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Der Leopoldl ist gesund!                                  Salzbς dς: 12 Octobς 1786

Heute war die Confirmation des Fürstς von Chiemsee; da er nicht lang
stehς kan, so sind die ohnnötigς Orationen ausgelassς, und nur das nothwendige
vorgenomς wordς, so zwar daß in fast einer halbς Stunde alles vorbeÿ war.
Heute habe die schriftl: Nachricht vom hς: Marchand, daß sie Sontags abends
beÿm schönstς Wetter glückl: zu Hause angelangt sind. Sie empfehlς sich alle,
und werden sich imer mit dem grösten Vergnügen der angenehmsten
Stunden erinern, die sie in euerer Gegenwart hier zugebracht
haben: nur wünschten sie, daß wir imer beysamς seÿn könten p:

mit den Medailliς hat hς: Marchand in Münchς allς freundς die grösste [Freude]
gemacht.

Bevor ich mit dem hς: Magister gesprochen, habe mich ein bischen
erkundiget, was er den für junge Leute sonst hatte; und ich
erfuhr, daß er nicht nur knaben von ansehnlichς Leuten, sondς
auch die PflegersSöhne von Werffen, – die PflegerSöhne von Mittersill,
und noch von einem hς: Pfleger, den ich vergessen habe, in seiner Erziehung
hatte. Man sagte mir aber auch, als hätte er die Zimer ab=
gegeben und nähme keine knaben mehr in kost u Zimer. Dessen
wollte nun gewis seÿn, – ich erfuhr aber, daß er nur die Abände=
rung gemacht habe, nicht mehr so viele, sondern nur 4 Knabς
anzunehmen, und daß ich bald dazu thun müsste, indem er bereits
3 angenomς habe. Ich gieng geschwind zu ihm, und ich muß bekenen,
daß ich sehr betroffen war eine so besondere Reinlichkeit zu sehen.
das Zimer der Knaben ist neben seinem Zimer beÿ offner Thüre.
jeder hat sein besonderes bette und schreibpult. das Zimer ist
gros und lang. In des hς: Magisters Zimer ist ein grosser sehr
schöner Altar, wo das Morgen und Abendgebett, der Tägliche
Rosenkranz
, und das kleine Officiς B: V: Laut von allen gebettet
wird. Die Stunden des Aufstehens und Schlafengehen und alles übrige
hat seine Ordnung, und es gefällt mir ausserordentlich, daß er
nur 4 Knabς hat, folglich ieden leichter beobachtς kan. Er ist be=
kannter massen ein sehr fromer Man, und ich fand ihn beÿ allem
dem nicht so pedantisch als ich vermuthete, sondern einen zur

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Erziehung junger Leute vollkomς aufgelegten Man, der so verschie=
dene Gattungen Kindς schon unter seinen Handen hatte.
seine Schwester ist eine freundliche alte Person, ganz auf
die Art, wie die alte Köchin Salome: und so ist auch eine
in der Küche. Er fragte mich ob dς Knab Lesen und schreibς kan,
sonst könnte er ihn nicht nehmen: und ob er auch Lateinische
Buchstabς schreibς kan. ich sagte ihm: ja! destobesser, antwortete
er mir. seÿn sie ohnbesorgt, wen er nur auch lateinisch schreibς
kan, so kan man nach u nach ihm Nomina machς lernen und ihn
occupieren, ich hatte schon öfter dergleichen p:p: die nach der Hand
so gar Præmia genomς haben p: Kurz! ich finde die ganze
Einrichtung vortrefflich; die Kostbarς Collegien sind Lumpereÿς
dagegen. Nun die Kosten!
Für Kost, Zimer, Holz, Liecht, Frühestücksuppe, Abend=
brod. die Woche 2 f 15 Xr. – das Schuelgeld ist wochentlich
6 Xr. – dan, wen er den Instructor braucht, bekomt solcher
monatlich 1 f 30 Xr. –
Die Wäsche mag er sich hier selbst waschς lassς, odς, wie es
einige gemacht habς, alle wochς durch den Bothς nach Hause bringς,
und wiedς zurük hereinbringς lassen.
hς: Magister versprach mir bis über 8 Täge die Antwort abzuwartς,
und unterdessς niemand anzunehmς, noch ein Versprechς von sich zu
geben bis ich ihm komendς Bothentag antwort bringe
. Ich hoffe
der hς: Sohn wird diese schöne Gelegenheit nicht aus Handen lassς,
da sonst in 2 u 3 Jahrς manchmal kein Platz leer wird, weil
er itzt nur 4 Knaben hält. die Wohnung ist just ober den
Zimern des hς: v Robini; man kan die gute Ordnung, die
dieser Man hält, daraus schlüssς, da er schon so erstaunlich
viele Jahre mit seinς Kostknabς den Robinischς auf dem
Kopf wohnt, ohne ihnς Verdrus u Ungelegenheit zu machς.
wen dς Wolfgς: ein Jahr einmahl wird da gewesen seÿn, wird
es ganz anders mit ihm aussehς.

