1. | Kann Wald und Hölle dort ein Orpheus bewegen, So kannst du Wunderknab! Sinn, Herz, ia Sterne regen. |
2. | Beweget Orpheus die Hölle; Wälder, Bäume; So zeigest du, o Knab! mehr Wahrheit iener Träume. |
3. | Des Orpheus alte Leÿr konnt’ Holz und Steine regen: Was wird dein neuester goût, o Knabe! nicht vermögen? |
4. | So hoch die Thöne Kunst des Orphev ist gestiegen, So tief muß er sich nun vor dir, o Knabe! schmiegen. |
5. | Daß man in dir o Knab! den Orphevs hört und sicht, Erhellt durch Ohr und Aug und nicht mehr durch Gedicht. |
6. | Dort weis den Orpheus nur Griechenland zu loben, Die ganze Kenner=Welt hat dich o Knab! erhoben. |
7. | Orphev! wenn dieser Knab auf Saiten spielt und singet; So glaub, daß deine Leÿr noch unvollkommen klinget. |
8. | Laß Orphev! nicht zu hoch dein Ruhm=gethöne steigen, Hör dieses Knaben Stimm und Klang, so wirst du schweigen. |
9. | Sich vor die Wunder ein, die dieser Knabe thut, Denn Orphev! sag, ob auch seÿ deine Zither gut. |
10. | Lehrn Orpheus! wer itzt der Thöne Künstler seÿn, Denn lasse dich in Streit mit unserm Knaben ein. |
11. | Es flösset Orpheus den Steinen Leben ein, Wenn er dich hört o Knab! wird Orpheus zu Stein. |
12. | Sieht man den Zeitenlauf der beÿden Künstler an, Ist Orpheus ein Knab, und unser Knab ein Mann. |