagogik, Onomatologie der in der Bibel vorkommenden interessantesten Personen etc., Bd. 2, Leipzig 1784, S. 94 (Art. „Frauenzimmer“); Barthélemy d'Herbelot de Molainville, Orientalische Bibliothek oder Universalwörterbuch, welches alles enthält, was zur Kenntnis des Orients nothwendig ist, Bd. 4, Halle: Gebauer 1790, S. 570.
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ihr verdammten Haramsmäuse„Haram“ ist das persische Äquivalent zum türkischen „Harem“ im Sinne von „Serail“. Vgl. u. a. Karl Steuerwald, Türkisch-Deutsches Wörterbuch, Wiesbaden 2010, S. 365 und 367; Heinrich F. J. Junker und Buzurg Alawi, Persisch-Deutsch: Wörterbuch, Wiesbaden 2002, S. 246; Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart, 5 Aufl., Wiesbaden 1999, S. 155.

Das Wort „Haram“ ist im Sinne von „Serail“ auch in deutschsprachigen Quellen der Zeit mit Bezug auf Persien belegt. Vgl. u.a. Thomas Salomon und Matthias van Goch, Die heutige Historie und Geographie; oder der gegenwärtige Staat vom Königreich Persien, Flensburg und Altona 1739; Wilhelm Friedrich Hezel und Hermann Friedrich Koechel, Biblisches Real-Lexicon über biblische und die Bibel erläuternde alte Geschichte, Erdbeschreibung, Zeitrechnung, Altertümer und morgenländische Gebräuche, Naturlehre, Naturgeschichte, Religionsgeschichte, Isagogik, Onomatologie der in der Bibel vorkommenden interessantesten Personen etc., Bd. 2, Leipzig 1784, S. 94 (Art. „Frauenzimmer“); Barthélemy d'Herbelot de Molainville, Orientalische Bibliothek oder Universalwörterbuch, welches alles enthält, was zur Kenntnis des Orients nothwendig ist, Bd. 4, Halle: Gebauer 1790, S. 570.
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unser Ohr entdeckt euch schon;
unser Ohr entdeckt euch schon;
und eh ihr uns könnt entspringen,
und eh ihr uns könnt entspringen,
seht ihr euch in unsern Schlingen
seht ihr euch in unsern Schlingen
und erhaschet euren Lohn.
und erhaschet euren Lohn.
    Oh! wie will ich triumphieren etc.
(geht ab)
(geht ab)
Pedrillo
Ich will gern kapitulieren.
Ach, man wird mich strangulieren!
Osmin, Wache
Hier hilft kein Expostulieren;
wirst gar niedlich figurieren.
Wache
    Marsch! marsch! marsch!
Belmonte, Konstanze, Pedrillo, Blonde
Halt! halt! halt!
Lasst auch erweichen!
Osmin, Wache
Marsch! fort zum Bassa!
(zugleich)
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo
O haltet ein!
Osmin, Wache
Nein, nein, nein, nein!


Zimmer des Bassa.


Zimmer des Bassa.


Zimmer des Bassa.
Sechster Auftritt
Sechster Auftritt
Sechster Auftritt
Selim mit Gefolge, hernach Osmin, Belmonte, Konstanze und Wache.
Selim mit Gefolge, hernach Osmin, Belmonte, Konstanze und Wache.
Selim mit Gefolge, hernach Osmin, Belmonte, Konstanze, Pedrillo, Blonde und Wache.
Selim
Selim
Selim
(zu einem Offiziere)
(zu einem Offiziere)
(zu einem seiner Offiziere)
Geht, unterrichtet euch, was der Lärm im Palast bedeutet; er hat uns im Schlaf aufgeschreckt, und lasst mir Osmin kommen.
Geht, unterrichtet euch, was der Lärm im Palast bedeutet; er hat uns im Schlaf aufgeschreckt, und lasst mir Osmin kommen.
Geht, unterrichtet euch, was der Lärm im Palast bedeutet; er hat uns im Schlaf aufgeschreckt, und lasst mir Osmin kommen.
(Der Offizier will abgehen, indem kommt Osmin zwar hastig, doch noch ein wenig schläfrig.)
(Der Offizier will abgehen, indem kommt Osmin zwar hastig, doch noch ein wenig schläfrig.)
(Der Offizier will abgehen, indem kommt Osmin zwar hastig, doch noch ein wenig schläfrig.)
Osmin
Osmin
Osmin
Herr! – Verzeih, dass ich es so früh wage – deine Ruhe zu stören.
