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No 21
                              Wien den 7 Xber 1808
Lieber Karl!

So unangenehm es mir war, deine gegengründe
zu hören, so kan ich dir doch nicht ganz unrecht
geben. allein just ietz wolte ich es haben, weil
dein Bruder nicht mehr hier ist, und Albrechs[=]
berger
und Salieri noch am leben sind.
den glaube nur nicht daß ich nicht auch für
dich überlege, und dich in gesellschaft deines
Bruders nicht haben möcht, der noch zu jung
ist, um Billig zu seyn und dies keine
gute Harmoni herforbringen könnte. –
und im übrigen würdest du ja nicht als
Meister hiher komen, dich also auch hirinen
zu benehmen wißen. – kurz ich kann dir
nicht mehr sagen, als ich dir hirüber schon
gesagt habe, und kan nicht anderst als
dirs noch mahl wieder hollen, nämlich daß ich glaube
daß es zu deinem Glücke seyn würde
ietzt hiher zu komen.
wegen asioli hast du ganz gewiß unrecht
daß er angestellt ist, ist noch kein beweiß
seyner geschicklichkeit, wir haben mehrere
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Beweiße daß Männer angestelt waren
die es nicht verdient hatten; und mir
scheint, daß du noch nicht so weit ge[=]
komen bist, ihn zu Beurtheilen, ich aber
habe es nicht nur aus seinen leeren
Partituren sonderen von Mäner die
es beurtheilen können, und wo kein
Brod Neid herscht, und selbst von
jdaliier nur gar zu oft gehört.
und bin ganz und gar vom gegen=
theil überzeicht. kurz du bist in einem
alter wo du, nicht noch 10 oder 20 jahre
probiren kanst, höchstens in ein paar jahre
muß dein schicksahl entschieden seyn.
und dies kan nur werden, wen du noch
ein paar jahren hier studirst, gefälte es
dir als dan nicht, so kan dich ja Nie=
mand hindern wieder nach jdalien zu
gehen um dein glück dort zu machen
wo du lieber bist. alle Menschen sind
meiner Meinung.
wer ist dein französcher freund, der dir so
viel gutes thut? – wie heist er sage mirs in
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deinem Nächsten Brief; und mache daß er
dir das Reiße geld nach Wienn giebt.
dein Bruder ist seit dem 22t 8ber abgereist,
Briefe habe ich von ihm von Brün Krakau und
den letzten von Lemberg. Von Bodkamien
habe ich noch keine nachricht und dies mag
wohl daher komen weil es 5 Meillen seit[=]
warz liegt, von wo aus die Posten nur
mit gelegenheit gehet. ich weiß also
noch nicht wie er bei seinem Neuen
Herren Empfangen worden ist, bis dahin
aber gieng es ihm gut und er ist gott
sey danck glücklich und gesund dort
|: in Lemberg :| angekomen.
die 2 jdaliener sind nicht wieder gekomen, es
ist ein zeichen daß es ihnen gut gehet.
Herren und Frau von Patuzzi grüße herzlich
von mir, und sage ihr daß es nicht meine
Schuld ist, daß wir uns nach der hand nicht
ofter gesehen haben, und daß ich wohl
100 mahl zu ihr gewolt habe, und aber
wie es in wien gehet imer verhindet
worten bin. komen sie den nicht mehr
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Nach wienn? was machen ihre kinder
wie viel haben sie? lebt gego und ihr
schöner Karl noch, küße sie alle für
mich. Und nun lebe wohl und schreibe
mir gleich, dazu bleibt imer eine
Viertelstunde über, und was man
gleich thut, ist gethan; der Sophie der ich
heute schreibe werde ich von dir grüßen
ich schließe mit dem wunsch daß du
mir folgen mächt und so bleibe
ich deine wie imer zahrtliche Mutter

                           Constance
info
Piastrini ist heute über Maynz nach Paris gereist, um
eine Schuld einzucassieren und bessere Geschäfte zu machen,
als ihm hier geglükt sind. Keiner der Großen, sondern nur
einige Kaufleute haben ihm zu lösen gegeben. Am Ende
Januars denkt er wieder in Mayland zu seyn, und
dann wird er Ihnen viele mündliche Grüsse von uns
überbringen. – hierin folgt die gewöhnliche Anweisung. Wenn Sie
sie nöthig haben, wollen wir sie gerne schikken. Wenn Sie sie aber nicht nöthig
haben sollten, wenigstens von Zeit zu Zeit, so melden Sie es jedes Mal; denn
bisweilen habe ich dieses Geld nicht übrig gehabt, weswegen Sie es auch oft später
erhalten haben. Viel Glük zu Ihrem neuen Unternehmen! Sie sind in den
Jahren der Urtheilskraft und der Ueberlegung was zu Ihrem wahren Beßten
dient. Ihre Mutter und ich wollen nichts als Ihr dauerndes Wohl! Wählen Sie,
Sie können besser als wir Ihren eignen bleibenden Vortheil beurtheilen. Ihr Nißen