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Heute war in einer dς schönstς Comoedien, die ich gesehς habe: das
Testament
. – die Zettl liegς untς in dς Schachtel, wie
auch die Knöpfe pr: 9 Xr.

Dan in einem Sackl 7 Limoni, die um 17 Xr bekomς habe.

Mich wundert nicht, daß dς kohl und Kolrabÿ schlecht gewordς,
da er so lang schon gekauft war, und so lang liegen musste,
bis ihn iemand hinausgehollt; das sagte vorher.

Die Ohrgeheng habe der Nandl zurückgegebς. sie empfehlt sich
u dankt für die Nachfrage wegς ihrem Fuss. Sie wird am
Montag Aderlassen.

der Leopoldl ist, gott Lob, wohl auf. küsst euch und
macht einς appa!

der Heinrich empfehlt sich. Neues weis ich nichts;
muß schlüssς, mir thun augς u kopf wehe, weils bald
11 uhr ist, und schläfrig bin. Morgς hohlt dς Both schon
um 7 uhr die Sachς ab. Küsse euch also von Herzς,
grüsse die Kinder und bin euer redlicher Vatter
                                                     Mozart mp
                                                                        1 f 11
Ich weis nicht wer die Comission hatte, diese Schue der
Köchin machς zu lassς: ich glaub die Tresel odς die
Nandl; es sind 45 Xr dafür bezahlt wordς.

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der Lenerl habe, wie sie hier war, ein Gebettbüchel
versprochς, unter dem Gethümel, das itzt war,
hatte nicht Zeit, daran mich zu erinern; ich lasse sie
grüssen, und ihr sagen, daß ich es nicht vergessen
habe, und sie schon eins bekomς wird, weil sie versprochen
hat fleisig darin für mich zu bethen.

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Die Nandl u Tresel empfehlς sich.

Dieser Tag hat hς: Abele einς Studentς zu mir geschick,
welcher sich als præceptor empfahl, er ist nicht mehr jung,
ist von Seekürchς, – heist Pfingstl, u hatte mir alle
Testimonia u Attestata von dς Rudiment an bis zur
Theologie p: dem Prof: Schallhamer, u P: Rector
vorgelegt. die sehr gut sprechς. – ich muß mich mehr
erkundigς. hς: Preÿman kent ihn, u hat mirs bekräftigt,
daß er den Titulς Mensæ von Seekürchς gehabt hätte, wen
man noch auf Titl weÿchte: u da dieser Mensch dan beÿ
einem Concurs im Priesterhaus sich nicht gemeldet hatte, so
hat man ihm beÿm zweÿtς Concurs diese Ausstellung gemacht,
und ihn nicht mehr angenomς. Ich werde ihm mehr nachfragς:
daß er etwas Musik kan, muß daraus schlüssen, weil er viele
jahre als Singerknab zu St: Zeno war, auch Violin gekratzt
und etwas Clavier geklöpfelt hat.

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À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen

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