Herr! – Verzeih, dass ich es so früh wage – deine Ruhe zu stören.
Herr! – Verzeih, dass ich es so früh wage – deine Ruhe zu stören.
Selim
Selim
Selim
Was gibt's, Osmin, was gibt's? Was bedeutet der Aufruhr?
Was gibt's, Osmin, was gibt's? Was bedeutet der Aufruhr?
Was gibt's, Osmin, was gibt's? Was bedeutet der Aufruhr?
Osmin
Osmin
Osmin
Herr, es ist die schändlichste Verräterei in deinem Palast –
Herr, es ist die schändlichste Verräterei in deinem Palast –
Herr, es ist die schändlichste Verräterei in deinem Palast –
Selim
Selim
Selim
Verräterei?
Verräterei?
Verräterei?
Osmin
Osmin
Osmin
Die niederträchtigen Christensklaven entführen uns – die Weiber. Der große Baumeister, den du gestern auf Zureden des Verräters Pedrillo aufnahmst, hat deine – schöne Konstanze entführt.
Die niederträchtigen Christensklaven entführen uns – die Weiber. Der große Baumeister, den du gestern auf Zureden des Verräters Pedrillo aufnahmst, hat deine – schöne Konstanze entführt.
Die niederträchtigen Christensklaven entführen uns – die Weiber. Der große Baumeister, den du gestern auf Zureden des Verräters Pedrillo aufnahmst, hat deine – schöne Konstanze entführt.
Selim
Selim
Selim
Konstanze? entführt? Ah, setzt ihnen nach!
Konstanze? entführt? Ah, setzt ihnen nach!
Konstanze? entführt? Ah, setzt ihnen nach!
Osmin
Osmin
Osmin
O 's ist schon dafür gesorgt! Meiner Wachsamkeit – hast du es zu danken, dass ich sie wieder beim Schopfe gekriegt habe. Auch mir selbst hatte der – spitzbübische Pedrillo eine gleiche Ehre zugedacht, und er hatte mein Blondchen schon beim Kopfe, um mit ihr – in alle Welt zu reisen. – Aber, Gift und Dolch! er soll mir's entgelten! – Sieh, da bringen sie sie!
O 's ist schon dafür gesorgt! Meiner Wachsamkeit – hast du es zu danken, dass ich sie wieder beim Schopfe gekriegt habe. Auch mir selbst hatte der – spitzbübische Pedrillo eine gleiche Ehre zugedacht, und er hatte mein Blondchen schon beim Kopfe, um mit ihr – in alle Welt zu reisen. – Aber, Gift und Dolch! er soll mir's entgelten! – Sieh, da bringen sie sie!
O 's ist schon dafür gesorgt! Meiner Wachsamkeit – hast du es zu danken, dass ich sie wieder beim Schopfe gekriegt habe. Auch mir selbst hatte der – spitzbübische Pedrillo eine gleiche Ehre zugedacht, und er hatte mein Blondgen schon beim Kopfe, um mit ihr – in alle Welt zu reisen – Aber, Gift und Dolch! er soll mir's entgelten! – Sieh, da bringen sie sie!
(Belmonte und Konstanze werden von der Wache hereingeführt.)
(Belmonte und Konstanze werden von der Wache hereingeführt.)
(Belmonte und Konstanze werden von der Wache hereingeführt.)
Selim
Selim
Selim
Ah, Verräter! ist's möglich? – Ha, du heuchlerische Sirene! War das der Aufschub, den du begehrtest? Missbrauchtest du so die Nachsicht, die ich dir gab, um mich zu hintergehen?
Ah, Verräter! ist's möglich? – Ha, du heuchlerische Sirene! War das der Aufschub, den du begehrtest? Missbrauchtest du so die Nachsicht, die ich dir gab, um mich zu hintergehen?
Ah, Verräter! Wagt ihr's, vor meine Augen zu kommen? – Ha, du heuchlerische Sirene? War das der Aufschub, den du begehrtest? Missbrauchtest du so die Nachsicht, die ich dir gab, um mich zu hintergehen?
