Kritische Edition des vertonten Textes KV 384       Diplomatische Übertragung der autographen Partitur 
Zweiter Aufzug
 
Zweÿter Aufzug!
Garten am Palast des Bassa Selim; an der Seite Osmins Wohnung.
 
Erster Auftritt
 
Osmin, Blonde.
 
Blonde
 
O des Zankens, Befehlens und Murrens wird auch kein Ende! Einmal für allemal: Das steht mir nicht an! Denkst du alter Murrkopf etwa eine türkische Sklavin vor dir zu haben, die bei deinen Befehlen zittert? O da irrst du dich sehr! Mit europäischen Mädchen springt man nicht so herum; denen begegnet man ganz anders.
 
denen begegnet man ganz anders.
N° 8 Aria
 
8
Blonde
 
Blonde.
    Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln,
 
    durch zärtlichkeit und schmeicheln,
Gefälligkeit und Scherzen
 
gefälligkeit und scherzen,
erobert man die Herzen
 
erobert man die herzen
der guten Mädchen leicht.
 
der guten Mädchen leicht.
Doch mürrisches Befehlen
 
doch Mürrisches Betragenbefehlen
und Poltern, Zanken, Plagen
 
und Poltern, zanken, Plagen
macht, dass in wenig Tagen
 
macht, daß in wenig Tagen
so Lieb als Treu entweicht.
 
so lieb als treu entweicht.
Osmin
 
Ei seht doch mal, was das Mädchen vorschreiben kann! Zärtlichkeit! Schmeicheln! – Es ist mir wie pure Zärtlichkeit! – Wer, Teufel, hat dir das Zeug in Kopf gesetzt? – Hier sind wir in der Türkei, und da geht's aus einem andern Tone: Ich dein Herr; du meine Sklavin; ich befehle, du musst gehorchen!
 
Blonde
 
Deine Sklavin? ich deine Sklavin! – Ha! ein Mädchen eine Sklavin! Noch einmal sag mir das, noch einmal!
 
Osmin
 
(für sich)
 
Ich möchte toll werden, was das Mädchen für ein starrköpfiges Ding ist. (laut) Du hast doch wohl nicht vergessen, dass dich der Bassa mir zur Sklavin geschenkt hat?
 
Blonde
 
Bassa hin, Bassa her! Mädchen sind keine Ware zum Verschenken! Ich bin eine Engländerin, zur Freiheit geboren, und trotz jedem, der mich zu etwas zwingen will!
 
Osmin
 
(beiseite)
 
Gift und Dolch über das Mädchen! – Beim Mahomet! sie macht mich rasend. – Und doch lieb ich die Spitzbübin, trotz ihres tollen Kopfes! (laut) Ich befehle dir augenblicklich, mich zu lieben.
 
Blonde
 
Hahaha! Komm mir nur ein wenig näher, ich will dir fühlbare Beweise davon geben.
 
Osmin
 
Tolles Ding! Weißt du, dass du mein bist und ich dich dafür züchtigen kann?
 
Blonde
 
Wag's nicht, mich anzurühren, wenn dir deine Augen lieb sind.
 
Osmin
 
Wie? du unterstehst dich –
 
Blonde
 
Da ist was zu unterstehen? Du bist der Unverschämte, der sich zu viel Freiheit herausnimmt. So ein altes, hässliches Gesicht untersteht sich, einem Mädchen wie ich, jung, schön, zur Freude geboren, wie einer Magd zu befehlen! Wahrhaftig, das stünde mir an! Uns gehört das Regiment; ihr seid unsre Sklaven und glücklich, wenn ihr Verstand genug habt, euch die Ketten zu erleichtern.
 
Osmin
 
Bei meinem Bart, sie ist toll! Hier, hier in der Türkei?
 
Blonde
 
Türkei hin, Türkei her! Weib ist Weib, sie sei, wo sie wolle! Sind eure Weiber solche Närrinnen, sich von euch unterjochen zu lassen, desto schlimmer für sie; in Europa verstehen sie das Ding besser. Lass mich nur einmal Fuß hier gefasst haben, sie sollen bald anders werden.
 
Osmin
 
Beim Allah! die wär imstande, uns allen die Weiber rebellisch zu machen – Aber –
 
Blonde
 
Aufs Bitten müsst ihr euch legen, wenn ihr etwas von uns erhalten wollt; besonders Liebhaber deines Gelichters.
 
Osmin
 
Freilich, wenn ich Pedrillo wär, so ein Drahtpüppchen wie er, da wär ich vermutlich willkommen; denn euer Mienenspiel hab ich lange weg.
 
Blonde
 
Erraten, guter Alter, erraten! Das kannst du dir wohl einbilden, dass mir der niedliche Pedrillo lieber ist wie dein Blasbalggesicht. Also, wenn du klug wärst –
 
Osmin
 
sollt ich dir die Freiheit geben, zu tun und zu machen, was du wolltest? He?
 
Blonde
 
Besser würdest du immer dabei fahren: Denn so wirst du sicher betrogen.
 
Osmin
 
Gift und Dolch! Nun reißt mir die Geduld! Den Augenblick hinein ins Haus! Und wo du's wagst –
 
Blonde
 
Mach mich nicht zu lachen.
 
Osmin
 
Ins Haus, sag ich!
 
Blonde
 
Nicht von der Stelle!
 
Osmin
 
Mach nicht, dass ich Gewalt brauche.
 
