Kritische Edition der Libretto-Vorlage       Diplomatische Übertragung der Libretto-Vorlage Leipzig 1781 
Dritter Auftritt
 
Dritter Auftritt.
Blonde, hernach Pedrillo.
 
Blonde. Hernach Pedrillo.
Blonde
 
Blonde.
Die gute Donna! sie dauert mich herzlich! – Aber ist das nicht Pedrillo, der mir so geheimnisvoll winkt? – Was muss der mir zu sagen haben?
 
Die gute Donna! sie dauert mich
herzlich! – Aber ist das nicht Pedrillo, der mir
so geheimnißvoll winkt? – Was muß der mir zu
sagen haben?
Pedrillo
 
Pedrillo.
Bst, bst! Blondchen, Blondchen! Ist der Weg rein?
 
Bst, Bst! Blondchen, Blondchen!
Ist der Weg rein?
Blonde
 
Blonde.
Komm nur, komm! Der Bassa ist wieder zurück. Ich habe eben meinem Alten den Kopf ein bisschen gewaschen. Was hast du denn?
 
Komm nur, komm! Der Bassa ist
wieder zurück. Ich habe eben meinem Alten den
Kopf ein Bischen gewaschen. Was hast du denn?
Pedrillo
 
Pedrillo.
O Neuigkeiten, Neuigkeiten, die dich entzücken werden.
 
O Neuigkeiten, Neuigkeiten, die
dich entzücken werden.
Blonde
 
Blonde.
Nun? hurtig heraus damit!
 
Nun? hurtig heraus damit!
Pedrillo
 
Pedrillo.
Erst, liebes Herzensblondchen, lass dir vor allen Dingen einen recht herzlichen Kuss geben: Du weißt ja, wie gestohlnes Gut schmeckt.
 
Erst, liebes Herzensblondchen, laß
Fdir vor allen Dingen einen recht herzlichen Kuß ge=
ben: du weißt ja, wie gestohlnes Gut schmeckt.
Blonde
 
Blonde.
Pfui, pfui! Wenn das deine Neuigkeiten alle sind –
 
Pfuy, pfuy! Wenn das deine Neuig=
keiten alle sind –
Pedrillo
 
Pedrillo.
Närrchen, mach darum keinen Lärm; der alte spitzbübische Osmin lauert uns sicher auf den Dienst.
 
Närrchen, mach darum keinen Lärm:
der alte spitzbübische Osmin lauert uns sicher auf
den Dienst.
Blonde
 
Blonde.
Nun? und die Neuigkeiten? –
 
Nun? und die Neuigkeiten? –
Pedrillo
 
Pedrillo.
sind, dass das Ende unsrer Sklaverei vor der Türe ist. – (Er sieht sich sorgfältig um.) Belmonte, Konstanzens Geliebter, ist angekommen; und ich hab ihn unter dem Namen eines Baumeisters hier im Palast eingeführt.
 
Sind, daß das Ende unsrer Skla=
verey vor der Thüre ist. – (Er sieht sich sorgfäl=
tig um.)
Belmonte, Konstanzens Geliebter, ist an=
gekommen; und ich hab' ihn unter dem Namen ei=
nes Baumeisters hier im Palast eingeführt.
Blonde
 
Blonde.
Ah, was sagst du? Belmonte da?
 
Ah was sagst du? Belmonte da?
Pedrillo
 
Pedrillo.
Mit Leib und Seele!
 
Mit Leib und Seele!
Blonde
 
Blonde.
Ha! das muss Konstanze wissen!
 
Ha! das muß Konstanze wissen!
(will fort)
 
(will fort.)
Pedrillo
 
Pedrillo.
Hör nur, Blondchen, hör nur erst: Er hat ein Schiff hier in der Nähe in Bereitschaft, und wir haben beschlossen, euch diese Nacht zu entführen.
 
Hör nur Blondchen, hör nur erst:
Er hat ein Schiff hier in der Nähe in Bereitschaft,
und wir haben beschlossen, euch diese Nacht zu ent=
führen.
Blonde
 
Blonde.
O allerliebst, allerliebst! Herzens-Pedrillo! Das verdient einen Kuss. Geschwind, geschwind zu Konstanzen!
 
