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                 In Laudem Amadei Mozart
                      aetatis 13 annorum.
           Si rapuit silvas Orpheus, si tartara movit,
                Nunc tu corda puer surripis, astra moves.

                                               Anto Ma Meschini Veronensis.
1. Kann Wald und Hölle dort ein Orpheus bewegen,
So kannst du Wunderknab! Sinn, Herz, ia Sterne regen.
2. Beweget Orpheus die Hölle; Wälder, Bäume;
So zeigest du, o Knab! mehr Wahrheit iener Träume.
3. Des Orpheus alte Leÿr konnt’ Holz und Steine regen:
Was wird dein neuester goût, o Knabe! nicht vermögen?
4. So hoch die Thöne Kunst des Orphev ist gestiegen,
So tief muß er sich nun vor dir, o Knabe! schmiegen.
5. Daß man in dir o Knab! den Orphevs hört und sicht,
Erhellt durch Ohr und Aug und nicht mehr durch Gedicht.
6. Dort weis den Orpheus nur Griechenland zu loben,
Die ganze Kenner=Welt hat dich o Knab! erhoben.
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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7. Orphev! wenn dieser Knab auf Saiten spielt und singet;
So glaub, daß deine Leÿr noch unvollkommen klinget.
8. Laß Orphev! nicht zu hoch dein Ruhm=gethöne steigen,
Hör dieses Knaben Stimm und Klang, so wirst du schweigen.
9. Sich vor die Wunder ein, die dieser Knabe thut,
Denn Orphev! sag, ob auch seÿ deine Zither gut.
10. Lehrn Orpheus! wer itzt der Thöne Künstler seÿn,
Denn lasse dich in Streit mit unserm Knaben ein.
11. Es flösset Orpheus den Steinen Leben ein,
Wenn er dich hört o Knab! wird Orpheus zu Stein.
12. Sieht man den Zeitenlauf der beÿden Künstler an,
Ist Orpheus ein Knab, und unser Knab ein Mann.
                                  Ignatz Ant: Weiser.