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     Hochgeehrter Herr!

Da ich auf meinen ersten Brief note, den ich Ihnen vor
ohngefähr 6 Wochen zuschickte keine Antwort er=
hielt, so muß ich befürchten, daß derselbe verlohren
gegangen sey, und sehe mich daher genöthigt, Sie nochmahls
mit diesen Zeilen zu belästigen. Die gütige Aufnahme
und die freundschaftlichen Äußerungen mit denen Sie
mich bey meiner Anwesenheit in Zürch note beehrten, la=
ßen mich hoffen, daß meine Bitte bey Ihnen
nicht ohne Gewährung bleiben wird. Ich laß vor
einiger Zeit Ihre Ankündigung der 100 Chöre die
Sie für Singvereine herauszugeben willens sind, in
der Zeitung note. Ich kann mich nun nicht mehr erin=
nern, ob die Zeit der Praenumeration bereits
verfloßen sey, oder nicht; muß mich aber dadurch
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bey Euer Hochgeborn entschuldigen, daß ich erst von einigen
Wochen, mit meinem Plane, hier einen kleinen Singverein
zu gründen note, und mit der Erlaubniß hiezu, ins Reine kam,
folglich früher nichts unternehmen konnte. Meine Bitte
geht vorerst dahin, mir im Falle auch die Pränumerations
Zeit schon verstrichen wäre, dieses gütigst nachsehen zu
wollen, 2tens, mir von jeder Singstime in ihrem ihr zukomen=
den Schlüßel 8 Exemplare abdrücken zu laßen, mit aus=
nahme des Alt=Schlüßels, welchen ich ebenfals in violin
Schlüßel zu transponiren bitte, um meinen Zöglingen
das lesen zu erleichtern. Ich bitte Sie, mir gefälligst
anzuzeigen, und mir zu bestimen, ob Sie die Zahlung
in Wien bey Herrn Tendler und Mannstein, oder
bey Herrn Knobloch in Leipzig, mit welchen die hiesige
Kunsthandlung, Kuhn et Millikowsky, in Verbindung
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stehet haben wollen, auf welchem Wege ich Euer
Wohlgeborn auch ersuche Ihre Sendungen baldmöglichst
einleiten zu wollen. Mich Ihrem fernerm gütigen
Andenken und Wohlwollen empfehlend

                     Euer Wohlgeborn


                                ganz ergebenster Diener

                                Wolfgang Amadeus Mozart

Lemberg, 21ten Maÿ 826.
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Hans Georg Nägeli
Musikverleger
in
Zürich
LEMBERG