O allerliebst, allerliebst! Herzens=Pe=
drillo! Das verdient einen Kuß. Geschwind, ge=
schwind zu Konstanzen!
(will wieder fort)
 
(will wieder fort.)
Pedrillo
 
Pedrillo.
Halt nur, halt, und lass erst mit dir reden. Um Mitternacht kommt Belmonte mit einer Leiter zu Konstanzens Fenster und ich zu dem deinigen; und dann geht's heidi davon!
 
Halt nur halt, und laß erst mit dir
Freden. Um Mitternacht kommt Belmonte mit ei=
ner Leiter zu Konstanzens Fenster, und ich zu dem
deinigen; und dann gehts Heidi davon!
Blonde
 
Blonde.
O vortrefflich! Aber Osmin?
 
O vortreflich! Aber Osmin?
Pedrillo
 
Pedrillo.
Hier ist ein Schlaftrunk für den alten Schlaukopf, den misch ihm fein manierlich ins Getränke, verstehst du? Ich habe dort auch schon ein Fläschchen angefüllt. Geht's hier nicht, wird's dort wohl gehen.
 
Hier ist ein Schlaftrunk für den alten
Schlaukopf, den misch ihm fein manierlich ins Ge=
tränke; verstehst du? Ich habe dort auch schon ein
Fläschchen angefüllt. Geht's hier nicht, wird's
dort wohl gehen.
Blonde
 
Blonde.
Sorg nicht für mich! – Aber kann Konstanze ihren Geliebten nicht sprechen?
 
Sorg' nicht für mich! – Aber kann
Konstanze ihren Geliebten nicht sprechen?
Pedrillo
 
Pedrillo.
Sobald es vollends finster ist, kommt er hier in Garten. Nun geh und bereite Konstanzen vor; ich will hier Belmonten erwarten. Leb wohl, Herzchen, leb wohl!
 
Sobald es vollends finster ist, kommt
er hier in Garten. Nun geh' und bereite Kon=
stanzen vor; ich will hier Belmonten erwarten.
Leb wohl, Herzchen; leb wohl!
Blonde
 
Blonde.
Leb wohl, guter Pedrillo! Ach, was werd ich für Freude anrichten!
 
Leb wohl, guter Pedrillo! Ach, was
werd ich für Freude anrichten!
(Blonde ab)
 
(Blonde ab.)
Vierter Auftritt
 
Vierter Auftritt.
Pedrillo allein.
 
Pedrillo (allein.)
Ah, dass es schon vorbei wäre! dass wir schon auf offner See wären, unsre Mädels im Arm und dies verwünschte Land im Rücken hätten! Doch sei's gewagt; entweder itzt oder niemals. Wer zagt, verliert!
 
Ah, daß es schon vorbey wäre! daß wir schon
auf offner See wären, unsre Mädels im Arm, und
dieß verwünschte Land im Rücken hätten! Doch
Fsey's gewagt; entweder itzt oder niemals. Wer
zagt, verliert!
    Frisch zum Kampfe!
 
    Frisch zum Kampfe!
Frisch zum Streite!
 
Frisch zum Streite!
Nur ein feiger Tropf verzagt.
 
Nur ein feiger Tropf verzagt.
Sollt ich zittern?
 
Sollt' ich zittern?
Sollt ich zagen?
 
Sollt' ich zagen?
Nicht mein Leben
 
Nicht mein Leben
mutig wagen?
 
Muthig wagen?
Nein, ach nein, es sei gewagt!
 
Nein, ach nein, es sey gewagt!
Frisch zum Kampfe!
 
Frisch zum Kampfe!
Frisch zum Streite!
 
Frisch zum Streite!
Nur ein feiger Tropf verzagt.
 
Nur ein feiger Tropf verzagt.
Fünfter Auftritt
 
Fünfter Auftritt.
Pedrillo, Osmin.
 
Pedrillo. Osmin.
Osmin
 
Osmin.
Ha! Geht's hier so lustig zu? Es muss dir verteufelt wohl gehen.
 
Ha! Geht's hier so lustig zu? Es
muß dir verteufelt wohl gehen.
Pedrillo
 
Pedrillo.
Ei, wer wird so ein Kopfhänger sein; es kommt beim Henker da nichts bei heraus: Das haben die Pedrillos von jeher in ihrer Familie gehabt. Fröhlichkeit und Wein versüßt die härteste Sklaverei. Freilich könnt ihr armen Schlucker das nicht begreifen, dass es so ein herrlich Ding um ein Gläschen guten, alten Lustigmacher ist. Wahrhaftig, da hat euer Vater Mahomet einen verzweifelten Bock geschossen, dass er euch den Wein verboten hat. Wenn das verwünschte Gesetz nicht wäre, du müsstest ein Gläschen mit mir trinken, du möchtest wollen oder nicht. (für sich) Vielleicht beißt er an: Er trinkt ihn gar zu gerne.
 