Konstanze
Konstanze
Konstanze
Ich bin strafbar in deinen Augen, Herr, es ist wahr. Aber es ist mein Geliebter, mein einziger Geliebter, dem lang schon dieses Herz gehört. O nur für ihn, nur um seinetwillen fleht ich Aufschub. – O lass mich sterben! Gern, gern will ich den Tod erdulden: Aber schone nur sein Leben –
Ich bin strafbar in deinen Augen, Herr, es ist wahr. Aber es ist mein Geliebter, mein einziger Geliebter, dem lang schon dieses Herz gehört. O nur für ihn, nur um seinetwillen fleht ich Aufschub. – O lass mich sterben! Gern, gern will ich den Tod erdulden: Aber schone nur sein Leben –
Ich bin strafbar in deinen Augen, Herr, es ist wahr. Aber es ist mein Geliebter, mein einziger Geliebter, dem lang schon dieses Herz gehört. O nur für ihn, nur um seinetwillen fleht ich Aufschub. – O lass mich sterben! Gern, gern will ich den Tod erdulden: Aber schone nur sein Leben –
Selim
Selim
Selim
Und du wagst's, Unverschämte, für ihn zu bitten?
Und du wagst's, Unverschämte, für ihn zu bitten?
Und du wagst's, Unverschämte, für ihn zu bitten?
Konstanze
Konstanze
Konstanze
Noch mehr: für ihn zu sterben!
Noch mehr: für ihn zu sterben!
Noch mehr: für ihn zu sterben!
Belmonte
Belmonte
Belmonte
Ha, Bassa! Noch nie erniedrigte ich mich zu bitten, noch nie hat dieses Knie sich vor einem Menschen gebeugt: Aber sieh, hier lieg ich zu deinen Füßen und flehe dein Mitleid an. Ich bin von einer großen spanischen Familie, man wird alles für mich zahlen. Lass dich bewegen, bestimme ein Lösegeld für mich und Konstanze so hoch du willst. Mein Name ist Lostados.
Ha, Bassa! Noch nie erniedrigte ich mich zu bitten, noch nie hat dieses Knie sich vor einem Menschen gebeugt: Aber sieh, hier lieg ich zu deinen Füßen und flehe dein Mitleid an. Ich bin von einer großen spanischen Familie, man wird alles für mich zahlen. Lass dich bewegen, bestimme ein Lösegeld für mich und Konstanze so hoch du willst. Mein Name ist Lostados.
Ha, Bassa! Noch nie erniedrigte ich mich zum Bitten, noch nie hat dieses Knie sich vor einem Menschen gebeugt: Aber sieh, hier lieg ich zu deinen Füßen; und gerne will ich sterben, nur schone Konstanzen!
Konstanze
Nein, hör ihn nicht, Bassa, hör ihn nicht: Die Liebe macht ihn blind; er weiß nicht, was er spricht. Mich allein lass deinen Zorn empfinden, mich allein sterben.
Belmonte
Nein, Konstanze, nein! Nur ich habe den Tod verdient; nur ich sterbe –
Selim
Schweigt, Unglückliche, schweigt! ihr sollt beide sterben.
Konstanze
O wie glücklich! – O mein Geliebter! man will uns nicht trennen. Ach, in deinen Armen zu sterben, welche Wonne!
Selim
Selim
(staunend)
(staunend)
Was hör ich! Der Kommendant von Oran, ist dir der bekannt?
Was hör ich! Der Kommendant von Oran, ist dir der bekannt?
Belmonte
Belmonte
Das ist mein Vater.
Das ist mein Vater.
Selim
Selim
Dein Vater? Welcher glückliche Tag! den Sohn meines ärgsten Feindes in meiner Macht zu haben! Kann was Angenehmers sein! Wisse, Elender! dein Vater, dieser Barbar, ist schuld, dass ich mein Vaterland verlassen musste. Sein unbiegsamer Geiz entriss mir eine Geliebte, die ich höher als mein Leben schätzte. Er brachte mich um Ehrenstellen, Vermögen, um alles. Kurz, er zernichtete mein ganzes Glück. Und dieses Mannes einzigen Sohn habe ich nun in meiner Gewalt! Sage er: An meiner Stelle, was würde er tun?
Dein Vater? Welcher glückliche Tag! den Sohn meines ärgsten Feindes in meiner Macht zu haben! Kann was Angenehmers sein! Wisse, Elender! dein Vater, dieser Barbar, ist schuld, dass ich mein Vaterland verlassen musste. Sein unbiegsamer Geiz entriss mir eine Geliebte, die ich höher als mein Leben schätzte. Er brachte mich um Ehrenstellen, Vermögen, um alles. Kurz, er zernichtete mein ganzes Glück. Und dieses Mannes einzigen Sohn habe ich nun in meiner Gewalt! Sage er: An meiner Stelle, was würde er tun?
Belmonte
Belmonte
(ganz niedergedrückt)
(ganz niedergedrückt)
Mein Schicksal würde zu beklagen sein.
Mein Schicksal würde zu beklagen sein.
