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Der Leopoldl ist gesund
u Lustig! Salzb
ς: dς 6
tς Sept
ς:
1786.
Da vermuthe, daß dς Both etwa schon heut, wegς dem Mariageburtstag herein
ko
mς möchte, so schreibe ein paar Zeilen, weil ebς ein bischς Zeit habe;
und zwar, daß eben nicht viel zu schreibς weis. Neues gabs seit
den paar Tägς, als durch die Lenerl geschriebς hatte, weiter nichts,
als daß wir gestern abends den kahlkopfichtς alten ehrlichς fro
mς
Priester
hς: Heiß vom Priesterhaus begrabς habς, der gewöhnlich die
halbe 11 Messe las. – daß man den Erzbischof nun, wie höre, täglich
erwartet, weil er, wies gewohnlich, keine gewisse Anzeige noch gab,
und nur i
mer mit
vielleicht die Ankunft zweifelhaft machte: doch
wird er wohl diese Woche noch eintreffς. – daß die Ei
nahme beÿ
der Liebhaber Ko
moedie
208 f für die Armen war, davon
aber der Abzug der Unköstς etwas mehr, als gewöhnlich ist, weil
2 grosse
Lustre auf dem Theater, und alle
gallerie Leuchter
mit wax beleuchtet warς. Warum aber so vieles eingegangς,
da das
volle Theater sonst nur bis
180 f einbringt ist die Ursache,
weil die
Baron Löschin von Stein, der
Vizedom von Burghausen
mit
seiner Frau und
noch andς eben hier warς, auch der
hς: Prelat
von
Ranzhofen; die vermuthlich, weils für die Armen war,
etwas mehr gabς: der
Prelat gab 3 duggattς; das weis ich gewis
vom
Cassier. – weiters muß berichtς, daß diese Lieb=
haber solchς Beyfahl hattς, daß sie
komendς Sontage wiedς spielen
werden. Sie werdς aber an dς Stelle der
Luise von Walheim
ein anderes Stück in einem Aufzug aufführς, nämlich:
der
Luft ballon, ein Lustiges Stück, das sie diese woche durch ein=
studieren.
Es regnet halt im Namen Gottes i
mer richtig alle Tage, und
eben heut itzt zwischen 11 und 12 uhr Mittags macht es einς
kräftigς Regenguß, und alles ist platt, wie ein Landregς über=
zogen. – wir haben also wenigst die schönste Hofnung zu einem
guten Herbstwetter.
Freytag den 8tς
Heut hattς wir, Gott Lob, den schönstς Tag. Um halbe 3 uhr kam dς Both mit dem
Brief und Buch. Ich war mit dem Heinrich, den Schittenhofischς
u Wein=
rotherischς bis nach 6 uhr im Mirabellgartς, wo alles voll Menschς war
und nach
u nach alle Noblesse ka
m um den Erzbischof zu erwarten,
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1881
[S. 2]
weil um halbe 12 uhr Mittags ein
Currier die Nachricht brachte, daß er heute abends
gewis eintreffς werde. Nun ists halbe 8 uhr, er ist aber noch nicht da,
ich müsste es hörς,
da er im Mirabell absteigt, folglich beÿ der
hl. Dreÿfaltigkeit vorbeÿ fahrς muß. er ko
mt aber, ich weis nicht, von einem
ort her, wie es heist, das noch einige Stunde ausser Altenötting gegς
Landshut hin liegt. Nun bleibt er im Mirabel, bis er untersucht hat,
ob in dς Residenz alles ausgedrocknet ist, was gebauet wordς.
Was du mir vom Zahlmeister sagst, sagte mir auch die Fr:
Controlorin.
Vom Zahlmeister sollte es mich wirkl: sehr wundς, we
n er dem h
ς: von
Erlach etwas sollte vorgelogς habς, indem er sonst ein sehr wahrhafter
redlicher Ma
n ist, wenigst, so viel wir ihn ke
nen. Es ist wirkl: beÿ der
Qualbert Dowrabain ein Stubenmädl im Zi
mer und
Praxi, die er
für seine zukünftige Frau bereits aufgeno
mς hat.
