Kritische Edition der Libretto-Vorlage       Diplomatische Übertragung der Libretto-Vorlage Leipzig 1781 
Sechster Auftritt
 
FSechster Auftritt.
 
Zimmer des Bassa.
Selim mit Gefolge, hernach Osmin, Belmonte, Konstanze, Pedrillo, Blonde und Wache.
 
Selim mit Gefolge, hernach Osmin, Belmonte,
Konstanze, Pedrillo, Blonde, und
Wache.
Selim
 
Selim
(zu einem seiner Offiziere)
 
(zu einem seiner Officiere.)
Geht, unterrichtet euch, was der Lärm im Palast bedeutet; er hat uns im Schlaf aufgeschreckt, und lasst mir Osmin kommen.
 
Geht, un=
terrichtet Euch, was der Lärm im Palast bedeutet;
er hat uns im Schlaf aufgeschreckt, und laßt mir
Osmin kommen.
(Der Offizier will abgehen, indem kommt Osmin zwar hastig, doch noch ein wenig schläfrig.)
 
(Der Officier will abgehen, indem kommt
Osmin zwar hastig, doch noch ein we=
nig schläfrig.)
Osmin
 
Osmin.
Herr! – Verzeih, dass ich es so früh wage – deine Ruhe zu stören.
 
Herr! – Verzeih, daß ich es so
früh wage – deine Ruhe zu stören.
Selim
 
Selim.
Was gibt's, Osmin, was gibt's? Was bedeutet der Aufruhr?
 
Was giebts, Osmin, was giebts?
Was bedeutet der Aufruhr?
Osmin
 
Osmin.
Herr, es ist die schändlichste Verräterei in deinem Palast –
 
Herr, es ist die schändlichste Ver=
rätherey in deinem Palast –
Selim
 
Selim.
Verräterei?
 
Verrätherey?
Osmin
 
Osmin.
Die niederträchtigen Christensklaven entführen uns – die Weiber. Der große Baumeister, den du gestern auf Zureden des Verräters Pedrillo aufnahmst, hat deine – schöne Konstanze entführt.
 
Die niederträchtigen Christensklaven
entführen uns – die Weiber. Der große Bau=
meister, den du gestern auf Zureden des Verräthers
FPedrillo aufnahmst, hat deine – schöne Konstanze
entführt.
Selim
 
Selim.
Konstanze? entführt? Ah, setzt ihnen nach!
 
Konstanze? entführt? Ah, setzt ihnen
nach!
Osmin
 
Osmin.
O 's ist schon dafür gesorgt! Meiner Wachsamkeit – hast du es zu danken, dass ich sie wieder beim Schopfe gekriegt habe. Auch mir selbst hatte der – spitzbübische Pedrillo eine gleiche Ehre zugedacht, und er hatte mein Blondgen schon beim Kopfe, um mit ihr – in alle Welt zu reisen – Aber, Gift und Dolch! er soll mir's entgelten! – Sieh, da bringen sie sie!
 
O 's ist schon dafür gesorgt! Meiner
Wachsamkeit – hast du es zu danken, daß ich sie
wieder beym Schopfe gekriegt habe. Auch mir
selbst hatte der – spitzbübische Pedrillo eine glei=
che Ehre zugedacht, und er hatte mein Blondgen
schon beym Kopfe, um mit ihr – in alle Welt zu
reisen – Aber Gift und Dolch! er soll mirs ent=
gelten! – Sieh, da bringen sie sie!
(Belmonte und Konstanze werden von der Wache hereingeführt.)
 
(Belmonte und Constanze werden von der
Wache hereingeführt.)
Selim
 
Selim.
Ah, Verräter! Wagt ihr's, vor meine Augen zu kommen? – Ha, du heuchlerische Sirene? War das der Aufschub, den du begehrtest? Missbrauchtest du so die Nachsicht, die ich dir gab, um mich zu hintergehen?
 
Ah, Verräther! Wagt ihr's, vor mei=
ne Augen zu kommen? – Ha, du heuchlerische Si=
rene? War das der Aufschub, den du begehrtest?
Mißbrauchtest du so die Nachsicht, die ich dir gab,
um mich zu hintergehen?
Konstanze
 
Konstanze.
Ich bin strafbar in deinen Augen, Herr, es ist wahr. Aber es ist mein Geliebter, mein einziger Geliebter, dem lang schon dieses Herz gehört. O nur für ihn, nur um seinetwillen fleht ich Aufschub. – O lass mich sterben! Gern, gern will ich den Tod erdulden: Aber schone nur sein Leben –
 
Ich bin strafbar in deinen Augen,
Herr, es ist wahr: aber es ist mein Geliebter, mein
einziger Geliebter, dem lang schon dieses Herz ge=
hört. O nur für ihn, nur um seinetwillen fleht' ich
Aufschub. – O laß mich sterben! Gern, gern will
ich den Tod erdulden: aber schone nur sein Leben –
Selim
 
Selim.
Und du wagst's, Unverschämte, für ihn zu bitten?
 