Blonde
 
Gewalt werd ich mit Gewalt vertreiben. Meine Gebieterin hat mich hier in Garten bestellt; sie ist die Geliebte des Bassa, sein Augapfel, sein Alles; und es kostet mir ein Wort, so hast du funfzig auf die Fußsohlen. Also geh –
 
Osmin
 
(für sich)
 
Das ist ein Satan. Ich muss nachgeben, so wahr ich ein Muselmann bin; sonst könnte ihre Drohung eintreffen.
 
N° 9 Duetto
 
9
Osmin
 
Osmin
    Ich gehe, doch rate ich dir,
 
    Ich gehe, doch rathe ich dir
den Schurken Pedrillo zu meiden.
 
den schurken Pedrillo zu meiden
Blonde
 
Blonde
O pack dich, befiehl nicht mit mir,
 
O Pack dich, befiehl nicht mit mir,
du weißt ja, ich kann es nicht leiden.
 
du weist Ja ich kann es nicht leiden
Osmin
 
Osmin
Versprich mir – –
 
Versprich mir – –
Blonde
 
Blonde
Was fällt dir da ein!
 
Was fällt dir da ein!
Osmin
 
Osmin
Zum Henker!
 
zum Henker!
Blonde
 
Blonde
Fort, lass mich allein.
 
fort, lass mich allein.
Osmin
 
Osmin
Wahrhaftig kein Schritt von der Stelle,
 
wahrhaftig kein'n schritt von der Stelle
bis du zu gehorchen mir schwörst.
 
bis du zu gehorchen mir schwörst.
Blonde
 
Blonde
Nicht so viel, du armer Geselle;
 
nicht so viel du armer Geselle;
und wenn du der Großmogul wärst.
 
und wenn du der groß Mogul Wärst.
(zusammen jedes für sich)
 
 
Osmin
 
Osmin
    O Engländer! seid ihr nicht Toren,
 
O Engländer seÿd ihr nicht Thoren
ihr lasst euren Weibern den Willen;
 
ihr last euren Weibern den Willen
wie ist man geplagt und geschoren,
 
wie ist man geplagt und geschoren
wenn solch eine Zucht man erhält.
 
wenn solch eine Zucht man erhält;
Blonde
 
Blonde
Ein Herz, so in Freiheit geboren,
 
Ein Herz so in freÿheit gebohren
lässt niemals sich sklavisch behandeln,Schreibvariante in den Textwiederholungen:
lässt sich niemals sklavisch behandeln,
 
lässt niemals sich sclavisch behandeln
bleibt, wenn schon die Freiheit verloren,Schreibvariante in den Textwiederholungen:
bleibt, schon wenn die Freiheit verloren,
 
bleibt, wenn schon die freÿheit verlohren
noch stolz auf sie, lachet der Welt.
 
noch stolz auf Sie lachet der Welt.
 
Blonde
 
Blonde
    Nun troll dich.
 
Nun troll' dich
Osmin
 
Osmin
So sprichst du mit mir?
 
so sprichst du mit mir?
Blonde
 
Blonde
Nicht anders.
 
nicht anders.
Osmin
 
Osmin
Nun bleib ich erst hier.
 
Nun bleib ich erst hier.
 
Blonde
 
Blonde
(stößt ihn fort)
 
Ein andermal, itzt musst du gehen.
 
Ein andermal izt must du gehen
Osmin
 
Osmin
Wer hat solche Frechheit gesehen!
 
wer hat solche frechheit gesehen!
 
(zusammen)
 
 
Blonde
 
Blonde
(stellt sich, als wollte sie ihm die Augen auskratzen)
 
Es ist um die Augen geschehen,
 
es ist um die augen geschehen
wofern du noch länger verweilst.
 
Wofern du noch länger verweilst.
Osmin
 
Osmin
(furchtsam zurückweichend)
 
Nur ruhig, ich will ja gern gehen,
 
nur ruhig, ich will Ja gern gehen,
bevor du gar Schläge erteilst.
 
bevor du gar schläge ertheilst
 
(geht ab)
 
Zweiter Auftritt
 
Blonde, Konstanze.
 
Blonde
 
Wie traurig das gute Mädchen daherkommt! Freilich tut's weh, den Geliebten zu verlieren und Sklavin zu sein. Es geht mir wohl auch nicht viel besser; aber ich habe doch noch das Vergnügen, meinen Pedrillo manchmal zu sehen, ob's gleich auch mager und verstohlen genug geschehen muss. Doch wer kann wider den Strom schwimmen!
 
N° 10 Recitativo ed Aria
 
10
Konstanze
 
konstanze
(ohne Blonden zu bemerken)
 
Recitativo
 
//Recitativo//
    Welcher Wechsel herrscht in meiner Seele
 
    welcher wechsel herscht in meiner Seele
seit dem Tag, da uns das Schicksal trannte!
 
seit dem tag da uns das schicksaal trannte
O Belmont! hin sind die Freuden,
 
O Belmont! hin sind die freuden
die ich sonst an deiner Seite kannte;
 
die ich sonst an deiner Seite kannte;
banger Sehnsuchts Leiden
 
Banger Sehnsuchts leiden
wohnen nun dafür in der beklemmten Brust.
 
wohnen nur dafür in der beklemmten brust.
Aria
 
    Traurigkeit ward mir zum Lose,
 
    traurigkeit ward mir zum loose
weil ich dir entrissen bin.
 
weil ich dir entrissen bin
Gleich der wurmzernagten Rose,
 
gleich der Wurmzernagten Rose,
gleich dem Gras im Wintermoose
 
gleich dem gras im Wintermoose,
welkt mein banges Leben hin.
 
welkt mein banges leben hin,
    Selbst der Luft darf ich nicht sagen
 
Selbst der luft darf ich nicht sagen
meiner Seele bittern Schmerz;
 
Meiner Seele bittern schmerz
denn unwillig ihn zu tragen,
 
denn unwillig ihn zu tragen
haucht sie alle meine Klagen
 
haucht sie alle meine klagen
wieder in mein armes Herz.
 
wieder in mein armes Herz
Blonde
 
Ach mein bestes Fräulein! noch immer so traurig?
 
