Vierundzwanzigster Auftritt
 
 
Die Alte (tanzend und auf ihren Stock dabei sich stützend). Voriger.
 
 
Weib
 
 
Da bin ich schon, mein Engel!
 
 
Papageno
 
 
Du hast dich meiner erbarmt?
 
 
Weib
 
 
Ja, mein Engel!
 
 
Papageno
 
 
Das ist ein Glück!
 
 
Weib
 
 
Und wenn du mir versprichst, mir ewig treu zu bleiben, dann sollst du sehen, wie zärtlich dein Weibchen dich lieben wird.
 
 
Papageno
 
 
Ei du zärtliches Närrchen!
 
 
Weib
 
 
O wie will ich dich umarmen, dich liebkosen, dich an mein Herz drücken!
 
 
Papageno
 
 
Auch ans Herz drücken?
 
 
Weib
 
 
Komm, reiche mir zum Pfand unsers Bundes deine Hand.
 
 
Papageno
 
 
Nur nicht so hastig, lieber Engel! – So ein Bündnis braucht doch auch seine Überlegung.
 
 
Weib
 
 
Papageno, ich rate dir, zaudre nicht. – Deine Hand, oder du bist auf immer hier eingekerkert.
 
 
Papageno
 
 
Eingekerkert?
 
 
Weib
 
 
Wasser und Brot wird deine tägliche Kost sein. – Ohne Freund, ohne Freundin musst du leben und der Welt auf immer entsagen. –
 
 
Papageno
 
 
Wasser trinken? – Der Welt entsagen? – Nein, da will ich doch lieber eine Alte nehmen als gar keine. – Nun, da hast du meine Hand, mit der Versicherung, dass ich dir immer getreu bleibe, (für sich) solang ich keine Schönere sehe.
 
 
Weib
 
 
Das schwörst du?
 
 
Papageno
 
 
Ja, das schwör ich!
 
 
(Das Weib verwandelt sich in ein junges Weib, welche ebenso gekleidet ist wie Papageno.)
 
 
Papageno
 
 
Pa – Pa – Papagena! –
 
 
(Er will sie umarmen.)
 
 
Fünfundzwanzigster Auftritt
 
 
Sprecher (nimmt sie hastig bei der Hand). Vorige.
 
 
Sprecher
 
 
Fort mit dir, junges Weib! Er ist deiner noch nicht würdig. (Er schleppt sie hinein, Papageno will nach.) Zurück, sag ich! oder zittre. –
 
 
Papageno
 
 
Eh ich mich zurückziehe, soll die Erde mich verschlingen. (Er sinkt hinab.) O ihr Götter!
 
 


Das Theater verwandelt sich in einen kurzen Garten.
 
 
Sechsundzwanzigster Auftritt
 
 
Die drei Knaben fahren herunter.
 
 
Finale
 
 
Die drei Knaben
 
     
 
    Bald prangt, den Morgen zu verkünden,
 
 
die Sonn auf goldner Bahn –
 
 
bald soll der finstre Irrwahn schwinden,
 
 
bald siegt der weise Mann. –
 
 
O holde Ruhe, steig hernieder,
 
 
kehr in der Menschen Herzen wieder;
 
 
dann ist die Erd ein Himmelreich
 
 
und Sterbliche den Göttern gleich. –
 
 
Erster Knabe
 
 
Doch seht, Verzweiflung quält Paminen!
 
 
Zweiter Knabe, Dritter Knabe
 
 
Wo ist sie denn?
 
 
Erster Knabe
 
 
Sie ist von Sinnen!
 
 
Zweiter Knabe, Dritter Knabe
 
 
Sie quält verschmähter Liebe Leiden.
 
 
Lasst uns der Armen Trost bereiten!
 
 
Fürwahr, ihr Schicksal geht mir nah!
 
 
O wäre nur ihr Jüngling da! –
 
 
Sie kommt, lasst uns beiseite gehn,
 
 
damit wir, was sie mache, sehn.
 
 
(gehen beiseite)
 
 
Siebenundzwanzigster Auftritt
 
 
Pamina (halb wahnwitzig mit einem Dolch in der Hand). Vorige.
 
 
Pamina
 
 
(zum Dolch)
 
 
Du also bist mein Bräutigam?
 