Selim
Selim
Das soll es auch sein. Wie er mit mir verfahren ist, will ich mit dir verfahren. Folge mir, Osmin, ich will dir Befehle zu ihren Martern geben. (zu der Wache) Bewacht sie hier.
Das soll es auch sein. Wie er mit mir verfahren ist, will ich mit dir verfahren. Folge mir, Osmin, ich will dir Befehle zu ihren Martern geben. (zu der Wache) Bewacht sie hier.
Siebenter Auftritt
Siebenter Auftritt
Belmonte und Konstanze.
Belmonte und Konstanze.
N° 20 Recitativo e Duetto
Recitativ
Recitativo
Belmonte
Belmonte
Welch ein Geschick! o Qual der Seele!
Welch Geschick! o Qual der Seele!
Hat sich denn alles wider mich verschworen!
Hat sich denn alles wider mich verschworen!
Ach! Konstanze! durch mich bist du verloren!
Ach! Konstanze! durch mich bist du verloren!
Welch eine Pein!
Welch eine Pein!
Konstanze
Konstanze
Lass, ach Geliebter! lass dich das nicht quälen!
Lass, ach Geliebter, lass dich das nicht quälen!
Was ist der Tod? – Ein Übergang zur Ruh!
Was ist der Tod? Ein Übergang zur Ruh;
Und dann, an deiner Seite,
und dann, an deiner Seite,
ist er Vorgeschmack der Seligkeit!
ist er Vorgeschmack der Seligkeit.
Belmonte
Engelsseele,
welch holde Güte!
Du flößest Trost in mein erschüttert Herz.
Du linderst mir den Todesschmerz.
Und ach! ich reiße dich ins Grab!
Duetto
Duett
Konstanze, Belmonte
    Ach, von deinem Arm umschlungen,
Todesengel, sei willkommen!
Lächelnd sink ich in das Grab.
Konstanze
O wie selig!
Belmonte
O wie glücklich!
Konstanze
    Am elysischen Gestade,
Belmonte
auf dem nie betretnen Pfade
Beide
mich mit dir vereint zu sehn!
Konstanze
Welche Freude!
Belmonte
Welche Wonne!
Konstanze
    An dem ruhevollen Strande,
Belmonte
in dem unbekannten Lande
Beide
mich an deiner Hand zu sehn!
(zugleich)
Konstanze
O wie selig!
Belmonte
O wie glücklich!
Konstanze
Mein Geliebter!
Belmonte
Ach, Geliebte!
Beide
Lächelnd sink ich in das Grab!
Belmonte
Belmonte
    Meinetwegen sollst du sterben!
    Meinetwegen sollst du sterben!
Ach Konstanze! kann ich's wagen,
Ach Konstanze! kann ich's wagen,
noch die Augen aufzuschlagen?
noch die Augen aufzuschlagen?
Ich bereite dir den Tod!
Ich bereite dir den Tod!
Konstanze
Konstanze
    Belmont! du stirbst meinetwegen!
    Belmont! du stirbst meinetwegen,
Ich nur zog dich ins Verderben,
ich nur zog dich ins Verderben,
und ich soll nicht mit dir sterben!Schreibvariante in den Textwiederholungen:
und ich soll nicht mit dir sterben?
und ich soll nicht mit dir sterben?
Wonne ist mir dies Gebot!
Wonne ist mir dies Gebot!
Beide
Beide
    Edle Seele! dir zu leben,
    Edle Seele! dir zu leben,
war mein Wunsch und all mein Streben!
war mein Wunsch und all mein Streben;
Ohne dich ist mir's nur Pein,
ohne dich ist mir's nur Pein,
länger auf der Welt zu sein.
länger auf der Welt zu sein.
Belmonte
Konstanze
    Ich will alles gerne leiden,
    Ich will alles gerne leiden,
Konstanze
Belmonte
Ruhig sterb ich und mit Freuden,
Ruhig sterb ich und mit Freuden,
Beide
Beide
weil ich dir zur Seite bin.
da ich dir zur Seite bin.
Belmonte
Konstanze
Um dich, Geliebte,
Um dich, Geliebter!
Konstanze
Belmonte
Um dich, Geliebter,
Um dich, Geliebte!
Beide
Beide
geb ich gern mein Leben hin.
Geb ich gern mein Leben hin!
Beide
Beide
    O welche Seligkeit!
    O welche Seligkeit!
Mit dem|der Geliebten sterben,
Mit der|dem Geliebten sterben,
ist seliges Entzücken!
ist seliges Entzücken!
