Auftritt I
 
 
Der Sultan; Zaram, Oberster der Leibwache.
 
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No 9 Melologo ed Aria
 
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Melologo
 
 
Sultan
 
 
Zaide entflohen! –

 
 
Kann ich den entsetzlichen Schimpf überleben? – –

 
 
Von einem Christenhunde, von einem Sklaven lässt sie sich verführen! – – –

 
 
die Schlange, die sich mit so vieler Sprödigkeit gegen die heftige Liebe eines Sultans geweigert hat.

 
 
Ha! –

 
 
warum habe ich sie nicht verachtet, diese undankbare Sprödigkeit,

 
 
warum musste mir ihre gleisnerische Sittsamkeit mein vergiftetes Herz nur immer heftiger entflammen? –

 
 
Warum gestattete ich der Heichlerin, voll Vertrauen auf ihre unbezwingliche Tugend, jede im Serail ungewöhnliche Freiheit? –

 
 
O Verräterei! –

 
 
Zaram
 
 
Großmächtigster Kaiser! Das Haupt dieser Verräterei ist leicht zu erraten. Alazim ist ebenfalls entflohen, und man hat deutliche Beweise gefunden, dass er Zaidens und Gomatzens Flucht durch Beischaffung muselmänischer Kleider befördert hat. Ich habe deswegen gleich bei der Entdeckung dieses unerhörten Frevels auf allen Seiten die schleunigste Nachstellung veranstaltet; man muss sie ungezweifelt einholen, ehe sie die Grenzen deines Gebietes erreichen können. Ich warte zuversichtlich mit jedem Augenblicke die Einbringung der Flüchtigen.
 
 
Soliman
 
 
O Mahomet, lass es wahr sein!

 
 
Beim ersten Anblicke will ich die verräterische Beut in Stücke zerhauen lassen.

 
 
Blind bei den zauberischen Blicken der treulosen Sklavenbuhlerin will ich dieses entehrte Herz in Stein verwandeln und mit unaufhaltsamer Wut die grenzenlose Beleidigung rächen.

 
 
Verfluchte Liebe!

 
 
Folter des Herzens, das sich von dir verstricken lässt,

 
 
verwünschen will ich auf immer die elende

 
 
Süßigkeit, die du unserer betrogenen Einbildung nur in der Ferne vorspiegeln und beim Ziele der Wirklichkeit so schlecht gewähren kannst.

 
 
Fort aus meinem Busen,

 
 
fort!

 
 
Jede Art dir zu fronen ist mir verhasst.

 
 
Unedler Zwang bringt mir Ekel, durch Geschenke und Wohltaten erobern ist für mich ein schändender Kunstgriff. Und außerdem in der Liebe glücklich zu werden, müsste die Natur Wunder wirken, und alle Weiber in Geschöpfe umschaffen, die uns Männern an Rechtschaffenheit und Tugend, an Standhaftigkeit und Edelmut gleich wären.

 
 
Fort also,

 
 
weg mit der schandvollen Dienstbarkeit! –

 
 
Und es soll mir nicht genug sein, die Fessel zu zerreissen;

 
 
grausam, –

 
 
grausam will ich auch ihre gefühlte Bürde rächen.
 
 
Auftritt II
 
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Aria
 
 
Sultan
 
     
 
    Der stolze Löw lässt sich zwar zähmen,
 
 
er nimmt vom Schmeichler Fessel an,
 
 
doch will man sklavisch ihn beschämen,
 
 
steigt seine Wut bis zum Tirann.
 
     
 
    Er brüllet mit furchtbarer Stimme
 
 
und schleudert im wütenden Grimme
 
 
die Ketten in Trümmern zur Erd,
 
 
und was ihm entgegen
 
 
wird von seinen Schlägen
 
 
zum Tode verherrt.
 
 
Auftritt III
 
 

[…] von ganzem Herzen auch mitlachen.
 
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No 10 Aria
 
 
Osmin
 
     
 
    Wer hungrig bei der Tafel sitzt
 
 
und schmachtend Speis und Trank nicht nützt,
 
 
mag selbst sein Glück nicht machen.
 
 
Er ist fürwahr ein ganzer Narr.Variante in den Wiederholungen:
Der ist für wahr ein ganzer Narr.
 
 
Wer soll nicht drüber lachen?Variante in den Wiederholungen:
Wer soll nicht lachen?
 
 
Ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha.Varianten in den Wiederholungen:
Ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha.
Ha!
Ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha.
Ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha.
 
     
 
    Wer schnatternd über Kälte lärmt
 
 
und sich bei naher Glut nicht wärmt,
 
 
mag selbst sein Glück nicht machen.
 
 
Wer winselt, jammert, schreit und flucht,
 
 
und was er hat, erst ängstlich sucht,
 
 
mag selbst sein Glück nicht machen.
 
 
Auftritt IV
 
 

[…] vor deinen Augen gezichtiget werden.
 