Ey, wer wird so ein Kopfhänger
seyn; es kommt beym Henker da nichts bey heraus:
das haben die Pedrillos von jeher in ihrer Familie
gehabt. Fröhlichkeit und Wein versüßt die härteste
Sklaverey. Freylich könnt ihr armen Schlucker
das nicht begreifen, daß es so ein herrlich Ding um
ein Gläschen guten alten Lustigmacher ist. Wahr=
haftig, da hat euer Vater Mahomet einen verzwei=
Ffelten Bock geschossen, daß er euch den Wein ver=
boten hat. Wenn das verwünschte Gesetz nicht
wäre, du müßtest ein Gläschen mit mir trinken,
du möchtest wollen oder nicht. (Für sich.) Viel=
leicht beißt er an: er trinkt ihn gar zu gerne.
Osmin
 
Osmin.
Wein mit dir? Ja Gift –
 
Wein mit dir? Ja Gift –
Pedrillo
 
Pedrillo.
Immer Gift und Dolch und Dolch und Gift! Lass doch den alten Groll einmal fahren und sei vernünftig. Sieh einmal, ein Paar Flaschen Zyperwein! – Ah – (Er zeigt ihm zwei Flaschen, wovon die eine größer als die andere ist.) die sollen mir trefflich schmecken!
 
Immer Gift und Dolch, und Dolch
und Gift! Laß doch den alten Groll einmal fahren
und sey vernünftig. Sieh einmal, ein Paar Flaschen
Cyperwein! – Ah – (Er zeigt ihm zwey Fla=
schen, wovon die eine größer als die andere ist.)

Die sollen mir treflich schmecken!
Osmin
 
Osmin
(für sich)
 
(für sich.)
Wenn ich trauen dürfte?
 
Wenn ich trauen dürfte?
Pedrillo
 
Pedrillo.
Das ist ein Wein! das ist ein Wein!
 
Das ist ein Wein! das ist ein Wein!
(Er setzt sich nach türkischer Art auf die Erde, und
trinkt aus der kleinen Flasche.)
(Er setzt sich nach türkischer Art auf die Erde und trinkt aus der kleinen Flasche.)
 
Osmin
 
Osmin.
Kost einmal die große Flasche auch.
 
Kost einmal die große Flasche auch.
Pedrillo
 
Pedrillo.
Denkst wohl gar, ich habe Gift hineingetan? Ha! lass dir keine graue Haare wachsen. Es verlohnte sich der Mühe, dass ich deinetwegen zum Teufel führe. Da sieh, ob ich trinke. (Er trinkt aus der großen Flasche ein wenig.) Nun, hast du noch Bedenken? Traust mir noch nicht? Pfui, Osmin! sollt'st dich schämen – Da nimm! (Er gibt ihm die große Flasche.) Oder willst du die kleine?
 
Denkst wohl gar, ich habe Gift
hinein gethan? Ha! laß dir keine graue Haare wach=
sen. Es verlohnte sich der Muhe, daß ich deinet=
wegen zum Teufel führe. Da sieh, ob ich trinke.
(Er trinkt aus der großen Flasche ein Wenig.) Nun
hast du noch Bedenken? trau'st mir noch nicht?
Pfuy, Osmin! sollt'st dich schämen – Da nimm!
(Er giebt ihm die große Flasche.) Oder willst du die
kleine?
Osmin
 
FOsmin.
Nein, lass nur, lass nur! Aber wenn du mich verrätst –
 
Nein laß nur, laß nur! Aber wenn
du mich verräthst. –
(sieht sich sorgfältig um)
 
(Sieht sich sorgfältig um.)
Pedrillo
 
Pedrillo.
Als wenn wir einander nicht weiter brauchten. Immer frisch! Mahomet liegt längst auf'm Ohr und hat nötiger zu tun, als sich um deine Flasche Wein zu bekümmern.
 
Als wenn wir einander nicht weiter
brauchten. Immer frisch! Mahomet liegt längst
aufm Ohr, und hat nöthiger zu thun, als sich um
deine Flasche Wein zu bekümmern.
Duett
 
Duett.
Pedrillo
 
Pedrillo.
    Vivat Bacchus!
 
