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Gestern war dς Leopoldl mit mir Salzb
ς dς 12
tς Maÿ
nachmittag im Mirabellgartς 1786.
u heut abermahl spazierς:
Den letztς April ist H
ς: Stengl abmarschiert, und
vom 3tς
Maÿ datiert ist an spizedς von ihm
u an die Mutter von
ihr ein Schreibς
ohne Ortsunterschrift angelangt. an spizedς,
weil er beÿ ihm in dς Kost war, wo er schreibt, daß das
wenige, was er hier schuldig gebliebς, so bald er an Ort u
Stelle ist, beÿ Kreuzer
u Pfe
ning werde bezahlt werdς.
beyde schriebς, daß sie wirkl:
copuliert sind.
die
de Simonische Geschichte hätte weit unglücklicher aus=
fallς kö
nς. da er sondς Zweifl 2 Weiber zusa
mgebracht
hätte.
Schikanedς wird am Sontag den
König Theodor von
Corsica eine treffliche Musik des
Paesiello, die
er vor einigς Jahrς in Wie
n gemacht hatte, aufführς.
Ob er den Winter gewis ko
mt ist desswegς noch etwas
zweifelhaft, weil er 300 f
caution leistς soll, um
gewis zu ko
mς.
dς Bischof Herberstein war am Mitwoch hier,
u
war in dς
opera.
Seit dem verflossenς Sontage war keine Musik
mehr beÿ hofe. dermahl wird auch wedς Gesellschaft
noch Musik mehr seÿn als an den Sontägς.
die Landschaft soll 30000 f mit fürstl: Verwilligung
an das Capitl bezahlς: allein der sa
mentl: Ritterstand
setzt sich dagegς, desswegς sind die Landschafts
deliberationς
noch nicht zu Ende. der Erzb
ς: hält also keine Ge=
sellschaftς, weil er keinς h
ς: Cavaglier ansehς will;
also, abermahl Krieg! Der Ritterstand fusst sich auf das Reichs=
hofraths
Decret, daß S:
e Hochf
ς: Gnadς der Landschaft nichts
aufdringς ka
n, und sie wollen sichs nicht neuerdings durch
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eine Thatsache nachsagς lassς, was damals das Do
mCapitl in einer
Schrift einflüssς ließ,
als wärς die RitterstandsGlieder beÿ
dς
Landschaft nur den Figurς gleich, die man auf dς Ofen stellt,
und nach des Fürstς Meinung einς Stoss bekomς,
um mit dem
Kopf ja odς
Nein zu sagς,
weil sie alle vom Erzbς: lebς,
und seine Gnadς suchς,
folglich alle Speichellecker sind p:
p:
ich denke aber: – – was? – – daß sie am Ende vielleicht
doch noch
ja sagς. Freÿlich sind dermal
alle vest
u einig!
NB heut habς S:
e hochfstl: Gnadς sich Adergelassς.
Heinrich, der sich euch empfehlt, hat seit
9 wochς als er hier
ist wirklich gantze
2 mahl ein Violin
Concert, und ein
einziges
Clavier Concert beÿ Hof gespielt. nämlich: den
7tς Merz spielte er das
erste Violin
Concert. am
Wahltag
das
Clavier Concert, und den 7
tς Maÿ das 2
te Violin
Concert,
just nach zweÿ Monat.
Dein Brudς schrieb mir, daß den – Eÿ! was, hier hast du den Brief.
Der
Carl soll auch, we
n mich Gott so lang lebς lässt, zu mir
ko
mς, und ich werde ihm das Geigς und viel andςe schöne
Sachς lernς. ich lasse ihn küssen.
Am Mitwoch warς wir in dς erstς
Experimental=
Physik unterhaltung, die heuer recht schön sind.
hier lese es, und schick mirs wiedς zurück.
umb 12 Uhr Nachtes
den 13tς Morgens!
der Leopoldl ist mit dς Tresel zum Bett geko
mς,
und habς mich geweckt.
Gestern war die
operaprob Nachmittag, bis abends
um halbe 6 uhr. da seit 3 tägς 4
Copistς solche
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erst in Eÿle aus der
Spart schreibς musstς, so war alles
so erstaunlich verfehlt, daß
Schickaneder,
Deiber,
Schindler,
Schmereck,
u die
Copistς gewis bis die halbe Nacht
mit
Corrigierς zu thun hattς, da auch selbst in der
Spart
genug fehler sind, wie es mit den Wiener
Copistς geht, –
um 12 uhr hörte noch i
mer etwas zusa
mgeigς
u probierς,
da
n wars wieder still und ich sahe untς
u obς alle fenster
so beleuchtet als wäre eine Hochzeit, – untς hattς die
Notenschreiber noch dupplierungς dς Violin zu machς.
Um halbe 1 uhr hörte ich noch etwas zusa
mprobierς,
da ich schlafς gieng. alle
acteurs ko
nς Violin und
Violonzell spielς. Nun muß man heut Nachmittag es
beÿ
einer ernstlichς Probe bewendς lassς, da doch 3, odς 4
Probς zu so einer
opera nötig wärς.
Das
Urianische Schloss war eine dς
erstaunlichstς Kindereÿς,
wo alles lächerliche, Hanswurstische dari
n war, was es
i
mer giebt. Katzς
u Hund Aria, Schneider
Aria,
Bärn,
der Würth |: Schickanedς :| in
ein Frauen=
zimer verkleidet. Ein
Componist mit dς Violin
unterm Arm, ein
kleiner Contradançe,
Feuersbrunst
mit gelär
m von Löschendς Leutς.
Baurς mit
dreschschlagln
u Mistgablς
p:
p: Kurz alles er=
denkliche! das erste mahl war die Losung 180 f
das zweyte mahl hingegς – – nur – – 50 f
de
n hier mag man keine Kindereÿς.
Bei
Robert u Caliste war die Ei
nahme – – „ – 75 f
305 f
Morgς wirds wiedς zi
mlich voll werdς.
die Musik beÿm
Uranischς Schloss ist gut ins Gehör, von allς
opern zusa
mgestohlς, nur ist ein Hauptfehler dari
n, das
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gar alle
Arien, das einzige SchneidςLied ausgeno
mς, 2, 3,
und auch 4erleÿ Tempo habς, folglich kein einziger
guter Gedanke ausgeführt ist. kein Mensch von dς
ganzς gesellschaft wollte den
author dς Musik wissς,
ich kannte aber gleich, daß es vom Schickanedς selbst
zusa
mgeschmirt war.
da die Limonÿς sehr theuer sind eine 3
Xr kostet, so
hab nur 6 gekauft.
Es war ein so gena
nte engl: Bereitter Gesellschaft hier
die 3 odς 4 mahl auf dς So
merreitschul
vieles, aber
nichts ausserordentliches machtς. de
n sie machtς ausser
dem Reittς, wo nur dς
Paggliaccio |: Hanswurst :| verdiente
gesehς zu werdς,
æquilibria, Gauckeleyς, dialogische
spass, wie eine halbe
Comoedie, Positurς, und ein
Frau spielte ein Stück auf dς Harfe, wozu einer
auf dem
Tamburin mit dem finger dazu dro
melte.
Nun zweifle nicht, daß ihr auf Pfingstς gewis her=
einko
mς werdet, sonst würde ich wirkl: von ganzem
Herze böse
u ungedultig. ich küsse euch von Herzς,
grüsse die Kindς und bin in dς Hofnung euch gewis
zu sehς euer redlicher Vatter
Mozart
mp
Der Leopoldl küsst euch!
die Nandl
u Tresel Küssς euch die Hände.
der Heinrich empfehlt sich
u ist erstaunlich
begierig euch bald zu sehς und zu sprechς.
die Tresel wird die Hendl kauffς
u füttern.
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