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Der Leopoldl befindet sich gesund
          7
      Salzbς dς 28 April
und Wohl!                                                                         1786.

Letzlich vergass zu schreibς, daß hς: Reitter zur Landausmessung
mit noch andςς abgereiset ist, die im Carntnerischς mit Österς: u
Salzbς: vorgenomς wird. iedς, wie höre, hat des tags 2 f. –

Der Orgelmacher, der vor 10 tagς abgereist ist, wird nun
schon ein paar tage zu hause seÿn.

Ich glaubte heute vieles schreibς zu könς: allein es kam ein fremdς
zu mir, näml: hς: Caravoglia ein Fagotist, dς in königl: Neapo=
litanischς dienstς ist; vorm jahr mich in Wien antraf, und wir
ein andς schon  1770 in Neapl kanntς. dieser war schon einige
jahre auf Reisen, in Engelland, Holland, u Russland. itzt geht
er nach Neapel zurük. Er hat seinς aignς grossς Wagς, seine
Frau, eine Sängerin, seiner Frau Brudς, ein 3 Jahriges kind,
u einς Bedientς beÿ sich. Izt komt er von Regenspurg, hat
2 Brief an den Erzbischof, einς an die Wallis, u einς
an die Lizow, auch einς an hς: domdechant. da am Sontag
der neue kaÿserl: Bischof zu Loiben Gr. Engl vom Erzbς:
im dom geweÿht wird, so ist Hofnung, daß dς Erzbς: den
hς: Caravoglia u seine Frau hörς wird.

Über das habe vom hς: Marchand Nachricht, daß hς: Ram mit
dem jungς Canabich den 2 odς 3 Maÿ in Salzbς: eintreffς
werde; erhielt auch schon einς Brief an den Ram vom Canabichischς
Hause, der ihm die Nachricht gebς wird, daß hς: Canabich, Md:me
Canabich
 u die Rosel Mdme Schulz nach Salzbς: komς werdς, um
hς: Ram u den jungς Cannbς: abzuhohlς u Salzb zu sehς. –
Abermahl eine verlegenheit für den Erzbς: – weil er beÿ
dς durchreise des Rams sagς ließ, er würde den jungς Canabich
beÿ seiner Rückreise hörς.

der neue Geiger Latouche hat verflossnς Sontag endlich sich
hörς lassς: Er spielte ein so leichtes Concert, daß es hς: Preÿ=
man prima Vista ebς so schön u ungezwungner gespielt hätte.
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Es war halt so, als wen ein Schüler seine Lecktion, das erste
mahl mit Zittern daher sagte. er hat erst 30 jahre, und wen
er noch 20 Jahre exerciert, so wird er wohl das Courage be=
komς, welches ihm nach der welschς ihrer Meinung einzig und
allein noch fehlt, u mit dς Hilf des liebς Gott im 50 Jahre
ein verwegener kecker Violinspieler werdς. zur Direction
der 2 Violin hat er weniger Geist als hς: Pintzer.
basta! so muß es gehς!

Der Both bringt ebς die Schachtl, ich danke dafür: – er hat auch
letzlich alles richtig gebracht. Wir hattς seit einigς tägen
imer Hofnung ein donerwetter u starkς Regς zu sehς;
es hatte imer das Ansehς; allein der Wind jagte es imer
wiedς weiter und es blieb schön, bis gestern dς 27 nachmittag,
da endlich ein starker diese ganze Nacht anhaltendς Regς
kam; der aber heute schon wiedς aussetzt. Unterdessς
wird alles sichtbar grün, und erhollt sich baum und felder.

Hier ist Lermς mit den Fleischhackern. Schon auf Ostern
musste das Fleisch um 6 Xr zahlς. Die kerzen kostς
itzt 14 Xr. der Butter 15 Xr, das Schmalz von 18 bis
20 Xr. Lungen u dςgleich sachς werdς ums doppelte Geld
eingeschriebς p p:

Die Erbschaft dς M:dme Duscheck muß sehr klein ausgefallς
seÿn; da ich weis, daß dς alte sehr unvorsichtig sein
Geld ausgeliehς, u an einem Ort 9000 f verlorς, wo
er 7 odς 8 pr Cento gezogς. das war dum! derjenige,
dς zu hohe per cento zahlt ist offenbar ein schlechter
Schuldner
.

Heute dς 28 gehet deines Bruders opera, Le Nozze di Figaro,
das erste mahl in Scena. Es wird viel seÿn, wen er
reussiert, den ich weis, daß er erstaunliche starke Cabalen
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wider sich hat. Salieri mit seinem ganzς Anhang wird wiedς
Himel u Erden wiedς in Bewegung zu bringς sich alle
Mühe gebς. hς: und M:dme Duscheck sagtς mir es schon,
daß dein Bruder eben desswegς so sehr viele Cabalen
gegen sich habe, weil er wegς seinem besondςς Talent und
Geschicklichkeit in so grossem Ansehς stehe.

M:r u M:dme Duscheck, die am Dienstag abgereist
sind, empfehlς sich und hättς sehr gewünscht dich zu sehς.

Die Gredl hat am Ostermontag das erste mahl als
Hofsängerin in der Hofaccademie u das zweÿte
Beÿm Georgi Ritterfest dς 26 alda gesungς, und den
grösstς Beyfahl erhaltς. alle Marchandischς empfehlς
sich euch beydς. Sie werdς wohl im hochsomer, odς
wen sichs thun läst, nach Salzbς: komς.

Mit dem schmuck hat hς: Marchand noch nichts machς
könnς. – ein jude, der ihn sahe, both ihm 850 f
darauf NB ohne Nadl. Er wollte mir ihn durch Md:me
Canabich
zurückschickς, – ich bath ihn aber, solchς noch
zu behaltς, bis er selbst nach Salzbς: reiset: vielleicht
könnte sich doch in Münchς etwas ergebς.

Die Silberne Coffée kane ist zu schwer im Gewicht,
sonst würde sie schon verkauft seÿn. Ich gab itzt
dem Pfeningschreiber die ganze Specifications Ab=
schrift, weil dort am ehestς Nachfrage geschieht.
überhaupts sind die gutς u schönς Stücke schwer im Gewichte: ich
hoffe doch, daß nach u nach etwas abgehς wird. Man will halt itzt
nicht recht daran, jedς der nicht muß, hält zurück.
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Morgς ist die Confirmation des Bischofs um 10 uhr im Kaysersaal.
Caravoglia u seine Frau komς nicht zum Gehör. der Erzbischof hatte
keine Entschuldigung erdenkς könς u sagte, es wäre zu warm im
Zimer
, es würdς zu viel Leute komς, er möchte eine Accademie
auf dem Rathause gebς
. – das wird er aber schwerlich thun.

Die 2 Strohütte kostet jedς 38 Xr folglich zusam 1 f 16 Xr. alles,
alles ist theurer, da hilft nichts dafür, das wird euch die Huber=
nanerl sagen. – Nun gute Nacht, ich gehe schlaffς, küsse euch beÿde
von Herzen, grüsse die Kinder u bin euer redlicher Vatter
                                                                         Mozart mp