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No 11 Aria
 
 
Sultan
 
     
 
    Ich bin so bös als gut,
 
 
ich lohne die Verdienste
 
 
mit reichlichem Gewinste.
 
     
 
    Doch reizt man meine Wut,
 
 
so hab ich auch wohl Waffen,
 
 
das Laster zu bestrafen,
 
 
und diese fodern Blut.
 
 
Auftritt V
 
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No 12 Aria
 
 
Zaide
 
     
 
    Trostlos schluchzet Philomele
 
 
in dem Keffig eingeschränkt,
 
 
und beweint mit reger Kehle,
 
 
dass man ihre Freiheit kränkt.
 
     
 
    Tag und Nacht mag sie nicht schlafen,
 
 
hüpfend sucht sie Raum zur Flucht.
 
 
Ach! wer könnte sie wohl strafen,Varianten in den Wiederholungen:
Ach! wer könnte sie strafen,
Wer! wer könnte sie wohl strafen,
[Recitativo:] Wer! könnte sie wohl strafen? – –
 
 
wenn sie findet, was sie sucht.
 
 
Auftritt VI
 
 

[…] als der vollendete Tod zu trennen vermag.
 
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No 13 Aria
 
 
Zaide
 
     
 
    Tiger! wetze nur die Klauen,
 
 
freu dich der erschlichnen Beut,Variante in den Wiederholungen:
freu dich, freu dich, freu dich, freu dich!
 
 
straf ein törichtes Vertrauen
 
 
auf verstellte Zärtlichkeit.
 
     
 
    Komm nur schnell und töt uns beide,
 
 
saug der Unschuld warmes Blut,Variante in den Wiederholungen:
saug der Unschuld warmes Blut.
 
 
reiß das Herz vom EingeweideVariante in den Wiederholungen:
Tiger! reiß das Herz vom Eingeweide
 
 
und ersätt’ge deine Wut.
 
     
 
    Ach mein Gomatz! mit uns ArmenVariante in den Wiederholungen:
Ach! ach! Gomatz! ach!
 
 
hat das Schicksal kein Erbarmen,
 
 
nur der Tod, ach! nur der Tod
 
 
endigt unsre herbe Not.
 
 
Auftritt VII
 
 

[…] gar keinen hinlänglichen Begriff machen.
 
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No 14 Aria
 
 
Allazim
 
     
 
    Ihr Mächtigen seht ungerührt
 
 
auf eure Sklaven nieder,
 
 
und weil euch Glück und Ansehn ziert,
 
 
verkennt ihr eure Brüder.
 
     
 
    Nur der kennt Mitleid, Huld und Gnad,
 
 
der, eh man ihn zum Rang erhoben,
 
 
des wandelbaren Schicksals Proben
 
 
im niedern Staub gesammelt hat.
 
 
Auftritt VIII
 
 

[…] lass uns miteinander sterben.
 
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No 15 Quartetto
 
 
Gomatz
 
     
 
    Freundin! stille deine Tränen,
 
 
lass den Tod die Liebe krönen.
 
 
Allazim
 
 
Welch ein Schmerz! Mein Herze bricht.
 
 
Soliman
 
 
Alle Tränen nützen nicht.Variante in den Wiederholungen:
Alle Tränen nützen nicht, nein, nützen nicht.
 
 
Zaide
 
 
Lass mich Herr allein verderben,Variante in den Wiederholungen:
Laß mich, Herr! allein verderben,
 
 
ich bin schuldig, Gomatz nicht.
 
 
Soliman
 
 
Alle beide müsst ihr sterben.Varianten in den Wiederholungen:
Ja, alle beide!
Ja! Alle beide müst ihr sterben,
 
 
Allazim
 
 
Welch ein Schmerz! Mein Herze bricht.Varianten in den Wiederholungen:
Ach! welch ein Schmerz! Mein Herze bricht.
Ach! welch ein Schmerz!
 
 
Zaide, Gomatz
 
     
 
    Himmel, höre doch mein Flehen,
 
 
lass allein|mit ihr mich untergehen.
 
 
Allazim
 
 
Soliman, ach, hör mein Flehen,Variante in den Wiederholungen:
Soliman!
 
 
lass sie nicht zugrunde gehen.
 
 
Soliman
 
 
Fort, vergebens ist dein Flehen,
 
 
lass sie nur zugrunde gehen.
 
 
Zaide, Gomatz
 
 
Ach, das Leben hat für michVariante in den Wiederholungen:
Ach! das leben hat für mich
 
 
keine Reize mehr in sich|ohne dich.
 
 
Allazim
 
 
Mitleid, Herr! erhöre mich,
 
 
Mitleid, Herr! besänft’ge dich.
 
 
Soliman
 
 
Fort, umsonst bemühst du dich,
 
 
geh, dein Flehn beleidigt mich.Variante in den Wiederholungen:
fort, geh, dein Flehn beleidigt mich.