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No 87
                                                                                            
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     Wohlgeborner Schätzbarster Herr Vetter!

Die Ursache, warum ich Sie schon wieder mit einem Briefe belästige,
ist einzig allein diese – Ihnen für Ihr gar liebes Schreiben vom 27 des v. Mts.
recht herzlich und innig zu danken. Dieß Schreiben hat mich und die Mei=
nigen ungemein erfreut – es ist der klarste Beweis Ihrer Hochherzigkeit,
in Folge der Sie auch eine weit entfernte – bisher nie gekannte Verwandte
mit Ihrer Gewogenheit beehren. Lassen Sie uns Theuerster Herr Vetter!
etwas darauf halten auf unsere Verwandtschaft, die – auf die Bande des
Blutes gegründet – aus Hochachtung entsprossen und in Liebe und Ergeben=
heit bestehen soll – so lange wir noch leben. Mag die Welt es mir zu
Gute halten, wenn ich stolz bin den Namen Ihres großen Herrn Vaters
zu tragen, diese Welt, welche die erste Undankbarkeit an Ihren Herrn
Vater beging als derselbe noch lebte – und die zweite an Ihnen – gewiß
wird einst die Rede von W. A. Mozart’s Sohn sein, wenn Sie einmal
nicht mehr leben. Ich und meine Kinder wünschen Ihnen aber noch ein
recht langes Leben – nicht getrübt von den Gebrechen des Alters und so
heiter und wolkenlos; als es unter den gegebenen Umständen nur
möglich ist. Auch eine angenehme und fröhliche Reise nach Salzburg
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wünschen wir Ihnen – Sie werden von rauschenden Freunden und gastlichen
Festen umlagert werden, aber ein Mann von Ihren Gesinnungen wird
auch im tief innersten Herzen beim Wiederanblick des Denkmales –
Ihres Theueren Vaters! zugleich von Erinnerungen berührt werden – wofür
die Sprache keine Namen hat. Mögen diese Erinnerungen – die kindlichen
gegen einen zu früh verlornen Vater nur heilend und wohlthuend auf
Ihr Gemüth und Leben wirken, dieß wünschen ich und die Meinigen
mit der ganzen heißen Anhänglichkeit gegen unsern Theuern Verwandten,
womit ich mich mit aller Hochachtung zeichne
     Meines Herrn Vetters
                                                           aufrichtige Base
                                                           Mariana Mozart.
P.S.
Anliegendes Schreiben ist von unsern
lieben Freunde dem Herr Härtenberger
Verfasser des Ihnen übersandten Gedichtchens.

     Feldkirch am 8. August 1856.
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[vacat]
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Al
Molto Illustre Signore Signore
Carlo Mozart
á
Milano.
franco

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