Siebenter Auftritt
 
 
Belmonte und Konstanze.
 
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N° 20 Recitativo e Duetto
 
 
Recitativo
 
 
Belmonte
 
 
Welch ein Geschick! o Qual der Seele!
 
 
Hat sich denn alles wider mich verschworen!
 
 
Ach! Konstanze! durch mich bist du verloren!
 
 
Welch eine Pein!
 
 
Konstanze
 
 
Lass, ach Geliebter! lass dich das nicht quälen!
 
 
Was ist der Tod? – Ein Übergang zur Ruh!
 
 
Und dann, an deiner Seite,
 
 
ist er Vorgeschmack der Seligkeit!
 
 
Belmonte
 
 
Engelsseele,
 
 
welch holde Güte!
 
 
Du flößest Trost in mein erschüttert Herz.
 
 
Du linderst mir den Todesschmerz.
 
 
Und ach! ich reiße dich ins Grab!
 
 
Duetto
 
 
Belmonte
 
     
 
    Meinetwegen sollst du sterben!
 
 
Ach Konstanze! kann ich's wagen,
 
 
noch die Augen aufzuschlagen?
 
 
Ich bereite dir den Tod!
 
 
Konstanze
 
     
 
    Belmont! du stirbst meinetwegen!
 
 
Ich nur zog dich ins Verderben,
 
 
und ich soll nicht mit dir sterben!Schreibvariante in den Textwiederholungen:
und ich soll nicht mit dir sterben?
 
 
Wonne ist mir dies Gebot!
 
 
Beide
 
     
 
    Edle Seele! dir zu leben,
 
 
war mein Wunsch und all mein Streben!
 
 
Ohne dich ist mir's nur Pein,
 
 
länger auf der Welt zu sein.
 
 
Belmonte
 
     
 
    Ich will alles gerne leiden,
 
 
Konstanze
 
 
Ruhig sterb ich und mit Freuden,
 
 
Beide
 
 
weil ich dir zur Seite bin.
 
 
Belmonte
 
 
Um dich, Geliebte,
 
 
Konstanze
 
 
Um dich, Geliebter,
 
 
Beide
 
 
geb ich gern mein Leben hin.
 
 
Beide
 
     
 
    O welche Seligkeit!
 
 
Mit dem|der Geliebten sterben,
 
 
ist seliges Entzücken!
 
 
Mit wonnevollen Blicken
 
 
verlässt man da die Welt.
 
 
Achter Auftritt
 
 
Pedrillo und Blonde werden von einem andern Teil der Wache hereingeführt, und die Vorigen.
 
 
Pedrillo
 
 
Ach Herr! wir sind hin! An Rettung ist nicht mehr zu denken. Man macht schon alle Zubereitungen, um uns aus der Welt zu schaffen. Es ist erschrecklich, was sie mit uns anfangen wollen! Ich, wie ich im Vorbeigehen gehört habe, soll in Öl gesotten und dann gespießt werden. Das ist ein sauber Traktament! Ach! Blondchen! Blondchen! was werden sie wohl mit dir anfangen?
 
 
Blonde
 
 
Das gilt mir nun ganz gleich. Da es einmal gestorben sein muss, ist mir alles recht.
 
 
Pedrillo
 
 
Welche Standhaftigkeit! Ich bin doch von gutem altchristlichen Geschlecht aus Spanien, aber so gleichgültig kann ich beim Tode nicht sein! – – Weiß der Teufel… Gott sei bei mir! Wie kann mir auch itzt der Teufel auf die Zunge kommen?
 
 
Letzter Auftritt
 
 
Die Vorigen, Bassa Selim, Osmin (voll Freuden) und Gefolge.
 
 
Selim
 
 
Nun, Sklave! elender Sklave! zitterst du? Erwartest du dein Urteil?
 
 
Belmonte
 
 
Ja, Bassa, mit so vieler Kaltblütigkeit als Hitze du es aussprechen kannst. Kühle deine Rache an mir, tilge das Unrecht, so mein Vater dir angetan; – – ich erwarte alles und tadle dich nicht.
 
 
Selim
 
 
Es muss also wohl deinem Geschlechte ganz eigen sein, Ungerechtigkeiten zu begehen, weil du das für so ausgemacht annimmst? Du betrügst dich. Ich habe deinen Vater viel zu sehr verabscheut, als dass ich je in seine Fußtapfen treten könnte. Nimm deine Freiheit, nimm Konstanzen, segle in dein Vaterland, sage deinem Vater, dass du in meiner Gewalt warst, dass ich dich freigelassen, um ihm sagen zu können, es wäre ein weit größer Vergnügen, eine erlittene Ungerechtigkeit durch Wohltaten zu vergelten, als Laster mit Lastern tilgen.
 
