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No 59.
Hoftheater.


     Euer Durchlaucht

Es verlautet, daß bey den kaiς-königlen Hof-
Theatern sowohl, als bey dem privilegirten
Theater an der Wienn eine Veränderung vorge-
nommen werden wolle; Man sagt sogar, daß
der Antrag bestehe, das Kärnter Thor Theater
zu verpachten.
Zur Pachtung des Kärntner Thor Theaters er-
kläre ich mich hiemit bereitwillig.
Wäre dießes jedoch dermalen nicht der Fall,
das Gerüchte falsch und etwa eine sonstige
Abänderung oder Einrichtung im Antrage,
so glaubte ich unmasgebig, nicht ganz ohne
weesentlichen Nutzen der Theatral Kassen
beiwirken zu können, wenn man mich den-
jenigen Männern als Mitglied beizuge-
ben befände, welche die Theatral=Leitung
zeither mit der möglichsten Thätigkeit
geführet haben.
     Für den Fall der Verpachtung trage ich
für das Kärntner Thor Theater jährlich einen
Pachtschillingvon 20,000 fr an, und bedinge
mir die zum Anfange höchst nöthigen
aber noch gut brauchbaren Utensilien ein:
nämlich die drey vorderen Cortinen, die
nöthigen Decorationen und Versetz
Stücke, nebst einem Theile der ohnehin
überflüssigen Garderobe.
Dieße beym Antritt meiner Pachtung
mir zu übergebende Gegenstände,
worüber ohnehin ein Inventarium ge-
macht werden müßte, hätte ich am Ende
der Pachtung der Anzahl nach zurückzu-
stellen.
Die Nothwendigkeit dießes wesentlichen
Bedingnisses ist um so einleuchtender,
als ich im Gegentheile eine zu lange Zeit
zuwarten müßte, ehe ich die Cortine er-
öfnen könnte.
Es liegt zum Theile in meinem Plane,
mehrere von dem überflüssigen Orchestre
– als auch einige von dem Theatral Per-
sonale, die ich für mich brauchbar finde,
zu engagiren; besonders da von letzteren
manche durch Monate unthatig sind,
und der Kasse lästig fallen, von er-
steren aber viele brodlos würden.
Schikaneder, E.
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Die von mir engagirt werdende theatral-
Mitglieder würden sich nach und nach
für das Hof-Theater ausbilden, und
seiner Zeit bey dießem mit mehrerem
Vortheile zu verwenden seyn.
Die Dauerzeit meiner Pachtung müste
sich auf die Dauer desjenigen Kon-
trackts, welchen die hohe Herrschaften
von dem Freiherrn von Braun über-
nommen haben, erstrecken.
Sollte jedoch das Kärntner Thor Theater
weder gesperret noch verpachtet werden,
sondern in Hinsicht auf den ergiebigeren
Nutzen eine anderweite Einrichtung im
Antrage seyn, und man wäre geneigt,
mich nach meiner oben geäußerten Be-
reitwilligkeit zu verwenden; so sehe
ich der schleunigen hohen Entscheidung hier-
über, unter einem aber auch den ange-
messenen Bedingnissen mit der gehor-
samsten Versicherung entgegen, daß
ich mich bey allen drey Theatern wirksam
und nützlich verwenden, – nach dem mit mir
einmal abgeschlossenen Kontrackte
aber nur dann erst einen Jahre lang
durchdachten Plan Euerer Durchlaucht
und den übrigen hohen Herrschaften vor-
legen, dadurch aber einen unfehlbaren
grösseren Nutzen anschaulich machen
werde, als ein mit seinen Forderungen
übertriebener – mit dem Geiste des hie-
sigen Publikums nicht so sonderlich bekannten
Ifland |: den ich übrigens als einen grossen
Schauspieler und klassischen Dichter
vorzüglich verehre :| Jemals zu ver-
schaffen im Stande gewesen seyn würde,
Ich erlasse mich zu hohen Gnaden und
bin in tiefester Verehrung.
Wien den 2ten Jänner 1810.

     Euerer Durchlaucht
                                ganz gehorsamster
                             Emanuel Schikaneder mp note
41.
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[vacat]
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pr note den 2t Jener 810.
zur [... (unleserlich)] Durch[?]

An
Seine des hochgebohrnen Fürsten
und Herrn Nicolaus Eszterházy
von Galantha etc. etc. etc. Durchlaucht.