Mit wonnevollen Blicken
Mit wonnevollen Blicken
verlässt man da die Welt.
verlässt man da die Welt.
Selim
(beiseite)
Fast rührt mich so viel Liebe, so viel Beständigkeit.
Osmin
Ach, Herr! kannst du das sehen? zugeben, dass sie da vor deinen Augen – Ha, Gift und Dolch! Die Wut lässt mich nicht reden. – Ah! da kommt auch das zärtliche Pärchen, das auch mir so einen Streich gespielt hat. – Ach, könnt ich dich mit den Augen töten, heimtückscher Verräter!
Achter Auftritt
Achter Auftritt
Pedrillo und Blonde werden von einem andern Teil der Wache hereingeführt, und die Vorigen.
Pedrillo und Blonde werden von einem andern Teil der Wache hereingeführt, und die Vorigen.
(Die Wache bringt Pedrillo und Blonden ebenfalls gefesselt.)
Pedrillo
(dem Bassa zu Füßen)
Großer Bassa! Vergib, wenn's möglich ist, dass wir's wagten, ohne Abschied davonzugehen. Die Liebe ist an der ganzen Affäre schuld. Das liebe Mädchen hier ist eine alte Bekanntschaft aus Spanien: Unsere Ehe war so gut als richtig; und wenn wir glücklich dazumal nach Cadix gekommen wären, wir wären längst Mann und Frau. Das Heimweh kam ihr und mir in Kopf; der alte Griesgram quälte sie Tag und Nacht –
Selim
Schweig, Verräter, und reize meinen Zorn nicht noch mehr! – Osmin! Man erdrossle sie zugleich!
Osmin
O mit tausend Freuden!
(Einige Türken mit seidenen Stricken nähern sich ihnen.)
Pedrillo
Ach liebes Mädchen! wer hätte das gedacht!
Blonde
Unglücklicher Tag! unglückliches Mädchen!
(einander im Arm)
Pedrillo
Pedrillo
Ach Herr! wir sind hin! An Rettung ist nicht mehr zu denken. Man macht schon alle Zubereitungen, um uns aus der Welt zu schaffen. Es ist erschrecklich, was sie mit uns anfangen wollen! Ich, wie ich im Vorbeigehen gehört habe, soll in Öl gesotten und dann gespießt werden. Das ist ein sauber Traktament! Ach! Blondchen! Blondchen! was werden sie wohl mit dir anfangen?
Ach Herr! wir sind hin! An Rettung ist nicht mehr zu denken. Man macht schon alle Zubereitungen, um uns aus der Welt zu schaffen. Es ist erschrecklich, was sie mit uns anfangen wollen! Ich, wie ich im Vorbeigehen gehört habe, soll in Öl gesotten und dann gespießt werden. Das ist ein sauber Traktament! Ach! Blondchen! Blondchen! was werden sie wohl mit dir anfangen?
Blonde
Blonde
Das gilt mir nun ganz gleich. Da es einmal gestorben sein muss, ist mir alles recht.
Das gilt mir nun ganz gleich. Da es einmal gestorben sein muss, ist mir alles recht.
Pedrillo
Pedrillo
Welche Standhaftigkeit! Ich bin doch von gutem altchristlichen Geschlecht aus Spanien, aber so gleichgültig kann ich beim Tode nicht sein! – – Weiß der Teufel… Gott sei bei mir! Wie kann mir auch itzt der Teufel auf die Zunge kommen?
Welche Standhaftigkeit! Ich bin doch von gutem altchristlichen Geschlecht aus Spanien, aber so gleichgültig kann ich beim Tode nicht sein! – – Weiß der Teufel… Gott sei bei mir! Wie kann mir auch itzt der Teufel auf die Zunge kommen?
Belmonte
Ach, meine Konstanze!
Konstanze
O mein Belmonte!
Selim
Belmonte sagst du? – Ist das dein Name?
Belmonte
O dass er's nicht wäre!
Selim
Belmonte! Belmonte?
Belmonte
Der unglückliche Belmonte! Ein Ball des Unglücks von Jugend auf. – Ohne Vater, ohne Freund –
Selim
(für sich)
Gott! wär es möglich? (laut) Sag, sag, junger Mann, wie heißt deine Vaterstadt?
Belmonte
Toledo.
Selim
Und wer war dein Vater?
Belmonte
Don Carlos Belmonte, der mich als ein Kind von vier Jahren in das Kloster St. Sebastian überbrachte –
Selim
Ach Gott, er ist's! Mein Sohn, mein Sohn! Du bist mein Sohn; ich! bin dein Vater.
Belmonte
Mein Vater? mein Vater?