 
Belmonte
 
 
Herr!… du setzest mich in Erstaunen…
 
 
Selim
 
 
(ihn verächtlich ansehend)
 
 
Das glaub ich. Zieh damit hin und werde du wenigstens menschlicher als dein Vater, so ist meine Handlung belohnt.
 
 
Konstanze
 
 
Herr! vergib! Ich schätzte bisher deine edle Seele, aber nun bewundre ich…
 
 
Selim
 
 
Still! Ich wünsche für die Falschheit, so Sie an mir begangen, dass Sie es nie bereuen möchten, mein Herz ausgeschlagen zu haben.
 
 
(im Begriff abzugehen)
 
 
Pedrillo
 
 
(tritt ihm in Weg und fällt ihm zu Füßen)
 
 
Herr! dürfen wir beide Unglückliche es auch wagen, um Gnade zu flehen? – – Ich war von Jugend auf ein treuer Diener meines Herrn…
 
 
Osmin
 
 
Herr! beim Allah! lass dich ja nicht von dem verwünschten Schmarotzer hintergehn! Keine Gnade! Er hat schon hundertmal den Tod verdient.
 
 
Selim
 
 
Er mag ihn also in seinem Vaterlande suchen. (zur Wache) Man begleite alle viere an das Schiff. (gibt Belmonte ein Papier) Hier ist Euer Passport.
 
 
Osmin
 
 
Wie! meine Blonde soll er auch mitnehmen?
 
 
Selim
 
 
(scherzhaft)
 
 
Alter! sind dir deine Augen nicht lieb? – Ich sorge besser für dich, als du denkst.
 
 
Osmin
 
 
Gift und Dolch! Ich möchte bersten!
 
 
Selim
 
 
Beruhige dich. Wen man durch Wohltun nicht für sich gewinnen kann, den muss man sich vom Halse schaffen.
 
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N° 21a Vaudeville
 
 
Belmonte
 
     
 
    Nie werd ich deine Huld verkennen,
 
 
mein Dank bleibt ewig dir geweiht;
 
 
an jedem Ort, zu jeder Zeit
 
 
werd ich dich groß und edel nennen.
 
 
Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo, Osmin
 
     
 
    Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Konstanze
 
     
 
    Nie werd ich im Genuss der Liebe
 
 
vergessen, was der Dank gebeut;
 
 
mein Herz, der Liebe nun geweiht,
 
 
hegt auch dem Dank geweihte Triebe.
 
 
Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo, Osmin
 
     
 
    Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Pedrillo
 
     
 
    Wenn ich es je vergessen könnte,
 
 
wie nah ich am Erdrosseln war
 
 
und all der anderen Gefahr;
 
 
ich lief', als ob der Kopf mir brennte.
 
 
Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo, Osmin
 
     
 
    Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Blonde
 
     
 
    Herr Bassa, ich sag recht mit Freuden
 
 
viel Dank für Kost und Lagerstroh.
 
 
Doch bin ich recht von Herzen froh,
 
 
dass er mich lässt von hinnen scheiden.
 
 
(auf Osmin zeigend)
 
 
Denn seh er nur das Tier dort an,
 
 
ob man so was ertragen kann.
 
 
Osmin
 
     
 
    Verbrennen sollte man die Hunde,
 
 
die uns so schändlich hintergehn;
 
 
es ist nicht länger auszustehn,
 
 
mir starrt die
 
 
Zunge fast im Munde,
 
 
um ihren Lohn zu ordnen an:
 
     
 
    Erst geköpft,
 
 
dann gehangen,
 
 
dann gespießt
 
 
auf heiße Stangen,
 
 
dann verbrannt,
 
 
dann gebunden
 
 
und getaucht,
 
 
zuletzt geschunden.
 
 
(lauft wütend ab)
 
 
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo
 
     
 
    Nichts ist so hässlich als die Rache;
 
 
hingegen menschlich gütig sein
 
 
und ohne Eigennutz verzeihn,
 
 
ist nur der großen Seelen Sache.
 
 
Wer dieses nicht erkennen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
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N° 21b Chor der Janitscharen
 
 
Chor
 
     
 
    Bassa Selim lebe lange!
 
 
Ehre sei sein Eigentum!
 
 
Seine holde Scheitel prange
 
 
voll vom Jubel, voll von Ruhm.
 
 
Ende des Singspiels.