 
Durch dich vollend ich meinen Gram. –
 
 
Die drei Knaben
 
 
(beiseite)
 
 
Welch dunkle Worte sprach sie da?
 
 
Die Arme ist dem Wahnsinn nah.
 
 
Pamina
 
 
Geduld, mein Trauter! ich bin dein;
 
 
bald werden wir vermählet sein.
 
 
Die drei Knaben
 
 
(beiseite)
 
 
Wahnsinn tobt ihr im Gehirne;
 
 
Selbstmord steht auf ihrer Stirne.
 
 
(zu Paminen)
 
 
Holdes Mädchen, sieh uns an!
 
 
Pamina
 
 
Sterben will ich, weil der Mann,
 
 
den ich nimmermehr kann hassen,
 
 
seine Traute kann verlassen.
 
 
(auf den Dolch zeigend)
 
 
Dies gab meine Mutter mir.
 
 
Die drei Knaben
 
 
Selbstmord strafet Gott an dir.
 
 
Pamina
 
 
Lieber durch dies Eisen sterben,
 
 
als durch Liebesgram verderben.
 
 
Mutter, durch dich leide ich,
 
 
und dein Fluch verfolget mich.
 
 
Die drei Knaben
 
 
Mädchen, willst du mit uns gehen?
 
 
Pamina
 
 
Ja, des Jammers Maß ist voll!
 
 
Falscher Jüngling, lebe wohl!
 
 
Sieh, Pamina stirbt durch dich;
 
 
dieses Eisen töte mich.
 
 
(Sie holt mit der Hand aus.)
 
 
Die drei Knaben
 
 
(halten ihr den Arm)
 
     
 
    Ha, Unglückliche! halt ein;
 
 
sollte dies dein Jüngling sehen,
 
 
würde er für Gram vergehen;
 
 
denn er liebet dich allein.
 
 
Pamina
 
 
(erholt sich)
 
 
Was? Er fühlte Gegenliebe
 
 
und verbarg mir seine Triebe,
 
 
wandte sein Gesicht von mir?
 
 
Warum sprach er nicht mit mir? –
 
 
Die drei Knaben
 
 
Dieses müssen wir verschweigen!
 
 
Doch wir wollen dir ihn zeigen,
 
 
und du wirst mit Staunen sehn,
 
 
dass er dir sein Herz geweiht
 
 
und den Tod für dich nicht scheut.
 
 
Pamina und Die drei Knaben
 
 
Führt mich hin, ich möcht ihn sehn.|Komm, wir wollen zu ihm gehn.
 
 
Alle Vier
 
 
Zwei Herzen, die von Liebe brennen,
 
 
kann Menschenohnmacht niemals trennen.
 
 
Verloren ist der Feinde Müh;
 
 
die Götter selbsten schützen sie.
 
 
(gehen ab)
 
 


Das Theater verwandelt sich in zwei große Berge; in dem einen ist ein Wasserfall, worin man Sausen und Brausen hört; der andre speit Feuer aus; jeder Berg hat ein durchbrochenes Gegitter, worin man Feuer und Wasser sieht. Da, wo das Feuer brennt, muss der Horizont hellrot sein, und wo das Wasser ist, liegt schwarzer Nebel. Die Szenen sind Felsen, jede Szene schließt sich mit einer eisernen Türe.
 
 
Achtundzwanzigster Auftritt
 
 
Tamino ist leicht angezogen ohne Sandalien. Zwei schwarz geharnischte Männer führen Tamino herein. Auf ihren Helmen brennt Feuer, sie lesen ihm die transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide geschrieben steht. Diese Pyramide steht in der Mitte ganz in der Höhe, nahe am Gegitter.
 
 
Geharnischte
 
     
 
    Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden,
 
 
wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden;
 
 
wenn er des Todes Schrecken überwinden kann,
 
 
schwingt er sich aus der Erde himmelan. –
 
 
Erleuchtet wird er dann im Stande sein,
 
 
sich den Mysterien der Isis ganz zu weihn.
 
 
Tamino
 
 
Mich schreckt kein Tod, als Mann zu handeln,
 
 
den Weg der Tugend fortzuwandeln.
 