Konstanze
 
Kannst du fragen, die du meinen Kummer weißt? – Wieder ein Abend und noch keine Nachricht, noch keine Hoffnung! – Und morgen – ach Gott! ich darf nicht daran denken.
 
Blonde
 
Heitern Sie sich wenigstens ein bisschen auf. Sehn Sie, wie schön der Abend ist, wie blühend uns alles entgegenlacht, wie freudig uns die Vögel zu ihrem Gesang einladen! Verbannen Sie die Grillen, und fassen Sie Mut!
 
Konstanze
 
Wie glücklich bist du, Mädchen, bei deinem Schicksal so gelassen zu sein! O dass ich es auch könnte!
 
Blonde
 
Das steht nur bei Ihnen; hoffen Sie –
 
Konstanze
 
wo nicht der mindeste Schein von Hoffnung mehr zu erblicken ist?
 
Blonde
 
Hören Sie nur: Ich verzage mein Lebtage nicht, es mag auch eine Sache noch so schlimm aussehen. Denn wer sich immer das Schlimmste vorstellt, ist auch wahrhaftig am schlimmsten dran.
 
Konstanze
 
Und wer sich immer mit Hoffnung schmeichelt und zuletzt betrogen sieht, hat alsdenn nichts mehr übrig als die Verzweiflung.
 
Blonde
 
Jedes nach seiner Weise. Ich glaube, bei der meinigen am besten zu fahren. Wie bald kann ihr Belmont mit Lösegeld erscheinen oder uns listigerweise entführen? Wären wir die ersten Frauenzimmer, die den türkischen Vielfraßen entkämen? – Dort seh ich den Bassa.
 
Konstanze
 
Lass uns ihm aus den Augen gehn.
 
Blonde
 
Zu spät. Er hat Sie schon gesehen. Ich darf aber getrost aus dem Wege trollen, er schaffte mich ohnehin fort. (im Weggehen) Courage! Wir kommen gewiss noch in unsre Heimat.
 
Dritter Auftritt
 
Konstanze, Selim.
 
Selim
 
Nun, Konstanze, denkst du meinem Begehren nach? Der Tag ist bald verstrichen, morgen musst du mich lieben, oder –
 
Konstanze
 
Muss? Welch albernes Begehren! Als ob man die Liebe anbefehlen könnte wie eine Tracht Schläge! – – Aber freilich, wie ihr Türken zu Werke geht, lässt sich's auch allenfalls befehlen – aber ihr seid würklich zu beklagen. Ihr kerkert die Gegenstände eurer Begierden ein und seid zufrieden, eure Lüste zu büßen.
 
Selim
 
Und glaubst du etwan, unsre Weiber wären weniger glücklich als ihr in euren Ländern?
 
Konstanze
 
Die nichts bessers kennen!
 
Selim
 
Auf diese Art wäre wohl keine Hoffnung, dass du je anders denken wirst.
 
Konstanze
 
Herr! Ich muss dir frei gestehn – – – denn was soll ich dich länger hinhalten, mich mit leerer Hoffnung schmeicheln, dass du dich durch mein Bitten erweichen ließest – – Ich werde stets so denken wie itzt; dich verehren, aber – – lieben? Nie.
 
Selim
 
Und du zitterst nicht vor der Gewalt, die ich über dich habe?
 
Konstanze
 
Nicht im Geringsten. Sterben ist alles, was ich zu erwarten habe, und je eher dies geschieht, je lieber wird es mir sein.
 
Selim
 
Elende! Nein! Nicht sterben, aber Martern von allen Arten – – –
 
Konstanze
 
Auch die will ich ertragen; du schreckst mich nicht, ich erwarte alles.
 
N° 11 Aria
 
11
Konstanze
 
konstanze.
    Martern aller Arten
 
    Martern aller arten
mögen meiner warten,
 
Mögen meiner warten
ich verlache Qual und Pein.
 
Ich verlache Qual und Pein.
Nichts soll mich erschüttern,
 
Nichts soll mich erschüttern,
nur dann würd ich zittern,
 
nur dann, würd ich zittern
wenn ich untreu könnte sein.
 
wenn ich untreu könnte seÿn.
    Lass dich bewegen,
 
laß dich bewegen;
verschone mich;
 
Verschone mich;
des Himmels Segen
 
des Himmels Seegen
belohne dich!
 
belohne dich!
    Doch du bist entschlossen.
 
doch du bist entschlossen
Willig, unverdrossen
 
willig, unverdrossen,
wähl ich jede Pein und Not.
 
wähl ich Jede Pein und noth.
Ordne nur, gebiete,
 
ordne nur, gebiethe,
lärme, tobe, wüte,
 
lärme, tobe, Wüthe,
zuletzt befreit mich doch der Tod.
 
zuletzt befreÿt mich doch der Tod.
(geht ab)
 
Vierter Auftritt
 
Selim allein.
 