Von dem Bothς habe verno
mς, daß der Viehmarkt, we
n nicht irre, den
27
tς in St. Gilgς seÿn wird, – da ich nun weis, daß der h
ς: Sohn da muß
gegenwärtig seÿn, so habe das Vertrauς, daß dieses wegς der Herein=
kunft der Na
nerl zur Firmung kein Hinderniß machς wird, weil
die Freul: von
Robini mir selbst sagte, daß sie sich desswegς in Villach
u
Gratz nicht länger aufhaltς sondς antragς werdς, ganz gewis hier
zu seÿn. Ihr würdet also eine schlechte Figur machς, we
n die freul:
von
Robini vergebens nach Hauß geeilt hätte. – Mein ohnmasgeb=
licher Rath wäre, der h
ς: Sohn schickte seine Frau mit der Na
nerl
den Tag vor der Firmung herein; und käme da
n, den Tag nach
dem Viehmarkt nach Salzb
ς, um selbe,
NB nach einer Pause, abzuhohlς.
das Gefärth könnte ja doch nicht 3 Personς zugleich hereinführς. Es ist
also gleichviel. Sollte aber dς h
ς: Sohn die Na
nerl gleich wiedς zu Hause habς
wollς, so ka
n sie, we
ns seÿn muß, nach dς Firmung mit dem Gefärth
wieder hinausfahren, und will sie nicht allein fahrς, so will ich sie begleitς,
u den h
ς: Sohn abhohlς. Ende des Monats ko
mt h
ς: Marchand mit seiner
Tochter u dem
Daniel seinem jüngern Sohn der unvergleichlich
Violoncell
spielt: und unterdessς wird wiedς ein neues
Fortepiano fertig, welches zu
uns in den Saal gestellt wird, weils dem
Marchand gehört. Es wird also
nichts als Musik abgebς, da wir da
n schon 5 Personς beständig zur Musik
zu Hauß beysa
m sind, und da
n täglich, wies itzt geschieht, 3, 4,
u 5
nachmittag zu uns ko
mς. wir machtς erst gestern
u vorgestern
Sexteten
mit 2
Violini Soli,
Viola,
Violoncello u 2 Horn. Die Gretl wird sonder
Zweifel beÿ Hof singς
u ihr Brudς
Daniel auf dem Violonzell sich hörς lassς.
er spielt, daß er das Herz rührt.
Nun ist dς Erzbς: etwas nach 8 uhr gekomς.
ich küsse euch von Herzς, Grüsse die kindς
u bin ewig euer redlicher Vatter
Mozart
mp
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Heut den 9tς, dς schönste Tag. der Leopoldl ist gesund. Der Heinrich hat unter dieser Zeit rechtschaffς
exer=
ciert, um beÿ der Ankunft seines Vatters
u Geschwistert nicht zu Schandς zu stehς. er empfehlt sich,
u freuet sich auf eure
ankunft. Er hat vorgestern Nachts der
Oberbereuter Regerl eine Nachtmusik mit einem
Sextet gemacht,
u unvergleichlich
gespielt. das mehrere mündlich!
Noch besser fallts mir ein. We
n der h
ς: Sohn nach dem Viemarkt hereinfahrt,
so ka
n ja auch dort die Na
nerl wiedς mit dem leerς Gefärth zurükfahrς.
Ich wünschte halt, daß dς h
ς: Sohn hier wäre, we
n die Marchandischς
da sind, da h
ς: Marchand in allς Briefen schreibt, daß er euch
hier gewis zu sehς hofft
u alle sich darauf freuς.
Mir scheint auch daß
eine Wirtschaft dabeÿ ist.
de
n alle 3 kö
nς sie in einem Gefärth nicht fahrς.
fahrς sie nun mit 2 Gefärth herein und wiedς
mit einandς mit 2 Gefärth hinaus, so sinds
4 Fuhrς.
Ko
mς aber die 2 Frauenzi
mer allein zur Firmung
herein so ist
1. ko
mς sie nach, abermahl 1, und
die Na
nerl geht mit zurück. da
n geht dς h
ς: Sohn
mit seiner Frau nach Hause, abermahl 1.
Also nur 3 Fuhrς.
amen! Wie man sich doch den Kopf
zerbrechς muß, um Menschς, die einandς zu sehς wünschen, mit
Vergnügς zusa
mς zu bringς. Was habς wir de
n nach unserm Todt? –
Sollen wir nicht ieden augenblik benützen uns ein gesellschaftliches Vergnügen zu machen, da wir
von andς bös=herzigen Menschen genug gequält werden? – –
DOM=
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[S. 4]
Morgen, beÿ dς ersten
Musik, wird der Marchand
ein
Concert auf dem
Fortepiano
beÿ Hofe spielen.
Schicke hier unterdessς von
mir einige Seiten zum
Clavicord
zur Noth bis ihr
hereinko
mt.
Solltet ihr mit dem lesen des 2tς Theils nicht
fertig werden, so behaltet das Buch nur,
es hat nichts zu bedeutς,
ich hab mit dem Graf Königl schon gesprochen.
Die Nandl und Tresel empfehlς sich u küssen die Hände.
À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St. Gilgen.
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