    Vivat Bachus!
Bacchus lebe!
 
Bachus lebe!
Bacchus war ein braver Mann!
 
Bachus war ein braver Mann!
Osmin
 
Osmin.
    Ob ich's wage?
 
Ob ichs wage?
Ob ich trinke?
 
Ob ich trinke?
Ob's wohl Allah sehen kann?
 
Ob's wohl Alla sehen kann?
Pedrillo
 
Pedrillo.
    Was hilft das Zaudern?
 
Was hilft das Zaudern?
Hinunter, hinunter!
 
Hinunter, hinunter!
Nicht lange, nicht lange gefragt!
 
Nicht lange, nicht lange gefragt!
Osmin
 
 
Osmin.
    Nun war's geschehen,
 
Nun war's geschehen,
nun war's hinunter;
 
Nun war's hinunter;
das heiß ich, das heiß ich gewagt!
 
Das heiß ich, das heiß ich gewagt!
 
FBeide.
Beide
 
Beide.
    Es leben die Mädchen,
 
Es leben die Mädchen,
die Blonden, die Braunen,
 
Die Blonden, die Braunen,
sie leben hoch!
 
Sie leben hoch!
Pedrillo
 
Pedrillo.
    Das schmeckt trefflich!
 
Das schmeckt treflich!
Osmin
 
Osmin.
Das schmeckt herrlich!
 
Das schmeckt herrlich!
Beide
 
Beide.
Ah! das heiß ich Göttertrank!
 
Ah! das heiß ich Göttertrank!
    Vivat Bacchus,
 
Vivat Bachus,
Bacchus lebe,
 
Bachus lebe,
Bacchus, der den Wein erfand!
 
Bachus, der den Wein erfand!
Pedrillo
 
Pedrillo.
Wahrhaftig, das muss ich gestehen, es geht doch nichts über den Wein! Wein ist mir lieber als Geld und Mädchen. Bin ich verdrüßlich, mürrisch, launisch: Hurtig nehm ich meine Zuflucht zur Flasche; und kaum seh ich den ersten Boden, weg ist all mein Verdruss! – Meine Flasche macht mir kein schiefes Gesicht wie mein Mädchen, wenn ihr der Kopf nicht auf dem rechten Flecke steht. Und schwatzt mir von Süßigkeit der Liebe und des Ehestands, was ihr wollt: Wein auf der Zunge geht über alles!
 
Wahrhaftig, das muß ich gestehen,
es geht doch nichts über den Wein! Wein ist mir
lieber, als Geld und Mädchen. Bin ich verdrüß=
lich, mürrisch, launisch: hurtig nehm' ich meine
Zuflucht zur Flasche; und kaum seh' ich den ersten
Boden: weg ist alle mein Verdruß! – Meine
Flasche macht mir kein schiefes Gesicht, wie mein
Mädchen, wenn ihr der Kopf nicht auf dem rechten
Flecke steht; und schwatzt mir von Süßigkeit der
FLiebe und des Ehestands, was ihr wollt: Wein
auf der Zunge geht über alles!
(Osmin fängt bereits an, die Wirkung des Weins und des Schlaftrunks zu spüren, und wird bis zu Ende des Auftritts immer schläfriger und träger; doch darf's der Schauspieler nicht übertreiben und muss nur immer halb träumend und schlaftrunken bleiben.)
 
(Osmin fängt bereits an die Wir=
kung des Weins und des Schlaf=
trunks zu spüren, und wird bis
zu Ende des Auftritts immer
schläfriger und träger, doch darfs
der Schauspieler nicht übertrei=
ben, und muß nur immer halb
träumend und schlaftrunken
bleiben.)
Osmin
 
Osmin.
Das ist wahr – Wein – Wein – ist ein schönes Getränke; und unser großer – Prophet mag mir's nicht übel nehmen – – Gift und Dolch! es ist doch eine hübsche Sache um den Wein! – Nicht – – Bruder Pedrillo?
 
Das ist wahr – Wein – Wein –
ist ein schönes Getränke; und unser großer –
Prophet mag mirs nicht übel nehmen – – Gift
und Dolch! es ist doch eine hübsche Sache um den
Wein! – Nicht – – Bruder Pedrillo?
Pedrillo
 
Pedrillo.
Richtig, Bruder Osmin, richtig!
 
