[S. 1]
No 9
Theuerster Freund!
Ich habe Ihren lieben Brief vom
14.
ten v. M. richtig empfangen und
so auch die 4 Ellen Seidenstoff welche
sie die Güte hatten für mich zu be-
sorgen, und deren Ausgabe der
H
ς: Wagner, von mir schon darum
ersucht, Ihnen vergüten wird.
Es freut mich und meine Familie, wel-
che sich Ihnen bestens und auf das
Herzlichste empfiehlt, daß Ihr Befinden
gut ist: wir wünschten jedoch daß auch
Ihr Leben auch angenehmer seyn
möchten, wie es doch bei den gegenwär-
tigen Umständen, besonders in dem
Lande der ewigen Umtriebe und
Anfeindungen der Deutschen, nicht
der Fall seyn kann, was Sie aber
hier ganz gewiß erreichen werden.
[S. 2]
Auch Herr und Frau Taux sen-
den Ihnen durch mich Ihre herzlich-
sten Grüsse und erinnern sich Ihrer
stets mit der wärmsten Freundschaft
Indem ich Ihnen das anzeige muß ich
auch eines schönen Zuges von demsel-
ben erwähnen, der eben so sie ehrt
als Ihnen erfreulich seyn muß. Wie
Sie wissen, herrscht auch hier die schö-
ne Sitte die Todten am Allerseelenta-
ge durch Bekränzung und Beleuchtung
ihrer Grabstätte zu ehren. Nun die
Ihrer seeligen Mutter lag ganz
überwuchert von Unkraut und fast
ihrem Einsturze nahe, und von Allen
vergessen und verlassen; allein die
obgenannten Herr und Frau Taux
thaten alles, damit auch die Grabstätte
Ihrer seeligen Mutter, soweit als es
ihre schwachen Kräfte und ihre beschränkten
Mittel erlaubten, an jenem Tage
eine liebende Erinnerung und
Theilnahme beurkunden könnte.
[S. 3]
Die Wetten von Giuseppe und Peppa
daß ich auch vor dem Schlusse des eben
verflossenen Jahres zu einem Be-
suche nach Mailand ko
men würde,
beweisen von ihrer Zuneigung
gegen mich, wofür ich denselben sehr
erkenntlich bin. Allein vor der Hand
ist mir nicht möglich ein solcher Be-
such wiewohl er mir sehr angenehm
wäre: ich erwarte ihn jedoch
von Ihrer Seite in dem Lau-
fe des nun bego
nenen Jahres,
wodurch Sie ein Versprechen er-
füllen werden worauf wir uns
stets gefreut haben.
Und nun empfangen Sie neuer-
dings unsere aufrichtigsten und
herzlichsten Glückswünschungen zu
dem neuen Jahre und mögen Sie
uns stets erhalten Ihre hochgeschätzte
Gewogenheit und Freundschaft und
mich unwandelbar zu halten für
Salzburg dem 3
ten Ihren ergebensten Fr
u Die.
Jänner 1855 Johann
Finetti
[S. 4]
Al Pregiatiso Sig.r
Carlo Mozart
Milano
Strada della Cavalchina
N 1419
BAHNHOF
6⁄1
LAIBACH
MILANO
8⁄1
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