Und du wagst's, Unverschämte, für
ihn zu bitten?
Konstanze
 
FKonstanze.
Noch mehr: für ihn zu sterben!
 
Noch mehr: für ihn zu sterben!
Belmonte
 
Belmonte.
Ha, Bassa! Noch nie erniedrigte ich mich zum Bitten, noch nie hat dieses Knie sich vor einem Menschen gebeugt: Aber sieh, hier lieg ich zu deinen Füßen; und gerne will ich sterben, nur schone Konstanzen!
 
Ha, Bassa! Noch nie erniedrigte
ich mich zum Bitten, noch nie hat dieses Knie sich
vor einem Menschen gebeugt: aber sieh, hier lieg
ich zu deinen Füßen; und gerne will ich sterben,
nur schone Konstanzen!
Konstanze
 
Konstanze.
Nein, hör ihn nicht, Bassa, hör ihn nicht: Die Liebe macht ihn blind; er weiß nicht, was er spricht. Mich allein lass deinen Zorn empfinden, mich allein sterben.
 
Nein, hör ihn nicht, Bassa, hör
ihn nicht: die Liebe macht ihn blind; er weiß nicht,
was er spricht. Mich allein laß deinen Zorn em=
pfinden, mich allein sterben.
Belmonte
 
Belmonte.
Nein, Konstanze, nein! Nur ich habe den Tod verdient; nur ich sterbe –
 
Nein, Konstanze, nein! Nur ich
habe den Tod verdient; nur ich sterbe –
Selim
 
Selim.
Schweigt, Unglückliche, schweigt! ihr sollt beide sterben.
 
Schweigt, Unglückliche, schweigt! ihr
sollt beyde sterben.
Konstanze
 
Konstanze.
O wie glücklich! – O mein Geliebter! man will uns nicht trennen. Ach, in deinen Armen zu sterben, welche Wonne!
 
O wie glücklich! – O mein
Geliebter! man will uns nicht trennen. Ach, in
deinen Armen zu sterben, welche Wonne!
Duett
 
Duett.
Konstanze, Belmonte
 
Konstanze und Belmonte.
    Ach, von deinem Arm umschlungen,
 
Ach, von deinem Arm umschlungen,
Todesengel, sei willkommen!
 
Todesengel, sey willkommen!
Lächelnd sink ich in das Grab.
 
Lächelnd sink' ich in das Grab.
Konstanze
 
Konstanze.
O wie selig!
 
O wie selig!
Belmonte
 
Belmonte.
O wie glücklich!
 
O wie glücklich!
Konstanze
 
FKonstanze.
    Am elysischen Gestade,
 
Am elysischen Gestade,
Belmonte
 
Belmonte.
auf dem nie betretnen Pfade
 
Auf dem nie betretnen Pfade
Beide
 
Beide.
mich mit dir vereint zu sehn!
 
Mich mit dir vereint zu sehn!
Konstanze
 
Konstanze.
Welche Freude!
 
Welche Freude!
Belmonte
 
Belmonte.
Welche Wonne!
 
Welche Wonne!
Konstanze
 
Konstanze.
    An dem ruhevollen Strande,
 
An dem ruhevollen Strande,
Belmonte
 
Belmonte.
in dem unbekannten Lande
 
In dem unbekannten Lande,
Beide
 
Beide.
mich an deiner Hand zu sehn!
 
Mich an deiner Hand zu sehn!
(zugleich)
 
zugleich.
 
Konstanze
 
Konstanze.
O wie selig!
 
O wie selig!
Belmonte
 
Belmonte.
O wie glücklich!
 
O wie glücklich!
Konstanze
 
Konstanze.
Mein Geliebter!
 
Mein Geliebter!
Belmonte
 
Belmonte.
Ach, Geliebte!
 
Ach, Geliebte!
Beide
 
Beide.
Lächelnd sink ich in das Grab!
 
Lächelnd sink' ich in das Grab!
 
Selim
 
FSelim
(beiseite)
 
(bey Seite.)
Fast rührt mich so viel Liebe, so viel Beständigkeit.
 
Fast rührt mich so viel Liebe,
so viel Beständigkeit.
Osmin
 
Osmin.
Ach, Herr! kannst du das sehen? zugeben, dass sie da vor deinen Augen – Ha, Gift und Dolch! Die Wut lässt mich nicht reden. – Ah! da kommt auch das zärtliche Pärchen, das auch mir so einen Streich gespielt hat. – Ach, könnt ich dich mit den Augen töten, heimtückscher Verräter!
 
Ach, Herr! kannst du das sehen?
zugeben, daß sie da vor deinen Augen – Ha, Gift
und Dolch! Die Wuth läßt mich nicht reden. –
Ah! da kommt auch das zärtliche Pärchen, das
auch mir so einen Streich gespielt hat. – Ach,
könnt' ich dich mit den Augen tödten, heimtückscher
Verräther!
(Die Wache bringt Pedrillo und Blonden ebenfalls gefesselt.)
 
(Die Wache bringt Pedrillo und Blonden
ebenfalls gefesselt.)
Pedrillo
 
Pedrillo
(dem Bassa zu Füßen)
 
(dem Bassa zu Füßen.)
Großer Bassa! Vergib, wenn's möglich ist, dass wir's wagten, ohne Abschied davonzugehen. Die Liebe ist an der ganzen Affäre schuld. Das liebe Mädchen hier ist eine alte Bekanntschaft aus Spanien: Unsere Ehe war so gut als richtig; und wenn wir glücklich dazumal nach Cadix gekommen wären, wir wären längst Mann und Frau. Das Heimweh kam ihr und mir in Kopf; der alte Griesgram quälte sie Tag und Nacht –
 
Großer Bassa!
Vergieb, wenns möglich ist, daß wirs wagten, oh=
ne Abschied davon zu gehen. Die Liebe ist an der
ganzen Affaire schuld. Das liebe Mädchen hier ist
eine alte Bekanntschaft aus Spanien: unsere Ehe
war so gut als richtig; und wenn wir glücklich da=
zumal nach Cadix gekommen wären, wir wären,
längst Mann und Frau. Das Heimweh kam ihr
und mir in Kopf; der alte Grisgram quälte sie
Tag und Nacht –
Selim
 
Selim.
Schweig, Verräter, und reize meinen Zorn nicht noch mehr! – Osmin! Man erdrossle sie zugleich!
 
Schweig, Verräther, und reize meinen
Zorn nicht noch mehr! – Osmin! Man erdroßle
sie zugleich!
Osmin
 
Osmin.
O mit tausend Freuden!
 
O mit tausend Freuden!
(Einige Türken mit seidenen Stricken nähern sich ihnen.)
 
(Einige Türken mit seidenen Stricken nä=
hern sich ihnen.)
Pedrillo
 
FPedrillo.
Ach liebes Mädchen! wer hätte das gedacht!
 
Ach liebes Mädchen! wer hätte das
gedacht!
Blonde
 
Blonde.
Unglücklicher Tag! unglückliches Mädchen!
 
Unglücklicher Tag! unglückliches
Mädchen!
(einander im Arm)
 
einander im Arm.
 
Belmonte
 
Belmonte.
Ach, meine Konstanze!
 
Ach, meine Konstanze!
Konstanze
 
Konstanze.
O mein Belmonte!
 
O mein Belmonte!
 
Selim
 
Selim.
Belmonte sagst du? – Ist das dein Name?
 
Belmonte sagst du? – Ist das dein
Name?
Belmonte
 
Belmonte.
O dass er's nicht wäre!
 
O daß ers nicht wäre!
Selim
 
Selim.
Belmonte! Belmonte?
 
Belmonte! Belmonte?
Belmonte
 
Belmonte.
Der unglückliche Belmonte! Ein Ball des Unglücks von Jugend auf. – Ohne Vater, ohne Freund –
 
Der unglückliche Belmonte! Ein
Ball des Unglücks von Jugend auf. – Ohne Vater,
ohne Freund –
Selim
 
Selim
(für sich)
 
(für sich.)
Gott! wär es möglich? (laut) Sag, sag, junger Mann, wie heißt deine Vaterstadt?
 
Gott! wär es möglich? (laut)
Sag, sag, junger Mann, wie heißt deine Vaterstadt?
Belmonte
 
Belmonte.
Toledo.
 
Toledo.
Selim
 
Selim.
Und wer war dein Vater?
 
Und wer war dein Vater?
Belmonte
 
Belmonte.
Don Carlos Belmonte, der mich als ein Kind von vier Jahren in das Kloster St. Sebastian überbrachte –
 
Don Carlos Belmonte; der mich
als ein Kind von vier Jahren in das Kloster St.
Sebastian überbrachte –
Selim
 
Selim.
Ach Gott, er ist's! Mein Sohn, mein Sohn! Du bist mein Sohn; ich! bin dein Vater.
 
Ach Gott, er ists! Mein Sohn, mein
Sohn! Du bist mein Sohn; ich! bin dein Vater.
Belmonte
 
Belmonte.
Mein Vater? mein Vater?
 
Mein Vater? mein Vater?
Selim
 
Selim.
Dein unglücklicher Vater! Komm in meine Arme! Wie viele vergebliche Nachforschungen hab ich deinetwegen angestellt, wie viele Tränen um dich vergossen! – O dass mich ein unbesonnener Augenblick zu dem Schritte verleitete – Doch jetzt nichts hiervon; jetzt bin ich bloß der glückliche Vater.
 
Dein unglücklicher Vater! Komm in
meine Arme! Wie viele vergebliche Nachforschun=
gen hab' ich deinetwegen angestellt; wie viele Thrä=
Fnen um dich vergossen! – O daß mich ein unbe=
sonnener Augenblick zu dem Schritte verleitete –
Doch jetzt nichts hiervon; jetzt bin ich blos der glück=
liche Vater.
Belmonte
 
Belmonte.
O mein Vater, mein Vater! Wie soll ich's der Vorsehung danken – In dem schrecklichsten Augenblick meines Lebens, am Rande des Todes – und nun so glücklich! O Konstanze, Konstanze! lass uns seine Knie umfassen –
 
O mein Vater, mein Vater!
Wie soll ichs der Vorsehung danken – In dem
schrecklichsten Augenblick meines Lebens, am Ran=
de des Todes – und nun so glücklich! O Konstanze,
Konstanze! laß uns seine Knie umfassen –
(Sie werfen sich nieder.)
 
(Sie werfen sich nieder.)
Konstanze
 
Konstanze.
Darf ich's wagen? Wollen Sie auch mein Vater sein?
 
Darf ichs wagen? wollen Sie
auch mein Vater seyn?
Selim
 
Selim.
Steh auf! steh auf, gutes Mädchen, er ist dein! Seid meine Kinder!
 
Steh auf! steh auf, gutes Mädchen,
er ist dein! Seyd meine Kinder!
Konstanze, Belmonte
 
Konstanze und Belmonte
(ihm die Hände küssend)
 
(ihm die Hände
küssend.)
O wie glücklich!
 
O wie glücklich!
Konstanze
 
Konstanze.
Ich kann mich kaum fassen! Ist's ein Traum, oder ist's Wahrheit? – – O das Herz wallt mir vor Freude, vor Entzücken!
 
Ich kann mich kaum fassen! Ist's
ein Traum, oder ists Wahrheit? – – O das
Herz wallt mir vor Freude, vor Entzücken!
    Ah, mit freudigem Entzücken
 
Ah, mit freudigem Entzücken
strömt mein feuriger Gesang;
 
Strömt mein feuriger Gesang;
und hinauf zu jenen Höhen
 
Und hinauf zu jenen Höhen
steigt des Herzens Wonnedank.
 
Steigt des Herzens Wonnedank.
Schon umgab mich Todesschrecken;
 
Schon umgab mich Todesschrecken;
ach! ich fühlte mich nicht mehr,
 
Ach! ich fühlte mich nicht mehr,
und in höhern Regionen
 
Und in höhern Regionen
flatterte mein Geist umher.
 
Flatterte mein Geist umher.
V. A.Von Anfang
 
V. A.
Pedrillo
 
FPedrillo
(mit Blonden dem Bassa zu Füßen)
 
(mit Blonden dem Bassa zu Füßen.)
Herr, dürfen wir beide Unglückliche es auch wagen, um Gnade zu flehen? – Ein alter getreuer Diener deines Sohnes –
 
Herr,
dürfen wir beyde Unglückliche es auch wagen, um
Gnade zu flehen? – Ein alter getreuer Diener dei=
nes Sohnes –
Belmonte
 
Belmonte.
Auch ich bitte für ihn! Ohne ihn wär ich nicht hier –
 
Auch ich bitte für ihn! Ohne ihn
wär' ich nicht hier –
Osmin
 
Osmin.
Ah, Herr, lass dich ja nicht von dem verwünschten Schmarotzer hintergehen! Keine Gnade! keine Gnade! Er hat den Tod hundertmal verdient.
 
