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Der Leopoldl ist gesund!                        Salzbς: dς 5 Maÿ 1786.

Ich kan ebς auch nicht vieles schreibς, da eher nicht Zeit hatte
bis heute abends. der Both brachte die Schachtl u das Geld im
Brief richtig. Schickanedς ist hier seit dem Sontage in seiner
durchreise nach Augspurg, – wird 6 odς 8 opern spielς, da
er nur die opern=Personς beÿ sich hat. am Mittwoch war die
erste u am Sontag wird eine ganz neue seÿn. Sie sangς und
spieltς recht gut. Seine Frau ist mit dς Comoediς=Gesellschaft
in Klangfurt, und komendς Herbst komt sie hieher, u er
von Augspς: folglich sind dan opern u Comoediς beysamς.
Schickanedς kam alsogleich zu mir und erboth mir u dem
Heinrich durch 2 Billets freÿes Theater. Sein Compositeur
ist hς: Deiber, dς Brudς dς berühmtς Sängerin, die itzt schon
einige Jahr von ihrς Mitteln lebt, mein sehr guter bekanter
aus Wien; ein gründlicher trefflicher Tonkünstler,
guter Componist, Organist, u Violoncellist. Gestern
nachmittag war er abermahl beÿ uns u wir machtς
einige Quadro von deinem Brudς. Md:me Seve,
eine sehr junge Wittwe, war auch da, eine Hüpsche
gute Person ohne alle Cocchetterie odς grimassen.
sie spielt die erstς Rollς in Singspielς, singt nichts ausser=
ordentliches, aber rein und gut, u hat eine ange=
nehme Stime u gute natürliche action.
Den altς Gr: Adlstan machte ein junger Mensch,
in allem Betracht, vortrefflich. kurz! alle
sangς u spieltς gut! Sie werdς also vom Sontag an
sicher noch wenigst 14 tage hier bleibς. Ihr sollt demnach
wen die Hubernanerl herein reiset, auch herein reisen.

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hς: Oberschreiber von Deissendorf war verflossnς Sontag und
Montag hier: war beyde Täge Nachmittag beÿ mir, und er gieng
Sontags mit mir nach Hof zur Musik. Er war also ebς recht
Zeug von folgendς Geschichtς: – – – da diesς Sontag
die Weiche des neuς Fürstς von Leoben vom Erzbischof selbst
im Dom verrichtet wurde, so war es sehr auffallend, daß der
Bassist hς: Stängel beym Hochamt nicht erschien. Es klärte
sich aber um Mittag schon auf, daß er auf den flügeln der
Liebe
mit dem Puderl, odς Osterlämchen, der Griesbader
Tochter Traudl eine Wonevolle Flucht genomς und seinς Schatz
in Sicherheit gebracht, da sein Bruder, ein Benedicktiner
von Kaysersheim einige 8 Täge hier war, ihm Geld gab,
4 tag vor ihm abreiste, seine und etwas von des Mädchς kleidς
mit sich fortnahm, die Gelegenheitς zum voraus bestellte, so,
daß an dem näml: Sontage das verliebte paar nur jedes
besonders morgens um 5 uhr zum Thor hinausspazierς, an
dem bestimtς Ort aufsitzς und ruhig ihrer weege fortreisen
konntς. – kein Hahn krähet darnach. actus primus!
Da hς: Desimoni sich sicher einbildete auch eine
Rolle zu spielς; so entdeckte man unglücklicher weise
daß so alles bereit ware ja schon eingepackt um mit der
Tochter dς Frau Cajetana seiner Zimerfrau ein bischς in die
Welt hinauszuschauς. Die Fr: Pflegerin von Deissendorff lockte
das Mädl mit sich zu den Ursulinern, um ihrer Schwester einς
Besuch zu machς: und, Auwehe! da musste sie bleibς, u
hς: desimoni das Haus verlassς, der itzt verzweiflungsvoll
im Bortenschlager Hauß auf dem Markt wohnt. dieses geschahe
am Samstag vor dem Consecrations Sontag. Dieser actus
2dus hat also nicht reussiert. Wie gefält es? – Mir gefällt
es recht gut! – wenigst hört man doch imer etwas neues!