Selim
Dein unglücklicher Vater! Komm in meine Arme! Wie viele vergebliche Nachforschungen hab ich deinetwegen angestellt, wie viele Tränen um dich vergossen! – O dass mich ein unbesonnener Augenblick zu dem Schritte verleitete – Doch jetzt nichts hiervon; jetzt bin ich bloß der glückliche Vater.
Belmonte
O mein Vater, mein Vater! Wie soll ich's der Vorsehung danken – In dem schrecklichsten Augenblick meines Lebens, am Rande des Todes – und nun so glücklich! O Konstanze, Konstanze! lass uns seine Knie umfassen –
(Sie werfen sich nieder.)
Konstanze
Darf ich's wagen? Wollen Sie auch mein Vater sein?
Selim
Steh auf! steh auf, gutes Mädchen, er ist dein! Seid meine Kinder!
Konstanze, Belmonte
(ihm die Hände küssend)
O wie glücklich!
Konstanze
Ich kann mich kaum fassen! Ist's ein Traum, oder ist's Wahrheit? – – O das Herz wallt mir vor Freude, vor Entzücken!
    Ah, mit freudigem Entzücken
strömt mein feuriger Gesang;
und hinauf zu jenen Höhen
steigt des Herzens Wonnedank.
Schon umgab mich Todesschrecken;
ach! ich fühlte mich nicht mehr,
und in höhern Regionen
flatterte mein Geist umher.
V. A.Von Anfang
Letzter Auftritt
Letzter Auftritt
Die Vorigen, Bassa Selim, Osmin (voll Freuden) und Gefolge.
Die Vorigen, Bassa Selim, Osmin (voll Freuden) und Gefolge.
Selim
Selim
Nun, Sklave! elender Sklave! zitterst du? Erwartest du dein Urteil?
Nun, Sklave! elender Sklave! zitterst du? Erwartest du dein Urteil?
Belmonte
Belmonte
Ja, Bassa, mit so vieler Kaltblütigkeit als Hitze du es aussprechen kannst. Kühle deine Rache an mir, tilge das Unrecht, so mein Vater dir angetan; – – ich erwarte alles und tadle dich nicht.
Ja, Bassa, mit so vieler Kaltblütigkeit als Hitze du es aussprechen kannst. Kühle deine Rache an mir, tilge das Unrecht, so mein Vater dir angetan; – – ich erwarte alles und tadle dich nicht.
Selim
Selim
Es muss also wohl deinem Geschlechte ganz eigen sein, Ungerechtigkeiten zu begehen, weil du das für so ausgemacht annimmst? Du betrügst dich. Ich habe deinen Vater viel zu sehr verabscheut, als dass ich je in seine Fußtapfen treten könnte. Nimm deine Freiheit, nimm Konstanzen, segle in dein Vaterland, sage deinem Vater, dass du in meiner Gewalt warst, dass ich dich freigelassen, um ihm sagen zu können, es wäre ein weit größer Vergnügen, eine erlittene Ungerechtigkeit durch Wohltaten zu vergelten, als Laster mit Lastern tilgen.
Es muss also wohl deinem Geschlechte ganz eigen sein, Ungerechtigkeiten zu begehen, weil du das für so ausgemacht annimmst? Du betrügst dich. Ich habe deinen Vater viel zu sehr verabscheut, als dass ich je in seine Fußtapfen treten könnte. Nimm deine Freiheit, nimm Konstanzen, segle in dein Vaterland, sage deinem Vater, dass du in meiner Gewalt warst, dass ich dich freigelassen, um ihm sagen zu können, es wäre ein weit größer Vergnügen, eine erlittene Ungerechtigkeit durch Wohltaten zu vergelten, als Laster mit Lastern tilgen.
Belmonte
Belmonte
Herr!… du setzest mich in Erstaunen…
Herr!… du setzest mich in Erstaunen…
Selim
Selim
(ihn verächtlich ansehend)
(ihn verächtlich ansehend)
Das glaub ich. Zieh damit hin und werde du wenigstens menschlicher als dein Vater, so ist meine Handlung belohnt.
Das glaub ich. Zieh damit hin und werde du wenigstens menschlicher als dein Vater, so ist meine Handlung belohnt.
Konstanze
Konstanze
Herr! vergib! Ich schätzte bisher deine edle Seele, aber nun bewundre ich…
Herr! vergib! Ich schätzte bisher deine edle Seele, aber nun bewundre ich…
Selim
Selim
Still! Ich wünsche für die Falschheit, so Sie an mir begangen, dass Sie es nie bereuen möchten, mein Herz ausgeschlagen zu haben.
Still! Ich wünsche für die Falschheit, so Sie an mir begangen, dass Sie es nie bereuen möchten, mein Herz ausgeschlagen zu haben.
(im Begriff abzugehen)
(im Begriff abzugehen)
Pedrillo
Pedrillo
Pedrillo
(tritt ihm in Weg und fällt ihm zu Füßen)
(tritt ihm in Weg und fällt ihm zu Füßen)
(mit Blonden dem Bassa zu Füßen)
Herr! dürfen wir beide Unglückliche es auch wagen, um Gnade zu flehen? – – Ich war von Jugend auf ein treuer Diener meines Herrn…
Herr! dürfen wir beide Unglückliche es auch wagen, um Gnade zu flehen? – – Ich war von Jugend auf ein treuer Diener meines Herrn…
Herr, dürfen wir beide Unglückliche es auch wagen, um Gnade zu flehen? – Ein alter getreuer Diener deines Sohnes –
Belmonte
Auch ich bitte für ihn! Ohne ihn wär ich nicht hier –
Osmin
Osmin
Osmin
Herr! beim Allah! lass dich ja nicht von dem verwünschten Schmarotzer hintergehn! Keine Gnade! Er hat schon hundertmal den Tod verdient.
Herr! beim Allah! lass dich ja nicht von dem verwünschten Schmarotzer hintergehn! Keine Gnade! Er hat schon hundertmal den Tod verdient.
Ah, Herr, lass dich ja nicht von dem verwünschten Schmarotzer hintergehen! Keine Gnade! keine Gnade! Er hat den Tod hundertmal verdient.
Selim
Selim
Selim
Er mag ihn also in seinem Vaterlande suchen. (zur Wache) Man begleite alle viere an das Schiff. (gibt Belmonte ein Papier) Hier ist Euer Passport.
Er mag ihn also in seinem Vaterlande suchen. (zur Wache) Man begleite alle viere an das Schiff. (gibt Belmonte ein Papier) Hier ist Euer Passport.
Schweig! – Steht auf und seid frei! Wer könnte an so einem glücklichen Tage Unglückliche um sich sehen?
Pedrillo
O tausend Dank, großer Bassa! Juchhe! Nun spring ich mit gleichen Füßen wieder ins Leben hinein!
Osmin
Osmin
Osmin
Wie! meine Blonde soll er auch mitnehmen?
Wie! meine Blonde soll er auch mitnehmen?
Gift und Dolch! Ich möchte bersten! – Aber, Herr! meine Sklavin Blonde muss er wieder herausgeben?
Pedrillo
(bittend)
Meine alte verlobte Braut, mein liebes Blondchen! –
Selim
Ist dein, und ist frei!
Blonde
Wie glücklich!
Pedrillo
Es lebe der große Bassa Selim!
Selim
Selim
(scherzhaft)
(scherzhaft)
Alter! sind dir deine Augen nicht lieb? – Ich sorge besser für dich, als du denkst.
Alter! sind dir deine Augen nicht lieb? – Ich sorge besser für dich, als du denkst.
Osmin
Osmin
Osmin
Gift und Dolch! Ich möchte bersten!
Gift und Dolch! Ich möchte bersten!
Ha! das ist zum rasend werden!
Pedrillo
Komm, guter Alter, lass uns Freunde sein. Hier biet ich dir die Hand. –
Osmin
Freund mit dir? – Ah! mit dem Teufel lieber Freundschaft als mit dir, Verräter.
Selim
Selim
Beruhige dich. Wen man durch Wohltun nicht für sich gewinnen kann, den muss man sich vom Halse schaffen.
Beruhige dich. Wen man durch Wohltun nicht für sich gewinnen kann, den muss man sich vom Halse schaffen.
(geht drohend ab)
Blonde
Lass ihn laufen, Pedrillo, lass ihn laufen. Dem Himmel sei Dank, dass ich aus seinen Klauen erlöset bin!
Pedrillo
Jawohl, liebes Blondchen; jetzt mag er schlafen oder wachen, ich lache dazu.
Belmonte
Ach, meine Konstanze! Endlich sind wir vereint.
Konstanze
Mein Einziger, mein verlorner Geliebter!
Blonde
Nun, mein Fräulein? Sagt ich nicht immer: Hoffnung lässt nicht zu Schanden werden?
Chor
    Oft wölkt stürmisch sich der Himmel,
Nacht und grausendes Getümmel
zeigt sich schrecklich unserm Blick:
Doch ein Strahl der milden Sonne
kehrt den Jammer schnell in Wonne,
bringt die Freuden bald zurück.