Selim
 
Ist das ein Traum? Wo hat sie auf einmal den Mut her, sich so gegen mich zu betragen? Hat sie vielleicht Hoffnung, mir zu entkommen? Ha! das will ich verwehren! (will fort) Doch das ist's nicht, dann würde sie sich eher verstellen, mich einzuschläfern suchen – – – Ja! es ist Verzweiflung! Mit Härte richt ich nichts aus – mit Bitten auch nicht – – also, was Drohen und Bitten nicht vermögen, soll die List zuwege bringen.
 
(geht ab)
 
Fünfter Auftritt
 
Blonde allein.
 
Blonde
 
Kein Bassa, keine Konstanze mehr da? Sind sie miteinander eins worden? – – Schwerlich, das gute Kind hängt zu sehr an ihrem Belmont! Ich bedaure sie von Grund meines Herzens. Sie ist zu empfindsam für ihre Lage. Freilich, hätt ich meinen Pedrillo nicht an der Seite, wer weiß, wie mir's ginge! Doch würd ich nicht so zärteln wie sie. Die Männer verdienen's wahrlich nicht, dass man ihrenthalben sich zu Tode grämt. – – Vielleicht würd ich muselmännisch denken.
 
Sechster Auftritt
 
Blonde, Pedrillo.
 
Pedrillo
 
Bst, bst! Blondchen! Ist der Weg rein?
 
Blonde
 
Komm nur, komm! Der Bassa ist wieder zurück. Und meinem Alten habe ich eben den Kopf ein bisschen gewaschen. Was hast du denn?
 
Pedrillo
 
O Neuigkeiten, Neuigkeiten, die dich entzücken werden.
 
Blonde
 
Nun? Hurtig heraus damit!
 
Pedrillo
 
Erst, liebes Herzensblondchen, lass dir vor allen Dingen einen recht herzlichen Kuss geben: Du weißt ja, wie gestohlnes Gut schmeckt.
 
Blonde
 
Pfui, pfui! Wenn das deine Neuigkeiten alle sind –
 
Pedrillo
 
Närrchen, mach darum keinen Lärm; der alte spitzbübische Osmin lauert uns sicher auf den Dienst.
 
Blonde
 
Nun? und die Neuigkeiten? –
 
Pedrillo
 
sind, dass das Ende unsrer Sklaverei vor der Türe ist. – (Er sieht sich sorgfältig um.) Belmonte, Konstanzens Geliebter, ist angekommen; und ich hab ihn unter dem Namen eines Baumeisters hier im Palast eingeführt.
 
Blonde
 
Ah, was sagst du? Belmonte da?
 
Pedrillo
 
Mit Leib und Seele!
 
Blonde
 
Ha! das muss Konstanze wissen!
 
(will fort)
 
Pedrillo
 
Hör nur, Blondchen, hör nur erst: Er hat ein Schiff hier in der Nähe in Bereitschaft, und wir haben beschlossen, euch diese Nacht zu entführen.
 
Blonde
 
O allerliebst, allerliebst! Herzens-Pedrillo! das verdient einen Kuss. Geschwind, geschwind zu Konstanzen!
 
(will fort)
 
Pedrillo
 
Halt nur, halt, und lass erst mit dir reden. Um Mitternacht kommt Belmonte mit einer Leiter zu Konstanzens Fenster und ich zu dem deinigen; und dann geht's heidi davon!
 
Blonde
 
O vortrefflich! Aber Osmin?
 
Pedrillo
 
Hier ist ein Schlaftrunk für den alten Schlaukopf, den misch ihm fein manierlich ins Getränke, verstehst du? Ich habe dort auch schon ein Fläschchen angefüllt. Geht's hier nicht, wird's dort wohl gehen.
 
Blonde
 
Sorg nicht für mich! – Aber kann Konstanze ihren Geliebten nicht sprechen?
 
Pedrillo
 
Sobald es vollends finster ist, kommt er hier in Garten. Nun geh und bereite Konstanzen vor; ich will hier Belmonten erwarten. Leb wohl, Herzchen, leb wohl!
 
Blonde
 
Leb wohl, guter Pedrillo! Ach, was werd ich für Freude anrichten!
 
N° 12 Aria
 
No 12.
Blonde
 
Blonde:
    Welche Wonne, welche Lust
 
    Welche Wonne, welche lust,
herrscht nunmehr in meiner Brust!
 
herscht nunmehr in meiner brust!
Ohne Aufschub will ich springen
 
ohne aufschub will ich springen
und ihr gleich die Nachricht bringen
 
und ihr gleich die Nachricht bringen
und mit Lachen und mit Scherzen
 
und mit lachen und mit scherzen
ihrem schwachen, feigen Herzen
 
ihrem schwachen feigen herzen
Freud und Jubel prophezeihn.
 
freud und Jubel Prophezeihn.
(geht fort)
 
Siebenter Auftritt
 
Pedrillo allein.
 
Pedrillo
 
Ah, dass es schon vorbei wäre! dass wir schon auf offner See wären, unsre Mädels im Arm und dies verwünschte Land im Rücken hätten! Doch sei's gewagt; entweder itzt oder niemals. Wer zagt, verliert!
 
N° 13 Aria
 
N 13
Pedrillo
 
Pedrillo
    Frisch zum Kampfe!
 
    frisch zum kampfe!
Frisch zum Streite!
 
frisch zum Streitte!
Nur ein feiger Tropf verzagt.
 
Nur ein feiger tropf verzagt.
Sollt ich zittern?
 
Sollt' ich zittern?
Sollt ich zagen?
 