Richtig, Bruder Osmin, richtig!
Osmin
 
Osmin.
Man wird gleich so – munter (Er nickt zuweilen.) so vergnügt – so aufgeräumt – – Hast du nichts mehr, Bruder?
 
Man wird gleich so – munter (er
nickt zuweilen)
so vergnügt – so aufgeräumt – –
Hast du nichts mehr, Bruder?
(Er langt auf eine lächerliche Art nach einer zwoten Flasche, die Pedrillo ihm reicht.)
 
(Er langt auf eine lächerliche Art nach
einer zwoten Flasche, die Pedrillo
ihm reicht.)
Pedrillo
 
Pedrillo.
Hör du, Alter: Trink mir nicht zu viel; es kommt einem im Kopf.
 
Hör du, Alter: trink mir nicht zu
viel; es kommt einem im Kopf.
Osmin
 
Osmin.
Trag doch keine – Sorge, ich bin ja – so – nüchtern wie möglich – Aber das ist wahr – (Er fängt an, auf die Erde hin und her zu wanken.) es schmeckt – – vortrefflich! –
 
Trag doch keine – Sorge, ich bin
Fja – so – nüchtern wie möglich – Aber das ist
wahr – (er fängt an, auf die Erde hin und her zu
wanken)
es schmeckt – – vortreflich! –
Pedrillo
 
Pedrillo
(für sich)
 
(für sich.)
Es wirkt, Alter; es wirkt!
 
Es wirkt, Alter; es wirkt!
Osmin
 
Osmin.
Aber verraten musst du mich nicht – Brüderchen – verraten – denn – wenn's Mahomet – – nein, nein – der Bassa wüsste – – denn siehst du – – – liebes Blondchen – – ja oder nein! – –
 
Aber verrathen mußt du mich nicht
– Brüderchen – verrathen – denn – wenns
Mahomet – – nein, nein – der Bassa wüßte
– – denn siehst du – – – liebes Blondchen
– – ja oder nein! – –
Pedrillo
 
Pedrillo
(für sich)
 
(für sich.)
Nun wird's Zeit, ihn fortzuschaffen! (laut) Nun komm, Alter, komm, wir wollen schlafen gehn!
 
Nun wirds Zeit, ihn fort=
zuschaffen! (laut.) Nun komm, Alter, komm, wir
wollen schlafen gehn!
(Er hebt ihn auf.)
 
(Er hebt ihn auf.)
Osmin
 
Osmin.
Schlafen? – Schämst du dich nicht? – – Gift und Dolch! Wer wird denn so schläfrig sein – es ist ja kaum Morgen –
 
Schlafen? – Schämst du dich nicht?
– – Gift und Dolch! Wer wird denn so schläf=
rig seyn – es ist ja kaum Morgen –
Pedrillo
 
Pedrillo.
Hoho, die Sonne ist schon hinunter! – Komm, komm, dass uns der Bassa nicht überrascht!
 
Ho ho, die Sonne ist schon hin=
unter! – Komm, komm, daß uns der Bassa
nicht überrascht!
Osmin
 
Osmin.
(im Abführen)
 
(im Abführen.)
Ja, ja – – eine Flasche – guter – Bassa – geht über – – alles! – Gute Nacht – – Brüderchen – gute Nacht. –
 
Ja, ja, – – eine
Flasche – guter – Bassa – geht über – –
alles! – Gute Nacht – – Brüderchen – gute
Nacht. –
(Pedrillo führt ihn hinein, kommt aber gleich wieder zurück.)
 
(Pedrillo führt ihn hinein, kommt aber
gleich wieder zurück.)
Sechster Auftritt
 
FSechster Auftritt.
Pedrillo, hernach Belmonte, Konstanze, Blonde.
 
Pedrillo. Hernach Belmonte. Konstanze.
Blonde.
Pedrillo
 
Pedrillo
(macht's Osmin nach)
 
(machts Osmin nach.)
Gute Nacht – Brüderchen – gute Nacht! Hahahaha, alter Eisenfresser! erwischt man dich so? Gift und Dolch! – Du hast deine Ladung! Nur fürcht ich, ist's noch zu zeitig am Tage; bis Mitternacht sind noch drei Stunden, und da könnt er leicht wieder ausgeschlafen haben. – – Ach! kommen Sie, kommen Sie, liebster Herr! Unser Argus ist blind; ich hab ihn tüchtig zugedeckt.
 
