[S. 1]
Der Leopoldl ist gesund! Salzb
ς. dς 23
tς März
1786
Gestern war abermahl die gewöhnliche
Accademie.
Marchand spielte das
Concert ex D mit der
terz minor,
das dir letzhin hi
nausgeschickt habe; da du die
Clavier=
Partÿ hast, so spielte ers aus der
Spart und Haydn
wendete ihm die blätter um,
u hatte dabeÿ das Ver=
gnügς die künstliche
Composition u Verwebung,
auch die Schwürigkeit des
Concerts einzusehς.
ich wehlte dieses
Concert, weil von den andς die
Claviersti
mς beÿ dir sind,
u von diesem die
Spart
noch in Handς habe und es also machς konnte; Vor=
mittag wurde es
probiert,
u das
Rondo 3 mahl
gemacht, bis es das
orchestre recht zusa
m traff,
weil ers zi
mlich geschwind spielte. Es warς
wieder eine Menge Menschς da. alle
Consistorialς
u Professorn dς
Universitet.
M:dme Slaucka
macht ihrς gutς Profit dabeÿ, da unter der
halbς Musik ausgeruhet wird
u alles vom erhöhetς
orchester herunter spaziert, folglich alle Leute auch
unterdessς etwas zu sich nehmς, und sich hindrängς;
es ist aber auch eine schöne, reine und noble Be=
dienung. kurz! der Kaÿser könnte gegenwär=
tig seÿn. der Erzb
ς: gieng erst nach 9 uhr weg.
Am Freytag,
morgς, ist die
Confirmation dς beÿdς
Prälatς, von
St: Peter,
u von
Baumburg.
und am Montag, am
Ruperti Tag, die
Weÿhe
in dς St: Peterskirche. der von Baumburg ist ein Franck.
Die Tresel hat
gestern frühe durch den Knecht der
Eisenniederlegerin alles hinaus geschickt.
da
n kam nachmittag unverhoft dς andςe Kerl.
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Die Hagenauerischς,
u auch so gar dς
alte Herr warς
beÿ der
Accademie, – die Haselbergerischς sind auch
allzeit da. alle empfehlς sich.
Der Both brachte mir ebς itzt deinς Brief
u dari
ne 1 f 30
X. –
ob die
chioccolate gut odς schlecht war, konnte ich nicht wissen,
weil solche nicht verkost habe. aber vermuthς ka
n ich, daß,
da alles theurer gewordς, und dς
Preis der waare bleibt,
so wird halt die waare schlechter gemacht, ich habe es längst an
der
chioccolate à 1 f 15
X bemerkt.
Ihr kö
nt versichert seÿn, daß ich längst mit dem Orgelmacher
hinausgeko
mς wäre, we
n nicht solches durch dazwischς geko
mene
unvermuthete Zufälle gehindert wordς wäre; und anfangs
auch die Witterung
u die bösen Weege gehindert hättς.
Nun war mein Antrag schon auf den 30
tς März gemacht:
allein das wird dadurch ohnmöglich
weil den 5
tς April die
opera
Orpheo vom
Gluck beÿ dς
Accademia abgesungς wird,
wozu die Büchl gedruckt werdς und wenigst 4 Probς
mit dς Musik müssς gemacht werdς, da da
n meine
u
des Orgelmachers Gegenwart ohnentbehrlich ist. über das
hat h
ς: Altman den Ital: Text aus dς
Spart heraus zu schreibς,
und
da ers in die Poesie zu setzς beÿ den
Recitativς nicht ver=
stehet, so muß ich ihm an die Hand gehς, und da
n we
ns
in die Druckereÿ ko
mt die
Correctur übernehmς. Ich muß
demnach das Hinausreisen auf den 6
tς April verschiebς, um
da
n den 8
tς wiedς hier abends längstens einzutreffς,
we
n nicht ein Regenwetter mich hindert, odς auch die
Arbeit beÿ Zurichtung der grossς Orgel nicht zu groß
ist, daß der Orgelmacher etwa ohnmöglich abko
men
ka
n, die der seel: Egedacher so sehr vernachlässiget hat.
Ihr seht wohl, daß, we
n auch ich könnte, so sind fälle da,
wo der Orgelmacher nicht abko
mς ka
n.
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[S. 3]
Das Wetter ist seit einiger Zeit auch hier i
mer schön und
warm. anfangs wars aber in und vor dς Statt sehr kothig:
allein itzt ists meistens trocken. Ich bin beÿm koth eben
so wohl, als beÿm trocknς weeg spazierς gegangς; aber nicht
so lang, als ich sonst pflegte, da seit meiner Zurückkunft
von Wie
n i
mer sehr viel zu thun hatte, odς sonst durch
Leute überlauffς und gehindert wurde.
Weder die Schattenspiel noch Marionettςspiel habe gesehς:
niemand wollte es loben. Ich würde auch nur wegς dem
Pimperl hingegangς seÿn.
Gestern wurde ich vom h
ς: Haselberger gefragt, ob es wahr
seÿe, daß h
ς: Oberschreiber Pflegs
comissarius
zu Lofer am wahltag gewordς seÿe? – ich konnte
nichts andςes antwortς, als,
daß ich kein Wort davon gehört
habe.
Nicht ein Wort! – ich wünschte, daß es wahr wäre.
Mir thut es sehr Leid, daß die Lenerl krank ist, ich wünsche
ihr eine baldige besserung. ich hab auch eine Patientin.
die alte Tresel hat so sehr das Rothlauf im Gesicht, daß
ihr der Mund verschwollς ist, und nicht einmahl eine Suppe
recht essen ka
n. und du weist wie hart es hergehet bis
sie etwas braucht und einni
mt.