Sollt' ich zagen?
Nicht mein Leben
 
nicht mein leben
mutig wagen?
 
muthig wagen?
Nein, ach nein, es sei gewagt!
 
nein, ach nein es seÿ gewagt!
Frisch zum Kampfe!
 
frisch zum kampfe!
Frisch zum Streite!
 
frisch zum Streite!
Nur ein feiger Tropf verzagt.
 
Nur ein feiger tropf verzagt.
Achter Auftritt
 
Pedrillo, Osmin.
 
Osmin
 
Ha! Geht's hier so lustig zu? Es muss dir verteufelt wohl gehen.
 
Pedrillo
 
Ei, wer wird so ein Kopfhänger sein; es kommt beim Henker da nichts bei heraus! Das haben die Pedrillos von jeher in ihrer Familie gehabt. Fröhlichkeit und Wein versüßt die härteste Sklaverei. Freilich könnt ihr armen Schlucker das nicht begreifen, dass es so ein herrlich Ding um ein Gläschen guten, alten Lustigmacher ist. Wahrhaftig, da hat euer Vater Mahomet einen verzweifelten Bock geschossen, dass er euch den Wein verboten hat. Wenn das verwünschte Gesetz nicht wäre, du müsstest ein Gläschen mit mir trinken, du möchtest wollen oder nicht. (für sich) Vielleicht beißt er an: Er trinkt ihn gar zu gerne.
 
Osmin
 
Wein mit dir? Ja Gift –
 
Pedrillo
 
Immer Gift und Dolch und Dolch und Gift! Lass doch den alten Groll einmal fahren und sei vernünftig. Sieh einmal, ein Paar Flaschen Zyperwein! – Ah – (Er zeigt ihm zwo Flaschen, wovon die eine größer als die andere ist.) die sollen mir trefflich schmecken!
 
Osmin
 
(für sich)
 
Wenn ich trauen dürfte?
 
Pedrillo
 
Das ist ein Wein! das ist ein Wein!
 
(Er setzt sich nach türkischer Art auf die Erde und trinkt aus der kleinen Flasche.)
 
Osmin
 
Kost einmal die große Flasche auch.
 
Pedrillo
 
Denkst wohl gar, ich habe Gift hineingetan? Ha! lass dir keine grauen Haare wachsen. Es verlohnte sich der Mühe, dass ich deinetwegen zum Teufel führe. Da sieh, ob ich trinke. (Er trinkt aus der großen Flasche ein wenig.) Nun, hast du noch Bedenken? Traust mir noch nicht? Pfui, Osmin! sollt'st dich schämen – Da nimm! (Er gibt ihm die große Flasche.) Oder willst du die kleine?
 
Osmin
 
Nein, lass nur, lass nur! Aber wenn du mich verrätst –
 
(sieht sich sorgfältig um)
 
Pedrillo
 
Als wenn wir einander nicht weiter brauchten. Immer frisch! Mahomet liegt längst auf'm Ohr und hat nötiger zu tun, als sich um deine Flasche Wein zu bekümmern.
 
als sich um deine flasche Wein zu bekümmern.
N° 14 Duetto
 
14
Pedrillo
 
Pedrillo:
    Vivat Bacchus!
 
    vivat Bachus!
Bacchus lebe!
 
bachus lebe
Bacchus war ein braver Mann!
 
Bachus war ein braver Mann!
Osmin
 
Osmin.
    Ob ich's wage? –
 
ob ichs wage? –
Ob ich's trinke?
 
ob ichs trinke?
Ob's wohl Allah sehen kann?
 
obs wohl Alla sehen kann?
Pedrillo
 
Pedrillo:
    Was hilft das Zaudern?
 
was hilft das zaudern?
Hinunter, hinunter!
 
hinunter, hinunter!
Nicht lange, nicht lange gefragt!
 
nicht lange nicht lange gefragt!
Osmin
 
Osmin.
(Er trinkt.)
 
(er trinkt)
    Nun war's geschehen,
 
Nun wars geschehen,
nun war's hinunter;
 
nun wars hinunter;
das heiß ich, das heiß ich gewagt!
 
Das heiß ich das heiss ich gewagt!
Beide
 
Pedrillo:/Osmin.
    Es leben die Mädchen,
 
es leben die Mädchen,
die Blonden, die Braunen,
 
die Blonden, die braunen,
sie leben hoch!
 
sie leben hoch!
Pedrillo
 
Pedrillo:
    Das schmeckt trefflich!
 
das schmeckt treflich!
Osmin
 
Osmin.
Das schmeckt herrlich!
 
das schmeckt herrlich!
Beide
 
Pedrillo:/Osmin.
Ah! das heiß ich Göttertrank!
 
Ah! das heiss ich Göttertrank!
    Vivat Bacchus!Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Vivat Bacchus,
 
vivat Bachus!
Bacchus lebe!
 
Bachus lebe!
Bacchus, der den Wein erfand!Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Vivat, der den Wein erfand.
 
Bachus, der den Wein erfand!
Pedrillo
 
Wahrhaftig, das muss ich gestehen, es geht doch nichts über den Wein. Wein ist mir lieber als Geld und Mädchen. Bin ich verdrüßlich, mürrisch, launisch: Hurtig nehm ich meine Zuflucht zur Flasche; und kaum seh ich den ersten Boden, weg ist all mein Verdruss! – Meine Flasche macht mir kein schiefes Gesicht wie mein Mädchen, wenn ihr der Kopf nicht auf dem rechten Flecke steht. Und schwatzt mir von Süßigkeit der Liebe und des Ehestands, was ihr wollt: Wein auf der Zunge geht über alles!
 
