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No 63
Verehrtester Freund.
Nach vorläufiger Anzeige daß ich zur richtigen
Zeit Ihr schätzbares liebes Schreiben vom
23
ten vorigen Monats erhalten habe, ist es
mir nun angenehm, Ihnen meine Nach-
richten zu ertheilen. Das Befinden mei-
ner Angehörigen ist, Gott sei gedankt, gut,
und unsere Zufriedenheit über den gegen-
wärtigen Aufenthalt, nicht nur in der Be-
ziehung der guten Luft und des wenigstens
bisjetzt sehr freundlichen und milden Wetters
sondern auch wegen der Annehmlichkeit
der Stadt und ihrer bezaubernden Umge-
bungen, gewinnt i
mer mehr an Bestand:
sie wäre wahrhaft eine vollko
mene, wenn
wir nicht Ihre, uns hoch theuere Person
vermissen
müßte, welches Betrübniß je-
doch uns erleichtert und vermindert wird
von der süßen Hoffnung, der wir unser
ganzes Herz aufschlüssen, Sie bald wieder
zu sehen und bei uns zu haben. Indeß freu-
en wir uns auch daß Ihre Gesundheit gut
ist, welche Freude der gütige Hi
mel Ihnen
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und uns auch fernerhin bewahren möge.
Ihren Anfragen in dem obgewähnten Briefe
nachko
mend, melde ich Ihnen daß sowohl die
Kanarienvögel als auch die Kamelie wohl er-
halten mit uns nach Salzburg angeko
men
sind; jedoch muß ich Ihnen eingestehen
daß sie uns nicht wenige Ungelegenheiten
verursacht haben.
Der H
ς. Taux, wie Sie vielleicht schon vernom-
men haben werden, hat eine Stelle in Bres-
lau erhalten, aber vor dem Frühjahre, wird
er nicht dahin abgehen. Allgemein wird hier
dessen Verlust bedauert, und das Mozarteum
welches ohnehin leider nicht in dem besten
Aufschwunge ist, verliert an ihm vielleicht
seine einzige und letzte Stütze, der be-
vorstehende Abgang also des Obgena
nten und
seine vielseitigen Beschäftigungen und Ob-
liegenheiten, welche bereits seine ganze Zeit
in Anspruch nehmen, sind die Ursachen daß
er den Unterricht meiner Kinder im
Klavier nicht übernehmen konnte. Er schlug
mir jedoch einen gewißen H
ς: Schlier
vor, welcher auch bereits jenen Unterricht
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begonnen hat. Derselbe sagte mir daß er Ihre
werthe Person schon kenne und trug mir auf
Ihnen seine ausgezeichnesten Empfehlungen
auszurichten, wessen Auftrages ich mich hiemit
freudigst entledige. Zu Ihrer und meiner
innigen Freude muß ich Ihnen auch sagen
daß der H
ς: Schlier mit dem Spielen meiner
Kinder sehr zufrieden war, als er sie zum ersten
Male spielen ließ, was ganz Ihr Verdienst ist.
Ich bedauere es wirklich daß Sie Ihren
Unterricht nicht fortsetzen können;
doch, was jetzt nicht ist, kann noch wer-
den: ich wenigstens schmeichle mir
i
mer mit einer solchen Hoffnung. Ich muß
Ihnen noch etwas mittheilen, was am besten mei-
ne Zufriedenheit mit meinem jetztigen
Aufenthalt beurkundet. Ich habe nämlich den
sogenannten Staiger-Hof, einstens dem Fürsten
Erzbischoffe Coloredo gehörig, gleich vor dem
Mirabell thore gelegen, käuflich an mich gebracht.
Die Lage ist wunderschön, aber das Schlössel und
der Garten benöthigen sehr viele Reparaturen.
Ich bitte Joseph, Peppa und auch die Therese, un-
sere ehemalige Köchin, wenn Sie sie sehen sollten,
unserseits herzlich zu grüssen
Mit der ausgezeichnesten Hochachtung und mit
Allem erdenklichen Herzlichen von Seite des Fräu-
leins und meiner Kinder und mit der angenehmen
Erwartung eines recht baldigen Briefes von Ihnen beehre ich mich
zu verbleiben Ihr ergebenster Freund u Diener
Salzburg 17 Nov.r 1853 Joh. Finetti
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Al Pregiatiso Signore
Il Sig.r Carlo Mozart
Milano
Strada della Cavalchina
No 1419.
SALZBURG
17 NOV.
[LAIBACH]
19⁄11
BAHNHOF
MILANO
21⁄11
Porta lettere
II Distribuze.