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München den 25
ten Febr 1826
Verehrtester Herr Keller
So eben erhalte ich von der K: Musikintendanz das Verzeichniß
jener Mozardischen Kirchencompositionen, mit ihren Thema’s
welche in der hiesigen Capelle vorhanden sind. Nach einer schon
vor mehr als 30 Jahren mir gemachten Aeußerung des Kapell=
meisters Winter, war es das
Offertorium: Misericordias Domini
welches
Mozard während seines hiesigen Aufenthaltes in
den Carneval, wo sein
Idomeneo aufgeführt wurde, schrieb; vielleicht
in der Absicht, um dem damaligen Intendanten Grafen
Seeau
seine Talente für den Kirchenstÿl zu erproben. Sollte Hr: von
Nissen nähers über diese vorhandenen Compositionen zu wissen verlangen,
so müßte er sich an den Intendanz=Rath wenden unter folgender
Adreße: „Heinrich v.
Spengel, k. Oekonomierath, Ritter des Ci=
vilverdienstordens”, und mir den Brief beischließen, da ich alles
Mögliche besorgen würde.
Ich konnte Unpäßlichkeit wegen nicht ausgehen, um mir die Thema’s
auf fein Papier schreiben zu lassen, und sie so mit der Post zu überschicken.
Ich übermache sie, wie ich sie erhielt, durch den Bothen.
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Das Schreiben an Herrn
Schack werd ich sobald ich wieder
ausgehen kann, selbst überliefern.
Ist ein hiesiger Herr
Lieutenant, Keller, der sich
viel mit Musik abgeben soll, Ihr Herr Sohn? Man
glaubt es, und ich hörte es so.
Es wird mir i
mer angenehm seÿn, dem fleißigen
Herrn Ritter jene Dienste alle zu leisten, die ich zu
leisten vermag.
Wäre ich nur auch im Stande, lieber Herr Keller,
Ihnen meine Achtung und Verehrung durch irgend eine
Handlung der Ergebenheit zu bezeugen.
Die Ceremonie der Herzabgabe mag rührend
werden in Erinnerung an jenen, der es besaß, und –
doch genug!
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau.
Ich bin mit aller Achtung
Dero
Von der Lebensgeschichte ergebenster Diener
des
Mägerle habe ich noch nicht heraus=
JSchlett, Prof.
geschrieben, was ich zu meiner vorhabenden
Arbeit nöthig zu haben glaube. Im Kurzem soll es jedoch geschehen.