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No 37
den 3t Februar 1810.
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Mein lieber
Bruder!
Du foderst gewiß, keine Entschuldigung von mir, daß ich dir
so lange nicht geschrieben habe, theils, weil du weißt, daß
die Umstände, nichts weniger als günstig, für unsern Briefwechsel
waren, theils auch, weil du eben so wohl, in meiner Schuld bist.
Du siehst also, daß du mir nothwendiger Weise verzeihen
must, sonst – mache ich dir, einen fürchterlichen Prozeß da=
rüber, daß du mir meinen Brief vom 30
t März verfloßenen
Jahres

nicht beantwortet hast. also
pax nobiscum. —
Aus dem letzten Briefe meiner | und deiner | lieben
Eltern
ersehe ich, daß du von deiner
Reise nach
Rom 
, wieder nach Mailand
zurückgeko
men bist; da Sie mir aber nie von dieser
Reise
gesprochen, so erwarte ich von meinem lieben
Bruder,
daß er mir das, wie? wann? und warum? dieser Reise
mittheilen wird. –
Hς Härtel aus Leipzig, hat sich neulich
sehr, bey mir, um dich erkundigt, und ich habe ihm, wie du leicht
denken ka
nst, alles
schlechte, was ich von dir weiß, geschrie=
ben

.
Unsere
Mutter, wird dir gewiß erzählt haben, was Sie, und unser
lieber
Vater für Gefahren in
Pressburg 
ausgestanden haben –
Gott sey dank, daß Sie unbeschädigt davon geko
men sind! mir
standt der Schweiß auf der Stirne als ich Ihren Bericht
darüber las. – Ich bitte meine Empfehlung an dein
Lehrer 
,
und Herrn
Pinali.
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Lebe wohl, lieber
Bruder, schreibe mir ja recht bald |: de
n
ich weiß nichts mehr, bis du mir Stoff dazu giebst :| was
du machst, was du
componirst 
, kurz, alles von dir, wird
mir angenehm seyn. Noch einmahl lebe wohl, und vergiß
nicht deinen dich aufrichtig liebenden Bruder
Wolfgang.
Noch eine Bitte: Du hast gewiß | oder hast wenigstens Gelegenheit zu
haben :| Kleinigkeiten von
Mosaik. Kö
ntest du mir nicht, we
n
du ohnedem etwas unserer
Mutter schikst, einen einfachen
goldnen Ring, mit sehr kleiner
Mosaik schicken. Diese
Kleinheit | we
n ich mich so ausdrücken darf :| besteht nicht dari
n,
daß die
Mosaik aus sehr kleinen Steinen | we
n es seyn ka
n desto besser |
zusa
mengesetzt ist, sondern der Umkreis, muß so klein als
möglich seyn. Der Ring mag etwa auf deinen kleinen
Finger passen. Aber
Notabene es darf dich nichts kosten,
es sey de
n, daß ich dir’s bezahlen darf. Lebe wohl,
ich küsse dich vielmahl.
1810