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No 79

     Verehrtester theuerster Freund.

     Ich habe Ihren lieben Brief vom 29.ten v. M.
hier in Gradisca richtig erhalten, und
es hat mich sehr gefreut aus demselben
entnomen zu haben daß, obgleich Ihre
Reise mit mancher Unanehmlichkeit
verbunden gewesen sei, Sie doch gesund
und wohlerhalten in Mailand angekom-
men sind. Ihre Abreise von Salzburg
ließ auch bei mir eine höchst betrüben-
de Leere zurück; denn durch die auf-
richtige und warme Freundschaft, welche
ich für Sie fühle, wurden Sie gleichsam
ein Glied meiner Familie. Es ist al-
lerdings sehr tröstend für mich Ihre
Zusage eines recht baldigen Wiedersehens
in Salzburg und meine Aussicht, wenn
nicht schon heuer, doch ganz gewiß künfti-
ges Jahr, Sie in Ihrer ländlichen Ein[-]
samkeit besuchen zu können. Es wird
Ihnen sicherlich nun recht wohl thun
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die Ruhe und die Stille des Landes
nach einer so bewegten, Sie so sehr
in Anspruch genomenen Zeit. Vor
meiner Abreise von Salzburg, die
den 29.ten v. M. erfolgte, wurde ich von
Ihren Bekannten und Verehrern
besonders beauftragt Sie herzlichst
zu grüssen, sobald ich Ihnen schreibe.
Dieses angenehmen Auftrages ent-
ledige ich mich hiemit und werde
nach meiner Rückkehr nach Salzburg
denselben die gewünschten Nachrichten
über Ihr gutes befinden ertheilen.
Seit dem 2.ten l. M. befinde ich mich
in Gradisca bei meinen Angehöri-
gen. Wir haben hier die herrlichste
Witterung heiter und warm, wie
es schwerlich in Salzburg oder viel-
leicht selbst bei Ihnen seyn wird.
Es hat mich gefreut daß Giuseppe sich
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wohl befindet; ich bedaure aber die
arme Peppa über das was Sie mir
mittheilten. Grüssen Sie mir beide
herzlich: und eben so empfehlen Sie
mich der Frau Wagner, Ihrer theu-
eren Reisegefährtin.
Meine Töchter empfehlen sich Ihnen
bestens und dasselbe thun, unbekan-
ter Weise meine hiesigen
Verwandten. Neues gibt es
nichts, wenigstens weiß ich nichts; denn
auf dem Lande, wo ich auch lebe, ent-
behre ich jeder Zeitung. Besser viel-
leicht nichts hören und nichts wissen;
denn leider gibt es in Allgemein
nichts erfreuliches
Genehmigen Sie die Gefühle meiner
unwandelbaren Hochachtung und Ver-
ehrung mit welcher ich mich beehre zu
seyn
                     Ihr ergebenster Freund u
Salzburg     Diener
den 710 1856         Johann v. Finetti
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Al Pregiatissimo Signore
Il Sig.r Carlo Mozart
Caversaccio
Prov.a di Como

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GRADISCA
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COMO
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