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Der Leopoldl ist, gottlob, gesund! Salzb
ς: dς 28
tς Julÿ
[1786]
Eben war, da ich mich ankleidete, die Glasträgerin auf eine
Erscheinung da, indem sie in einer halbς Stund wiedς fortgeht.
Sie erzehlte mir die euch abermals betroffene traurige Über=
schwe
mung. Ich hatte ihr nichts zu gebς, – auch in dem Augenblik
nicht Zeit dazu. Auch hier stand man in nicht geringer Be=
sorgniß wegς neuer Überschwe
mung und machte aller Orten,
sonderheitl: auf der Brügge die möglichstς Gegenanstaltς, die man
auf Schiffς unter dς Brügge schon, so bald das Wasser etwas fiel,
ohnausgesetzt vornahm. Seit dς Zeit, daß ich wiedς hier bin,
habς wir vortreffliches Fleisch von Hungar
ς: Oxen; – gestern sind
wieder 54 St
ς: unter die Mezger vertheilt wordς, die darüber
sehr unzufriedς sind, aber das Herz nicht habς, ein Wort darüber
zu sagς; nur ihre Weiber nehmς sich die Freÿheit mit halbς Wortς
darüber zu murmeln.
Die Fr: Azwangerin ist bereits begrabς. auch der so ge=
nanntς Hofman
Bellerl Mutter.
Gr: Hieronimus
Londron hat vor ein paar Tägς mit einer
Gräfin von Rosenberg sich auf
einem Rosenberg
ς: Gut in
Steÿrmark wirkl: vermehlt
Das gewöhnl: 40 stündige Gebett zu St: Peter hat dς h
ς: Prelat
selbst am Jacobi Tag,
als Prediger, eröfnet. da ich ihn
niemals gehört hatte, so gieng hinein, und war wirkl:
ungemein zufriedς, da er eine recht gute und in allem Be=
tracht
nützliche, iederman
begreifliche Predig mit dem
beßten Anstand,
Gelassenheit und so
klarς,
lautς,
deutlichς
Aussprache hielt, daß man auch zu hinterst beÿ dς Thüre
nicht ein Wort verlohr.
Alles war hier über die Bauern um die Statt sehr böse.
das Getraid stand in Hiflern stroh trocken da, – und am
Jacobi Tag, wo sie, wenigst nach dem Gottesdienst, vieles hättς
Nachmitag hättς einbringς kö
nς, rührte sich keine Seele, sie giengς
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in die Statt und setztς sich nach dς kürche ins Wirtshauß, um
abends besoffς nach Hause zu kehrς, die einzigς
Bruderhäusler
haben, theils mit Pferd, theils mit Händς ihrς Zehend nach=
mitag eingebracht, indem
knechte und
fexen einς Wagen
zohς
p: ich sahe es mit Augς. am Jacobi tag nachts um 10 uhr
fing es zu regnen an, und kamς solche RegenGüsse die
ganze Nacht,
u am A
natag,
u so abwechselnd bis gestern
abends, daß i
mer ein ganzer Fluß auf den Strassς war.
Einige Bauern giengς die zweÿ abgebrachtς Feyertäge wohlfartς
spaziern; vermutlich um Regς zu bittς, den sie auch bis auf die
Haut erhieltς.
Nun wünsche dir alles erdenkliches gutes und für Seel und Leib
erspriesliches zu deinem Geburtstage. Unsere Wünsche sind gut,
du ke
nst mich, solche zu erfüllen stehet allein beÿ dem lieben
Gott, den wir darum bitten müssen. We
n ich mir recht lang
noch zu leben wünsche, so geschieht es nicht wegς meinς, sondς wegς
meiner Kindς u Kindskinder. Ich habe Wahrheit und Verblendung
einzusehς gelernt, und die Erfahrung durch unzälige Beÿspiele
überzeugte mich, daß man nicht genug für die Erziehung der Jugend
sorgς ka
n, an der das ganze zeitliche und ewige Wohl
ohnwidersprechlich liegt, die wir vor Gott verantwortς müssen.
Gott erhalte dich!
Der Both hat den 3
tς Theil gebracht und die Brief.
Der
Gatti ist schon hier.
wegς dem schwarzς Hütel werde gleich nachfragς, und beÿ der
Huberna
nerl alles besorgς und nächstes schicken.
Die Gratulationς nach Münchς habe in eurem Namς ohne hin geschriebς.
auch schrieb mir h
ς: Marchand an euch ebς auch die Glückwünsche
zurük. Er schreibt auch, daß er Ende Augusts odς Anfang Septembers
mich in Salzb
ς: zu besuchς gedenke.
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[S. 3]
Daß du abermahl das monatl: unordentlich
u wenig hast ist
mir gar nicht lieb. allein wie ka
n es anders seÿn, we
n man
die vorgeschriebnς Mittl nicht ordentlich braucht? – – nach dem
wenigς Baden kam es, obgleich nicht stark, doch ordentlich.
Nun war freylich keine Witterung zum baden: itzt aber
wird doch, mit dς Hilf Gottes, eine bessere Witterung noch
ko
mς. Man muß also gleich gebrauch davon machς und täglich,
die Sontäge und gebottene Feyertäge ausgenomς, fleisig badς.
ich werde dir kräuter schickς. da du nach dem Baden ins
Bette liegen must, wie es dς
Doctor verordnet, so ist es höchst
lächerlich, odς vielmehr schädlich und unverantwortlich vom
Bette in die Luft hinaus und in die Kirche hinauf zu laufen,
und noch obendrein manchmahl beÿ offner Kirchenthüre im
Luftzug zu bleiben. der Mensch muß seine Gesundheit vor
Gott verantwortς, sonderheitlich we
n ich eine Mutter bin!
das tägliche Messhörς ist eine sehr löbliche Andacht, aber nicht
einmahl von dς Kirche, noch weniger von Gott gebotten. Ist es
etwa hi
nach besser getha
n, we
n man seine Gesundheit verwar=
loset und so krank wird, daß man auch an Sontagς und
Feÿrtagen keine Messe hörς ka
n? – – euere Bauernli
mel
werdς sich nicht ärgern: den we
n man in St: Gilgen einς
Crepitum Ventris fahrς lässt; so riecht ihn das ganze dorf
sa
mt allς
deputierten. jederman wird wissen, daß die Frau
Pflegerin ein Bad brauchς muß, und es wird nicht nötig
seyn, daß dς h
ς: Doctor dem h
ς: Vicario einς Verkindzettl
hinausschickt um solchς von der Kanzl abzulesen, odς an die
Kürchenthürn anzuschlagen. Ich hab es mit Verdruß von
den Schreibern, von den Mägden und der Amtma
nin gehört,
daß du in die Kirche gelauffς; ich gieb dirs auf dein Gewissς!
Wa
n gedenkt ihr nach Gmunten zu reisen? – –
dς 29
tς frühe. ich bin sehr böse, dς both ist schon
um 7 uhr da. Hier ist die
Uhr, eine
Kette
für h
ς: Pertl.
2 Portrait. Das schachterl must
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langsam die Sachς heraus nehmς, daß nichts zerbricht.
küsse euch von Herzς, grüsse die Kindς
u bin in
Eÿl dς alte Vatter
Mozart
mp
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