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No 30
Mein Lieber
Karl!
Kopenhagen am 20. December

1810
Ich eille dir die Freude zu Berichten, die ich hatte, als ich die Ehre gehabt
habe, Bey der
Gräfin Schimelman, Frau des
staats Ministers und schwester
des
Baron Schubarts und gewiß deines großen göners zu sein, die
mir sagte: das ihr Bruder |: Nemlich
B: Schubart :| dies ko
mente
fruhjahr hiher komen will, und daß er den
König deswegen schon
gebethen habe. So gleich entstand die
idée bey mir, ob du nicht
vieleicht mit ihm komen köntest? und ich glaube nach allem dem
was ich von ihm, und seiner anhänglichkeit zu dir hörte, daß es dich
nicht viele Mühe kosten soll, ihn dazu zu überreden; – Ich glaube
daß wen du ihm einen recht herzlichen Brief schreibst, worin
du ihm sagst: daß wir so sehr wünschen uns nach so langen jahren
wieder einmahl zu sehen, daß er es dir nicht abschlagen wird
dein
König wird dir gewiß auch erlaubtniß geben, wen er die
gelegenheit und die ursache davon erfahrt. –
B: Schubarts Frau
kömt nicht mit, um so mehr hoffe ich und da er ohne hin wieder
zuricke gehet, so könntest du auch wieder mit ihm. – Gott gebe
daß mein plan ausgeführ wird, sonst
gebe ich auf dich in
diesem leben mehr zu sehen. so wie man sagt bring er
den
Sohn des Berühmten
Zoëga aus
Rom mit, allein dies
hindert nicht, daß du nicht auch mit komen kanst, und wer
weiß, ob es ihm nicht angenehm ist, die Söhne zwey be
[-]rühmter Männer mit zu Bringen, und were es nicht
B: S:
den ich mich nicht getrauen darf etwas zu den reiße
Kösten bey zu tragen, so wolte ich es gerne thuen. allein so
kann ich nicht – überleche alles, und versäume keine
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Zeit so geschwind wie möchlich an
Baron Schubart zu schreiben
und mir ausführlich darüber Nachricht mit zu theilen
– Nun wirst du
meinen Brief vom
auch schon haben
worinen du erfahren wirst, daß es mir hier recht gut
gehet, und daß mir das
Clima recht gut bekomt.
und daß ich noch nicht weiß was aus dir geworden ist
ist
Lichenthal noch bey dir, was macht er? spricht er
recht viel dumes zeich? – mit Nächstem wirst du von
einem
Dänem einen Besuch bekomen der dir Briefe
von mir mit Bringen wird, und ein ardiger und
geschicker junger Mann ist. – hast du lange keine Nachricht von
deinem
Bruder? – was macht dein
Pianoforte

? führt es sich
noch i
mer recht gut auf? ich glaube dies schon geschrieben zu
haben, daß mir
mein Man, von
Stein aus wien eins komen läßt
Soltest du so glücklich seyn und meinen plan in ausführung
bringen, mich zu besuchen, so kanst du mir wohl etwas
Schönes auf ein Kleit welches aber nicht gar zu theüer kömt
mit bringen, den da ich ietz bey hofe erscheinen muß
so kan ich es wohl braugen, allein es muß elegant und
nicht theüer seyn, auch kanst du mir vieleich den gewißen
stroh Hut mit bringen, solte es dich aber vieleicht wegen
der Mauth irgend wo in verlegenheit bringen
könen, so laße
alles nur
Dich nicht weg, und nun lebe wohl und liebe
mich und laße mir die Hoffnung dich dieses frujahr schon
küßen und an mein Herz trücken zu können so machst du glücklich
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deine dich zährlich liebende Mutter
Constance Nissen.
Hansen,
Horneman.
Münster und alle die dich kennen laßen
dich vielmahl grüßen. dein guter
vater aber, wünscht mit uns
und wen er etwas dazu beytragen kan wird er es gewiß
auch thuen. – ist
jageman wieder nach wien? – ist
Signor
Veluti wieder in
jtalien? hast du ihn seit her gesehen? er ist ein
liebens würdiger junger Ma
n und ein großer Künstler, schade
daß ich ihn nicht eher kenen lernte. – noch mahl lebe wohl
und schreibe mir bald.
Sie können den B. Schubart unsern
beßten Respect vermelden.
Mein lieber
Carl,
wenn das Glück so wohl will, daß Sie kommen
können, und Sie etwas für Ihre liebe gute
Mutter mitnehmen, so rathe ich, es allent-
halben auf der Mauth anzugeben, theils
um nicht wieder Regentenbefehle zu handeln,
theils auch um die glückliche Ueberbringung
zu sichern. die eigentliche Mauth wird,
dünkt mich, nur bey dem Eintritt in
Dänemark bezahlt: in den Ländern, durch
welche Sie reisen, wird nur eine kleine
Transito-abgabe seyn.
Transito-Sachen
werden gewöhnlich an den Gränzen plombirt, damit sie nicht
abusivement im Lande bleiben.
Unsere Briefe sind vom
29. Sept.,
13. Nov. und 28. Nov.

gewesen: von
letzterem ist ein
Herr Malling, Architekt, Ueberbringer, der sehr
empfehlenswerth ist. Leben Sie recht wohl! Ihr Vater
Nißen
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A Monsieur
Monsieur Mozart.
Italie. Milan.
R 4 HAMBOURG
MILO.GEN
7
1810