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[... (Schluss der Abschrift des Briefes von Franz Xaver Wolfgang Mozart an Constanze
Nissen vom 12. Oktober 1827.)]
Meine liebe gute
Mutter! Lemberg 28 Dez. 1827.
In der Hoffnung, daß du meinen Brief von 12 Oktob:
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erhalten
hast, melde ich dir, daß dein Schreiben
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von demselben Datum
mir gleichfalls zugeko
men ist. Es wäre wohl meine Schuldig=
keit gewesen, dir früher zu schreiben und Dir das weiter
unten Folgende zu erzählen; aber mit dem besten Willen
von der Welt, war es mir nicht möglich früher dazu zuko
men.
Ich eile nun, das Versäumte nachzuholen, und zwar um so mehr,
weil ich sonst mit meinem herzlichsten Wunsche zum neuem
Jahre und zu deinem Geburtstag
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zu spät ko
men könnte.
Der Hi
mel erhalte dich noch lange, wohl und zufrieden, und
vergönne mir das Glück, dir noch recht viele Freude zu
machen. Wie sehr hätte ich gewünscht, dich an meinem Namens=
tage beÿ mir zu haben, um Zeuge des Vergnügens zu seÿn,
das man mir bereitete. – Mondtag, am 29sten Oktober,
als am gewöhnlichen Versa
mlungstage meines Cäcilien=
[S. 2]
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Chores
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, fand ich zu meinem nicht geringen Erstaunen beÿ
meinem Eintritte den Saal schon beleuchtet, alle Mitglieder
des Vereins schon versa
melt, |: sonst bin ich i
mer der erste :|
und die Gesellschaft noch
durch dazu eingeladene Gäste vermehrt.
Alle Herren waren schwarz, und die Damen auch festlich ge=
kleidet. Ich war wirklich stu
m vor Staunen und Verwirrung;
endlich nöthigte man mich zu sitzen, und zugleich traten aus
einem Nebenzi
mer 6 der jüngsten und schönsten Mädchen
des Vereines, gekleidet in die Farbe der Unschuld, und über=
reichten mir auf einer eigends hierzu gestickten Tasse,
auf der lauter musikalische Instrumente dargestellt
waren, einen sehr schönen silbernen und inwendig ver=
goldeten Becher nebst Untertasse mit einem Lorbeerkranze
umwunden. Auf dem Becher ist die Inschrift:
Der Lemberger
Cäcilien=Chor seinem verehrten Stifter und Direktor
W. A. M. zur freundlichen Erinerung an 31sten Oktober
1827; auf der Untertasse sind die Worte:
Kurz ist das
Leben, ewig bleibend die Kunst. Während der Becher über=
reicht wurde, sang der Mä
ner=Chor das Gedicht
|: No. 1. :|
,
welches ein Vereinsmitglied,
Hr. Rolletschek, Kapellmei=
ster an der griechischkatholischen Domkirche in Musik
gesetzt hatte. Als dieß geendiget war, und die Damen
[S. 3]
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wieder an Ihren Pulten waren, wurde noch eine zweÿte Can=
tate
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für den ganzen Chor, von einem
Vereinsmit=
gliede in Musik gesetzt, mit vielen schönen und sinnreichen
Anspielungen auf meinen
Vater und mich etc gesungen
|:
|: Nro 2 :|
. Nach beendigtem Gesange wurde der Becher mit
Wein gefüllt, und die ganze Gesellschaft trank daraus auf
mein und des Cäcilienchors Wohl und Gedeihen. Nachdem
nun auch für den Gaumen gesorgt war, denn es wurden
nebst Wein auch Backereÿen u. d. gl. herumgetragen, fieng
das junge Volk
an beÿm Clavier zu tanzen, und so endete
fröhlich dieser für mich gleich ehrenvolle als freundliche
Abend. Meine Freude wurde durch das reine Vergnügen
erhöht, das von jedem Gesichte strahlte. Die Gesellschaft
bestand aus 45 Mitgliedern, und 23 Gästen. Tags darauf
wurde ich noch von allen meinen Schüleri
nen mit niedlichen
Handarbeiten beschenkt. – – – –
Hier sind einzuschalten Nro I und II. ![note](../imgs/icon_info.png)
– – –
[... (Beginn der Abschrift des Briefes von Franz Xaver Wolfgang Mozart an Constanze
Nissen vom 16. Januar 1828.)]