Einige Tage habe den hς: HofCamerrath des Bischof v Augspς:
hς: von Zapf hier, dς meines Bruders Franz Aloysi Sohn mit

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sich nahm, den ich nicht gekannt hätte. Am Sontag gehς sie wiedς
ab. hς: von Zapf ist ein gelehrter, reiset wegς Biblioteckς
umher, – speisς imer zu St: Peter.

Die Glastragerin kam beÿm weggehς, ich gab ihr nur
geschwind das Concert mit.

Hier hat es auch jämerlich geschniς u war kalt. dan ein paar recht
schöne täge. seit gestern Abend habς wir Regen.

Die Verse für die Duscheck ließ dς Aloysi Meehofer vom
Peranzgy machς, der bewegungsgrund steht ja schon in der
erstς odς 2 Strofe, der aufwallende Busen!
sonst war aber auch nichts!

Noch weis nichts von Wien! Ceccarelli ist in Münchς;
da keine Accademien itzt sind, so hofft man eine kleine
Noblesse=Subscription für ihn zu machς.

Ram u Canabich sind einς andς Weeg nach Münchς bereits
angekomς. – also komt dςmahl niemand nach Salzbς.

Es war nur ein Cassin nach Ostern.

die Huber nanerl lasse ich grüssen u ihr sagς, daß ich wohl
sehe, daß ihr in St: Gilgς die Zeit lang wird, weil sie schon so
bald herein will, da sie doch bis gegς Christi Himelfarth
darausbleibς könnte. Ihr geliebter lasst ihr sagς, daß sie
schon länger ausbleibς darf, da er täglich Vormittag u
Nachmittag beÿ den Probς im Theater zu thun hat, weil
keine Comoediς, sondς lauter opern itzt gemacht werdς.
heut ist schon die 3te Probe von dς Sontags opera.
Er küsst ihr demüthigst die alabaster Hände, und schickt
ihr in iedes Blatterngrüebl ein Bussl. Freÿlich ists
in St Gilgς nicht lustig, bis es warm u Grün wird; allein

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auch die jungfrau Base Nandl ist dς Meinung, daß sie
länger draussς bleibς solle, da sie itzt nichts zu versäumς
hat, und unterdessς wiedς recht schönes Wetter komς wird, wo
sie dan St: Wolfgang und die heilige Glashüttς, auch
den wunderthätigς Falkenstein besuchς kan. den Teufel,
der in den See angeschmiettet fürchterlich hervorbleckt,
wird sie auch noch nicht gesehς habς. – Nun muß schlüssς,
hier ist ein liebsbriefl an hς: Sohn, dem mich
empfehle euch beÿde von Herzς küsse, die kindς Grüsse
und wie allzeit ewig bin euer redlicher Vatter
                                                        Mozart mp
dς 6 Maÿ in dς
frühe.
Der Leopoldl küsst euch alle. Die Nandl u Tresl
empfehlς sich.    Morgς wird dς Heinrich, dς sich empfehlt,
ein ViolinConcert beÿ Hofe spielς. Latouche hört ihn das erstemahl.

Die Fantasia Sonate vom Wolfgς: schicke mir herein,
wen ihr nicht bald, wie hoffe, selbst komt. ich muß sie
für den Heinrich Copierς lassς, – wen ihr herein
komt, must du alle Clavierstimς mitnehmς, wo ich
die andς Stimς herin habe von den Concertς. ich lasse die
Mägde grüssen sondςhtς: die Lenerl. – wie gesagt! die
Huber nanerl kan noch draussς bleibς, – ausgenomς ihr wollt
auch hereinkomς.

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