↗ XML
[S. 1] increment_line_height_2decrement_line_height_2
No 47

                            Döbling den 2. Juni 851.

     Lieber Freund!

Spät erfülle ich meine Pflicht, Ihnen den
Empfang der Handschuhe zu melden, wofür
Sie und die liebenswürdige Dame, welche
den Einkauf derselben besorgte, meinen und
der Schwester Dank hinnehmen mögen. Vier
Paare passen vollkommen nur 2 Paare davon
sind zu klein, was jedoch nicht schadete, indem
mein Malchen sie tragen kann. Da Ihre
Reise nach Wien zu unserer größten Freude,
unternommen wird, so möchte ich Sie, bester
Freund, nochmals mit derselben commission
plagen, indem Sie leicht in Ihrem Koffer
6 Paare werden unterbringen können, nur
bitte ich Sie Ihrer Gefälligkeit noch die
Krone aufzusetzen und mir von derselben
schwarzen, echtfärbigen Seide wovon die Handschuhe gemacht sind 1 Loth oder besser
1 Unze mitzubringen, und behalte mir vor,
Ihnen die gehabten Auslagen selbst zu über=
geben. Wie freue ich mich auf unser
Wiedersehen! und wie sehr bedauert meine
Schwester, daß sie nicht das Glück wird haben
können, Sie persönlich kennen zu lernen,
da sie, durch ihr neues Verhältniß gebunden
[S. 2] increment_line_height_2decrement_line_height_2
binnen wenigen Tagen für den ganzen Somer
nach Gmunden ziehen muß. Mir fällt es
recht schwer, sie auf so lange Zeit zu missen;
daß jedoch nur auf eine solche Weise es möglich
gemacht werden kann in Jahren, zusamen wieder
einen Herd zu gründen, muß mich alles
ertragen lernen. Um diese Idee, dreht
sich unser ganzes Denken und Handeln, und
vielleicht gewährt uns Gott die Gnade, in
unserem Alter, diese Sehnsucht befriedigen
zu können. – Wir hatten den ganzen
Monath Mai hindurch furchtbar schlechtes
Wetter, Kälte und Regen auszustehen
gehabt; den Schaden, welchen die Überschwem[-]
mungen hier angerichtet haben, werden Sie
wohl aus den Zeitungen ersehen haben.
Wir waren in unserem Döbling ganz un=
gefährdet, hätten wir aber noch unseren
vorjährigen Landaufenthalte in Dornbach,
so wären wir nicht so gut weggekomen.
– Erinnern Sie sich noch des Cavaliere
v. Fellner
? Ich weiß nicht, ob ich Ihnen
seine Heirath schon mitgetheilt habe.
Er besucht uns noch immer und hat uns
auch seine Frau, mit welcher er gewiß
einen terno gemacht hat, aufgeführt. Sie
ist 19 Jahre alt, sehr wohlerzogen und
[S. 3] increment_line_height_2decrement_line_height_2
bescheiden, zwar nicht hübsch aber dafür
reich, und hat ihn aus Neigung geheirathet.
Daß sind gewiß Dinge, welche einen Mann
glücklich machen können. – Von unserer
guten Baroni kann ich Ihnen nichts sagen, indem
ich den ganzen Monath, als wir auf dem
Lande sind, nicht Zeit fand, sie zu besuchen.
Entschuldigen Sie meinen unzusammenhängenden
Brief, aber ich werde von allen Seiten
gedrängt und unterbrochen. Leben Sie
recht wohl und vollenden Sie Ihre Reise
nach Wien recht glücklich. Mit Achtung
und Freundschaft
                Ihre
                      Emilie Magoy.
[S. 4] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Al pregiatissimo Signore
Carlo Mozart.
nella I. R. contabilita
a
Milano.

[WI]EN
[... (unleserlich)]JUN.

[... (unleserlich)] 6
GIU