Ich verstehe unter dς 2 schwarzς Hütten, die du verlangst,
2 stroh=hütte. nicht war? – –
wegς einer Hausmagd habe schon
Comissionς gegebς, unter andς
sprach mit der Fr: Waldmeisterin davon, die sich beÿderseits
empfehlt,
u beständig auf dich denkt.
h
ς: Dr: Joseph
Barisani fragt mich allzeit um dein Wohl=
ergehς: – und die
gualbert Dobrowa sagte mir auf
dem
Cassin, daß du schwanger seyest. Hofrath
Hermesischς,
Schiedenhofischς:, Hagenaur
ς:,
barisanischς:, Mölkischς, und Gott weis
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[S. 4]
wer aller, i
mer fragς und fragς und wiedς fragς, – eben so die
Grafin
Lizow, die Gr: Klözlischς, die
Baron Schafmanin
p:
Bischof in Chiemse, h
ς: Domdechant, graf
Daun, Oberst=
stallmeister
u so gar der Bischof von Lavant Schrattenbach
fragte mich gestern um dich auf dem
Cassino, weil man euch
so lange nicht gesehς hat; h
ς: D'Ippold giebt mir in
allen Gelegenheitς seine Empfehlung auf.
Gegenwärtigen gedrucktς Einschluss schickte mir dein
Bruder. Die erstς 7 Räthsel habe gleich beÿm Lesen
aufgelöset. das 8
te ist schwerer. Die
Fragmentς sind
gar
gut und
wahr: und sind wirklich wohl zu Beherzigen;
vom
ersten bis zum Letzten. das
6te ist auch zu
beherzigen.
NB die
Seufzer Alleé im 7tς ein Ort im
Reduthaus zu Wie
n das man so ne
nt. – Heute ka
ms
ins Zeitungsblat; aber für Salzburg habς wir N
o 14 durch
eine Abänderung vergoldet. – ich bitte mir das Blätl
wieder zurück zu schicken.
Schicke mir auch die
Sonaten vom Clementi herein, die
wir vom
Bullinger habς.
Der Leopoldl ist schon zu Zeitς von meinem Tisch etwas.
er küsst euch: und ich küsse ihn für euch. der Heinrich
tragt ihn oft auf dem Arm, und
Secciert ihn mit Küssς.
der Heinrich empfehlt sich und wünscht euch bald hier zu sehς.
Von den Marchandischς sind in allς Briefen Empfehlungς nach
St: Gilgen. sende 4
Limoni à 10 Xr. Küsse euch von
Herzen, grüsse die Kinder und bin wie allzeit euer redlicher
Vatter Mozart
mp
Heut den 24tς um 7 uhr morgens,
eben hat man dς
Robini Louise
das Zügenglöckl geleutet.
der Leopoldl ist wohlauf, er isset ebς eine Suppn.
dς Heinrich geht zur
Confirmation aufs
Consistoriς u ich
um halbe 9 in do
m zur
Vesper.
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[S. 5]
Ein wirklicher
Assessor Consistorii in Augsp
ς:, ein
junger geistlicher, der Sohn des h
ς: Dr Bader
in Münchς ist auf kostς des Churfürstς von Trier
hier beÿm hiesigς
Consistorio auch zu pracktizierς.
Dieser hat verflossenς Samstag im Do
m gepredigt.
die Predig dauerte eine
starke halbe Stund, und,
da die Leute hinausgiengς, lachte eins zum andς,
weil kein Mensch ein Wort verstand. Die Sti
me
würde für meinς Saal zu schwach gewesen seÿn,
u
die
gemeinς Menschς die mit offnem Munde in
der Mitte unter der kanzel stundς
u etwas
verstehς konntς, Begriffς nicht was er sagte.
Ich,
Peranzky,
u Eybeck standς beÿsa
m unter dς
kanzel, verstandς freilich alles: allein, ich sagte,
das ist für gelehrte Zuhörer eine vortreffliche
Rede, aber kein Predig, sondς ein
Scizzo odς
Entwurf um aus diesen, durch lauter Schlussätze
zusa
mgedrangtς zween Theilς, zweÿ herlich
ausgeführte Predigς zu machς: und so war es
auch. – Morgς, wills Gott, werde den Schneeh
ς:
h
ς: Rieger hörς, der vorm jahr so trefflich predigte.
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[S. 6]
und, Hilf Hi
mel! wie wirds Geläuffe angehς,
we
n dς 24
tς h
ς: Hübner predigt. der hat aber
auch eine gute Sti
me.
Daß viele Leute im
Cassino sind ist gar nichts zum
verwundς, man
abboniert sich
mit seiner ganzς
Familie für einς duggattς, folglich sind für
diese bezahlung oft von einem Hause 4, 5
und mehr Personς da. h
ς: Pr: Steinhauser ist
allzeit richtig mit 4 Personς da. Die Privat
Einlag
à 36
X ist nur für Liebhaber, die beÿ
der Thüre bezahlς, die theils ko
mς, theils wiedς
ausbleibς. – Überhaupts ist diese
Cassin=musik
sehr beliebt. Die
Patres Professores sind fleisig
allzeit da. Die meistς Kaufleute
u Rathsleute
sind
abboniert. h
ς: Hofrath Hermes ko
mt sicher
5
u 6 Personς,
u so fort
p:
DOM=
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U.
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