 
Schließt mir des Schreckens Pforten auf!
 
 
ich wage froh den kühnen Lauf. –Da der Vers im Rahmen des Reimschemas aus Paarreimen metrisch erforderlich ist, dürfte sein Fehlen im Libretto-Erstdruck Wien 1791 durch einen Druckfehler entstanden sein.
Vgl. dazu Gernot Gruber, „Vorwort“ zu Die Zauberflöte (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/19), Kassel 1970, S. XIV.
 
 
Pamina
 
 
(von innen)
 
 
Tamino, halt, ich muss dich sehn.
 
 
Tamino, Geharnischte
 
     
 
    Was höre ich, Paminens Stimme?
 
 
Ja, ja, das ist Paminens Stimme!
 
 
Wohl mir|dir, nun kann sie mit mir|dir gehn.
 
 
Nun trennet uns|euch kein Schicksal mehr,
 
 
wenn auch der Tod beschieden wär.
 
 
Tamino
 
 
Ist mir erlaubt, mit ihr zu sprechen?
 
 
Geharnischte
 
 
Dir sei erlaubt, mit ihr zu sprechen.
 
 
Tamino, Geharnischte
 
 
Welch Glück, wenn wir uns|euch wiedersehn,
 
 
froh Hand in Hand in Tempel gehn.
 
 
Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut,
 
 
ist würdig und wird eingeweiht.
 
 
(Die Türe wird aufgemacht; Tamino, Pamina umarmen sich.)
 
 
(Pause)
 
 
 
 
Pamina
 
     
 
    Tamino mein! o welch ein Glück!
 
 
Tamino
 
 
Pamina mein! o welch ein Glück!
 
 
 
 
Tamino
 
 
Hier sind die Schreckenspforten,
 
 
die Not und Tod mir dräun.
 
 
Pamina
 
 
Ich werde allerorten
 
 
an deiner Seite sein.
 
 
Ich selbsten führe dich;
 
 
die Liebe leite mich!
 
 
(nimmt ihn bei der Hand)
 
 
Sie mag den Weg mit Rosen streun,
 
 
weil Rosen stets bei Dornen sei'n.
 
 
Spiel du die Zauberflöte an,
 
 
sie schütze uns auf unsrer Bahn:
 
 
Es schnitt in einer Zauberstunde
 
 
mein Vater sie aus tiefstem Grunde
 
 
der tausendjähr'gen Eiche aus
 
 
bei Blitz und Donner, Sturm und Braus.
 
 
Tamino, Pamina
 
 
Nun komm, ich|und spiel die Flöte an.
 
 
Tamino, Pamina, Die Geharnischten
 
 
Sie leitet uns|euch auf grauser Bahn.
 
 
Wir wandeln|Ihr wandelt durch des Tones Macht
 
 
froh durch des Todes düstre Nacht.
 
 
(Die Türen werden nach ihnen zugeschlagen. Man sieht Tamino und Pamina wandern. Man hört Feuergeprassel und Windegeheul, manchmal den Ton eines dumpfen Donners und Wassergeräusch. Tamino bläst seine Flöte; gedämpfte Pauken akkompagnieren manchmal darunter. Sobald sie vom Feuer herauskommen, umarmen sie sich und bleiben in der Mitte.)
 
 
Pamina
 
     
 
    Wir wandelten durch Feuergluten,
 
 
bekämpften mutig die Gefahr.
 
 
(zu Tamino)
 
 
Dein Ton sei Schutz in Wasserfluten,
 
 
so wie er es im Feuer war.
 
 
(Tamino bläst; man sieht sie hinuntersteigen und nach einiger Zeit wieder heraufkommen. Sogleich öffnet sich eine Türe; man sieht einen Eingang in einen Tempel, welcher hell beleuchtet ist. Eine feierliche Stille. Dieser Anblick muss den vollkommensten Glanz darstellen.)
 
 
Tamino, Pamina
 
 
Ihr Götter, welch ein Augenblick!
 
 
Gewähret ist uns Isis' Glück.
 
 
(Sogleich fällt der Chor unter Trompeten und Pauken ein.)
 
 
Chor
 
     
 
    Triumph, Triumph! du edles Paar!
 
 
Besieget hast du die Gefahr!
 
 
Der Isis Weihe ist nun dein!
 