(Osmin fängt bereits an, die Wirkung des Weins und des Schlaftrunks zu spüren, und wird bis zu Ende des Auftritts immer schläfriger und träger; doch darf's der Schauspieler nicht übertreiben und muss nur immer halb träumend und schlaftrunken bleiben.)
 
Osmin
 
Das ist wahr – Wein – Wein – ist ein schönes Getränke; und unser großer – Prophet mag mir's nicht übel nehmen – Gift und Dolch! es ist doch eine hübsche Sache um den Wein! – Nicht – – Bruder Pedrillo?
 
Pedrillo
 
Richtig, Bruder Osmin, richtig!
 
Osmin
 
Man wird gleich so – munter (Er nickt zuweilen.) so vergnügt – so aufgeräumt – – Hast du nichts mehr, Bruder?
 
(Er langt auf eine lächerliche Art nach einer zwoten Flasche, die Pedrillo ihm reicht.)
 
Pedrillo
 
Hör du, Alter: Trink mir nicht zu viel; es kommt einem in Kopf.
 
Osmin
 
Trag doch keine – Sorge, ich bin so – so – nüchtern wie möglich – Aber das ist wahr – (Er fängt an, auf die Erde hin und her zu wanken.) es schmeckt – – vortrefflich! –
 
Pedrillo
 
(für sich)
 
Es wirkt, Alter; es wirkt!
 
Osmin
 
Aber verraten musst du mich nicht – Brüderchen – verraten – denn – wenn's Mahomet – – nein, nein – der Bassa wüsste – – denn siehst du – – – liebes Blondchen – – ja oder nein! – –
 
Pedrillo
 
(für sich)
 
Nun wird's Zeit, ihn fortzuschaffen! (laut) Nun komm, Alter, komm, wir wollen schlafen gehn!
 
(Er hebt ihn auf.)
 
Osmin
 
Schlafen? – Schämst du dich nicht? – – Gift und Dolch! Wer wird denn so schläfrig sein – es ist ja kaum Morgen –
 
Pedrillo
 
Hoho, die Sonne ist schon hinunter! – Komm, komm, dass uns der Bassa nicht überrascht!
 
Osmin
 
(im Abführen)
 
Ja, ja – – eine Flasche – guter – Bassa – geht über – – alles! – Gute Nacht – – Brüderchen – gute Nacht. –
 
(Pedrillo führt ihn hinein, kommt aber gleich wieder zurück.)
 
Neunter Auftritt
 
Pedrillo, hernach Belmonte, Konstanze, Blonde.
 
Pedrillo
 
(macht's Osmin nach)
 
Gute Nacht – Brüderchen – gute Nacht! Hahahaha, alter Eisenfresser! erwischt man dich so? Gift und Dolch! – Du hast deine Ladung! Nur fürcht ich, ist's noch zu zeitig am Tage; bis Mitternacht sind noch drei Stunden, und da könnt er leicht wieder ausgeschlafen haben. – – Ach! kommen Sie, kommen Sie, liebster Herr! Unser Argus ist blind; ich hab ihn tüchtig zugedeckt.
 
Belmonte
 
O dass wir glücklich wären! – Aber sag: Ist Konstanze noch nicht hier?
 
Pedrillo
 
Eben kommt sie da den Gang herauf. Reden Sie alles mit ihr ab; aber fassen Sie sich kurz, denn der Verräter schläft nicht immer.
 
(Während der Unterredung des Belmonte mit Konstanzen unterhält sich Pedrillo mit Blonden, der er durch Pantomime den ganzen Auftritt mit dem Osmin vormacht und jenen nachahmt; zuletzt unterrichtet er sie ebenfalls, dass er um Mitternacht mit einer Leiter unter ihr Fenster kommen wolle, um sie zu entführen.)
 
Konstanze, Belmonte (einander im Arme).
 
 
Konstanze
 
O mein Belmonte!
 
Belmonte
 
O Konstanze!
 
 
Konstanze
 
Ist's möglich? – Nach so viel Tagen der Angst, nach so viel ausgestandnen Leiden dich wieder in meinen Armen –
 
Belmonte
 
Oh, dieser Augenblick versüßt allen Kummer, macht mich all meinen Schmerz vergessen –
 
Konstanze
 
Hier will ich an deinem Busen liegen und weinen! – Ach, jetzt fühl ich's – die Freude hat auch ihre Tränen!
 
N° 15 Aria
 
N: 15
 
Belmonte
 
Bellmont.
    Wenn der Freude Tränen fließen,
 
    Wenn der freude Thränen fliessen
lächelt Liebe dem Geliebten hold!
 
lächelt liebe dem geliebten hold!
Von den Wangen sie zu küssen,
 
Von den Wangen sie zu küssen,
ist der Liebe schönster, größter Sold.
 
ist der liebe schönster gröster Sold.
Ach Konstanze! dich zu sehen,
 
ach konstanze! dich zu sehen
dich voll Wonne, voll Entzücken
 
dich voll Wonne voll Entzücken
an mein treues Herz zu drücken,
 
an mein Treues Herz zu drücken,
lohnt fürwahr nicht Krösus' Pracht!
 
lohnt fürwahr nicht krösus Pracht!
Dass wir uns niemals wiederfinden!
 
Daß wir uns niemals wiederfinden
So dürfen wir nicht erst empfinden,
 
so dürfen wir nicht erst empfinden
welchen Schmerz die Trennung macht.
 