Gute Nacht
– Brüderchen – gute Nacht! Hahahaha, alter
Eisenfresser! erwischt man dich so? Gift und Dolch!
– Du hast deine Ladung! Nur fürcht' ich, ists
noch zu zeitig am Tage; bis Mitternacht sind noch
drey Stunden, und da könnt er leicht wieder aus=
geschlafen haben. – – Ach! kommen Sie, kom=
men Sie, liebster Herr! Unser Argus ist blind; ich
hab ihn tüchtig zugedeckt.
Belmonte
 
Belmonte.
O dass wir glücklich wären! – Aber sag: Ist Konstanze noch nicht hier?
 
O daß wir glücklich wären! –
Aber sag: ist Konstanze noch nicht hier?
Pedrillo
 
Pedrillo.
Eben kommt sie da den Gang herauf. Reden Sie alles mit ihr ab; aber fassen Sie sich kurz, denn der Verräter schläft nicht immer.
 
Eben kommt sie da den Gang herauf.
Reden Sie alles mit ihr ab: aber fassen Sie sich
kurz; denn der Verräther schläft nicht immer.
(Während der Unterredung des Belmonte mit Konstanzen unterhält sich Pedrillo mit Blonden, der er durch Pantomime den ganzen Auftritt mit dem Osmin vormacht und jenen nachahmt; zuletzt unterrichtet er sie ebenfalls, dass er um Mitternacht mit einer Leiter unter ihr Fenster kommen wolle, um sie zu entführen.)
 
(Währender Unterredung des Belmon=
de mit Konstanzen, unterhält sich
Pedrillo mit Blonden, der er durch
Pantomime den ganzen Auftritt
mit dem Osmin vormacht, und je=
nen nachahmt; zuletzt unterrichtet
er sie ebenfalls, daß er um Mitter=
Fnacht mit einer Leiter unter ihr Fen=
ster kommen wolle, um sie zu ent=
führen.)
Konstanze, Belmonte (einander im Arm).
 
(einander im Arm.)
 
Konstanze
 
Konstanze.
O mein Belmonte!
 
O mein Belmonte!
Belmonte
 
Belmonte.
O Konstanze!
 
O Konstanze!
 
Konstanze
 
Konstanze.
Ist's möglich? – Nach so viel Tagen der Angst, nach so viel ausgestandenen Leiden dich wieder in meinen Armen –
 
Ists möglich? – Nach so viel
Tagen der Angst, nach so viel ausgestandenen Lei=
den, dich wieder in meinen Armen –
Belmonte
 
Belmonte.
Oh, dieser Augenblick versüßt allen Kummer, macht mich all meinen Schmerz vergessen –
 
O, dieser Augenblick versüßt allen
Kummer, macht mich all meinen Schmerz ver=
gessen –
Konstanze
 
Konstanze.
Hier will ich an deinem Busen liegen und weinen! – Ach, jetzt fühl ich's: Die Freude hat auch ihre Tränen!
 
Hier will ich an deinem Busen
liegen und weinen! – Ach, jetzt fühl ichs: die
Freude hat auch ihre Thränen!
Belmonte
 
Belmonte.
Lass mich sie hinwegküssen, diese Tränen; o dass es die letzten wären! – Aber, Konstanze, ist's wahr? Du bist die Geliebte des Bassa? –
 
Laß mich sie hinweg küssen diese
Thränen; o daß es die letzten wären! – Aber,
Konstanze, ists wahr? Du bist die Geliebte des
Bassa? –
Konstanze
 
Konstanze.
Wie, Belmonte? Konntest du glauben, dass deine Konstanze jemals untreu werden könnte? Traust du einem Mädchen nicht mehr Treue und Standhaftigkeit zu? – Wie viel Nächte hab ich schlaflos auf meinem Lager durchwacht, wie viel Seufzer für dich zum Himmel geschickt – Ha! rief ich aus: Gütiger Himmel! erhalte nur meinen Belmonte; und ich will gern alles erdulden, ihm dies Herz so treu wiederzubringen, als es bei unserer Trennung war.
 