Ah, Herr, laß dich ja nicht von dem ver=
wünschten Schmarozer hintergehen! Keine Gnade!
keine Gnade! er hat den Tod hundertmal verdient.
Selim
 
Selim.
Schweig! – Steht auf und seid frei! Wer könnte an so einem glücklichen Tage Unglückliche um sich sehen?
 
Schweig! – Steht auf und seyd frey!
Wer könnte an so einem glücklichen Tage Unglück=
liche um sich sehen?
Pedrillo
 
Pedrillo.
O tausend Dank, großer Bassa! Juchhe! Nun spring ich mit gleichen Füßen wieder ins Leben hinein!
 
O tausend Dank, großer Bassa!
Juchhe! Nun spring' ich mit gleichen Füßen wieder
ins Leben hinein!
Osmin
 
Osmin.
Gift und Dolch! Ich möchte bersten! – Aber, Herr! meine Sklavin Blonde muss er wieder herausgeben?
 
Gift und Dolch! Ich möchte bersten!
– Aber, Herr! meine Sklavinn Blonde muß er
wieder herausgeben?
Pedrillo
 
Pedrillo
(bittend)
 
(bittend.)
Meine alte verlobte Braut, mein liebes Blondchen! –
 
Meine alte verlobte Braut,
mein liebes Blondchen! –
Selim
 
Selim.
Ist dein, und ist frei!
 
Ist dein, und ist frey!
Blonde
 
Blonde.
Wie glücklich!
 
Wie glücklich!
Pedrillo
 
Pedrillo.
Es lebe der große Bassa Selim!
 
Es lebe der große Bassa Selim!
Osmin
 
Osmin.
Ha! das ist zum rasend werden!
 
Ha! das ist zum rasend werden!
Pedrillo
 
Pedrillo.
Komm, guter Alter, lass uns Freunde sein. Hier biet ich dir die Hand. –
 
Komm, guter Alter, laß uns Freun=
de seyn. Hier biet' ich dir die Hand. –
Osmin
 
FOsmin.
Freund mit dir? – Ah! mit dem Teufel lieber Freundschaft als mit dir, Verräter.
 
Freund mit dir? – Ah! mit dem
Teufel lieber Freundschaft, als mit dir Verräther.
(geht drohend ab)
 
(Geht drohend ab.)
Blonde
 
Blonde.
Lass ihn laufen, Pedrillo, lass ihn laufen. Dem Himmel sei Dank, dass ich aus seinen Klauen erlöset bin!
 
Laß ihn laufen, Pedrillo, laß ihn lau=
fen. Dem Himmel sey Dank, daß ich aus seinen
Klauen erlöset bin!
Pedrillo
 
Pedrillo.
Jawohl, liebes Blondchen; jetzt mag er schlafen oder wachen, ich lache dazu.
 
Ja wohl, liebes Blondchen; jetzt
mag er schlafen oder wachen, ich lache dazu.
Belmonte
 
Belmonte.
Ach, meine Konstanze! Endlich sind wir vereint.
 
Ach, meine Konstanze! Endlich
sind wir vereint.
Konstanze
 
Konstanze.
Mein Einziger, mein verlorner Geliebter!
 
Mein Einziger, mein verlorner
Geliebter!
Blonde
 
Blonde.
Nun, mein Fräulein? Sagt ich nicht immer: Hoffnung lässt nicht zu Schanden werden?
 
Nun, mein Fräulein? Sagt' ich nicht
immer: Hofnung läßt nicht zu Schanden werden?
Chor
 
Chor.
    Oft wölkt stürmisch sich der Himmel,
 
Oft wölkt stürmisch sich der Himmel;
Nacht und grausendes Getümmel
 
Nacht und grausendes Getümmel
zeigt sich schrecklich unserm Blick:
 
Zeigt sich schrecklich unserm Blick:
Doch ein Strahl der milden Sonne
 
Doch ein Stral der milden Sonne
kehrt den Jammer schnell in Wonne,
 
Kehrt den Jammer schnell in Wonne,
bringt die Freuden bald zurück.
 
Bringt die Freuden bald zurück.
Ende.
 
Ende.