Welchen schmerz die trennung macht.
Belmonte
 
Ich hab hier ein Schiff in Bereitschaft; um Mitternacht, wenn alles schläft, komm ich an dein Fenster; und dann sei die Liebe unser Schutzengel!
 
Konstanze
 
Mit tausend Freuden! Was wollt ich nicht mit dir wagen? Ich erwarte dich –
 
Pedrillo
 
Also, liebes Blondchen, pass ja hübsch auf, hörst du's?
 
Blonde
 
Sorge für mich nicht. Das wär das erste Abenteuer, das ein Mädchen verschlafen hätte.
 
Pedrillo
 
Du wirst's schon merken, wenn du so was Gesungenes hörst, wie's so meine Art des Abends immer ist; dann pass auf, und dann mit einem Sprung ins Schiff! – Nur hübsch Mut gefasst und nicht verzagt: Wer alles zu verlieren hat, muss alles wagen!
 
Konstanze
 
Wenn es aber nur glücklich abläuft!
 
Belmonte
 
Wir wollen's hoffen; die Liebe wird unsre Geleiterin sein.
 
N° 16 Quartetto
 
N:16. //Quartetto//
Konstanze
 
konstanze
    Ach Belmonte! ach mein Leben!
 
    Ach Belmonte! ach mein leben
Belmonte
 
Bellmont
Ach Konstanze! ach mein Leben!
 
ach konstanze! ach mein leben!
Konstanze
 
konstanze
Ist es möglich? Welch Entzücken!
 
ist es möglich? welch Entzücken!
dich an meine Brust zu drücken
 
dich an meine Brust zu drücken
nach so vieler Tage Leid.
 
nach so vieler Tage leid.
Belmonte
 
Bellmont
Welche Wonne, dich zu finden!
 
Welche Wonne dich zu finden
Nun muss aller Kummer schwinden!
 
Nun muß aller Kummer schwinden!
O wie ist mein Herz erfreut!
 
o wie ist mein Herz erfreut!
Konstanze
 
konstanze
Sieh die Freudenträne fließen.
 
Sieh die freudenthräne fliessen.
Belmonte
 
Bellmont
Holde! lass hinweg sie küssen!
 
Holde! laß hinweg sie küssen
Konstanze
 
konstanze
Dass es doch die letzte sei!
 
daß es doch die lezte seÿ.
Belmonte
 
Bellmont
Ja, noch heute wirst du frei.
 
Ja, noch heute wirst du freÿ.
Pedrillo
 
Pedrillo
    Also, Blondchen, hast's verstanden?
 
also blondchen hast's verstanden?
Alles ist zur Flucht vorhanden,
 
alles ist zur flucht vorhanden,
um Schlag zwölfe sind wir da.
 
um schlag Zwölfe sind wir da.
Blonde
 
Blonde:
Unbesorgt! es wird nichts fehlen,
 
unbesorgt es wird nichts fehlen,
die Minuten werd ich zählen,
 
die Minuten werd' ich zählen,
wär der Augenblick schon da!
 
wär der augenblick schon da!
 
Alle Vier
 
konstanze/Blonde:/Bellmont/Pedrillo
    Endlich scheint die Hoffnungssonne
 
Endlich scheint die Hofnungs Sonne
hell durchs trübe Firmament.
 
hell durchs trübe firmament.
Voll Entzücken, Freud und Wonne
 
voll Entzücken freud und Wonne,
sehn wir unsrer Leiden End.
 
sehn wir unsrer leiden End.
 
Belmonte
 
Bellmont
    Doch ach! bei aller Lust
 
doch ach! beÿ aller lust
empfindet meine Brust
 
empfindet meine brust
noch manch geheime Sorgen!
 
noch manch' geheime Sorgen!
Konstanze
 
konstanze
Was ist es, Liebster, sprich,
 
was ist es liebster, sprich,
geschwind, erkläre dich,
 
geschwind erkläre dich,
o halt mir nichts verborgen!
 
o halt' mir nichts verborgen
Belmonte
 
Bellmont
    Man sagt – du seist – –
 
Man sagt: – du seÿst – –
(sieht Konstanze stillschweigend furchtsam an)
 
(sieht Konstanze stillschweigend furchtsam an)
Konstanze
 
konstanze
Nun weiter?Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Nun weiter –
 
nun weiter?
(sieht den Belmonte stillschweigend furchtsam an)
 
(sieht den Belmont stillschweigend furchtsam an)
Pedrillo
 
Pedrillo
(zeigt, dass er wage, gehenkt zu werden)
 
(zeigt daß er wage gehenkt zu werden)
Doch Blondchen, ach! die Leiter!
 
doch blondchen ach! die leiter!
bist du wohl so viel wert?
 
bist du wohl so viel Werth?
Blonde
 
Blonde:
Hansnarr! schnappt's bei dir über?
 
Hans Narr! schnapts beÿ dir über?
Ei! hättest du mir lieber
 
Eÿ! hättest du mir lieber
die Frage umgekehrt.
 
die frage umgekehrt.
Pedrillo
 
Pedrillo
    Doch Herr Osmin – –
 
doch herr osmin – –
Blonde
 
Blonde:
Lass hören –
 
laß hören –
Konstanze
 
konstanze
Willst du dich nicht erklären? –
 
willst du dich nicht erklären? –
(zugleich)
 
 
Belmonte
 
Bellmont
Ich will. Doch zörne nicht,
 
Ich will. doch zörne nicht,
wenn ich nach dem Gericht,
 
wenn ich nach dem gericht
so ich gehört, es wage,
 
so ich gehört es wage
dich zitternd, bebend frage,
 
dich zitternd, bebend frage,
ob du den Bassa liebst? –
 
ob du den Bassa liebst?
Konstanze
 
konstanze
(Sie weint.)
 
