[S. 1]


No 64
Verehrtester Freund
Ich habe Ihren lieben Brief vom 30.
ten v. M.
richtig erhalten und aus demselben die
freudenvolle Gewißheit Ihres erwünschten
Wohlseyns erlangt, was mir auch der H
ς Taux
nach einem kürzlich von Ihnen erhaltenen
Schreiben bestättigte. Unser Aller Befinden
ist ebenfalls, Gott sei gedank, gut: Das Fräu-
lein und auch meine jüngere Tochter haben
sich recht wohl erhohlt, was zu meiner beson-
deren Zufriedenheit gereicht und mich
im-
mer mehr von der gesunden heilvollen
Luft von Salzburg überzeugt: in der That
hier sieht man nur gesunde und kräftige
Leute, weshalb sich auch i
mer mehr diese
Bevölkerung vermehrt. Wir haben bisjetzt
die schönste und auch eine milde Witterung
gehabt: erst gestern fing an zu scheinen; al-
lein heute haben wir wieder das schönste
Wetter und dabei doch keine besondere Kälte
Für die nächstko
menden Weihnachsfeiertage
bin ich so frei gewesen Ihnen 6 Salzburger-
[S. 2]


zungen zu schicken welche Sie bei der Mai-
länder-
Dogana abholen zu lassen gefällig seyn
wollen: ich wünsche daß dieselben Ihnen schme-
cken mögen. Bei dieser Gelegenheit sende ich
Ihnen auch unsere aufrichtigsten und herzlich-
sten Wünsche für Ihr Wohl und für Gesund-
heit und langes Leben und wir bitten Sie
uns auch in dem neuen und in den folgen-
den Jahren Ihre hochgeschätzte und theuere
Freundschaft erhalten zu wollen.
Sie werden Sich vielleicht wundern daß ich
Ihnen bis jetzt keine Erwähnung vom D.
r
Hillebrand gemacht habe. Ich muß es Ihnen
gestehen daß ich Ihren Empfehlungsbrief nicht
abgegeben habe aus Gründen, welche Ihnen
noch unbekannt sind und welche ich Ihnen bei
unserem sehnlichst erwarteten Wiedersehen
mündlich mittheilen und Sie gewiß nicht
mißbilligen werden.
Mit dem neuen Jahre werde ich auch Mit-
glied des Mozarteums werden, und so, ob-
wohl nur schwach, meine Bewunderung für
Ihren weltberühmten H: Vater und meine
innige Freundschaft für Sie zu beurkunden.
[S. 3]


Dieses Institut, welches seinen Gründern
und überhaupt der Stadt Salzburg Ehre und
Glanz verleiht, ist zwar gegenwärtig nicht in
dem Flore den es verdienen würde; jedoch
aber auch nicht dem gänzlichen Verfalle nahe
wie
Sie es glauben könnte. Der H:
Taux bleibt
hier, und so wird dem Mozarteum die
bedeutenste Stütze erhalten. Freilich Ihre
Gegenwart würde ganz besonders zu dessen
Emporko
men und zu dessen Aufblühen
beitragen; und die lieben Salzburg[er]
und wir insbesonders geben uns ga[nz]
der Hoffnung, Sie bald hier zu haben hin.
Von Ihnen also hängt ab eine so schöne Hof-
fnung zu realisiren und zugleich auch
Ihnen selbst eine angenehmere Existenz
als in Mailand zu verschaffen.
Das liebe Fräulein und meine Kinder
empfehlen sich Ihnen auf das Herzlichste;
ich aber verbleibe mit der ausgezeichnesten
Hochachtung und mit vielen Grüssen an
Giuseppe, Peppa und Teresa
Ihr unwandelbarer ergebenster
Freund u. Diener
Salzburg 19
ten Dez. Johann
Finetti
1853.
Ich bitte um Nachsicht für meine schlechte Schrift
[S. 4]


All Pregiatis.o Signore
Il Sig Carlo Mozart
Milano
Strada della Cavalchina
No 1419
SALZBURG
19 [... (unleserlich)]
BAHNHOF
21
12
[... (unleserlich)]
MILANO
24⁄12