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Lemberg am 25t Jäner 836
Geehrtester
Freund!
Sie scheinen so ganz auf mich vergeßen zu haben,
dß ich schon, auch
auf die Gefahr, Sie einige Augenblicke von Ihren Geschäften abzu=
ziehn, dieses kleine Eri
nerungsschreiben an Sie absenden muß.
Seit ich das liebe Salzburg verließ

, weiß ich durchaus gar nichts, von
meinen dortigen Freunden. Meine gute
Mutter hat mir wohl schon
ein paar mahl, aber so kurzwinzige Briefe geschrieben, die für mich
wohl den unschätzbaren Werth haben,
dß sie mir ein Beweis ihres
Wohlbefindens sind, aber weiter auch nichts – durchaus nichts. Wir
sind nun bald am Ende des Jä
ners, aber die versprochenen Obligat
ς
sind noch i
mer nicht angelangt, und da auch meine Mutter mit
keiner Sylbe, davon Erwähnung macht, so weiß ich wirklich nicht, was
ich denken soll. Da ich nun nicht wohl, mich beÿ meiner guten alten
Frau, darum erkundigen ka
n, und sie auch durchaus durch keine Erin=
nerung kränken möchte, so geht meine ergebenste Bitte an Sie, geehrtester
Freund, sich die Mühe nehmen zu wollen, mir mit einigen Zeilen
zu sagen, wie die Sachen stehen. Die Vollmacht habe ich meinem
Bruder
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noch nicht zugesandt, weil ich erst den Empfang, der auf meinen Theil
ko
menden
Obligationen abwarten wollte. Weren Sie so gütig, etwas
wegen des in
Copenhagen angelegten
Capitals 
zu veranlassen? –
Nun werden Ihre
Museums Concerte 
wohl wieder bego
nen haben!
war Ihre Bemühung auch durch den erwünschten Erfolg belohnt? Hat Ihnen
ein günstiger Stern, eine gute Sängeri
n zugeführt? und weil ich schon
im Fragen bin, haben Sie meine
Cantate bekommen? ich schickte
sie noch im
October unter ihrer
Adresse ab. –
Ich schließe mit der Bitte, mich Ihrer liebenswürdigen Frau
Gemahlin
ergebenst zu empfehlen, und im geneigten Andenken zu erhalten.
Ihr ergebenster Diener und Freund
WA Mozart mp
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[vacat]
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Lemberg
An Seine
Hochgeboren den Herrn
Franz Edlen von Hilleprandt
d. R. Doktor, Hof und Gerichts=Advocat und
k. k. Notar
zu
franco Salzburg
LEMBERG
25 JAN 36
SALZBURG
3. [...]