(sie weint)
O! wie du mich betrübst!
 
O! wie du mich betrübst
Pedrillo
 
Pedrillo
    Hat nicht Osmin etwan,
 
hat nicht osmin etwann,
wie man fast glauben kann,
 
wie man fast glauben kann
sein Recht als Herr probieret
 
sein recht als herr Probieret,
und bei dir exerzieret?Schreibvariante in den Textwiederholungen:
bei dir probieret und exerzieret?
 
und beÿ dir exerciret?
Dann wär's ein schlechter Kauf!
 
dann wärs ein schlechter Kauf!
Blonde
 
Blonde:
(gibt dem Pedrillo eine Ohrfeige)
 
(giebt dem Pedrillo eine ohrfeige)
Da nimm die Antwort drauf.
 
da nimm die antwort drauf.
 
Pedrillo
 
Pedrillo
(hält sich das Wang)
 
(hält sich das Wang)
    Nun bin ich aufgeklärt!
 
Nun bin ich aufgeklärt!
Belmonte
 
Bellmont
(kniend)
 
(kniend)
Konstanze! ach vergib!
 
konstanze! ach vergieb!
Blonde
 
Blonde:
(geht zornig von Pedrillo)
 
(geht zornig von Pedrillo)
Du bist mich gar nicht wert.
 
du bist mich gar nicht Werth
Konstanze
 
konstanze
(seufzend sich von Belmonte wegwendend)
 
(seüfzend)
Ob ich dir treu verblieb! –
 
ob ich dir treu verblieb!
(anfangs allein, dann alle viere)
 
Blonde
 
Blonde:
(zu Konstanze)
 
(zu Konstanze)
    Der Schlingel fragt sich an,
 
der schlingel fragt sich an;
ob ich ihm treu geblieben?
 
ob ich ihm treu geblieben?
Konstanze
 
konstanze
(zu Blonde)
 
(zu blonde)
Dem Belmont sagte man,
 
dem Belmont sagte man
ich soll den Bassa lieben!
 
ich soll den Bassa lieben!
Pedrillo
 
Pedrillo
(hält sich das Wang)
 
(hält sich das Wang)
Dass Blonde ehrlich sei,
 
daß blonde Ehrlich seÿ
schwör ich bei allen Teufeln!
 
schwör' ich beÿ allen teufeln.
Belmonte
 
Bellmont
(zu Pedrillo)
 
(zu Pedrillo)
Konstanze ist mir treu,
 
konstanze ist mir treu,
daran ist nicht zu zweifeln.
 
daran ist nicht zu zweifeln.
(zugleich)
 
 
Konstanze, Blonde
 
konstanze/Blonde:
    Wenn unsrer Ehre wegen
 
Wenn unsrer Ehre wegen
die Männer Argwohn hegen,
 
die Männer argwohn hegen
verdächtig auf uns sehn,
 
verdächtig auf uns sehn,
das ist nicht auszustehn.
 
das ist nicht auszustehn.
Belmonte, Pedrillo
 
Bellmont/Pedrillo
Sobald sich Weiber kränken,
 
so bald sich Weiber kränken
dass wir sie untreu denken,
 
daß wir sie untreu denken
dann sind sie wahrhaft treu,
 
dann sind sie wahrhaft treu
von allem Vorwurf frei.
 
von allem vorwurf freÿ.
 
(zugleich)
 
 
Pedrillo
 
Pedrillo
    Liebstes Blondchen! ach! verzeihe,Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Liebstes Blondchen! ach verzeihe!
 
liebstes Blondchen ach! verzeihe
sieh, ich bau auf deine Treue
 
Sieh, ich bau auf deine treue,
mehr itzt als auf meinen Kopf!
 
mehr izt als auf meinen kopf!
Blonde
 
Blonde:
Nein, das kann ich dir nicht schenken,
 
nein, das kann ich dir nicht schenken
mich mit so was zu verdenken,
 
mich mit so was zu verdenken
mit dem alten dummen Tropf!
 
mit dem alten dummen tropf!
Belmonte
 
Bellmont
    Ach Konstanze! ach mein Leben,Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Ach Konstanze! ach mein leben!
 
ach konstanze! ach mein leben,
könntest du mir doch vergeben,
 
könntest du mir doch verzeihenvergeben
dass ich diese Frage tat?
 
daß ich diese frage that.
Konstanze
 
konstanze
Belmont! wie du konntest glauben,
 
Belmont! wie du konntest glauben
dass man dir dies Herz könnt rauben?
 
daß man dir dies herz könnt' rauben?
das nur dir geschlagen hat.
 
das nur dir geschlagen hat.
 
Belmonte, Pedrillo
 
Bellmont/Pedrillo
    Ach verzeihe!
 
ach verzeihe!
Ich bereue!
 
ich bereue!
Konstanze, Blonde
 
konstanze/Blonde:
Ich verzeihe
 
ich verzeihe
deiner Reue!
 
deiner reue
Alle Vier
 
konstanze/Blonde:/Bellmont/Pedrillo
Wohl, es sei nun abgetan!
 
wohl, es seÿ nun abgethan!
    Es lebe die Liebe!
 
Es lebe die liebe
Nur sie sei uns teuer,
 
nur sie seÿ uns theuer
nichts fache das Feuer
 
nichts fache das feuer
der Eifersucht an.
 
der Eifersucht an
(alle ab)
 
Ende des zweiten Akts.