[S. 1]


Salzb
ς dς 22
tς Maÿ
Der Leopoldl ist gesund! 1786
Das letzte Rätzl ist die
Maulschelle; ich vergas es letzlich
zu schreibς. – gestern war eine hüpsche
operette, wo die
M:dme Seva ihre schwere, aus den erhabenstς verschiedenς
Passionς bestehende Rolle, vortrefflich spielte
u von jedςman
belobt wurde. am Mitwoch wird das Stück wiedςholt,
u
am Sontag wird
eine Comoedie, nebst noch einer kleinς von
einem Ackt, fürs letzte mahl, wie höre, seÿn.
Da h
ς: Obkürchner nur 13 f in seinem
Concert eingeno
mς;
und sich doch wenigst einς Überschuss von einigς
20 f
zu erleichterung seiner Rückreise gehofft hat; so hätte beÿ
einem Haare die Ehre habς könnς ihm
ein paar Carolin vor=
zustrekς, we
n ich nicht die Geschicklichkeit, wie du mich
ke
nst, gehabt hätte, diesem Vorfahl auf gute Art aus=
zuweichς, weil ihn, wie gewöhnlich, vorsahe und aus Redς
und Umstandς bemerkte.
Die sonst mit so vieler Pracht im Mirabel gehaltenς Lytaniς
sind seit der itzigς Regierung so herunter geko
mς, daß
wir itzt nur kurze, schlechte
Bierlytaniς machς, das heist,
damit die Leute nur geschwind wiedς auf die Bierbank
ko
mς,
u die Domh
ς: u Chorvikariς nicht lange beÿm Altar
knien därffς. da auch überdas kaum so viel Leute beÿ
dς Musik erscheinς, und nur die schlechtestς, – daß man nicht
einmahl etwas besseres machς könnte.
Die Landschafttäge gehς noch i
mer fort,
u, da man sagς
will, daß die zwischς dem Ritterstand und dem Erzb
ς:
entstandene Streitigkeit bereits an den Reichshofrath
gegangς, dς Erzb
ς: aber von dς Landschaft
Resolution will,
u
sie eher nicht will ausseinandς gehς lassς, so mögς sie wohl
noch lange Zeit ihre
Sessionς fortzusetzς die Ehre habς.
Das Publikum bekü
mert sich nichts darum, da dς Erzb
ς:
u das Capitl sehr freundschaftl: miteinandς sind.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


Den Brief
u die
Ente habe richtig erhaltς, – auch brachte mir
dς
Cantor den Brief, – das übrige wird er und das Nidlmädl
euch selbst erzehlς. aus deinem Brief habe die ganze Erzehlung
mit Vergnügς gelesς. – Ausser diesς 2 Personς war noch
Niemand beÿ uns. Es ist aber auch gar wohl möglich, daß man
zu uns ko
mς ka
n, und Niemand zu Hause zu findς glaubt.
we
n ich nicht zu Hause bin; – Heinrich in seinem Zi
mer ist, odς
gar dort Violin spielt; – die Tresel hintς mit dς Nandl beÿm
Kind sind: da hört man freylich Niemand, er mag leuttς oder
Klopfen. Leute, die zu uns ko
mς, wissen es schon, und
ruffen im Hof ins ehemalige Gretl= itzt Kindszi
mer
hinauf, we
ns niemand erklopfς kö
nς.
Nun muß ich heute noch den Brief schlüssen, weil morgς frühe
nicht Zeit habe, da um 8 uhr die Kreuzwochς Prozession
in No
nberg geht, wo ich Tactierς muß, und der Both unter=
dessς den Brief abhohlς wird. der Leopoldl küsst euch sa
mt
mir von Herzς, – ich grüsse die Kinder und bin ewig
euer redlicher Vatter Mozart
mp
Die Lenerl lasse ich grüssen, und schicke ihr hier einen
LiebesBrief von einem zärtlichς Liebhaber.
Der Heinrich empfehlt sich und freuet sich euch bald
zu sehς. Die Nandl
u Tresel küssen euch die
Hände.
Heute ist h
ς: Dr: Streidl gestorbς, und mit
ihm die, obwohl schwache, Hofnung, seiner
Creditorς.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 3]


[vacat]
[S. 4]


À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM