Neunundzwanzigster Auftritt
 
 
Papageno, später die drei Knaben und das Weib.
 
 
Papageno
 
 
(ruft mit seinem Pfeifchen)
 
     
 
    Papagena! Papagena! Papagena!
 
 
Weibchen! Täubchen! meine Schöne!
 
 
Vergebens! ach, sie ist verloren!
 
 
Ich bin zum Unglück schon geboren.
 
 
Ich plauderte – und das war schlecht,
 
 
darum geschieht es mir schon recht.
 
 
Seit ich gekostet diesen Wein –
 
 
seit ich das schöne Weibchen sah –
 
 
so brennt's im Herzenskämmerlein,
 
 
so zwickt es hier, so zwickt es da.
 
 
Papagena! Herzenstäubchen!
 
 
Papagena! liebes Weibchen!
 
 
's ist umsonst! Es ist vergebens!
 
 
Müde bin ich meines Lebens!
 
 
Sterben macht der Lieb ein End,
 
 
wenn's im Herzen noch so brennt.
 
 
(nimmt einen Strick von seiner Mitte)
 
 
Diesen Baum da will ich zieren,
 
 
mir an ihm den Hals zuschnüren,
 
 
weil das Leben mir missfällt.
 
 
Gute Nacht, du schwarze Welt!
 
 
Weil du böse an mir handelst,
 
 
mir kein schönes Kind zubandelst,
 
 
so ist's aus, so sterbe ich:
 
 
Schöne Mädchen, denkt an mich.
 
 
Will sich eine um mich Armen,
 
 
eh ich hänge, noch erbarmen,
 
 
wohl, so lass ich's diesmal sein!
 
 
Rufet nur – Ja oder Nein! –
 
 
Keine hört mich; alles stille!
 
 
(sieht sich um)
 
 
Also ist es euer Wille?
 
 
Papageno, frisch hinauf!
 
 
Ende deinen Lebenslauf.
 
 
(sieht sich um)
 
 
Nun, ich warte noch; es sei!
 
 
bis man zählet: Eins, zwei, drei!
 
 
(pfeift)
 
 
Eins!
 
 
(sieht sich um)
 
 
(pfeift)
 
 
Zwei!
 
 
(sieht sich um)
 
 
Zwei ist schon vorbei!
 
 
(pfeift)
 
 
Drei!
 
 
(sieht sich um)
 
 
Nun wohlan, es bleibt dabei,
 
 
weil mich nichts zurückehält!
 
 
Gute Nacht, du falsche Welt!
 
 
(will sich hängen)
 
 
Die drei Knaben
 
 
(fahren herunter)
 
     
 
    Halt ein, o Papageno! und sei klug.
 
 
Man lebt nur einmal, dies sei dir genug.
 
 
Papageno
 
 
Ihr habt gut reden, habt gut scherzen;
 
 
doch brennt' es euch wie mich im Herzen,
 
 
ihr würdet auch nach Mädchen gehn.
 
 
Die drei Knaben
 
 
So lasse deine Glöckchen klingen;
 
 
dies wird dein Weibchen zu dir bringen.
 
 
Papageno
 
 
Ich Narr vergaß der Zauberdinge.
 
 
Erklinge, Glockenspiel, erklinge!
 
 
Ich muss mein liebes Mädchen sehn.
 
     
 
    Klinget, Glöckchen, klinget!
 
 
Schafft mein Mädchen her!
 
 
Klinget, Glöckchen, klinget!
 
 
Bringt mein Weibchen her!
 
 
(Unter diesem Schlagen laufen die drei Knaben zu ihrem FlugwerkHier ist ein Gefährt gemeint, das mithilfe der gleichnamigen Vorrichtung bewegt wird. und bringen das Weib heraus.)
 
 
Die drei Knaben
 
 
Komm her, du holdes, liebes Weibchen!Zu den folgenden, von Mozart nicht vertonten fünf Versen vgl. Gernot Gruber, „Vorwort“ zu Die Zauberflöte (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/19), Kassel 1970, S. XIV.
 
 
Dem Mann sollst du dein Herzchen weihn!
 
 
Er wird dich lieben, süßes Weibchen,
 
 
dein Vater, Freund und Bruder sein!
 
 
Sei dieses Mannes Eigentum!
 
 
(im Auffahren)
 
 
Nun, Papageno, sieh dich um!
 
 
(Papageno sieht sich um; beidePapageno und das Weib haben unter dem Ritornell komisches Spiel.)
 
 
Duetto
 
 
Papageno
 
     
 
    Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Papagena!
 
 
Weib
 
 
Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Papageno.
 
 
Beide
 
 
Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Papagena!|Papageno!
 
 
Papageno
 
 
Bist du mir nun ganz gegeben?
 
 
Weib
 
 
Nun bin ich dir ganz gegeben.
 
 
Papageno
 
 
Nun so sei mein liebes Weibchen!
 
 
Weib
 
 
Nun so sei mein Herzenstäubchen!
 
 
Beide
 
 
Welche Freude wird das sein,
 
 
wenn die Götter uns bedenken,
 
 
unsrer Liebe Kinder schenken,
 
 
so liebe kleine Kinderlein.
 
 
Papageno
 
 
Erst einen kleinen Papageno.
 
 
Weib
 
 
Dann eine kleine Papagena.
 
 
Papageno
 
 
Dann wieder einen Papageno.
 
 
Weib
 
 
Dann wieder eine Papagena.
 
 
Beide
 
 
Es ist das höchste der Gefühle,
 
 
wenn viele, viele, viele, viele
 
 
Pa-Pa-Pa-Pa-Papageno|
 
 
Pa-Pa-Pa-Pa-Papagena
 
 
der Segen froher Eltern sein;
 
 
wenn dann die Kleinen um sie spielen,
 
 
die Eltern gleiche Freude fühlen,
 
 
sich ihres Ebenbildes freun.
 
 
O welch ein Glück kann größer sein?
 
 
(beide ab)
 
 
Dreißigster Auftritt
 
 
Der Mohr, die Königin mit allen ihren Damen kommen von beiden Versenkungen; sie tragen schwarze Fackeln in der Hand.
 
 
Mohr
 
     
 
    Nur stille! stille! stille! stille!
 
 
Bald dringen wir in Tempel ein.
 
 
Königin, Die drei Damen
 
 
Nur stille! stille! stille! stille!
 
 
Bald dringen wir in Tempel ein.
 
 
Mohr
 
 
Doch Fürstin, halte Wort! – erfülle –
 
 
Dein Kind muss meine Gattin sein.
 
 
Königin
 
 
Ich halte Wort; es ist mein Wille.
 
 
Königin, Die drei Damen
 
 
Mein|Ihr Kind soll deine Gattin sein.
 
 
(Man hört dumpfen Donner, Geräusch von Wasser.)
 
 
Mohr
 
 
Doch still, ich höre schrecklich Rauschen
 
 
wie Donnerton und Wasserfall.
 
 
Königin, Die drei Damen
 
 
Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen
 
 
wie fernen Donners Wiederhall!
 
 
Mohr
 
 
Nun sind sie in des Tempels Hallen.
 
 
Alle
 
 
Dort wollen wir sie überfallen, –
 
 
die Frömmler tilgen von der Erd
 
 
mit Feuersglut und mächt'gem Schwert.
 
 
Dir, große Königin der Nacht,
 
 
sei unsrer Rache Opfer gebracht.
 
 
(Man hört den stärksten Akkord, Donner, Blitz, Sturm. Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne. Sarastro steht erhöht; Tamino, Pamina, beide in priesterlicher Kleidung. Neben ihnen die ägyptischen Priester auf beiden Seiten. Die drei Knaben halten Blumen.)
 
 
Königin, Mohr
 
 
Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht,
 
 
wir alle gestürzet in ewige Nacht.
 
 
(Sie versinken.)
 
 
Sarastro
 
     
 
    Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht,
 
 
zernichten der Heuchler
 
 
erschlichene Macht.
 
 
Chor
 
 
Heil sei euch Geweihten! Ihr drangt durch die Nacht;
 
 
Dank sei dir, Osiris und Isis, gebracht!
 
 
Es siegte die Stärke und krönet zum Lohn
 
 
die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron.
 
 
Ende.