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     Lieber Freund!

Erschrecken sie nicht über die fremde Hand, aber
leider hat eine sehr große Krankheit welche ganz
plötzlich über mich gekomen ist, und nur durch
heftige Mittel gehoben werden konnte mich in einen
Stand der Schwäche versetzt, der er es mir unmöglich
macht Ihnen zu schreiben.
Leider ist es auch diese Krankheit die mich
gehindert mein schönes Project auszuführen,
ein Concert für das Mozartheum zu veran=
stallten. Ihre ehrenvolle Einladung, mein
kleines Scherflein zu einem so schönen und
wichtigen Werk beizutragen, hat mich eben
so erfreut als gerührt. Ich hatte nichts eiligeres
zu thun als mich hier zu berathen wie bei so
vorgerückter Jahreszeit ein glänzendes und er=
giebiges Concert zu veranstalten wäre. Nun
aber ist alles dieses zu Wasser geworden den der
Arzt hat mir streng verbothen für jetzt ans Singen
zu denken und so bald es mir möglich ist, muß
ich in kleinen Tagreisen Italien und seine milden
Lüfte aufsuchen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben,
darum rechnen Sie auf meine eifrigste Bemühungen
dem Mozartheum so viel als es in meinen
Kräften steht auch dort nützlich zu werden.
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Wie leid es mir thut nicht gleich dafür wirken
zu könen, mag Ihnen meine Verehrung für
Ihrens unsterblichen Vaters Werke verbürgen.
Nehmen Sie indessen meinen Willen gütigst
auf bis einst das Werk Ihnen noch kräftiger
verbürgt.

             Ihre Freundinn
             Caroline Sabatier
                  Ungher

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Wohlgebohr'nen Herrn
Wolfgang Amadeus Mozart

Man bittet diesen Brief im
Falle obbenanter Herr nicht
da wäre, bey der Comission
des Mozarthäum zu öffnen.

MÜNCHEN
7. MAI 42.
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[vacat]