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No 90
Blevio Montag 1
Oct. 1855.
Mein werther Herr Mozart
Als ich vor 8 T. in die Stadt kam fand ich Ihren l Bf v. 21
Sept vor
u. danke Ihnen dafür, wundre mich über Ihre Pünktlichkeit, bey
einem Kaufmann wie Sie die Bf
expedition nachschauen.
Diesen wenn er fertig wird, will ich wieder einmal in die
Lobbietta schicken. Eigentlich hätte ich gestern bei dem
abscheulichen Wetter am Meisten Zeit gehabt zu schreiben
heute läßt es sich dafür hübsch an, ich gehe mit
m Bruder,
Frau, meinem Friz u. dem jungen H
Nörbel wieder in
die Stadt. Gestern Abend war die
Marquisin, der
Oberst Horwatz mit beiden Töchtern bei uns, die
Jungen entzückten uns durch ihr herrliches Spiel, mit d
Oberst u. der
Marquisa machten einen
Robber Whist u.
leztere setzte Alles durch ihre
Conversation in
Erstaunen.
Cholera ganz im Abnehmen, so auch in
Mailand.
Der alte Viassini ist ihr unterlegen. Wegen Reparatur meiner
disastri muß
ich bald zu einem Entschluß schreiten, ich lies mir
einen Plan durch den Ihnen vielleicht bekannten Sig
r
Piotti machen, er ist mir nur etwa sehr ausgedehnt
ausgefallen,
Piotti ist der Mann für
Keller,
Schübler
Verza u. die Seidenspinne, aber auch C.
e Traversi, denn
er ist jezt nach
Sannazaro. Man sagt uns daß voriges
Frühjahr die Leute am jenseitigen Ufer, die ja so ganz
verschont geblieben, sehr beschädigt wurden. Sie
erzählen mir auch wieder 2 Unglücksfälle von
Val-
comonia u Finetti die Sie persönlich betreffen u.
woran ich den herzlichsten Antheil nehme, leider
füllen wir unsre Correspondenz mit dergleichen aus u.
ich habe auch wieder ein großes Unglück in der Familie zu
berichten; meine Schwester Frau
Schenck, hat ihre einzige Tochter
Frau
Gallaniga, 29 J. alt, an Scharlachfieber in einem engl Seebad
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verlohren, Sie mögen sich denken welche Verzweiflung dies
hervorbringt, hier meint man die Leute könnten
nur an
Cholera sterben, aber unterdessen, ko
men
andere unerwartete Vorfälle auch i
mer vor.
Vom Krieg nichts Neues, man weis nicht
was jezt daraus werden soll.
Wir erwarten täglich
D.lle Dardin
zurück, nachher ko
mt meine Frau wieder
einmal in die Stadt um ihre Schwester
zu sehen, die mit ihrem Säugling i
mer sehr
gut fortfährt. Ende Octs. denken wir
aber diese
Campagne zu schließen, ich
fürchte wir beko
men Sie erst gegen
Weihnachten wieder in d Stadt zu sehen,
denn die Leute im
Varesischen behaupten,
ihr
Klima seÿ so mild als das in
der
Tremezzina. Gestern Abend hatten
wir wieder einmal so einen starken Windsturm
aber ohne Folgen.
Ich danke für die Mitheilung von der verehrten
Gräfin
Woyna,
u weis von Freund
Servi nichts
weiter, als daß er sich in
Loveno ganz behaglich findet
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nachdem er seine vier
quarantaine Tage
im Bett zugebracht, aus langeweile u. um
auszuruhen, was ihm ganz gut bekommen. Als
es vorige Woche wieder etwas in
Loveno gab,
gingen die
Casa Vitali u.
A. Villegianti
gleich nach Mailand Ganz wird es in
Mld noch nicht aufhören, allein man fürchtet
sich nicht mehr.
Ich habe Ihnen sichtlich wieder einmal
recht flüchtig geschrieben, weshalb ich um Entschuldigung
bitten muß. Meiner Frau und Eleonoren
geht es G. L. gut, beste Grüße von Ihnen
u: meine herzlichsten Empfehlungen
G. Mylius
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Sig. Carlo Mozart
Caversaccio
FINO
2⁄10
COMO
3⁄10