 
Kommt, tretet in den Tempel ein!
 
 
(alle ab)
 
 


Das Theater verwandelt sich wieder in vorigen Garten.
 
 
Neunundzwanzigster Auftritt
 
 
Papageno, später die drei Knaben und das Weib.
 
 
Papageno
 
 
(ruft mit seinem Pfeifchen)
 
     
 
    Papagena! Papagena! Papagena!
 
 
Weibchen! Täubchen! meine Schöne!
 
 
Vergebens! ach, sie ist verloren!
 
 
Ich bin zum Unglück schon geboren.
 
 
Ich plauderte – und das war schlecht,
 
 
darum geschieht es mir schon recht.
 
 
Seit ich gekostet diesen Wein –
 
 
seit ich das schöne Weibchen sah –
 
 
so brennt's im Herzenskämmerlein,
 
 
so zwickt es hier, so zwickt es da.
 
 
Papagena! Herzenstäubchen!
 
 
Papagena! liebes Weibchen!
 
 
's ist umsonst! Es ist vergebens!
 
 
Müde bin ich meines Lebens!
 
 
Sterben macht der Lieb ein End,
 
 
wenn's im Herzen noch so brennt.
 
 
(nimmt einen Strick von seiner Mitte)
 
 
Diesen Baum da will ich zieren,
 
 
mir an ihm den Hals zuschnüren,
 
 
weil das Leben mir missfällt.
 
 
Gute Nacht, du schwarze Welt!
 
 
Weil du böse an mir handelst,
 
 
mir kein schönes Kind zubandelst,
 
 
so ist's aus, so sterbe ich:
 
 
Schöne Mädchen, denkt an mich.
 
 
Will sich eine um mich Armen,
 
 
eh ich hänge, noch erbarmen,
 
 
wohl, so lass ich's diesmal sein!
 
 
Rufet nur – Ja oder Nein! –
 
 
Keine hört mich; alles stille!
 
 
(sieht sich um)
 
 
Also ist es euer Wille?
 
 
Papageno, frisch hinauf!
 
 
Ende deinen Lebenslauf.
 
 
(sieht sich um)
 
 
Nun, ich warte noch; es sei!
 
 
bis man zählet: Eins, zwei, drei!
 
 
(pfeift)
 
 
Eins!
 
 
(sieht sich um)
 
 
(pfeift)
 
 
Zwei!
 
 
(sieht sich um)
 
 
Zwei ist schon vorbei!
 
 
(pfeift)
 
 
Drei!
 
 
(sieht sich um)
 
 
Nun wohlan, es bleibt dabei,
 
 
weil mich nichts zurückehält!
 
 
Gute Nacht, du falsche Welt!
 
 
(will sich hängen)
 
 
Die drei Knaben
 
 
(fahren herunter)
 
     
 
    Halt ein, o Papageno! und sei klug.
 
 
Man lebt nur einmal, dies sei dir genug.
 
 
Papageno
 
 
Ihr habt gut reden, habt gut scherzen;
 
 
doch brennt' es euch wie mich im Herzen,
 
 
ihr würdet auch nach Mädchen gehn.
 
 
Die drei Knaben
 
 
So lasse deine Glöckchen klingen;
 
 
dies wird dein Weibchen zu dir bringen.
 
 
Papageno
 
 
Ich Narr vergaß der Zauberdinge.
 
 
Erklinge, Glockenspiel, erklinge!
 
 
Ich muss mein liebes Mädchen sehn.
 
     
 
    Klinget, Glöckchen, klinget!
 
 
Schafft mein Mädchen her!
 
 
Klinget, Glöckchen, klinget!
 
 
Bringt mein Weibchen her!
 
 
(Unter diesem Schlagen laufen die drei Knaben zu ihrem FlugwerkHier ist ein Gefährt gemeint, das mithilfe der gleichnamigen Vorrichtung bewegt wird. und bringen das Weib heraus.)
 
 
Die drei Knaben
 
 
Komm her, du holdes, liebes Weibchen!Zu den folgenden, von Mozart nicht vertonten fünf Versen vgl. Gernot Gruber, „Vorwort“ zu Die Zauberflöte (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/19), Kassel 1970, S. XIV.
 
 
Dem Mann sollst du dein Herzchen weihn!
 
 
Er wird dich lieben, süßes Weibchen,
 
 
dein Vater, Freund und Bruder sein!
 
 
Sei dieses Mannes Eigentum!
 
 
(im Auffahren)
 
 
Nun, Papageno, sieh dich um!
 
 
(Papageno sieht sich um; beidePapageno und das Weib haben unter dem Ritornell komisches Spiel.)
 
 
Duetto
 
 
Papageno
 
     
 
    Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Papagena!
 
 
Weib
 
 
Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Papageno.
 
 
Beide
 
 
Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Papagena!|Papageno!
 
 
Papageno
 
 
Bist du mir nun ganz gegeben?
 
 
Weib
 
 
Nun bin ich dir ganz gegeben.
 
 
Papageno
 
 
Nun so sei mein liebes Weibchen!
 
 
Weib
 
 
Nun so sei mein Herzenstäubchen!
 
 
Beide
 
 
Welche Freude wird das sein,
 
 
wenn die Götter uns bedenken,
 
 
unsrer Liebe Kinder schenken,
 
 
so liebe kleine Kinderlein.
 
 
Papageno
 
 
Erst einen kleinen Papageno.
 
 
Weib
 
 
Dann eine kleine Papagena.
 
 
Papageno
 
 
Dann wieder einen Papageno.
 
 
Weib
 
 
Dann wieder eine Papagena.
 
 
Beide
 
 
Es ist das höchste der Gefühle,
 
 
wenn viele, viele, viele, viele
 
 
Pa-Pa-Pa-Pa-Papageno|
 
 
Pa-Pa-Pa-Pa-Papagena
 
 
der Segen froher Eltern sein;
 
 
wenn dann die Kleinen um sie spielen,
 
 
die Eltern gleiche Freude fühlen,
 
 
sich ihres Ebenbildes freun.
 
 
O welch ein Glück kann größer sein?
 
 
(beide ab)
 
 
Dreißigster Auftritt
 
 
Der Mohr, die Königin mit allen ihren Damen kommen von beiden Versenkungen; sie tragen schwarze Fackeln in der Hand.
 
 
Mohr
 
     
 
    Nur stille! stille! stille! stille!
 
 
Bald dringen wir in Tempel ein.
 
 
Königin, Die drei Damen
 
 
Nur stille! stille! stille! stille!
 
 
Bald dringen wir in Tempel ein.
 
 
Mohr
 
 
Doch Fürstin, halte Wort! – erfülle –
 
 
Dein Kind muss meine Gattin sein.
 
 
Königin
 
 
Ich halte Wort; es ist mein Wille.
 
 
Königin, Die drei Damen
 
 
Mein|Ihr Kind soll deine Gattin sein.
 
 
(Man hört dumpfen Donner, Geräusch von Wasser.)
 
 
Mohr
 
 
Doch still, ich höre schrecklich Rauschen
 
 
wie Donnerton und Wasserfall.
 
 
Königin, Die drei Damen
 
 
Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen
 
 
wie fernen Donners Wiederhall!
 
 
Mohr
 
 
Nun sind sie in des Tempels Hallen.
 
 
Alle
 
 
Dort wollen wir sie überfallen, –
 
 
die Frömmler tilgen von der Erd
 
 
mit Feuersglut und mächt'gem Schwert.
 
 
Dir, große Königin der Nacht,
 
 
sei unsrer Rache Opfer gebracht.
 
 
(Man hört den stärksten Akkord, Donner, Blitz, Sturm. Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne. Sarastro steht erhöht; Tamino, Pamina, beide in priesterlicher Kleidung. Neben ihnen die ägyptischen Priester auf beiden Seiten. Die drei Knaben halten Blumen.)
 
 
Königin, Mohr
 
 
Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht,
 
 
wir alle gestürzet in ewige Nacht.
 
 
(Sie versinken.)
 
 
Sarastro
 
     
 
    Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht,
 
 
zernichten der Heuchler
 
 
erschlichene Macht.
 
 
Chor
 
 
Heil sei euch Geweihten! Ihr drangt durch die Nacht;
 
 
Dank sei dir, Osiris und Isis, gebracht!
 
 
Es siegte die Stärke und krönet zum Lohn
 
 
die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron.
 
 
Ende.