N° 21a Vaudeville
Belmonte
Belmonte
    Nie werd ich deine Huld verkennen,
    Nie werd ich deine Huld verkennen,
mein Dank bleibt ewig dir geweiht;
mein Dank bleibt ewig dir geweiht!
an jedem Ort, zu jeder Zeit
An jedem Ort, zu jeder Zeit
werd ich dich groß und edel nennen.
werd ich dich groß und edel nennen.
Wer so viel Huld vergessen kann,
Wer so viel Huld vergessen kann,
den seh man mit Verachtung an.
den seh man mit Verachtung an.
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo, Osmin
Alle
    Wer so viel Huld vergessen kann,
    Wer so viel Huld etc.
den seh man mit Verachtung an.
Konstanze
Konstanze
    Nie werd ich im Genuss der Liebe
    Nie werd ich im Genuss der Liebe
vergessen, was der Dank gebeut;
vergessen, was der Dank gebeut,
mein Herz, der Liebe nun geweiht,
mein Herz, der Liebe nun geweiht,
hegt auch dem Dank geweihte Triebe.
hegt auch dem Dank geweihte Triebe.
Wer so viel Huld vergessen kann,
Wer so viel Huld vergessen kann,
den seh man mit Verachtung an.
den seh man mit Verachtung an.
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo, Osmin
    Wer so viel Huld vergessen kann,
den seh man mit Verachtung an.
Pedrillo
Pedrillo
    Wenn ich es je vergessen könnte,
    Wenn ich es je vergessen könnte,
wie nah ich am Erdrosseln war
wie nah ich am Erdrosseln war
und all der anderen Gefahr;
und all der anderen Gefahr:
ich lief', als ob der Kopf mir brennte.
Ich lief', als ob der Kopf mir brennte.
Wer so viel Huld vergessen kann,
Wer so viel Huld vergessen kann,
den seh man mit Verachtung an.
den seh man mit Verachtung an.
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo, Osmin
    Wer so viel Huld vergessen kann,
den seh man mit Verachtung an.
Blonde
Blonde
    Herr Bassa, ich sag recht mit Freuden
    Herr Bassa, ich sag recht mit Freuden
viel Dank für Kost und Lagerstroh.
viel Dank für Kost und Lagerstroh,
Doch bin ich recht von Herzen froh,
doch bin ich recht von Herzen froh,
dass er mich lässt von hinnen scheiden.
dass er mich lässt von dannen scheiden.
(auf Osmin zeigend)
(auf Osmin zeigend)
Denn seh er nur das Tier dort an,
Denn seh er nur das Tier dort an,
ob man so was ertragen kann.
ob man so was ertragen kann.
Osmin
Osmin
    Verbrennen sollte man die Hunde,
    Verbrennen sollte man die Hunde,
die uns so schändlich hintergehn;
die uns so schändlich hintergehn;
es ist nicht länger auszustehn,
es ist nicht länger anzusehn,
mir starrt die
mir starrt die
Zunge fast im Munde,
Zunge fast im Munde,
um ihren Lohn zu ordnen an:
um ihren Lohn zu ordnen an:
    Erst geköpft,
    Erst geköpft,
dann gehangen,
dann gehangen,
dann gespießt
dann gespießt
auf heiße Stangen,
auf heiße Stangen,
dann verbrannt,
dann verbrannt,
dann gebunden
dann gebunden
und getaucht,
und getaucht,
zuletzt geschunden.
zuletzt geschunden.
(lauft wütend ab)
(läuft voll Wut ab)
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo
Alle
    Nichts ist so hässlich als die Rache;
    Nichts ist so hässlich als die Rache;
hingegen menschlich gütig sein
hingegen menschlich, gütig sein
und ohne Eigennutz verzeihn,
und ohne Eigennutz verzeihn,
ist nur der großen Seelen Sache.
ist nur der großen Seelen Sache.
Wer dieses nicht erkennen kann,
Wer dieses nicht erkennen kann,
den seh man mit Verachtung an.
den seh man mit Verachtung an.
N° 21b Chor der Janitscharen
Chor
Die Wache
    Bassa Selim lebe lange!
    Bassa Selim lebe lange,
Ehre sei sein Eigentum!
Ehre sei sein Eigentum,
Seine holde Scheitel prange
seine holde Scheitel prange
voll vom Jubel, voll von Ruhm.
voll von Jubel, voll von Ruhm.
Ende des Singspiels.
Ende des Singspiels.
Ende.