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Werther Freund! Ihr letztes schreiben vom 31
Juli machte mir viel sehr viel
Herzen de
n in dem ich einsehen muste wie tief Sie gekränkt,
u Nieder gebeigt
sein musten, durch das Betragen einer Persohn die Ihnen so Viel als Gattin
und als Mutter schuldig war. Allein sind Sie Ma
n, tragen Sie Ihr Schicksahl
Ihres Kindes wegen, so gut Sie ko
nen, damit Sie nicht auch noch durch allzu große Kränkung
Ihre unschuldige Tochter um ihren Vater bringen; Gott unser allmächtiger Vater
wird Sie dafür segnen, wen Sie nun Vater und Mutter Stelle zugleich bei ihr
Vertretten. – Trösten ka
n ich Sie nicht, so gerne ich auch wolte, das kan nur die
Zeit – und nun zu unsern Geschäften – Ich gab mir vielle Mühe hier in
Salzburg Ihr Buch in Verlag zu bringen, allein überall gab ma
n mir zur
Antwort: daß es schon länger als ein Jahr in allen Zeitunge Deutsch=
lands angekündigt war, und daß ma
n es dahero nicht mehr in Verlag
nehmen kö
nte 5 oder 6
Exemplare davon will die Mayerische Buchhandlung
in
Comission nehmen, wie Sie aus ihrem eigenen schreiben an mich er=
sehen werden. Mehr könte ich mit allem guten willen nicht leisten
ist dieses anerbieten Ihnen so recht? so sind Sie so gütig diese 6
Exemplare durch
Fracht Wagen an die Mayerische Buchhandlung und nicht an
mich zu schicken, indem letzteres zu theuer ko
men würde. So muste ich
für daß mir
überschicke Buch auch den Mauth bezahlen, 1
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x schweres
geld, die Mayerische Buchhandlung gab mir 1
f 39 [
x und] das nur in leichtem
geld, so habe ich gegen 22
x schaden – und nun bin ich so freu Sie an
meine Eignen Geschaften zu errinneren, aus rüksicht Ihrer trauer
[=]igen lage ließ ich Ihnen stillschweigend fast 3 ganze Monate
dahin gehen, nun aber ka
n ich auch nicht länger warten, indem
ich von allen Seiten um geld geplagt werde. Kö
nen Sie mir
vielleicht nicht alles auf einmahl schicken, so schicken Sie mir doch
so viel Sie indeßen können und sagen Sie mir wie viel Sie mir
noch schuldig bleiben, und wie, und wan Sie mich bezahlen wollen.
Schohnender kan ich ia nicht gegen Sie verfahren. Auch muß ich
nochmahls bitten, mir alle in Handen habende Manuscripten
zu überschicken. So leben Sie wohl, geben Sie recht bald antwort
Ihrer Freundin Constanze Etats=
Salzburg am 20 8ber Räthin von
Nissen gewesene Wittwe
1832 Mozart
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An
den Wohlgeborenen
Herrn Doctor von Feuerstein
in
Pirna
bei Dresden
R. 4. SALZBURG
[... (unleserlich)] OCT. 1832