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Podkamién den 29 Xber
1810
Schätzbarster
Herr!
Schon ist es länger als ein Jahr, daß ich
nicht so glücklich war, auch nur die geringste
Nachricht von Ihnen zu erhalten. Ob Sie
gar nicht mehr sich meiner erri
nern? Dazu
bin ich zu sehr von Ihrer Güte überzeugt.
Warum habe ich so lange nicht geschrieben? Aufrichtig
zu sagen, aus Schaam, weil ich Ihnen die Be=
endigung, der mir von Ihnen aufgetragenen Ar=
beit
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, noch i
mer nicht ankündigen ka
n. Was die
Ausbildung, meines kleinen Talentes betrifft,
geht es mir hier sehr schlecht, de
n ich bin, des
einförmigen, unmusikalischen Lebens wegen,
welches ich hier führen muß, so übel dara
n, daß
ich, trotz allen angewandten Fleiße, nicht das
geringste, zu Stande bringen ka
n. Ich bin
daher fest entschlossen, künftigen May 1811, mein
bisher geführtes Automaten Leben, gegen ein
besseres zu verwechseln, und dieses Land zu
verlassen. Wohin ich meine
Schritte wenden werde, bin ich selbst noch unent=
schlossen, und ich ersuche Sie daher, mir recht bald,
Ihre Meinung und Ihren Rath, mitzutheilen.
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Ich wende mich mit desto mehr Zuversicht an Sie,
da ich überzeugt bin, daß Sie mir Ihre fernere
Güte nicht versagen werden. – Meine
Mutter
ist, wie Sie wohl wissen werden, glücklich in
Koppenhagen
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, | wo sie vermuthlich i
mer bleiben wird :|
angeko
men. – Da ich mich doch noch vor mei=
ner Abreise, in Lemberg zu meinem Vortheile
möchte hören lassen, so ersuche ich Sie mir
So bald möglich mein
Concert zu schicken.
Auch bitte ich Sie | we
n es Ihnen noch nicht lästig
ist | 2 Exempl: davon an die Kaufleute
Schram u Karstens in Hamburg zu schicken,
mit dem Bedeuten, daß die
Frau Baronin
Lüttichau, es selbst abhohlen lassen wird.
In Erwartung einer geneigten Antwort, habe
ich die Ehre zu verbleiben Ihr ergebenster
Wolfgang Mozart mp
Adrς wie i
mer, beym
Grafen Baworowski,
über
Lemberg und
Stzreliska nach
Podkamién.
Sie waren noch nicht so gütig, mir, Ihrem Versprechen
gemäß, hübsche neue Poesien, zu Liedern zu schicken.
So eben habe ich wieder sechse, mit Begleitung des
Fortepς
componirt, die Ihnen, wenn Sie befehlen zu
Diensten stehen. Die Worte sind allerliebst.
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[vacat]
[S. 4]
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1810. Podkamién.
d. 29. Decbr
Mozart