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Den Manen Mozart’s geweiht.
Es gehen in Begleitung einer traurigen Melodie,
Geführt von Euterpe,
Die Chorsängerinnen;
Fest an die Haare gebunden ist der Todtenschleier,
Und in vollen Körben tragen sie Blumen und Kränze;
Wolfgang Amade Mozarts, des größten
Tonkünstlers Grabmahl zu ehren,
Den ach! der frühe Tod uns entriß.
Vom Leichengesang ertönen die Musiksäle;
Leiernd den Jahrestag,
An welchem in die höchsten Lüfte zurückkehrte
Die sanfte, gefühlvolle, den Musen
Theuere Seele.
Verschlossen im Grabe,
Unter den Leichnahmen niedrigster Menschen,
Liegt
Die göttliche Stirn.
Mächtig zu ersinnen himlischen Gesang;
Zu Asche zerfielen die Finger,
Geschickt mit größter Kunst das Clavier zu spielen
Und die tiefe Viola.
Vom Tode getroffen, ruht jener,
Dessen Gesänge uns ermuntern, entflamen,

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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Beschwichtigen, das Herz schmelzen;
Zur Freude und Trauer laden.
Wenn er gebietet
Fließen die Thränen, das Herz pocht.
Die entflamte Seele wird gedrängt;
Die Sprache verstumt und der letzte Hauch
Entschwindet beinahe.
Dem Alter, dem Geiste, den Studien,
Dem Gefühle und der Kraft nach,
Ist er Raphael Sanzio ähnlich.
Beide mahlten die Seele selbst,
Dieser durch die Harmonie der Farben,
Jener durch die der Töne:
Damit sie nicht allein den Augen und Ohren gefallen,
Sondern auch die zarten Seelen rühren mögen.
Ich höre den Gesang des Unsterblichen!
Die Zauberflöte
Zeichnet die Hingebung der Seele beim widrigen Geschicke;
Einen zwar ruhigen, aber kraftvollen, nie ablassen=
den Kampf mit dem Mißgeschicke.
Sanft fließt das angenehme Tonwerk,
Dem rieselnden Bache ähnlich, in dem sich das Bild
Des heitern Himels und der Sonne spiegelt.
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Eine Bildergallerie von Schönheiten biethet sich mir dar,
Wenn die Ohren mir ertönen von dem
Abentheurer Don Juan;
Eine jede Scene zeigt ein Meisterstück der Kunst.
Besungen wird Idomeneus, König von Kreta;
Ein erhabenes musikalisches Heldengedicht.
Die Seele des Künstlers ist entflammt
von Empfindungen,
Gedankenvoll herrscht und dem
Aufschäumenden Gießbach gleich werden die Herzen
Erschüttert.
Die Hochzeit des Figaro wird gefeiert. –-
Du glaubst ein Gast der Hesperiden zu seyn,
Goldene Aepfel zu pflücken.
Du freuest Dich über die Neuheit der Sachen,
Riechst überall hybläische Blüthen.
Wohin du blickst, entströmt das Rosenlicht der Jugend,
Und der heitere Frühling lacht dir entgegen.
Den trefflichen Helden im Frühling und im Kriege,
Titus den Gütigen, begreifen meine Sinne.
Das Capitol brennt,

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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Die Flammen prasseln;
Geschrei und Geheul durchdringt das Gehör;
Den feierlichen Zug der Quiriten begleitet ein ernster
Gesang,
Würdig dem römischen Volke.
Vitellia’s wildes Gemüth und des Titus
Erhabene Seele
Hat die Tonkunst nach dem Leben gemahlt.
Welch’ eine Wirkung durch das ganze Drama,
Welch’ eine Empfindung,
Welch’ eine Täuschung durch Gesang, Begleitung, Instrumentirung,
Modulation!
Die fernen Chöre hallt nach die geschwätzige Echo.
Die Entführung aus dem Serail wird dargestellt.
Alles athmet Leben,
Alles bringt Blüthen;
Ueppig sind die Bilder,
Die der feurige Geist aufgefaßt;
Munter ist die Melodie;
Das jugendliche Herz schäumt auf,
Das seine ersten Kräfte fühlt;
Den Knospen ähnlich.
Welche durch die wohlthätig erschütterte Erde,
Mit Anfang des Frühlings der zarte Stam hervortreibt.
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Aber das Requiem
Wie Raphael über seine Verklärung,
Starb Er.
Allenthalben der Kirchenstyl;
Düsterer Ernst und Melancholie
Leuchtet hervor;
Die Melodie ist antik und erhaben.
Schaudern erregt zwar das erschütternde Bild
Des letzten Gerichts:
Wird aber durch die Schönheit des Gesanges
Gemildert.
Die feierliche Messe aus C dur
Mahlt erhabene Freude;
Alles strömt schnell einher, mit unbeschreiblicher Kraft.
Alles athmet, Alles glüht;
Voll ist die Begleitung,
Und Alles singt, erfüllt vom höheren Geiste.
Erhaben ist der Gesang;
Reich die Instrumentirung,
Voll Würde sind die Chöre;
Schnellen und großen Eindruck gewähren sie.
Er setzte in Musik Concerte, Symphonien,
Sonaten, Stücke von 2 und mehreren Stimmen,
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Tänze und deutsche Lieder, voll Ausdruck,
Simplicität, Anmuth und Schönheit.
Mozarten,
Welcher die großen Männer, Händel,
Bach, Jonelli
Hochachtete;
Den der hochgerühmte Haydn und Gluck,
Die Zierde der Tonkunst, verehrten,
Errichtete Amalie von Weimar ein
Marmornes Denkmahl,
Der kaiserliche Beamte Ludwig von Gall
Ein musikalisches;
Ein bleibenderes, der Künstler sich selbst.
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