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Liebster, Bester! 21
July 857
addresse
Como
per
Caversaccio
Schon seit langer Zeit, mein Vielgeliebter
Freund! fühle ich mich angedrungen nach
Deinen Nachrichten zu fragen und Dir
die meinigen mitzutheilen; ward aber im=
merfort von häufigen und anhaltenden
Unpäßlichkeiten daran verhindert. Ich
hoffe daß gegenwärtige Zeilen Dich, mein
Bester! sammt Deiner Würdigen Gemahlin
und den Töchterchen vollkommen wohl erhalten
antreffen, und daß Du – jedes etwaiges
RacheGefühl Großmüthig unterdrückend –
mir baldigst Versicherung darüber ertheilen
werdest. – Wofern aber Dein eigener Edelmuth
noch weiterer Aneiferung bedürfen sollte; so
rechne ich auf die Versöhnende Fürsprache
Deiner lieben, mir wohlgeneigten Frau,
und so dann auch – mit freyer Stirne kann
ich es sagen – auf meine
Schuldlosigkeit,
denn, wenn gleich nicht ins Bett gekettet,
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war ich doch jeder, auch der geringsten Beschäf=
tigung, unfähig, weil hauptsächlich eben im
Kopfe es ist, daß die
rheumatischen
nerveusen
Uebeln welchen ich unterworfen bin, ihr
Unwesen aus übten. Die schlechte Witterung
(eine Bescherung des
Cometen glauben
Viele) mag beigetragen haben mein
Unwohlseyn zu verlängern. Wir hatten
hier ein unangenehmes Frühjahr – die
heftigsten Gewitter, Sturmwinde und
Gußregen
alternirten sich immerfort, und
nun sind wir in eine Tropische Hitze
plötzlichst versetzt, die uns zwingt sorg=
fältigst alle Fenster zu verra
mlen um
das Eindringen der Glutheißen Luft
zu verhüten, daher genöthigt, bis spät
Abends uns in
totaler Obscurität zu ver=
halten, und der Langeweile des
farniente
zu überlaßen. Auch ich schreibe dieses in
dichter Dunkelheit, ohne gut zu ersehen
was aus der Feder fließt, auf meine
Praxis vertrauend. – Trotz Aller dieser
Intemperien sind dennoch Alle Land=
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Produckte im üppigsten Gedeihen, mit allei=
niger Ausnahme der gänzlich mißlun=
genen Seiden Erndte – welches ein gar
sehr großes, auf das ganze Land, von
den niedersten bis zu den höchsten
Ständen sich erstreckendes Unglück ist.
Doch! was dehne ich mich hier weit und breit
über so
banale Gegenstände, über Klimatische
und
Atmospherische Verhältniße aus, die
für dich nicht das Geringste – und höchstens
nur für unseren Verehrten H
ς. v
Finetti
als hiesigen Grundbesitzer, und für un=
sern Freund
Baldi als Italiener, einiges
weniges Intereße haben können. – Nur
einzig und allein auf Elementar Er=
eigniße beschräncken sich die in hiesiger
ländlichen, einsamen Gegend sich ergebenden
Vorfälle; – Wie so viel reichlicheren Stoff zu
interessanten, mir äußerst werthen und ersehnten
Mittheilungen, bieten hingegen
Dir, mein
Bester! – dem Bewohner, einer –, im Vergleich
mit einem kleinen Dörfchen – Volckreichen,
großern WeltStadt – sich dar, und das
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in Betreff, zwar hauptsächlich, Deiner mit
den Deinigen und unserer Freunde, doch
in Betreff auch des lieben
Salzburgs im
Allgemeinen; Man sagt mir daß dem=
selben der Vorzug über Innsbruck zuerkannt
worden sey zur Gründung einer beab=
sichtigten Katholischen
Universität, was
mir sehr Wünschenswerth scheint, weil
ich erachte daß die Errichtung einer solchen
Anstalt, welche einen Zufluß von jungen Leuten
aus den Gebildertern und
Vermöglichern
Ständen herbeiführen würde, in Vereine
mit Zustandebringung der
Münchner
Eisenbahn – unser schönes, geliebtes
Salz=
burg zu einem bedeutenden Flor empor=
schwingen könne, deßen ersprießliche
Folgen, Vorzugsweise Vor Allen andern,
auf
Apollo’s Anhänger und Gefolge sich
ausbreiten würden: – Sehr erfreulich war
es mir zu vernehmen daß ein Ehrenwerther
Patriott dem
Mozarteum eine Summe
von 1000 Gulden vermacht, und auch Dich
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II
mit einem kleinen
Legat bedacht habe.
