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Der Leopoldl ist gesund!                                              Salzbς dς 11 augς:
                                                                                                      1786.
Ich schreibe dieses nach einem der ausserordentlichstς Gewitter, das ich
erlebt habe. um 3 Viertl auf 4 uhr gieng ich vom Weiser weg, weil
es zu donern anfieng und ein schwerer Regen zu vermuthς ware.
ich war kaum eine Minute zu Hause, als es einς gähς Blitz that, dem
so augenblicklich der erschröcklichste donerschlag folgte als der knall
dem gesehenς Feuer von dς Zindpfane folgt, nur daß man glaubte, es
hätte ober seinem Kopfe eingeschlagς, – den augenblicklich wiedς Blitz u
Schlag, – eÿligst wiedς Blitz u Schlag, – abermahl blitz und
Schlag – – und dieses so oft, daß anfangs aus erstaunς und
Schröckς solches zu zehlς niemand einfallς konnte und man nur imer
auf ein bevorstehendes Unglück sich gefasst machte. Es gieng so
geschwind und ordentlich fort, wie man die Pöller auf dem
Mönchberg losbrennt: endlich fiel ein erstaunlicher Regen und
in weniger als einer halbς Viertlstund, war schon alles glückl:
vorbeÿ. – Nun höre ebς, daß es beÿm Feÿerlhof ohnweit
dem Arbeitshaus in das Feld geschlagς eine Heuschober zusam
gebrennt und ein grosses Loch in dς Erde ausgerissς, wo alles
Violetfarb aussieht, – dan hats auch im Azwanger Hof
in die Erde eingeschlagς. Einige wollς 18 andςe über 20 Schläge gezehlt habς.

Ich danke für das Gämswildbrett; und hς: v D'yppold
empfehlt sich beyderseits, und dankt wegς Besorgung der
Gläser, die er richtig empfangς hat. – der Brief ist mir
vom Landschaft Bauverwalter hς: Steiger geschickt wordς.

damit ichs nicht vergesse, muß alsogleich eine Neuigkeit euch schreibς,
die ihr mir vermuthlich geschriebς hättet, wen es euch bewust wäre.
näml: daß hς: Zahlmeister die Erlachische in Gmundtς Haÿrathς
wird, wen er vom Erzbς: die Erlaubniß bekomt. daß er nach
Vöckelbruk vor einiger Zeit verreiset war, hatte ich zwar gehört;
allein, so oft ich ihn sprach, sagte er mir nicht ein Wort davon.
hς: Joseph Barisani sagte mirs heut, u zwar, daß hς: v Luidl
es beÿm Barisani erzehlt hätte, daß hς: Zahlmeister bereits
also gleich die Zusage dς Eltern beÿ seinem Besuche erhaltς habe,

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daß bereits an S:e Hfl: Gnadς deswegς geschriebς wordς. Vermutlich
wird dς Erzς: die Resolution bis zu seiner Ankunft ersparς,
hς: Zahlmeister es aber ebς deßwegς noch in Petto haltς.
so bald ihn sehe, werde ihn darüber sprechς. Barisani sagte
mir auch, daß hς: Sohn dem Zahlmeister solche angerathς
hätte, dan hς: v Luidl wusste ihnς alles zu erzehlς, und
zwar mit allς Umständς.

Man möchte doch mit dem Catharin des T – – werdς.
ihr glaubt nicht wie oft ich ihn habe erinerς lassς: allein
die Schue kamς niemals zum Vorscheine. itzt versprach ers
künftige wochς gewis zu liefern, da auch ihm alle diese
abgebrachte Feÿrtage kein Knecht gearbeitet hat.
hς. Dr: Barisani hat mir sondςhtl: nebst seiner beederseitigς Em=
pfehlung, dir vielle Bewegung anzuempfehlς aufgegebς.
Ich denke wen du mit deinem Herrn zu der Licitation reisen
könntest, daß es deiner Gesundheit sehr vorträglich wäre.
die Schue werdς wohl kein Hünderniss machς, den zur Reise kanst
du die Stifel odς andςe schlechte schue anziehς, – und am Ort selbst
sieht es mit schwarzledern Schuen ohnehin Schmutzig aus, und
da kan man gefärbte saubere Schue anziehς: will man aber
eine galante Dame en Negligé machς, so sind Stifel odς Bandl=
schue das aigene dazu.

