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No 84

     Verehrtester Freund

     Ihr letzter Brief hat mich unendlich er-
freut, da ich aus demselben Ihr gegen-
wärtiges Wohlbefinden und Ihr erneu-
ertes Versprechen im Laufe dieses
Jahres zu uns zu komen entnomen
habe. Wie Sie schon aus den Zeitungen
werden ersehen haben, wurde der
hundertjährige Geburtstag Ihres seeligen
berühmten Vaters allenthalben auf das
Glänzendste gefeiert: und großartig
werden insbesonders die Feste seyn wel-
che uns derselben Veranlassung hier
in Salzburg, als dessen Geburtsorte, für
den künftigen September bereitet
werden. Bei dieser Gelegenheit bil-
dete sich hier auch ein Verein unter
dem Namen Mozarteum’s Bau-Verein
zu dem Zwecke, hier ein würdiges Ge-
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bäude aufzuführen wo das Mozarteum,
welches gegenwärtiges in einem äußerst
humilen Hause sich befindet, seinen
Sitz haben und wo Säle zu Concerten
und möglichst auch ein Theater unter
dem Titel Mozart’s Theater seyn
sollen. Jenen hochberühmten Namen
hat man wohl spätt aber nun desto
feierlicher und großartigen den ge-
bührenden Tribut der Bewunderung
und der Verehrung gezollt.
Ich habe dem Comité des Mozarteums
Ihre Bereitwilligkeit, die Einsendung
des Claviers selbst zu besorgen mit-
getheilt: und dasselbe, solches gefälliges Anerbieten
mit Dank annehmend, hat mich ersucht
Sie davon zu verständigen, damit Sie
(ohne jrgend eine Auslage zu machen,
denn beim Empfange des Klaviers
werden hier von Mozarteums die Spe-
dizionsauslagen bestritten) das weitere
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einleiten und besorgen mögen. Es wird
also auf den baldigen Empfang jener
hochgeschätzten Reliquie mit tief empfun-
dener Freude harren.
Meine Frau, welche samt meinen
Mädchen Sie auf das Herzlichste grüßt,
scheint nun auf dem Wege der Besserung
zu seyn: ich sage scheint weil ihr Zustand
noch sehr bedenklich ist und andere
Mal schon zu bitteren Täuschungen
geführt hat. Ich bitte Sie auch an
Giuseppe und Peppa unsere herz-
liche Grüsse zu melden denen wir
alle sehr dankbar für ihre gute Erin-
nerung sind. Hς Taux sagt mir,
daß er nicht recht bald schreiben wird,
indeß läßt sich Ihnen bestens em-
pfehlen. An die Therese, wenn Sie
sie sehen sollten bitte auch unsere
Grüsse zu machen
Mit der ausgezeichnesten Hochachtung
verbleibe ich          
Jänner
      Ihr herzlich ergebner Fr.
Salzburg den 28ten Jän 1856.           Joh. v Finetti
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Al Pregiatis.o Sig.r
Il Sig.r Carlo Mozart
Milano
Strada della Cavalchina

Marke


29 JAN.
[... (unleserlich)]

MILANO
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