Wie, Belmonte? Konntest du
glauben, daß deine Konstanze jemals untreu wer=
den könnte? Traust du einem Mädchen nicht mehr
Treue und Standhaftigkeit zu? – Wie viel Nächte
hab' ich schlaflos auf meinem Lager durchwacht, wie
viel Seufzer für dich zum Himmel geschickt – Ha!
rief ich aus: Gütiger Himmel! erhalte nur meinen
FBelmonte; und ich will gern alles erdulden, ihm
dieß Herz so treu wieder zu bringen, als es bey un=
serer Trennung war.
Belmonte
 
Belmonte.
O verzeih, Konstanze, verzeih dem misstrauischen Liebhaber. Du weißt ja: Unglück macht misstrauisch. Mit diesem Kuss empfange meine Gelübde aufs Neue, ewig, ewig der Deinige zu sein! – – Und nun zu unserm Vorhaben: Ich hab hier ein Schiff in Bereitschaft; um Mitternacht, wenn alles schläft, komm ich an dein Fenster; und dann sei die Liebe unser Schutzengel!
 
O verzeih, Konstanze, verzeih
dem mißtrauischen Liebhaber. Du weißt ja: Un=
glück macht mißtrauisch. Mit diesem Kuß empfan=
ge meine Gelübde aufs Neue, ewig, ewig der Dei=
nige zu seyn! – – Und nun zu unserm Vorha=
ben: Ich hab hier ein Schiff in Bereitschaft; um
Mitternacht, wenn alles schläft, komm ich an dein
Fenster; und dann sey die Liebe unser Schutzengel!
Konstanze
 
Konstanze.
Mit tausend Freuden! Was wollt ich nicht mit dir wagen? Ich erwarte dich –
 
Mit tausend Freuden! Was wollt
ich nicht mit dir wagen? Ich erwarte dich –
Pedrillo
 
Pedrillo.
Also, liebes Blondchen, pass ja hübsch auf, hörst du's?
 
Also, liebes Blondchen, paß ja hübsch
auf, hörst du's?
Blonde
 
Blonde
Sorge für mich nicht. Das wär das erste Abenteuer, das ein Mädchen verschlafen hätte.
 
Sorge für mich nicht. Das wär
das erste Abentheuer, das ein Mädchen verschlafen
hätte.
Pedrillo
 
Pedrillo.
Du wirst's schon merken, wenn du so was Gesungenes hörst, wie's so meine Art des Abends immer ist; dann pass auf, und dann mit einem Sprung ins Schiff! – Nur hübsch Mut gefasst und nicht verzagt: Wer alles zu verlieren hat, muss alles wagen!
 
Du wirst's schon merken, wenn du
so was Gesungenes hörst, wie's so meine Art des
Abends immer ist; dann paß auf, und dann mit
einem Sprung ins Schiff! – Nur hübsch Muth
gefaßt, und nicht verzagt: Wer alles zu verlieren
hat, muß alles wagen!
    Mit Pauken und Trompeten
 
FMit Pauken und Trompeten,
und Tapferkeit und Stärke
 
Und Tapferkeit und Stärke
gehn Helden rasch zu Werke
 
Gehn Helden rasch zu Werke,
und tragen Sieg davon.
 
Und tragen Sieg davon.
Blonde
 
Blonde.
    Auch schwacher Mädchen Herzen
 
Auch schwacher Mädchen Herzen
kann Heldenmut beleben;
 
Kann Heldenmuth beleben;
trotz Zagen, Angst und Beben
 
Trotz Zagen, Angst und Beben,
ist endlich Sieg ihr Lohn.
 
Ist endlich Sieg ihr Lohn.
Belmonte
 
Belmonte.
    Für dich, mein teures Leben,
 
Für dich, mein theures Leben,
sollt ich nicht alles wagen?
 
Sollt' ich nicht alles wagen?
Selbst Fesseln für dich tragen,
 
Selbst Fesseln für dich tragen,
wär schon ein süßer Lohn.
 
Wär' schon ein süßer Lohn.
Konstanze
 
Konstanze.
    Was acht ich die Gefahren!
 
Was acht ich die Gefahren!
In dir nur find ich Freuden.
 
In dir nur find' ich Freuden.
Den Tod für dich zu leiden,
 
Den Tod für dich zu leiden,
wär für mich süßer Lohn.
 
Wär' für mich süßer Lohn.
Alle zugleich
 
Alle zugleich.
    Wie bebt das Herz vor Freuden!
 
Wie bebt das Herz vor Freuden!
Ha! mit der Liebe Flügeln
 
Ha! mit der Liebe Flügeln
eil ich durch Meer und Fluten,
 
Eil ich durch Meer und Fluthen,
Geliebte|Geliebter schon davon.
 
Geliebte, (Geliebter) schon davon.