Möge es ein reichliche Früchte treibendes Samenkorn
seyn! – Unserm Hochverehrten H
ς. v.
Finetti
und deßen Angehörigen bitte ich die Ver=
sicherung meiner innigsten Erkenntlichkeit und
Zugethanheit, und zugleich auch mein Bedauern
darüber zu erneuern, dem mir vor einigen
Monaten ertheilten Auftrage nicht habe ent=
sprechen zu können. – Eine herzliche Umar=
mung sende ich unserm liebenswürdigen
Freunde
Mielichhofer. Die verbind=
lichsten Empfehlungen sodann, mit den heißesten
Anempfehlungen zu Gunsten des, so sehr Schutz und
Beistand bedürftigen
Mozarteum’s, bitte ich Dich
dem Verehrten
hς v. Hilleprandt, wie gleichfalls
deßen Frau Gemahlin und Fräulein Töchtern
vorzutragen. – Das Gleiche dem würdigen
Ehepaare
Baldi, mit der Versicherung der
lebhaft in mir sich erhaltenden Dankbarkeit für
die so Vielen mir erwiesenen Freundschaftsbe=
zeugungen, und mit dem Beifügen daß ich es nicht
an Bemühungen in hiesigen KunstVerlägen habe
ermangeln laßen um
Subscribenten für das
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ausgezeichnete Prachtwerck der
Mozart’s Apo=
theose zu erhalten, leider aber alle Anträge
auf bloße
Commission’s Annahme sich beschränk=
ten. – Ja mögest Du nicht unterlaßen der
Hochschätzbaren Dame Fr. v.
Mastellier meine
tiefe Ehrerbietung, und innige Dankbarkeit
für die mir erwiesene ausgezeichnete Güte,
und den so froh und fröhlich, in engem, Freund=
schaftlichen Zirckel in
Ihrem Hause zugebrachten
Tag, – (in besser gewählten Worten
als die meinigen hier) auszudrücken.
Viele herzliche Grüße endlich Deinem
und Meinem lieben Freunde
hς Schön, dem
ich zu wißen gebe daß die mir von ihm geschenk=
ten Abbildungen der beyden FürstenSäle, mein
Musick
Cabinett hier auf dem Lande zieren,
und mir häufige Gelegenheit zur Erinnerung
an
Ihn selbst und an die im vorigen Jahre
froh in
Salzburg zugebrachten Tage darbieten,
da ich von Allen Personen die mich besuchen in
Anspruch um historische Kunde Betreffs dieser
Zimmer, und deren unglucklichen letzten
Bewohners genommen werde. –
Und somit Kuß und Gruß von Deinem
Bruder
Carl Mozart.
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Sr Wohlgeb
Herrn, Herrn
Alois Taux
Kapellmeister bey der
Metropolitan Kirche und
Mozarteum in
Salisburgo Salzburg
BAHNHOF
LAIBACH
2[2]⁄7
SALZBURG
25⁄7
IV – V
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Weißt Du ob der [se]iner
unglucklichen Gesundheit wegen
so bedauernswürdige
Eller
noch am Leben ist.
Lebt die liebenswürdige
Geistreiche alte Gräfinn
Lodron noch?