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d 11ten Feberary 1807.
Erhalten

     Theuerster Freund!

     Weder Vergessenheit noch Nachläßigkeit sind Schuld meines Stillschweigens,
sondern die Saumseligkeit des Herrn Maus welcher mir deinen
mir so werthen Brief erst im Monathe May 1806 NB [: mußte
ich ihn selbst hohlen :] gab. Ich konnte nicht sogleich antworten weil ich deine
jetzige Adresse nicht wußte. Den Telemach note habe ich keine Hoffnung
zu bekomen den Maus ist Professor in Laybach geworden,
und dahin abgereißt. Als ich den Tag vor seiner Abreise einen
guten Freund von mir mit einem Billete zu ihm sandte, und
mein Buch foderte sagte er: Er sey so eben im packen begrif-
fen und könte es nicht finden; und zudem sey es nur ein unbedeuten-
des Büchelchen. Mein Freund erwiederte nochmahlen es sey
der Telemach, und wen es keinen andern Werth hätte
als den, daß er von dir wäre, so hätte ich Ursache genug
ihn zu fordern. Aber alles war umsonst. Genug hievon. In
unserem Hause bist du noch imer verkant. darum weiß
niemand daß ich dir schreibe. Ich bitte dich also deine Briefe zu
adressirren an: │ Herrn Ellinger in der Grünanger-
strasse Nr. 886 Hofmeister beyn Herrn v. Jeckl im
1ten Stock. │ Grüsse oftmahlen deine liebe Frau, die ich sehr gut
kene. Meine Tante ist mit Hr. Haibel [dem seine 1te Frau die
Gefälligkeit erwies zu sterben] verheurathet note. Ich reise in 5–6 Mo-
nathen nach Dännemark note.
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Die Schloßerin note sagte mir zuerst von deiner Heurath, welches ich
nicht gleich glauben wollte. Unser Freund Capp gab mir zuerst nähere
Nachricht von dir, wofür ich ihm sehr verbunden bin. Was meine
Liebe zu dir betrifft, bin ich noch immer der alte, nur daß ich
mehr Festigkeit besitze. [verzeihe diese kleine Eigenliebe:] Lebe
wohl und schreibe bald deinem treuen Freund
den 6tn December
1806.
                                                    Wolfgang. Mozart.
    P.S.
vermöge unseres Vertrages sag ich Du zu dir. Neukom
ist in Rußland note sehr zu frieden. Ich habe 1805 eine grosse
musikalische Academie note mit großem Beyfall gegeben. Ich
studiere noch immer, und mache öffendlich Examen note. Itzt
bin ich in der Poesie. Verzeihe meiner schlechten
Schrift allein ich eile. Ich habe Ursache auf Maus
ungehalten zu seyn. Grüsse ja recht oft deine Frau, und
sage, daß ich mich gute errinre, wie oft mein Freystunden
bey ihr herrlich zu gebracht. Lebt vielleicht etwas kleines
so küß es statt mir. deine Abreise kam mir uner-
wartet.