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Altoetting den 10
ten März
826.
Besonders hochverehrtester Herr Jähndl!
Wieder meinen Willen, mußte ich Ihnen
dießmal etwas länger als sonst auf eine
Antwort warthen lassen; weil ich auch Herrn
Schletts Brief später erhielt, als was er ein=
treffen hätte sollen.
Um nicht viel schreiben zu dürfen, lege ich
Ihnen H
ς. Sch. Brief samt den
Thematischen
Verzeichniß beÿ. — Das
Offertorium Nro 2:
Splendente te et. ist mir ganz unbekannt; haben
Sie es in Salzburg? so bin ich so freÿ Ihnen
einmal um die Mittheilung der selben zu bitten.
So viel ich von unserm verstorbenen Kapellmeister
weiß, ist die Messe
Nro 1. welche
Moz. in München
schrieb, als er sich um die Kapellmeisterstelle bewarb.
Vermuthlich hat er auch
Nro 2 damals geschrieben,
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wenigst hat mir es vor mehrern Jahren schon
jemand versichert. – Von H
ς. Falter habe ich
noch nichts erhalten. Nun hoffe ich dürfte aber
H
ς. Schlett auch wieder gesund seÿn, und dann
zweifle ich nicht daß Herr Staatsrath auch
von H
ς Schack bald Briefe erhaltet. Was
mir zur Beförderung zugeschlossen wird,
werde ich ja nicht aufhalten.
Nun bin ich so freÿ Ihnen zu bitten, daß
Sie mir die Biographie von Herrn
Michael Haydn
kauffen, und, wenn es möglich ist auch durch
Uiberbringerin dieß senden. Da ich den Preis
davon nicht mehr weiß so lege ich eine Abschlags
[=]zahlung von 48
X bey. – Empfehlen Sie mich
Herrn Staaatsrath und dessen Frau Gemahlin
vielmals, und über geben Sie selben Herrn
Schletts Brief, damit er sieht was an der Zöger=
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ung schuld ist. – Die Feÿerlichkeit von der
Beÿsezung des Herzens des höchst sel. Königs
gieng in schönster Ordnung vorüber. Wäre
nicht schon am Vorabend schlechtes Wetter ein=
gefallen, so würden noch um mehrere tausend
Menschen, mehr dabeÿ erschienen seÿn.
Die Musiker haben beÿ den
Mozartschen
Requiem
mit viellem Fleise zusamen gearbeitet;
alles gieng auch recht gut, bis auf den Anfang
des
Tuba mirum, wo der Posaun blaser durch
falsches Tacktierung ein wenig in Verwirrung
gebracht wurde. Mit dieser Gelegenheit noch eine
Frage: I
mer erzehlt man, daß der sel.
Mozart das
Requiem nicht ganz gefertiget hätte; und
Süss=
mair selbes hätte vollenden müßen, weil ihn der
Tod früher von der Welt wegnahm. Ich meines Theils,
finde im
Benedictus wie im
Agnus, immer den
nähmlich
Mozartschen Geist; nur im
Sanctus finde ich ihn nicht
in so hohem Grade. Und da habe ich dann gedenkt, wenn
etwas wahres an dieser Erzählung seÿn sollte, so müßte
H
ς. Süssmair das
Sanctus dazu geschrieben haben. Geben
Sie gelegenheitlich einmal Nachricht hierüber Ihrem Freund
und Diener Keller.
Mein Weibchen empfiehlt sich, und wünscht so wie ich,
Ihnen einmal hier zu sehen. Könnten Sie nicht Herrn
Staatsrath von Nissen |: wenn er einmal seine Rückreise an=
tritt :| bis hieher begleitten? – Machen Sie einmal ein
Plänchen darüber.
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Sr Wohlgeborn Herrn
Anton Jähndl Chor=
regent am
franco. Nonnberg in
Salzburg.