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Altoetting den 11
ten Jänner.
1826.
Hochzuverehrender Herr Chorregent!
Vor der Ankomft meines gegenwärtigen Briefes
müßen Sie schon durch den Neuoettinger-Boten
für Herrn Staatsrath von Nissen, die Leipz. und
Boßlersche musikal. Zeitung nebst noch 2 andern
kleinen Werken erhalten haben, welche samt
anliegenden Brief an Hochselben zu befördern
bitte. Da ich von den übrigen 8 Werken welche
Herr von Nissen noch zu haben wünscht, ich selbst
keines habe, und auch in meiner Gegend keines erfra=
gen noch beko
men konnte; so habe ich an Herrn
Musikalienhändler Falter nach München geschrieben,
ihn ersucht daß er mir durch Herrn Organist Ett,
oder durch Herr Hofprediger Hauber zu diesen Schriften
helfen möchte. Auch schrieb ich an H
ς Cum. Admistrator
Zweckstetter nach Wasserburg in eben dieser Ange=
legenheit. Beide habe ich ersucht, daß sie ihre Sen=
dung gerade Ihnen zusenden möchten. Und beiden
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habe ich auch versprochen, daß sie ihre Werke wieder
längstens binnen 4–6 Wochen zurücke erhalten.
Bitte also soviel möglich Sorge zu tragen daß mein
Versprechen erfüllt wird, damit ich meinen Kredit
nicht dabeÿ verliehre. Daß Sie etwas von diesen
beiden Seiten erhalten, daran zweifle ich nicht, denn
sie sind eben so große Verehrer von
Mozart wie ich.
Indeß könnten Sie Sich hinsichtlich der 3 Artikel welche Herr von Nissen noch zu erhalten wünscht.
a)
Mozarts Biographie in musikalischer Hinsicht Prag 1797.
b)
Mozart und
Haydn. Nachträge zu ihren Biographien Erfurt 1810.
c) Biographien aller zugleich – Zeit und Kunstgenossen
Mozarts, und dann auch noch
d)
Hässlers 6 leichte Kl. Son. 2
ter Theil im Kloster Michal-
beurn erkundigen. Herr
P. Werigand Rettensteiner
hat diese Artikel von dem verstorbenen Chorregenten
Fellacher von Lauffen gekauft; wer sie aber nach
dessen Tod erhalten, weiß ich nicht.
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Um den Wiener Theateralmanach sollten Sie Sich bey
Herrn Musik
director und Lehrer Maÿer |:ich weiß
nicht mehr besti
mt, ob an
der Mathias oder Thomaskirche:|
in Linz erkundigen. Er ist ein sehr gefälliger Mann,
und gibt sich gewiß alle mögliche Mühe dieses Werk
auf zufinden; besonders wenn er weiß zu welchem
Zwecke es gebraucht wird. — Von neuen Artikeln
habe ich ausser der Leipziger mus. Zeitung nichts; ich
muß gegenwärtig auf derleÿ Einkäuffe Verzicht thun,
weil ich Familie habe. – Wenn Sie die Sendung vom
31
October dießmal dem Boten noch nicht übergeben
haben, so dürfen Sie selbe nur in komstiger Woche
an den in meinem gestrigen Brief besti
mten Tagen zum
Modlhamerbräu hinschicken. Nehmen Sie mein vielles Ge=
schreibse nicht übel. Ich schreibe mich ungleich leichter an
Ihnen, als an Herrn Staatsrath, weil es beÿ mir
eine Seltenheit ist, an so einen Mann von Ansehen zu schreiben.
Leben Sie recht wohl, und tragen Sie ja Sorge das wir bald eine
vollständige Biogra[phie von] Herrn
Mozart erhalten. Ihr Freund
und Diener Keller
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Sr Hochedlgeborn
Herrn Anton Jähndl Chor=
regent in Kloster Nonnberg
zu
Salzburg.
Freÿ bis Gränze.
ALTOETTING.
SALZBURG
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