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No 10
Verehrtester Herr u. Freund.
Mit Ihrem schätzbaren Schreiben vom
3.
ten l. M sind Sie meinem Wunsche
von Ihnen wieder Nachrichten zu erhal-
ten zuvorgeko
men. Ich danke Ihnen für
die wahrhafte Freude, welche Sie mir
und den Meinigen dadurch verschafft
haben. Insbesonders freut es uns herz-
lich daß Ihr Gesundheits und Gemüthszu-
stand ungeachtet der früher kalten und
regnerischen nun aber heißen und
äußerst trockne Jahreszeit und unge-
achtet der orientalischen endlosen Ver-
wicklungen i
mer vortrefflich ist, wie
wir es auf das Innigste wünschen.
Das Befinden des Fräuleins, welches Ihnen
für Ihre so herzliche Theilnahme unend-
lich erkenntlich ist, ist, Gott sei Dank, ge-
nug gut und zufriedenstellend: und die
Wassercur hat daher bis jetzt einen
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guten Erfolg gehabt, und es steht zu hof-
fen daß der weitere Gebrauch des Mi-
neralwassers dessen Gesundheitszustand
zu dem gewünschten Ziele führen wird.
Aber meine jüngere Tochter, die Mathil-
de, hat eine ernste und gefährliche Kran-
keit überstanden. Sie hatte nämlich eine
Art Lungenentzündung gehabt, welche, wie
gesagt, sehr drohend gewesen war und
nur durch die eiligsten und energi-
sche Mittel in ihren weiteren Fort-
schritten gehindert und entfernt wer-
den konnte. Sie können unmöglich
begreifen in welchem Ku
mer und
in welchen schmerzlichen Sorgen ich
mich befunden habe. Dem Hi
mel
sei es tausendmal gedankt, nun befin-
det sich meine Tochter auf dem Wege
der gänzlichen Besserung; allein sie
erheischt alle Vorsichten damit sie kei-
nen Rückfall, der noch gefährlicher
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wäre, mache. Theils wegen der Beendigung
der unterno
menen Wassercur des Fräuleins
theils wegen der vollko
menen Herstelllung
meiner Tochter werde ich meine Rückkehr
nach Mailand länger, als es meine Absicht
gewesen wäre, aufschieben müssen und
sie daher schwerlich vor dem Ende d. M. be-
werkstelligen können. Durchaus nicht Mai-
land sondern das Vermissen Ihrer uns
Allen hochwerthen und lieben Person ist
es was uns diese verspättete Rück-
kunft fühlbar und bedauerlich macht.
Wir hoffen jedoch ganz zuverläßlich
einen wucherschen Ersatz dafür in
Salzburg haben zu werden. Wir be-
schäftigen uns in der That in Gesprächen
mit der in jeder Hinsicht erfreuliche-
ren zukünftigen Existenz in jener
unter allen Beziehungen angenehmen
Stadt und Gegend.
Genehmigen, werthester Freund, die herz-
lichsten Eri
nerungen des Fräulein und
meiner Töchter und die erneuerten
Versicherungen aller meiner Hochachtung
und Freundschaft womit ich bin
Brescia 8 Juli 1853 Ihr ergebenster Diener Joh.
Finetti
An Ihren Joseph samt Peppa bitte ich unsere Grüsse.
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All Pregiatissimo Signore
Il Sig.e Carlo Mozart
Milano
Strada della Cavalchina
No 1419
BRESCIA
8⁄7