da von dς Glasträgerin gar nichts weis u höre, und doch ver=
schiedene Sachς nach und nach hinauskomς müssen, da sonst auch
für dieselbe zu viel zusamkomt; es auch mit dem Boden
sicherer ist; so schicke den Hut wohlverwart in einer Hut=
schachtl. – dan das kleine Hütl. das Regendach.
Hoffe auf morgς die kräuter zu bekomς, den am doner=
stag warς sie nicht zu habς.

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der Erzbς: wird dς 28 odς 27 nach Lauffς komς und da ein paar
Täge verbleibς, vermutlich um die Salzbς: nicht so gehe zu überfallς,
damit die Canonennς aufgeführt werdς p: p: p: Eine Comoedie
wird von den zweÿ Unterbereuter Tochtern, des Heinrichs Friseur,
dem hς: Kratzer u andςς unter direcktion des Zeitungs=
schreiber Hübner bereits einstudiert.

Ich hatte glaublich vergessς, das hς: Hofrath Gilowsky verflossnς
Sontag 8 Täge in dς halbe 12 Messe im Dom so erkrankte
daß man ihn in die Sakristeÿ bringς musste, wo er gleich
beichtete, die 2 Barisani u 2 Gilowskÿ Vatter u Sohn geholt
wurdς. man schlug ihm eine Ader, – es brach ihm ein
Apostem. Man transportierte ihn zum Barbier Gilowsky.
Ich war nun nach dς Hand 2 mahl beÿ ihm. Es geht zwar
besser, hat beständige Vesicatoriς: allein er steckt in
keiner gutς Haut.

Die Portrait sind hier von einem Studentς gemacht, und
kostet eines nicht mehr als 30 X mit allem.

Bologna reiset komendς Mitwoch nach Münchς, Heinrich
empfehlt sich u er euch beyden. – Bologna hat die Brühe
im Schüttenhofischς Hause sehr verschittet: man hat alle Vorsorge
gehabt, auch die freul: Regerl selbst, daß er sie wedς zu sehς, noch
zu sprechς bekomς hat. Er hat aber auch einς Kindischς Buben=
streich gemacht, den ein andςsmahl umständlich berichtς
werde.

Die PostSecretaire Tochter Genzlerin ist nach langwieriger krank=
heit gestorbς.

Die Sonaten, die ich vom Egedacher beÿ mir fand, habe ihm alle
schon durch eine Böthin geschickt.

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Der Orgelmacher hat das Pianoforte für den hς: LandsHauptman
nach Lintz fertig. es ist recht gut, – wird noch stehς bleibς,
damit es sich auszieht u setzt; und wen dς Erzbischof komt
kan dς Heinrich ein Concert darauf spielς, bevor es weggeschickt
wird. Nun wird er für hς: Marchand u Gr: Wolfegg 2 machς.
so bald er die Seiten bekomt, werde solche schickς.

Nun küsse euch beÿde von Herzen, grüsse die Kindς und
bin wie allzeit euer redlicher Vatter
                                                        Mozart mp

dς 12 Morgens
Ich schlief in dς Nacht um 1 uhr noch nicht, da aus dem
Schlaf gekomς war durchs schreibς. Heut in aller Frühe lief die Tresel
mit dem Brief von dς Glastragerin ins Zimer, ich konnte mich
kaum erhohlς so dum wurde ich. dem Bothς muß ich alles gebς,
was er schon gestern gehört, daß ers hinausbringς muß.
Wen er die kräuter nicht mitbringt, so bringts die Glas=
trägerin. die Sayffς u Zucker kauft ebς itzt die Tresel.

der Leopoldl ist gesund, er küsst euch alle.

            Leinduch        Mara
                            Maria

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